Henryk M. Broder / 24.11.2018 / 16:59 / 19 / Seite ausdrucken

Sollte der Breitscheidplatz umbenannt werden?

Sehen wir die Sache einmal von der positiven Seite. Deutschland ist "so sicher wie lange nicht mehr", die Kriminalität geht zurück, nur "die subjektive Angst", Opfer eines Verbrechens zu werden, sei "sei 65 Mal so hoch wie die reale Gefahr", und: „Die Bürger haben mehr Angst, obwohl sie weniger Grund dazu haben."

Sehr seltsam, dieses Auseinanderklaffen der wirklichen und der gefühlten Alltagsgefahren in diesem Land. Ich fürchte, das könnte mit den statistischen Erhebungsmethoden zu tun haben. Vergessen wir nicht, in den 80er Jahren zählte die DDR zu den zehn leistungsfähigsten Industrienationen der Welt, auch das ließ sich statistisch beweisen. Und aufgrund der Transitvisa, die für die Durchreise ausgegeben wurden, gehörte die DDR zu den beliebtesten Reisezielen in ganz Europa. Jeder Stempel ging in die Statistik ein.

Vielleicht sollte man das Pferd vom Schwanz her aufzäumen. Das subjektive Gefühl der Bedrohung führt immerhin dazu, dass mehr für die Sicherheit unternommen wird. In Berlin wird der Breitscheidplatz zu einer Hochsicherheitszone ausgebaut, in Freiburg soll es routinemäßig Razzien geben, um Verbrechen zu verhindern... sowie das Sicherheitsgefühl der Menschen zu verbessern". Auf dem Oktoberfest gibt es bereits eine „Anlaufstelle für Frauen und Mädchen", die "Opfer eines sexuellen Übergriffs" wurden. 

Es wird also was getan für die objektive und subjektive Sicherheit. Und wem haben wir das zu verdanken? Ausgerechnet jenen, denen unterstellt wird, dass sie ein Risikofaktor sind. Tatsächlich leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit. Wie unsicher wäre die Kölner Domplatte heute, wenn vor drei Jahren die Sicherheitsmängel nicht sichtbar geworden wären!

Also, Leute, hört mit dem Gemecker auf! Anis Amri sollte zum Ehrenbürger der Stadt Berlin und der Breitscheidplatz in Anis-Amri-Platz umbenannt werden. Denn nirgendwo können sich die Bürger sicherer fühlen als auf diesem Areal zu Füßen der Gedächtniskirche und mit Kentucky Fried Chicken um die Ecke.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Martin Landner / 24.11.2018

Der Trick dabei ist, Anschläge, Morde und tausende IS Anhänger im Land einfach mit “normaler” Kriminalität zu verrechnen. Während bei Amis & Europäern schon das Wort “Negerkuss” rassistisch ist, sind selbst die Drohungen, Völkermorde & Sklavenmärkte des IS aufrechter “Widerstand” gegen Orban, Trump & Co.

Holger Jahn / 24.11.2018

Wie wäre es mit “Geleitschutzplatz?”

Helmut Kogelberger / 24.11.2018

Wie wäre es mit “Platz des himmlischen Friedens”?

Eugen Müsch / 24.11.2018

Leider kann ich in diesem Fall Herrn Broder, den ich wegen seinen messerscharfen Analysen sehr schätze hier nicht folgen, oder ich habe die Ironie nicht verstanden. Den Vorschlag den Breitscheidplatz aus Dankbarkeit in Anis Amri Platz umzubenennen ist ja hoffentlich nur ironisch zu verstehen. Zwar hat es seit dem Terror Akt von Berlin keinen weiteren erfolgreichen islamistisch motivierten Anschläge in der BRD gegeben, aber denoch mehrere gescheiterte Versuche, zuletzt auf einen ICE.  Die zahllosen “Einzelfälle” die ja für die Lückenpresse nur von Lokaler Bedeutung sind, haben massiv zur Verunsicherung beigetragen. Verbrechen die es so früher in diesem Land nicht gegeben hat. Die Anschlagsgefahr wird nach wie vor als sehr hoch eingestuft.  Mag ja sein, dass die Kriminalstatistik was anderes aussagt, sie spiegelt aber nicht die reale und gefühlte Wirklichkeit wieder. Viele meiden bestimmte Viertel bei Dunkelheit, oder gehen wenn es Dunkel wird es gar nicht aus dem Haus. Das Verhalten hat sich zur Gefahrenminimierung geändert, dadurch passiert auch weniger. So zu tun als wäre wieder alles in bester Ordnung, verhamlost die Situation und weckt falsche Arglosigkeit.

Dietrich Herrmann / 24.11.2018

Und man glaubt anscheinend tatsächlich, dass Terroristen sich genau diese Plätze erneut für ihre Verbrechen ausgesucht hätten? Sehr dämlich diese Annahme. Es gibt noch tausende andere Terrorziele, die schlecht oder gar nicht gesichert sind. Oder möchte man noch jedes Stadtwäldchen, das zum Joggen benutzt wird, mit Pollern und Beton barrikadieren? Oder was ist mit den Messermorden auf offener Straße?  Das ganze ist für mich ziemlich hirnrissig gedacht und verbrennt viel Steuergeld.

Wilfried Cremer / 24.11.2018

Auch Kinder leben sicherer, z.B. seit die Schwimmbadrutschen umgemöbelt wurden zum Security-Bereich. Daniel Düsentrieb hat immer eine Lösung.

N. Müller / 24.11.2018

Ich finde es immer wieder erheiternd wie sie die angewandten Denkmuster aufgreifen und weiterführen. Danke dafür Herr Broder.

Frank Stricker / 24.11.2018

Mittlerweile glaube ich , in Deutschland wird ein riesiger Feldversuch veranstaltet , frei nach dem Motto , bis zu welchem Grad läßt sich der Durchschnittsbürger “verarschen”.  Seit der Anfrage eines FDP-Abgeordneten wissen wir ja , dass die Statistik des Bundesinnenministers Seehofer in der letzten Zeit 248 ! Änderungen erfahren hat.  Cui bono ?  Natürlich denjenigen , die so tolle Statistiken aufstellen , man wird eher vom Blitz getroffen als von einem Syrer vergewaltigt. Da müßte es allein in Freiburg aber viele Gewitter geben………..

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com