In Zeiten wie diesen, da die Tage immer kürzer und die Gesichter der Ampel-Koalitionäre immer länger werden, müssen wir für jede Heiterkeit erzeugende Nachricht dankbar sein.
Eine der besten findet sich auf Welt online, am Ende eines Artikels von Alan Posener über den „Konflikt“ zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland (ZRdJiD) und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (JGzB), der mit 8.378 Mitgliedern zweitgrößten jüdischen Gemeinde der Berliner Republik. Worum es in diesem „Konflikt" geht, spielt keine Rolle. Das Einzige, worauf es ankommt, ist: Die Kontrahenten haben sich dermaßen ineinander verkeilt, dass sie „den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, um Vermittlung“ baten.
Nun ist Felix Klein nicht nur der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben, er ist auch zuständig für „den Kampf gegen Antisemitismus". Also dazu berufen, Vorurteile gegenüber Juden (und Jüdinnen!) abzubauen, indem er u.a. immer wieder darauf hinweist, was für einen wichtigen Beitrag Juden zur deutschen Kultur geleistet haben. Er fördert auch Studien zur Geschichte des Antisemitismus und pädagogische Projekte zur Antisemitismus-Prävention.
Deswegen lag es nahe, ihn um Vermittlung zwischen dem ZRdJiD und der JGzB zu bitten, im Sinne einer proaktiven Antisemitismus-Prävention. Ein Streit zwischen zwei jüdischen Organisationen könnte den latenten Antisemitismus hinter dem Kachelofen hervorholen. So sind sie, die Juden! Kein Wunder, dass sie niemand mag, wo sie nicht mal miteinander in Frieden leben können!
Das Ganze ist eine wunderbare Posse, die mehr über das neu erblühte jüdische Leben in Deutschland sagt als alle Reden zur Woche der Brüderlichkeit zusammen. Felix Klein wird den Ruf, zwischen dem ZRdJiD und der JGzB zu vermitteln, bestimmt ablehnen. Und dann wird die Causa auf dem Tisch des Frankfurter Privatgelehrten Meron Mendel landen, der sich auf Mediation spezialisiert hat. Nicht immer erfolgreich, aber immer mit großem Getöse, zuletzt im Fall der documenta 15.
Es ist eine Geschichte, die dem Werk des Satirikers Alexander Roda Roda entsprungen sein könnte. Von ihm stammt der Satz: „Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden!"