Henryk M. Broder / 05.10.2023 / 14:00 / Foto: Bernd Schwabe / 18 / Seite ausdrucken

So könnte aus dem Antisemitismus noch was werden!

In Zeiten wie diesen, da die Tage immer kürzer und die Gesichter der Ampel-Koalitionäre immer länger werden, müssen wir für jede Heiterkeit erzeugende Nachricht dankbar sein.

Eine der besten findet sich auf Welt online, am Ende eines Artikels von Alan Posener über den „Konflikt“ zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland (ZRdJiD) und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (JGzB), der mit 8.378 Mitgliedern zweitgrößten jüdischen Gemeinde der Berliner Republik. Worum es in diesem „Konflikt" geht, spielt keine Rolle. Das Einzige, worauf es ankommt, ist: Die Kontrahenten haben sich dermaßen ineinander verkeilt, dass sie „den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, um Vermittlung“ baten.

Nun ist Felix Klein nicht nur der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben, er ist auch zuständig für „den Kampf gegen Antisemitismus". Also dazu berufen, Vorurteile gegenüber Juden (und Jüdinnen!) abzubauen, indem er u.a. immer wieder darauf hinweist, was für einen wichtigen Beitrag Juden zur deutschen Kultur geleistet haben. Er fördert auch Studien zur Geschichte des Antisemitismus und pädagogische Projekte zur Antisemitismus-Prävention. 

Deswegen lag es nahe, ihn um Vermittlung zwischen dem ZRdJiD und der JGzB zu bitten, im Sinne einer proaktiven Antisemitismus-Prävention. Ein Streit zwischen zwei jüdischen Organisationen könnte den latenten Antisemitismus hinter dem Kachelofen hervorholen. So sind sie, die Juden! Kein Wunder, dass sie niemand mag, wo sie nicht mal miteinander in Frieden leben können!

Das Ganze ist eine wunderbare Posse, die mehr über das neu erblühte jüdische Leben in Deutschland sagt als alle Reden zur Woche der Brüderlichkeit zusammen. Felix Klein wird den Ruf, zwischen dem ZRdJiD und der JGzB zu vermitteln, bestimmt ablehnen. Und dann wird die Causa auf dem Tisch des Frankfurter Privatgelehrten Meron Mendel landen, der sich auf Mediation spezialisiert hat. Nicht immer erfolgreich, aber immer mit großem Getöse, zuletzt im Fall der documenta 15.

Es ist eine Geschichte, die dem Werk des Satirikers Alexander Roda Roda entsprungen sein könnte. Von ihm stammt der Satz: „Aus dem Antisemitismus könnte schon was werden, wenn sich nur die Juden seiner annehmen würden!" 

Foto: Bernd Schwabe CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Werner Arning / 06.10.2023

Würde man jüdischen und deutsch- jüdischen Geist vor Hitler zusammengehen lassen haben, wie sie natürlicherweise hätten zusammengehen sollen, dann würde Großartiges entstanden sein. Auch heute noch sucht sich, was zusammengehört. Das müssen wir schützen und wieder Großartiges entstehen lassen.

Horst Hack / 05.10.2023

Gerade in Israel zeigt sich der Wahnsinn jeden und alles als Nazi zu verleumden! Wie können denn ernsthaft Juden in ihrer Heimat einander als solche bezeichnen? Du Sollst Nicht Falsch Zeugnis Geben…. Was ist diese bösartige Hysterie, die völlig ungehemmt andere der übelsten Verbrechen beschuldigt? Habgier als Wurzel allen Übels? Jedenfalls fern des Fundamentes der Wahrheit…..

Karl-Heinz Vonderstein / 05.10.2023

Naja, es geht wohl darum, dass man den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, darum bittet, im Streit zu vermitteln. Als wenn die das nicht selbst regeln könnten. Er muss es ja schließlich wissen als Beauftragter für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, wie man im Streit zwischen Juden vermittelt. Habe mal ne Frage: Gibt es auch einen Beauftragten der Bundesregierung für muslimisches oder buddhistisches oder für arisches Leben? Die Bitte, dass der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus, im Streit zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin vermitteln soll, erinnert mich irgendwie, ich weiß nicht warum, an die jüdischen Ghettos der Nazis im Osten. Da fragten Juden vermutlich die Nazis auch, um in einem Streit untereinander oder einem Problem, was man untereinander hatte, zu vermitteln.  

Dr. med. Jesko Matthes / 05.10.2023

Treffen sich Pinchas und Moshe auf der Oranienburger Straße. Pinchas: “Moshe, hast du gehört, der Felix Klein vermittelt jetzt zwischen uns und dem Zentralrat!” Moshe: “Nu, wenn es a Jid nicht schlichten kann…” Pinchas: “...dann wird es eben a Goj uns befehlen. So waren sie schon immer, die Deutschen.” Moshe: “Mach mir bloß keinen Zores, wir haben drum gebeten, und der Mann ist unser Antisemitismus-Beauftragter!” Pinchas: “Du sagst es.”

Thomas Szabó / 05.10.2023

Dazu fällt mir ein Witz ein: Ein jüdischer Artillerist stellt sich in der Truppe nicht besonders geschickt an. Sein vorgesetzter Wachtmeister rät ihm: “Kaufen Sie sich eine Kanone und machen Sie sich selbständig.” (Das Thema im Schulunterricht war die Geschichte des Witzes. Eine Lehrerin erzählte diesen Witz. Ich war der einzige der ihn verstand.)

Sam Lowry / 05.10.2023

Die wahren Antisemiten in Deutschland werden namentlich leider nie genannt…

Hans Bendix / 05.10.2023

Nun, “jüdischer Antisemitismus” ist zB., wenn der Jude Flavius Josephus behaupten würde, die Schuld für den judäischen Krieg der Flavier läge bei den Juden.

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