Claudio Casula / 26.06.2022 / 06:25 / Foto: Pixabay / 77 / Seite ausdrucken

So genießen Sie die Not-Zeiten!

Eine entbehrungsreiche Zeit liegt vor uns, das räumt die Politik jetzt ein. Aber sie sagt uns auch, dass in jeder Krise eine Chance steckt. Das Leben wird nicht schlechter, nur anders. 

„Es gibt zwei Arten, wie man die Not lindern, ja sie vielleicht sogar beseitigen kann: entweder indem man die Not tatsächlich beseitigt – das aber geht nicht immer, zum mindesten sofort – oder indem man das Gefühl für die Not beseitigt! Und das geht, wenn man es richtig anfängt!“

Eine Überlegung, die sich unsere politischen Verantwortlichen längst zu eigen gemacht haben. Beim Umgang mit ihren Verzichtsappellen und der Fahrt aufnehmenden Wirtschaftskrise, der Aussicht auf einen sinkenden Lebensstandard und, wer weiß, demnächst zugeteilte oder auch mal nicht vorhandene Energie spielt das psychologische Moment schließlich eine entscheidende Rolle.

Wie fängt man es denn nun richtig an? Hier ein paar Beispiele:

Das von den Grünen angestrebte „Ende des motorisierten Individualverkehrs“ (Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch) verliert seinen Schrecken, wenn dem entmotorisierten Verkehrsteilnehmer (nennen wir ihn Carlos) eingeimpft wird, welche Vorteile der Umstieg aufs Fahrrad für ihn hat: Schluss mit mörderischen Benzinpreisen! Keine nervige Parkplatzsuche mehr! Weniger Verkehrsunfälle. Mehr Fitness. Außerdem viel besser fürs Klima.

Das gilt auch und noch mehr für den Verzicht auf Flugreisen. Und die Nepalesen werden sich freuen, wenn keine Touristen mehr im Himalaya ihren Müll hinterlassen. Aber auch für den Daheimgebliebenen eröffnet der Verzicht ganz neue Möglichkeiten. So wird er seine Heimatregion besser kennenlernen, die er problemlos mit dem ÖPNV erreichen kann. Und: „Vielleicht machen ein paar Wochen, in denen man zu Fuß Europa erkundet, ja glücklicher als eine Fernreise mit all dem Stress, den der Wechsel von Zeit- und Klimazonen mit sich bringt“, wie in der „Süddeutschen Zeitung“ schon vor vier Jahren mal zu lesen war. Vor allem begeht man dann kein ökologisches Verbrechen.

Kuscheln bei Kerzenschein

Fleisch ist zu teuer? Kein Problem! Für Steak muss man zwar fast 60 Prozent mehr bezahlen (beim Discounter Lidl kostete laut „Focus" das Rumpsteak vom Rind bislang 16,99 Euro pro Kilo, jetzt 26,99 Euro), aber erstens ist der Wechsel zur vegetarischen Ernährung gut für die Tiere und zweitens ist der Verzicht auf Fleisch auch für den Konsumenten vorteilhaft, wie Ernährungsminister Cem Özdemir kürzlich ausführte: „Wer sich darauf einlässt, kann neue Vielfalt und neue Kulinarik gewinnen."

Selbst Stromausfälle sind locker zu verschmerzen. In Afrika leben mehr als 600 Millionen Menschen ohne Strom. Im Südsudan sogar über 90 Prozent der Bevölkerung. Und es geht! Sie sind trotzdem glücklich, singen und tanzen. Kalte Wohnungen, sagen Wissenschaftler, sind gut für Gesundheit und Figur: „Eigentlich wäre es gesund, wenn wir täglich vor Kälte zittern, denn dabei wird Fettgewebe abgebaut.“

Und mal ehrlich: Wäre es so schlimm, wenn man den Herd nicht anwerfen kann, weil kein Strom da ist? Rohkost ist ohnehin gesünder. Wirtschaftsminister Robert Habeck hat eben berichtet, er habe seine „Duschzeit noch mal deutlich verkürzt“ – gut fürs Zeitmanagement! Und ist es nicht viel romantischer, einen Abend bei Kerzenlicht zu verbringen statt im kaltweißen Licht fieser LED-Lampen? Fällt die Heizung aus, wird auch mehr gekuschelt. Stromausfälle bringen uns einander näher!

Es wird vielleicht ein bisschen Überzeugungsarbeit erfordern, aber irgendwann werden die Menschen das Gefühl für die Not verlieren – nichts mehr besitzen, aber glücklich sein, wie Klaus Schwab so schön sagte. 

Das Zitat zu Beginn des Textes ist übrigens 90 Jahre alt und stammt von einem Mann, der ziemlich genau wusste, wie man Menschen geschickt hinter die Fichte führt. Ein Jahr später wurde er Reichskanzler.

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Leserpost

netiquette:

Volker Kleinophorst / 26.06.2022

Energiesparen leicht gemacht: Je nach Quelle wird der Anteil von Pornografie im Netz mit 30 bis 50 % angegeben. Einsparpotentiale gigantisch. Haare färben und Kosmetik belastest die Umwelt neben den Energiekosten ohne Ende. Lieber ne grauhaarige Frau zuhause mit Auto oder besser umgekehrt? PS: Potentiale gäb es endlos. Wieso überhaupt ein Bundestag, wenn die Politik in den USA gemacht wird?

Lisa Deetz / 26.06.2022

@Herr Hanisch, sorry, aber ich finde, Herr Driesel übertreibt kein bisschen und das ist auch kein Gejammer- es ist einfach nur die Realität,  so wie ich sie auch erlebte (BJ 1948)! Natürlich ist es richtig: Wir haben nicht Hunger gelitten, wir konnten immer die Wohnungen heizen und wir konnten kochen mit Braunkohle. Meine Eltern zogen mit uns drei Kindern 1968 in ein zu einem Chemiekombinat gehörendes EFH. Heizbar waren nur die Küche, Wohnküche, das Wohnzimmer und das Badezimmer. Schlafzimmer und Kinderzimmer hatten keinen Ofen, dafür aber im Winter millimeterdicke Eisblumen an den Fenstern. Die Kohlen wurden bis in die Mitte der 60-er Jahre mit dem Pferdefuhrwerk des Kohlenhändlers gebracht (danach hatte er dann einen LKW) und mit Schwung vors Kellerfenster geschüttet! Nein, Herr Hanisch, das ist ja kein Gejammer,  nur ungeschönte Berichte aus vergangenen Zeiten. Der Vorteil für diejenigen, die diese Zeiten erlebt haben: Wir sind keine Weicheier und in gewisser Weise für die kommenden Zeiten gewappnet! ......Let’s go!! WIR schaffen das!

Hellmut Patzina / 26.06.2022

Es ist immer wieder erbauend, wenn Politiker, Experten, die in keinster Weise von den Maßnahmen betroffen sind, dem gemeinen Pöbel die Vorteile des Verzichts und des Mangels schmackhaft machen wollen. Genau diese Gestalten sind es, die schon immer ganze Völker mit Hurra in den Abgrund getrieben haben. Bis das das gemeine Volk aufwacht, wenn es das überhaupt will, liegt es im Abgrund und fragt sich immer aufs neue ” Wie konnte es soweit kommen?” Dann kommt die gleiche Bagage wieder daher und startet den Neuanfang.

Volker Kleinophorst / 26.06.2022

DAS Problem der Politik grundsätzlich: DIE Leben nicht in der Welt, die Sie für uns vorgesehen haben, lassen sich aber von uns bezahlen. PS: Was meinen Sie wie schnell sich die Politik ändern würde, wenn die Politkaste keinen Personenschutz hätten? Dieser Schutz vor uns, wird selbstredend auch von uns bezahlt.

Sam Lowry / 26.06.2022

Bis Mittwoch darf ich mir überlegen, wie ich den verbleibenden Rest von 5 Euro verwende… das kann ich mir sehr schwer schöndenken…

Rainer Irrwitz / 26.06.2022

jetzt wo es warm ist lege ich Steine vors Haus wo sie sich in der Sonne erwärmen, im Winter hol ich die dann rein und habs warm und gemütlich. Wo ist Problem?

Walter Gustav / 26.06.2022

Hardcore Verschwörungstheoretiker, trifft natürlich nicht auf mich zu, müssten doch eigentlich davon ausgehen, dass der Russland/Ukraine Konflikt von der Grünen Blase initiert wurde. Das passt doch alles wie Arsch auf Stuhl. Aber das sind natürlich nur Hirngespinste. Also denk ich, glaub ich, oder so. Bin mir aber nicht sicher, ach ich frag mal die Grünen hier vor Ort ob das so sein könnte.

Hans Kloss / 26.06.2022

Statistisch gesehen schaft ein durchschnittlicher Mann nicht länger aber auch nicht kürzer als 30 Sekunden Kuscheln. Was tut man dann sonst ? Besonders wenn jedes Wort eine sexistische, homo-, trans- islamophobe Bedrohung darstellen kann? Da lebt man in Stress, besonders da die Herstellung der Kondome auch Energie benötigt, damit die gute Stücke vor dem Einpacken getestet werden können. Die Konsequenzen sind dann Überbevölkerung. Das obwohl wir fast geschafft haben, die westliche Bumsverhalten von vorne nach hinten zu verlegen.

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