Nun ja: unsere Musikhochschulen sind voller hochmotivierter asiatischer Studenten, folglich ist es dieses Spezial-Klientel und mit ihren Familien, die man dann auch in Konzerten antrifft. Generell besuchen sehr wenige junge Leute klassische Konzerte. Das Interesse an Kunst und Kulturgeschichte wächst mit zunehmendem Alter. Unsere neuen kinderreichen Zuwanderer sehe ich eher im Zoo als bei Kulturveranstaltungen. Und die Hoffnung, dass junge Männer zwischen 17-27 sich für klösterliche Musik interessieren kann man sich getrost abschminken (selbst wenn keine hinderlichen ideologischen Gründe vorhanden wären…)
Lieber Herr Rietzschel, nicht nur beim Rheingau Musikfestival sondern bei allen kulturellen Veranstaltungen ist mir dies aufgefallen. Um es zynisch zu sagen: Über ein Kopftuchverbot bei kulturellen Veranstaltungen der klassischen Gattung muss keine Diskussion geführt werden, weil es nicht praktisch wird. Kulturelles Exil - diesen Ausdruck nehme ich mit, wobei mir dabei die musizierenden Asiaten eine helle Freude sind.
Die int. sich schon für unsere Kultur-aber nur für die vor 80 Jahren…
Als Abonnent der Berliner Philharmoniker, sowie der Staatskapelle unter Barenboim und des DSO, das einst unter Fricsay weltberühmt wurde, empfehle ich Ihnen Konzerte in der Philharmonie zu besuchen. Das Publikum ist gemischt. Von der Kopftuchträgerin bis zur weißhaarigen alten Dame deutschen „Geblüts“. Großstadt eben, nicht Rheingau. Das West Divan Orchester, von Barenboim gegründet, setzt sich aus arabischen und israelischen Musikern zusammen und wird im August in der Waldbühne Berlin gastieren. Gleichwohl, an der Kunst, an der Musik, an der Literatur, haben leider nur Wenige Interesse. Also läuft Ihre Belehrung über den Islam, der unsere Kultur bedroht, insoweit ins Leere.
Hier einige Wege aus der verweigerten Teilhabe-Misere: Ticket-Preise für die Autochthonen drastisch erhöhen und für Selbsteinlader und Globetrotter aus der Fremde auf Null absenken; dann klappt’s vielleicht mit der Durchmischung der Festivalbesucher. - Noch besser und grundlegender: solche Festivals gänzlich abschaffen, führen sie doch regelmäßig zu exkludierender Selbstüberhöhung hochbourgeois verzärtelter Hedonisten des in seiner Abgehobenheit historisch längst widerlegten Salonhumanismus. - Oder: Mehr ‚Allah-turca-Stücke‘ oder anderes schlichte Orient-Gedudele (z.B. Morisken) ins Programm! - Vielleicht sollten auch öfter mal die weltberühmten Symphonieorchester aus Mekka, Kairo, Rabat, El Alamein, Ouagadougou usf. als ‘artists in residence’ eingeladen werden.
Warum muss ich hier an das Trüppchen Naivmenschen denken, das neulich in Stuttgart für und mit Flüchtigen ein munteres Singen veranstalten wollte, und nicht ein Orientale ließ sich blicken? Dabei hätte die das nicht einmal etwas gekostet. Warum also die vom Autor beklagten Zustände? Ob es sich in syrischen Fachärztekreisen herum gesprochen hat, dass es eine deutschgeprägte Kultur gar nicht gibt? Oder, wie im Fall Eberbach, keine österreichische (wir wollen Mozart schließlich nicht anschließen). Vielleicht hat das Wetter die Menschen, die noch nicht so lange hier leben, auch eher in die Freibäder gelockt, wo der Eintritt frei ist und das gebotene Programm etwas sinnesfreudiger. Oder nimmt man dem Wolferl gar die Entführung aus dem Serail übel? Ach, es gibt noch viele Hürden zu überwinden.
danke für diesen anrührenden Beitrag! Wenn wir nicht aufhören, gegen die Dumpfbacken und Triefaugen, die uns regieren bzw. uns ohne Mandat ihre unintellektuellen Moralvorstellungen aufzuzwingen versuchen, anzuschreiben, anzureden und anzuschreien, haben wir vielleicht noch eine Chance, mit drei blauen Augen davonzukommen. Wenn nicht, dann nach uns die Sintflut. Die Sonnenflecken werden es schon richten.
Als zur Wendezeit etliche Kollegen aus der gewesenen DDR zu uns am Theater stießen, waren wir neugierig, wollten wissen, wie es “da” war, welche beruflichen und andere Verhältnisse herrschten. Ausgiebig wurde berichtet, bis mir nach einiger Zeit auffiel, daß wirklich nicht ein einziger sich über unser Leben erkundigte, auch nicht nach Monaten, Jahren der “Integration”. Äußerst pfiffig gestalteten sie ihr Überleben. Immer aber schwang ein beleidigter Unterton mit. Ich wage die These, daß es Parallelen gibt. Muslimische Leute sind auch gern beleidigt, von Asiaten habe ich das noch nie gehört. In permanenter Schmollhaltung, als selbsternannter Underdog, öffnet man sich wenig oder gar nicht. Am Rande bemerkt - für mich bedeutet die Abwesenheit von kopftuchbewehrten Frauen und arabischen Männern in Museen z. B. eine kleine Erholung, eine Auszeit!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.