Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / Foto: aeroprints / 56 / Seite ausdrucken

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die Truppe kannte, wurde er von Soldaten geschätzt, obwohl er nicht einmal bemerkte, dass in den Spinden der Soldatinnen die Schminkspiegel fehlten. Solche Ausrüstungsmängel sollten dann erst seiner Nachfolgerin auffallen. Struck wusste dagegen, dass man in die Lage kommen kann, die Freiheit mit Waffen verteidigen zu müssen. Mehr als dem Lifestyle galt seine Fürsorge der Bewaffnung. Auch wusste er, dass Gefahr besteht, wenn weithin im Osten die Krummsäbel gezückt werden. 2002 empörte er das friedensbewegte Deutschland mit der Aussage: „Die Sicherheit  der Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“ 

Und man macht sich gewiss keiner Unterstellung schuldig, wenn man davon ausgeht, dass Struck heute sagen würde, unsere Freiheit werde auch in der Ukraine verteidigt. Allein, der deutsche Bundeskanzler mag sich zu einer solchen Aussage nicht durchringen. Geschweige denn, dass er sie mit Waffenlieferungen untermauern wollte. Lieber schlägt er sich mit immer neuen Ausflüchten in die Büsche.

Eben erst ließ er seinen frisch berufenen Verteidigungsminister Boris Pistorius verkünden: Bis die Entscheidung über die Lieferung schweren Kriegsgeräts, von Panzern insbesondere, fallen könne, müsse man sich erst einen Überblick darüber verschaffen, was denn überhaupt vorhanden sei. Derart ungeniert hat noch kein Land der Welt die Hosen heruntergelassen. Selbst die Ureinwohner im brasilianischen Busch dürften besser Bescheid wissen, über wie viele Bogen und Pfeile sie verfügen. 

Kasernen mit Kitas sind wichtiger

In Deutschland indessen besteht gar kein Interesse an einer Armee, die im Ernstfall kampfbereit wäre. Mehr verspricht sich die Bundesregierung von geschminkten Soldatinnen, Armeeangehörigen, die ihren Job nur halbtags versehen sowie von Kasernen mit Kitas. 

Dass die Panzer der Truppe nicht anspringen, die Hubschrauber nicht vom Boden abheben und die Gewehre um die Ecke schießen, wissen wir schon länger. Dass die Regierung aber nicht einmal weiß, wie viel Schrott sie auf auf Lager hat, ist dann doch ein Witz, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Dabei geht es gar nicht darum, tausende von Schrauben und hunderte von Unterhosen zu zählen, sondern lediglich einen Panzerbestand im unteren dreistelligen Bereich. 

Ist das Arsenal der Bundeswehr nach all den Jahren, in denen die Verteidigungsministerinnen geschminkt und geföhnt bella figura machten, zu einer Rumpelkammer verkommen, einem Tante-Emma-Laden, in dem man erst einmal Inventur machen muss, um zu wissen, was noch da ist?

Eine politische Bankrotterklärung

Den Soldaten ist daraus kein Vorwurf zu machen. Sie sind die ersten, die unter der verlotterten Bewaffnung zu leiden haben, weil ihnen die Mittel zur Verteidigung fehlen, das Gerät und die Munition obendrein. Dass dieser Zustand jetzt noch als Vorwand dafür dient, den Ukrainern in ihrem Kampf gegen einen barbarischen Aggressor nur begrenzt beizustehen, ist mehr als eine peinliche Blamage: die politische Bankrotterklärung eines Landes, in dem man die kriegerische Drecksarbeit lieber anderen, meist den Amerikanern, überlässt.  

Die gütige Vorsehung möge die Ukraine davor bewahren, mit dem Militärschrott, der sich im pazifistisch verwirrten Deutschland angesammelt hat, beliefert zu werden. Am Ende bekämen sie noch Panzer, die nicht vom Fleck kommen oder beim ersten Schuss auseinanderfallen.

Das immerhin hat der neue Verteidigungsminister erkannt, wenn er zunächst prüfen lassen will, wie funktions- und einsatzfähig die deutschen Waffen überhaupt noch sind. 

Foto: aeroprints CC BY-SA 3.0 Link">via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Wolf Hagen / 23.01.2023

Nun, dass die Freiheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt wird, sehe ich damals wie heute eher skeptisch. Welche wirtschaftlichen, geostrategischen, militärischen oder vitalen Interessen hatte Deutschland dort? Und wie sollten diese, wenn es sie gab, in einem flächenmäßig großen Land, mit ein paar tausend Mann erreicht und gesichert werden? Nee, das war nur alberne Zeichensetzerei, gepaart mit realitätsfernem Moralismus, ergo bewaffnetes Brunnen- und Mädchenschulen-Bauen. Bestenfalls war es ein großes Waffentestgelände, aber sinnvolle Kriegsziele für den Westen sehe ich und sah ich dort nicht. In der Ukraine sieht die Sache schon anders aus, was die vitalen deutschen Interessen betrifft. Aber, wie Sie, Herr Rietzschel, richtig erkannt haben, hat das friedensbewegte und realitätsferne Deutschland keine Armee mehr, die diese Interessen auch durchsetzen und/oder verteidigen könnte. Bisher haben ja immer die Amis für uns die Kastanien aus dem Feuer geholt, während wir sie dafür beschimpften und der Welt mit unserer Moral auf den Sack gingen. Der Realität ist das aber egal, deutsche Dummheit rächt sich mal wieder. Weder übermilitarisiert, noch faktisch wehrlos, ist für Deutschland richtig. Wirklich wehrhaft und friedlich wäre es gewesen. Aber den Mittelweg kann Deutschland wohl offenbar nicht. Daher stehen wir also nun mit einer nicht einsatzfähigen, aber toll geschminkten Teilzeit-/Hobby-Armee vor echten Problemen und machen uns weltweit mal wieder zum Deppen.

Bernd Oberegger / 23.01.2023

Das Recht auf Leben steht über jeglichem Völkerrecht, egal wie die eine oder andere Seite es zu ihrem Vorteil auslegt. Unsägliche Figuren tanzen den Totentanz. Sie werden nicht zur Besinnung kommen. Ein Blick in die Geschichte genügt. Dummheit ist sicher eine unverlangte Zugabe, die Natur vielen Menschen gegeben hat. Die Verweigerung von Verhandlungen, um diesen Krieg zu beenden, ist das eigentliche Verbrechen. Deutschland hat mit der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine einen wirksamen humanitären Beitrag geleistet. Welchen Beitrag leisten die Angloamerikaner? Sie sorgen für Flüchtlingsnachschub und beflügeln Rüstungsindustrie sowie Energieindustrie. Um ihre Ziele zu erreichen, nutzen sie eine Marionette. Die Rechnung zahlt Deutschland. Morgenthau lässt grüßen. In den “grünen” Parteien Deutschlands haben sie ihr Vehikel gefunden. Was Struck alles in der Hose hatte, interessiert heute niemand mehr.

finn waidjuk / 23.01.2023

Würden Sie sich in einen Kampfpanzer hineinsetzen der zur Front fährt, Herr Rietzschel? Ganz ehrlich? Ich weiß, die Frage ist hypothetisch, aber für sich selbst könnten Sie sie doch wohl beantworten, sie müssen es uns auch gar nicht verraten. Haben Sie mal gesehen, was von einer Panzerbesatzung nach einem Volltreffer übrigbleibt? Im Internet findet man Fotos davon; muss man nicht gesehen haben, glauben Sie mir. Hat so gar nichts zu tun mit einem Heldentod durch Herzschuss auf einer blühenden Wiese in der Morgensonne (und selbst der ist nur Scheiße). Sind Sie zu einer Antwort gekommen? Wenn sie es jetzt immer noch nicht erwarten können für unsere “Werte” gegrillt zu werden, dann schreiben Sie weiter solche Artikel. Falls nicht, dann unterlassen Sie das bitte in Zukunft.

Sven Hoffmann / 23.01.2023

Wieso wird Mitgliedern der Selbsthilfegruppe ‘Freunde schwerer Waffen’ hier immer noch eine Bühne gegeben? Das schwache Nervenkostüm dieser Herrschaften berechtigt sie noch lange nicht, sich in der Öffentlichkeit derart zu produzieren. Peinlich!  

Werner Arning / 23.01.2023

Ihr Beitrag, Herr Rietschel, hört sich für mich so an, als sollten wir uns auf Zuruf der Amerikanern und Herrn Selenskys und seitens der geballten Presse unseres Landes, inklusive der Achse, an einem Krieg beteiligen, welcher außerhalb unseres Bündnisgebietes stattfindet und an welchem, zumindest offiziell, auch kein Bündnispartner beteiligt ist. Sie meinen also, wenn ich Sie richtig verstehe, dass wir es durchaus darauf anlegen sollten, Kriegspartei zu werden. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dann sind mir doch die Schminktischchen und die Umstandskleider zehnmal sympathischer. Und der Herr Pistorius sollte bloß niemals mit dem Zählen der Panzer aufhören und keinen davon ausliefern, bis das Zählwerk nicht endgültig abgeschlossen ist. Ich hoffe, er lässt sich von derartigen Beiträgen nicht aus der Ruhe bringen. Herr Rietschel, mir gruselt vor Ihnen.

L. Bauer / 23.01.2023

Jetzt kommt hier der Nächste um die Ecke mit fragwürdigen Lageeinschätzungen. Ich dachte ein Osthold am Montag müsste allen Kriegsbegeisterten reichen. Und dann so plump. Der barbarische Aggressor, geht’s noch übler? Und gegen wen soll denn die Bundeswehr verteidigen? Umgeben von NATO-Mitgliedstaaten. Da ist niemand! Am Hindukusch hat’s ja auch ganz klasse geklappt, dank des Abnickers damals. Die Ampelregierung von heute verlängert bis 2024 in Mali. Für nichts! Außer französischen Uran-Interessen. Und die hauen ab. Die Bundeswehr hat seit Jahren einen wachsenden Etat. Wo ist das ganze Geld? Korruption und Berater holen sich das! Die Armee könnte hochprofessionel sein mit diesen Geldmengen. Wenn man davon aber Ramstein und alle anderen amerikanischen Militärbasen und das neue Krankenhaus für die bezahlen muss, da bleibt dann eben nicht viel übrig. Den Rest bringen dann 3 völlig militärisch unerfahrene Frauen hintereinander auch noch durch. Frau Suder und McKinsey lässt grüßen. Also Herr Rietzschel, nur mehr Geld und Panzer fordern, das machen so viele leichtsinnige Menschen heutzutage. Als Journalist sollte man aber schon etwas besser informiert sein. Und warum Scholz persönlich sich nicht schuldig machen will mit Panzerlieferungen ist historisch recht einfach erklärt. Kein Friedensvertrag mit den Alliierten bis heute. D ist rein rechtlich bis heute nicht erlaubt selber Krieg zu führen. Mit Panzern wird man dann aber wirklich Kriegspartei, auch wenn der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages das längst schon festgestellt hat. Er braucht die Erlaubnis der USA. Deswegen hat er es ja auch an deren Panzerlieferung geknüpft. Bitteschön!

Ludwig Luhmann / 23.01.2023

Wehrlos zu sein, ist den Dodos eine Zierde. Und von ihren Feinden - foreign and domestic - regiert zu werden, ist ihnen ein Hochgenuss!

Matthias Schenzinger / 23.01.2023

Man stelle sich vor, der Sportdirektor von Bayern München würde erklären, der Verein wisse nicht, wie viele Stürmer er unter Vertrag hat, man müsse sich da erst mal einen Überblick verschaffen. Okay, der Vergleich ist jetzt nicht ganz so gelungen. Denn Regierung,Verteidigungsministerium und Bundeswehr sind ja noch nicht mal zweite Liga.

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