Sebastian Bauer, Gastautor / 17.02.2021 / 06:00 / Foto: PIxabay / 35 / Seite ausdrucken

Rot-Grün kann verfassungstreu – in Schweden

Am 20.Januar erschien auf Achgut.com ein Artikel, in dem ich über die schwedischen Erfahrungen (privat und wissenschaftlich) mit den durchgehend offenen Schulen im ersten Covidhalbjahr 2020 berichtete. Die wichtigste meiner genutzten Referenzen war ein wissenschaftlicher Artikel von Professor Jonas F. Ludvigsson, der nach sorgfältiger Recherche zu den beiden (hier etwas vereinfacht wiedergegebenen) Ergebnissen gekommen war:

  1. Covid-19 war (trotz intensiven allgemeinen Infektionsgeschehens) im Prinzip ungefährlich für Kinder im Grundschulalter (1.–9. Klasse in Schweden). Nicht ein einziges Schulkind ist in diesem Zeitraum an Covid-19 gestorben.
  2. Grundschullehrer hatten in diesem Zeitraum ein deutlich (ca. 40 Prozent) niedrigeres Risiko, ernsthaft an Covid-19 zu erkranken als die meisten anderen Berufsgruppen.

Indirekt kann man daraus extrapolieren, dass Grundschulen vermutlich keine entscheidenden Verstärker des Infektionsgeschehen waren und sind. Leider hat dies z.B. in Deutschland offensichtlich zu keinerlei Konsequenzen geführt. Schulen bleiben weiterhin geschlossen und Begründungen bleiben auf einem emotionalen Niveau.

In Schweden blieben immerhin die Schulen auch 2021 offen (weiterhin ohne Masken, ohne „Ausdünnung“ der Schülerzahl, ohne Stoßlüften) und ich vermute, dass Professor Ludvigssons Artikel dazu beigetragen hat. Bedauerlicherweise hatte sein Artikel auch negative Konsequenzen. Professor Ludvigsson wurde mit „Hassmails“ überschüttet (ich habe es schon im Januar erwähnt). Vor kurzem hat Professor Ludvigsson die Reißleine gezogen und angekündigt, dass er jegliche weitere Debatten/Interviews zum Thema Corona ablehnt und auch seine Forschung in diesem Bereich einstellt.

Fakten stören nur den Glauben an die tödliche Corona-Gefahr

So weit, so schlimm. Auch wenn die Berichterstattung dazu eher unauffällig war, hat sich immerhin die schwedische Forschungsministerin Matilda Ernkrans in einem kurzen Interview dazu geäußert. Hier erzählt sie, dass das Geschehene sehr ernst sei; dann erklärt sie, warum es ernst ist, nämlich: „Wir reden von Forschung über Covid-19, eine gefährliche Krankheit, über die wir mehr Erkenntnisse gewinnen müssen, so dass wir die richtigen Entscheidungen treffen können und Leben retten können“.

Zusammengefasst:Professor Ludvigsson veröffentlicht einen wissenschaftlichen Artikel, in dem er „beweist“, dass Covid-19 im Schulzusammenhang im Prinzip ungefährlich ist. Daraufhin bekommt er tausende Hassmails, viele auch aus dem Ausland, in denen ihm vorgeworfen wird, Covid-19 zu verharmlosen (weil er es als „ungefährlich“ dargestellt habe). Dies sind also Menschen, die fest an die tödliche Coronagefahr glauben und sich nicht von wissenschaftlichen Fakten (ich rede jetzt nur von Schulkindern) verwirren lassen. Als er das Handtuch wirft, schaltet sich die Forschungsministerin ein und sagt, man brauche mehr Forschung, weil Covid-19 gefährlich sei.

Im Endeffekt stimmt sie also dem Hauptkritikpunkt der „Hatemailer“ (Corona ist gefährlich und alle anderen Behauptungen sind nicht akzeptabel) zu und ignoriert vollständig, dass Professor Ludvigsson die Forschung, die sie sich von ihm erhofft, schon erfolgreich durchgeführt hat.

Immerhin hält sich Schwedens Regierung an die Gesetze

Später in einem Interview kann Sie es nicht lassen, zu erwähnen, dass natürlich jeder zu verantworten hat, was er für Ansichten verbreitet. Oder in anderen Worten: Wenn man „das Falsche sagt“, muss man die Konsequenzen tragen. Prinzipiell natürlich richtig, nur dass sie dies im Zusammenhang mit dem „Hatemail“-Skandal und Professor Ludvigsson „reinklemmen“ muss, ist an sich schon ein Eklat.

Jetzt fragt sich vielleicht der eine oder andere deutsche Leser: Wie konnte eine solche rot-grüne Regierung in Schweden eine solch gemäßigte Coronapolitik durchziehen? Je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr komme ich zum Schluss, dass die schwedische Regierung Lob nur für eine Sache bekommen sollte: Sie hat sich an die schwedischen Gesetze gehalten (auch mit dem neuen Pandemiegesetz sind lockdownähnliche Maßnahmen wie z.B. Ausgangssperren in Schweden nicht durchführbar; so etwas würde das Ausrufen des Kriegszustandes erfordern).

Klingt ziemlich banal und selbstverständlich. Dass dies im Coronazeitalter leider alles andere als selbstverständlich ist, sieht man an den zahlreichen Gesetzesbrüchen in Deutschland, zuletzt in Baden-Württemberg.

Man muss dankbar dafür sein, in einem Land zu leben, in dem „die Regierenden“ sich an die Gesetze halten. Ich, in Westeuropa aufgewachsen, hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben einmal so einen Satz schreiben würde.

Foto: Pixabay

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Holger Sulz / 17.02.2021

@ Herrn Gerhard Tegnell ist ohne Zweifel ein kluger kühler Kopf, es ist aber nur die politische Konstellation in Schweden, die ihn sich durchsetzen ließ, nichts anderes. Und die Politik hatte klar erkannt, was ich in meinem Beitrag thematisiert habe- man wollte es nicht auf eine Kraftprobe mit den muslimischen Einwanderern ankommen lassen. Deren- sagen wir “gesellige” Lebensweise ist es, die die Infiziertenzahlen in den städtischen NoGo-Areas Schwedens ebenfalls explodieren ließ, wie woanders auch sind bestimmte Migrantenkohorten weit überdurchschnittlich betroffen, siehe OECD-Bericht. Auf dem Lande mit überwiegend einheimischer Bevölkerung zeigte sich ein ähnliches Bild wie in Finnland: So gut wie keine Infizierten. Weil dort “social distancing” sowieso zur Lebensart gehört. Ein Späßken macht in Finnland die Runde: Man war sehr erleichtert, als die Regierung auf die Forderung von 1 1/2m Abstand verzichtete. Dann konnte man endlich wieder die gewohnten 5m einnehmen…

Fred Burig / 17.02.2021

Ich glaube, das hängt auch mit den “Schwedischen Gardinen” zusammen. Da will auch keiner dahinter ausharren müssen. MfG

Karola Sunck / 17.02.2021

Herr Bauer , Sie schreiben: ,, Man muss dankbar sein, in einem Lande zu leben, wo die Regierenden sich an die Gesetze halten``. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir die Deutschen, leben schon lange nicht mehr in einem Staate, wo sich die Regierenden an die Gesetze halten. Merkel interessieren keine deutschen Gesetze und auch nicht EU- Gesetze, wie Dublin II. oder das Maastrichter Abkommen. Merkel interessiert nur was sie will und das setzt sie mit ihren sturen Betonkopf durch, koste es was es wolle. Aber auch die Politiker in Schweden scheinen nicht damit zufrieden zu sein, dass sie sich an die Gesetze des Landes halten müssen und nicht die Grundrechte der Bevölkerung wie in Deutschland z.B. , drastisch beschneiden dürfen. Anders kann ich mir das nicht erklären, dass die schwedische Forschungsministerin Mathilda Ernkrans Professor Ludvigssons Thesen als falsch bezeichnet, obwohl er doch der Experte ist und sie nur eine vorgefasste Meinung des Zeitgeistes zu Covid-19 vertritt. Ich denke mal, dass @Holger Sulz in gewisser Weise Recht hat, dass Schweden gegenüber anderen Ländern anders mit dieser Corona- Problematik umgeht, weil sie sonst befürchten müssten, dass sich die Ordnungskräfte des Landes mit den Clans Gefechte liefern und das daraus ein Bürgerkrieg entstehen könnte. Aber was man daraus erkennen kann, ist doch, dass auch in Schweden ohne Lockdown und Maskenpflicht keine erhöhte Sterblichkeit besteht. Und deshalb die Schweden aus ihrer und meiner Sicht, es richtig gehandhabt haben!

Dieter Kief / 17.02.2021

Lutz Gercke Ihr Hinweis auf das Paul-Ehrlich -Institut wg. Impftsoff-Neuentwwicklung und Kubickis Verteidigung ist interessant. Mich wundert immer, dass derlei kaum Resonanz findet.

Jo Waschl / 17.02.2021

Ja und ? Das hier ist Buntistan Teutschlant - Maske aufsetzen, Maul halten ! ...vor allem: VERMEIDEN SIE UNNÖTIGE FAHRTEN UND KONTAKTE !!! GILT NATÜRLICH NICHT FÜR UNSERE POLITIKDARSTELLER IN PASSAU, VILSHOFEN etc., (siehe Kommentar Hr. Propagadastaatssekretär Blume) WO HEUTE ALLEIN ~ 200 LEUTE FÜR DEN REIBUNGSLOSEN ABLAUF DER POLITPROPAGANDA DES GROßEN SULTAN SÖDER SORGEN. ....für was haben wir denn sonst in so vielen Landkreisen die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben !?!?!  Da erwarte ich schon mal Dankbarkeit, wenn sich jetzt jeder nach 21 Uhr ein Bierchen kaufen kann….ach so, Gaststätten haben ja noch bis mindestens nach Ostern zu, damit auch nach der Grippe die Möglichkeit einer Unterhaltung von mehreren Menschen gleichzeitig möglichst gering gehalten wird….

Martin Landvoigt / 17.02.2021

Die Bitterkeit erfüllt mich, angesichts des Erfolges der irrationalen Panik-Verbreiter, die sich einen Teufel um die Fakten scheren und den Wahnsinn grassieren lassen wollen.

Frances Johnson / 17.02.2021

Wr kann, lese mal das (plus) und finde den Fehler: WELT: Herr Monto, die USA sind weltweit das Land mit den meisten Corona-Toten, inzwischen sind es knapp eine halbe Million. Trotzdem liegt Deutschland bei der Sterberate seit Kurzem vor den USA – also beim Anteil der Verstorbenen an der Gesamtzahl der Infizierten. Haben Sie dafür eine Erklärung? USA viermal so viele Einwohner, ca. 500.000 an und mit. Deutschland 66.000 an und mit. “Zustehen” würden und 125.000. Bewusst gemachter Fehler nach dem Motto “jag den Michel durch das Jammertal”? USA testen mehr.

Frances Johnson / 17.02.2021

Einer! Einer! Einer von 80 in Hamm in einer Wohnanlage, die in erster Linie von Bulgaren bewohnt wird (fraglich) CV+ mit sogenannter britischer Mutation, weil die Briten im Winter so gern nach Bulgarien reisen. Alle mit polizeilicher Bewachung in Quarantäne. Ich bin gespannt, ob sich hier die Mär von der ach so schnellen Verbreitung der angeblich britischen Variante in Luft auflöst. Da hat “Superspreader” Steve Walsh vor einem Jahr deutlich mehr kontaminiert.

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