Manfred Knake / 26.04.2020 / 14:21 / Foto: Pixabay / 27 / Seite ausdrucken

Offshore-Versorger “Njord Forseti” rammt Windkraftanlage

Nun ist es passiert: Am 24. April 2020 kollidierte der unter britischer Flagge fahrende Offshore-Versorger „Njord Forseti“ im Offshore-Windpark „Borkum Riffgrund 1“ mit einer Siemens SWT-4.0-120-Anlage, ungefähr 45 Kilometer nördlich der Insel. Ein anderes Versorgungsschiff in der Nähe fuhr zuerst zum Havaristen, der Seenotrettungskreuzer „SK40“ von Borkum kam ebenfalls zu Hilfe. Ein schwer verletztes Besatzungsmitglied der „Njord Forseti“ wurde per Hubschrauber ins Universitätsklinikum Groningen geflogen; ein zweiter Verletzter kam ins Krankenhaus nach Westerstede.

Der am Bug schwer beschädigte Havarist wurde ins niederländische Eemshaven geschleppt. Die havarierte „Njord Forseti“, 2016 gebaut, ist ein kleines Schiff: Gesamtlänge 26,3m, größte Breite 8,91m. Bei einer Kollision durch ein wesentlich größeres Schiff, sei es ein Containerriese oder gar ein Öltanker, wäre die Havarie nicht so relativ glimpflich abgelaufen und hätte auch eine Ölpest nach sich ziehen können.

Nach „Prognosen“ und „Risikolanalysen“ des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) in Hamburg am Beispiel eines anderen Windparks in der „Ausschließliche Wirtschaftszone“ (AWZ) dürften sich solche Kollisionsereignisse nur alle „435 Jahre“ ereignen, weiter: „Eine auf das Jahr 2017 abgestellte Prognose kommt zu einem Wert von 375 Jahren […] Die ermittelte und die prognostizierte Kollisionswiederholrate liegt über dem von der Arbeitsgruppe Richtwerte ermittelten Mindestwert von 150 Jahren, ab dem von einem hinnehmbaren Risiko ausgegangen werden kann[…].“ 

(Quelle: Genehmigungsbescheid auf den Antrag der Northern Energy OWP West GmbH -vormals LCO Nature GmbH- , Leerer Landstraße 72, 26603 Aurich vom 15. April 2014).

Bis 2019 gingen 420 Offshore-Windkraftanlagen in der deutschen AWZ ans Netz, weitere hunderte dieser künstlichen Riffe sind geplant. Erst am 25. Februar 2020 havarierte der unter der Flagge von Barbados registrierte Frachter „Santorini“ vor Helgoland in schwerer See und trieb mit Ruderschaden auf einen Windpark zu. Die „Santorini“ wurde rechtzeitig von einem Notschlepper auf den Haken genommen und in Sicherheit gebracht.

Die Risiko-Prognosen der Bundesbehörde BSH sind für die Realität wertlos und haben die Qualität der Kaffeesatzleserei. Wie soll der U.S.-amerikanische Schriftsteller Mark Twain gesagt haben: „Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen“.

Dieser Beitrag erschien auch auf Wattenrat.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Petra Wilhelmi / 26.04.2020

Wenn Prognosen in der realen Welt Bestand hätten, dann gäbe es keine Lotto-Jackpott-Gewinner.

Rainer Hanisch / 26.04.2020

Es hat sich oft genug gezeigt, was Zukunftsprognosen wert sind. Nicht mal das Wetter lässt sich für die nächsten 2 Tage einigermaßen verlässlich vorhersagen.  Aber, wie das Klima in 100 Jahren aussieht, weiß man heute schon mit Gewissheit. Und diesbezügliches Gelaber hat man ja genug vernehmen müssen. Glücklicherweise beschäftigt das Coronavirus die Glaskugelexperten und Kaffeesatzleser momentan mehr. Aber, wenn sich die Lage wieder beruhigt hat, ist wieder die heilige Gretel dran! Mit den “Jahrhunderthochwassern” war es ja ähnlich: bereits 11 Jahre nach dem Jahrhundertereignis 2002 kam das nächste. Wie immer unvermutet und überraschend; trotz Vorwarnung im Jahre 2012/13. Aber heutzutage hat Deutschland ja die AfD und den bösen Trump. Da kann man wirksam vom eigenen Versagen ablenken. Und alle machen mit, fast alle. Aber die meisten. Icch vermisse nur die Reaktion unserer Physikerin: eigentlich müsste sie jan nun den Ausstieg aus der Windenergie verkünden, wie damals nach dem Tsunami in Japan! Und Tschernobil nicht zu vergessen.

Oliver M Haynold / 26.04.2020

Ein ziemlich anspruchsvoller Schiffsname: Njord Forseti, der “Vorsitzende des Nordens”....

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