Manfred Knake / 15.09.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 16 / Seite ausdrucken

Mit Windkraft gegen die Wale?

Der in Japan, Norwegen und Island mancherorts immer noch gepflegte traditionelle Walfang wird hierzulande konsequent und lautstark kritisiert. Doch über das Leiden der Wale an Offshore-Windparks wird  geschwiegen, denn kein Schatten soll auf diese grüne Energie fallen.

Seit 2017 werden an der Ostküste der USA, in New Jersey und New York, vermehrt tote Großwale angespült, davon allein neun tote Buckelwale in diesem Jahr, Stand August 2023

Windkraftkritiker machen dafür die extrem lauten Explorations- und Rammarbeiten für Offshore-Windparks verantwortlich, die das Gehör der Wale beeinträchtigen können. Dass Unterwasserlärm die Orientierung von Wale empfindlich stört, ist ein Fakt und keine Erfindung von Windkraftgegnern. Dazu kommen Kollisionen mit Schiffen oder das Verheddern in Fischereinetzen, die zu Verletzungen und schließlich zum Tode der Meeressäuger führen können. „Wenn der Schall lauter wird, können Gehörorgane und andere innere Organe Schaden nehmen. Bei vielen Walen wurde bereits Gehörverlust nachgewiesen, was einem Todesurteil gleichkommt. Im Extremfall können pulsartige Schallschockwellen auch zum sofortigen Tod führen“ schreibt die Walschutzorganisation „Whale and Dolphin Conservation“.

Die Tierärztliche Hochschule in Hannover führt in der Veröffentlichung „Akustische Belastung von Schweinswalen“ (2020) aus: „Die Lärmverschmutzung der Nordsee ist hauptsächlich auf verschiedene anthropogene Aktivitäten im marinen Bereich zurückzuführen. Hierzu gehören die Fischerei, Schifffahrt, Sportboote, Ölförderung, seismische, wissenschaftliche und militärische Aktivitäten, Sand- u. Kiesabbau und in Zukunft vor allem [sic!] die Errichtung sowie der Betrieb der Offshore-Windkraftanlagen.“ 

Die Deutsche Wildtierstiftung schreibt:

 „Schweinswal ist unser Tier des Jahres 2022 […] Ein weiteres großes Problem ist der zunehmende Lärm im Meer. Vor allem der permanente Unterwasserlärm aus der Schifffahrt macht dem Tier zu schaffen. Hinzu kommen noch weitere Lärmquellen, zum Beispiel bei den Bauarbeiten zu Offshore-Windkraft-Anlagen, bei denen Stahlpfähle in den Meeresboden gerammt werden. Der Krach ist kilometerweit zu hören und eine große Gefahr für das empfindliche Gehör der Tiere. [...]“

„Absurder Fake“

Was nicht sein darf, das kann nicht sein: Dass Wale an Windkraft-Lärm sterben können, wird in vielen windkraftaffinen Mainstream-Medien zurückgewiesen, so zum Beispiel im Science-Blog von Spectrum.de lächerlich gemacht, zurückgewiesen und Windkraftkritiker in die rechte Ecke befördert: „Nein, Wale sterben nicht an Windkraft. Ein absurder Fake behauptet das jedoch […] Rechtspopulisten, Fossil-Lobby und Republikaner sind an einer sachlichen Auseinandersetzung überhaupt nicht mehr interessiert, sondern kämpfen hasserfüllt gegen ‚woke‘ Menschen, die Klima-, Umwelt- und Meeresschutz forden. […]“  Da weiß man doch, woher der Wind weht. 

Bei Offshore-Rammarbeiten entstehen Schalldrücke von mehr als 160 Dezibel, vergleichsweise so laut wie ein Artillerieabschuss aus nächster Nähe, und das als „Dauerfeuer“. Auch in der Nordsee nehmen die Schweinswalbestände (Schweinswal =  Kleiner Tümmler) deutlich ab. 2012 wurden an der Westküste Schleswig-Holsteins mehr als 130 Schweinswale tot angetrieben, zur selben Zeit fanden Rammarbeiten für Offshore-Windparks vor der niedersächsischen Küste statt. Keiner der Kleinwale wurde untersucht, obwohl das Meeresschutzabkommen ASCOBANS das vorsieht. 2018 wurden wieder 134 Schweinswale in Schleswig-Holstein angetrieben, auch in der Ostsee sind die Totfunde hoch. 2014 einigte sich die Deutsche Umwelthilfe mit Wirtschafts- und Umweltverbänden in Berlin zusammen mit der Windenergiewirtschaft auf ein sogenanntes „Schallschutzkonzept“ als „Kompromiss“ für Schweinswale: 160 Dezibel in 750 m Entfernung von den Fundament- Rammarbeiten. Das hat aber mit „Schallschutz“ nichts zu tun, sondern beschreibt nur das technisch Machbare. In der Realität können auch diese 160 Dezibel nicht eingehalten werden, der Lärmwert liegt wesentlich höher und kann 200 Dezibel überschreiten. Da in der Nord- und Ostsee weitere riesige Offshore-Windparks entstehen sollen, lässt dies nichts Gutes für die Schweinswalbestände ahnen.

 

Manfred Knake betreibt den Blog „Wattenrat Ostfriesland“, wo die „Wattenpresse“ veröffentlicht wird. Der „Wattenrat“ ist ein lockerer Zusammenschluss verbandsunabhängiger Naturschützer aus der Küstenregion Ostfrieslands, der aus der „Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände“ (gegründet 1979) hervorgegangen ist.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Bernhard Freiling / 15.09.2023

@A. Ostrovsky # Danke für Ihre Beiträge. Ihre Argumente scheinen mir nicht weniger schlüssig als die von Herrn Knake angeführten.

Leo Hohensee / 15.09.2023

@Emil.Meins - hallo Herr Meins, ich lese Ihren Beitrag gerade erst, habe selbst einen ähnlichen Beitrag abgesetzt. Ihrer ist viel detaillierter. Tatsächlich ist auch das ein Verbrechen, nämlich kritische Untersuchungen in Bezug auf schädliche Auswirkungen vor (!) einem großen “Affengejammer” zu untersuchen. Wenn die ganzen Robbenbabys erst einmal tot die Sandbänke füllen dann will das keiner schuld sein. beste Grüße

Leo Hohensee / 15.09.2023

Das ist alles ein großer Beschiss. Auch hier, wie immer ideologieaufgeladene Forderungen von Träumern - immer das weit aufgerissene Maul des Weltuntergangs vor Augen. Und das, wie derzeit grundsätzlich und- nur noch, ohne eine Bilanz zu erstellen. Und zu meiner Vorstellung von Bilanz gehören nicht nur die Finanzen sondern gehört auch die Untersuchung von verschlechternden Nebenwirkungen - auch für Flora, Fauna und Meeresleben. // Was ist überhaupt mit Infraschall / Ultraschall, also der Permanentberieselung durch den Schall aus dem Betrieb der Anlagen? Wie bei Eisenbahnschienen leiten die riesigen “Windradstiele” den Schall selbst vom äußersten Ende der Flügel bis runter ins Fundament und damit ins Meer. Wie wirkt sich das auf das Meeresgetier aus? In der Natur bedingt die eine Entwicklung eine andere. Was stirbt aus und was kommt ersatzweise?? Solche selbstverständlichen Klärungen werden überhaupt nicht herbeigeführt !? Wieso nicht?

A. Ostrovsky / 15.09.2023

@Ralf.Michael : >>Ab einer Überschreitung von 160 Dezibel hat dieser Effekt einen doch negativen Einfluss auf den IQ bestimmter Menschengruppen , d.h. die Verdummung nimmt stark zu und breitet sich immer weiter und schneller aus.<< Diese Zahl soll vermutlich Wissenschaftlichkeit behaupten und der Sache einen höheren Wahrheitsgehalt zuweisen. Haben die da eine Umrechnungstabelle, was die dB-Werte, die wir uns in Luft vorstellen können, genau bedeuten im Wasser? Der Unterschied ist, dass Wasser im Gegensatz zur Luft nicht oder nur ganz wenig komprimierbar ist. Lernt man in den Abiturklassen, meistens, wenn nicht gerade Ausfall ist, Corona, und nicht gerade die Schultoilette überläuft und deshalb Projekttag mit Waldspaziergang ist. Und dann gibt es noch die Frage, in welchem Abstand der hochgenaue Wert gemessen wurde. Es ist Inzidenzengeblödel. Aber 99 Wissenschaftler stehen voll dahinter. Ich will übrigens nicht bezweifeln, dass die Rammarbeiten eine Katastrophe für die Meerestiere sein können. Ich weiß nur nicht, warum man das mir erzählt und nicht denen, die diese Arbeiten ausführen. Weil ja am Ende doch nur diese Leute irgendwas ändern könnten, falls sie wollen…

Lutz Herrmann / 15.09.2023

Vielleicht können wir die Kommentare auf 240 Zeichen begrenzen. Das hält die Herren fern, die aus Unkenntnis und Unverständnis trotzdem seitenlange Ergüsse formen.

Emil.Meins / 15.09.2023

” wichtige Aspekte werden gar nicht erwähnt: Unterschiedliche Schallausbreitung in Luft bzw. Wasser und die Erzeugung von Infraschall durch WKAs. Zum Vergleich: In der Luft legt der Schall in einer Sekunde ungefähr 340 m zurück, in Wasser ungefähr 1400 m und in Eisen fast 5000 m Da zudem die Dämpfung im Wasser für verschiedene Frequenzen unterschiedlich stark ist, ist zum Beispiel lauter, tieffrequenter Schall sehr weit hörbar. So legt der Schall bereits in einer halben Sekunde die angebliche Schutzdistanz zurück, das ist lächerlich, da zudem hohe Intensitäten auftreten. Die WKAs erzeugen im Betrieb Infraschall, und da nützt es wenig, zu argumentieren, dieser sei für Menschen nicht hörbar oder es sei nicht nachzuweisen, dass er Menschen schade. Es kommt nämlich auch auf die Intensität und die Rezeptoren der betroffenen Organismen an. So ist durchaus eine Infraschallwaffe denkbar und der DLF berichtet unter dem Titel “Waffen im Schafspelz” über eine solche: “Wortex stellt eine Weiterentwicklung von Infraschall-Systemen dar, bei denen hochenergetische Schallwellen mit Frequenzen unter 20 Hertz bei Menschen Unwohlsein bis hin zum Erbrechen erzeugt werden kann.” Bei entspr. Intensität und Bündelung sind Schäden an inneren Organen möglich. Nun nutzen gerade größere Wale tieffrequente Töne zur Kommunikation, und hören diese besonders gut. Diese physikalisch-biologischen Tatsachen werden aber von den SPECTRUM-Faktencheckern ignoriert, stattdessen wird elegant mittels Verunglimpfung (Rechtspopulisten, Fossil-Lobby und Republikaner) die Hasskarte ausgespielt “... kämpfen hasserfüllt gegen ‚woke‘ Menschen, die Klima-, Umwelt- und Meeresschutz forden”. Das zieht bei der entspr. gepolten Klientel immer, was mit den Tieren passiert, ist zweitrangig.

Ulla Schneider / 15.09.2023

Jede Wahlkampfveranstaltung dieser irrlichternden Partei ( grün sind die nicht) sollte man mit Walgesängen beschallen, im Wechsel mit Vogelgezwitscher und Wattgeräuschen.  Die Walgesänge sind besonders hervorzuheben. Rühren sie doch an unser archaisches Gehirn, undzwar gewaltig!  Es ist einfach nur entsetzlich! Pfui!  - Gibt es schon einen Grabstein für Greenpeace?— Es gibt ein fabelhaftes Buch über diese schwimmenden Intelligenzen : “Der Geist in den Wassern”. Ein Buch zu Ehren des Bewußtseins der Wale und Delphine. Zusammengestellt von Joan McIntyre. In diesem Buch wird in überzeugender Weise berichtet, daß Wale und Delphine über Bewußtsein verfügen. Es enthält Texte der Mythologie, sowie neueste wissenschaftl. Untersuchungen. Allerdings aus einer Zeit, in der man das Wort Nazi nicht in diesem Zusammenhang benutzte .  - Vielleicht ist dieses hochinteressante Buch noch zu haben. ——

Rainer Hanisch / 15.09.2023

Ach, die “Erneuerbaren” sind doch ein Geschenk des Himmels!! Wie kann ein Mensch, der das über alles gelobte “Bildungssystem” der glorreichen BRD über sich ergehen lassen musste, glauben, dass es “Erneuerbare Energie” gibt! Das hätte in der DDR nicht mal ein Lernbehinderter abgekauft! Die Wessies glauben aber seit Jahren jeden Scheiß, sonst hätte sich die Werbung nie so lange über Wasser halten können. Alles, was noch irgendwie mit “Vernunft” zusammenhängt, hat doch in Doofdeutschland keine Chance! Bildung: unterste Schublade! Habe ich bei “Akademikern” auch erfahren müssen. Solche Typen hätten in der DDR kaum einen Studienplatz ergattern können. Da wurden Kenntnisse vorausgestzt, die hierzulande erst während des Studiums vermittel werden. Na, danke! Meine Erfahrungen waren: ein “älterer” Ingenieur aus München arbeitete hervorragen mit mirv zusammen. Grund: er sttudierte in Berlin, aß sich im billigen Osten satt (besser als in der Mensa im Westen) und fand die DDR-Lehrbücher wesentlich effektiver, als das westdeutsche Geschmarr. Konnte ich 2000 nur bestätigen! Die Enttäuschung in der Uni-Bibliothek Magdeburg, wo “Westbücher” zugänglich waren, war groß! Entweder waren diese Bücher zu speziell oder bestenfalls “populärwissenschaftlich”. Danke an Infineon München!

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