Claudio Casula / 03.07.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 64 / Seite ausdrucken

Nicht sagen, was ist – in 1.000 Worten

Ein ZEIT-Kommentar, der tatsächlich als „Analyse“ vorgestellt wird, steht pars pro toto für die deutsche Berichterstattung über die Unruhen in Frankreich, die als „Proteste“ vermeintlich Abgehängter verharmlost werden.

Um „Jugendaufstände“ soll es sich handeln, obwohl nicht „die Jugend“ durch die Straßen von Paris oder Marseille marodiert, plündert, brandschatzt und die Polizei attackiert, sondern Jugendliche bestimmter Herkunft. Schließlich ist nicht ein 17-jähriger Francois von einem Polizisten erschossen worden, sondern ein Nahel. Aber in der ZEIT schafft es Annika Joeres (früher taz und Frankfurter Rundschau, womit bereits einiges erklärt ist), das heiße Eisen auch in ihrer 1.000 Wörter langen Suada nicht ein einziges Mal zu erwähnen: Begriffe wie „Muslime“, „Nordafrikaner“ oder „Araber“ sucht man vergeblich. Dafür greift die Autorin zu kryptischen Synonymen wie „Vorstädter“, „Jugendliche“ oder „Bewohner der Vorstädte“, und was diese seit nunmehr sechs Tagen anrichten, bezeichnet Frau Joeres als „Aufstände“, „Proteste“, „Ausschreitungen“, „Straßenkampf“ oder, reichlich unbestimmt, als „Ereignisse“.

Annika Joeres lebt inzwischen selbst in Südfrankreich, doch nicht, was auf den Straßen und Plätzen ihrer Wahlheimat los ist, bereitet ihr Sorgen, sondern, dass jemand aus dem Lager der finsteren Mächte davon profitieren könnte: Marine Le Pen! Was die betrifft, greift die Autorin schon beherzter zu wertenden Begriffen: Die ist nämlich „Frontfrau der rechtsextremen Partei Rassemblement National“, eine „rechtsradikale Politikerin“, „Brandbeschleunigerin“, „Rechtspopulistin“ und „rechtsradikale Konkurrentin“ Macrons. Und die „erfindet“ nicht nur eine unmittelbare Gefahr für jeden Franzosen, sondern verbündet sich auch noch mit frustrierten Polizisten, die politisch nach Steuerbord tendieren. Und die wiederum stoßen auch noch auf Verständnis beim Sender CNews, dessen Kommentare „rechtpopulistisch und häufig faktenfrei“ daherkommen.

Im Gegensatz zur „Analyse“ der dextrophoben Frau Joeres, die linkspopulistisch und komplett faktenfrei ausgefallen ist. Ihr kann man nicht vorwerfen, irgendwelche Vorurteile gegen „Südfranzosen“ zu schüren. Nur gegen „Rechtspopulisten-, radikale und -extremisten“, und da ist sie sich mit 95 Prozent ihrer Berufskollegen in Deutschland einig. Die halten es schließlich auch für dringend geboten, vor „Muslimfeindlichkeit“ zu warnen, während Muslime im Ruhrgebiet Straßenschlachten austragen und Muslime im Nachbarland aus Protest Apple-Stores ausrauben und ganze Straßenzüge verwüsten. Bloß nicht sagen, was ist. Augstein ist ja auch schon lange tot.

 

Lesen Sie auch zum Thema: „Aus der Mitte Frankreichs“ von Marie Dufond

 

Claudio Casula arbeitet als Autor, Redakteur und Lektor bei der Achse des Guten.

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Leserpost

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Heiko Stadler / 03.07.2023

Annika Joeres Artikel gerät unfreiwillig zur Lobeshymmne auf Marine Le Pen. Längst haben die meisten Menschen begriffen, dass “rechtsextrem” ein Wertbegriff ist, der für die Wiedereinführung von Recht und Ordnung und gegen ein weiteres Abrutschen ins Chaos ist.

Gudrun Meyer / 03.07.2023

Na, Marine Le Pen müsste schon an den Omikronen sterben, um bei der nächsten Präsidentschaftswahl nicht gewählt zu werden.

Thomas Hechinger / 03.07.2023

Nicht nur „nicht sagen, was ist“, sondern auch „sagen, was nicht ist“. Der Trick ist immer derselbe: man vergrößert die Gruppe. So wird ein muslimischer Messertäter zu einem jugendlichen Messertäter.  Oder man macht die Gruppe noch größer: ein männlicher Messertäter. So kommt es schließlich zu dem berühmten „Einmann“.  Man könnte die Absurdität noch weiter ausdehnen: ein menschlicher Messertäter. Stimmt ja alles irgendwie. Und ist letzten Endes doch gelogen, weil das Eigentliche überdeckt wird.

Thomas Szabó / 03.07.2023

Wir brauchen einen Marsch durch die Zeitungsredaktionen!

Rolf Mainz / 03.07.2023

“Dextrophob” war mir neu, amüsant ;-) Frau Joeres hat sich offenbar bereits mit den neuen Machthabern ihrer neuen Heimat arrangiert - meint sie jedenfalls - und formuliert entsprechend behutsam. Wäre auch unschön, sich durch unvorsichtige Wortwahl im wahrsten Sinne angreifbar zu machen, denn besagte “Jugendliche” reagieren erfahrungsgemäss recht robust auf selbst ansatzweise Kritik. Auf gute Nachbarschaft mit der südfranzösischen Jugend, Frau Joeres!

Jörg Themlitz / 03.07.2023

Ich vermute mal der polizeibekannte 17 Jährige war gerade auf dem Weg zu seinen Opfern, um sich zu entschuldigen und sich um Wiedergutmachung zu bemühen. Die wahrhaft Schuldigen saßen und sitzen im Élysée-Palast usw. Und ich bitte Sie, wir werden doch jetzt keine Steine aus unserem Glashaus werfen.

Nikolaus Neininger / 03.07.2023

Auf diese Weise läuft es halt, wie es läuft. Ich war vor etwa 30 Jahren länger in Grenoble, wo schon damals gewisse Stadtteile “nicht empfohlen” wurden. Eines Nachts wurden auf dem Parkplatz vor meinem Wohnblock alle Räder eines Autos abmontiert und gestohlen. Ich rief die Polizei an und bekam als Antwort nur “Die Stadt ist groß”...

S. Andersson / 03.07.2023

Was soll ich jetzt schreiben? Ich habe Mitleid? Nö, bestimmt nicht, ist Hausgemacht. Ohne die derzeitigen Polit Genossen mit ihren Text Bausteinen die ich aus unschönen Zeiten kenne, hätten wir keine Probleme. Das diese Tante solche Texte im MSM absondert .... nix neues. Neu wäre mal etwas aus D ... irgend wie kommen schon länger kaum bis gar keine Nachrichten die lesenswert wären. Schon komisch .... was passiert da alles im Hintegrund?

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