Achgut.com veröffentlicht in dieser Reihe regelmäßig Texte aus den vergangenen Jahren, deren Mahnungen, Warnungen, Voraussagen sich jetzt bewahrheiten. Man konnte alles wissen, wenn man nur wollte. Heute Henryk M. Broder aus dem Jahre 2019: „Früher war alles besser. Ich auch".
Diese Reihe betrifft alle Gebiete. Beispielsweise Themen wie Migration, Energiewende, Covid und Antisemitismus, um nur einige Stichworte zu nennen. Auch beim Thema Antisemitismus sagen wir seit langem voraus, was jetzt die sogenannten Mainstream-Medien schreiben. Diese Beitragsfolge soll auch eine Vergewisserung für Sie, liebe Leser, sein, dass Sie das richtige Medium lesen. Es gab und gibt immer wieder Versuche, uns zu diskreditieren und politisch zu stigmatisieren. Die Zeit und die Tatsachen arbeiten aber für uns.
Heute veröffentlichen wir einen Beitrag vom 26.02.2019 von Henryk M. Broder unter dem Titel „Früher war alles besser. Ich auch“. Henryk Modest Broder, geb. 1946 in Katowice/Polen, kam 1958 mit seinen Eltern über Wien nach Köln, wo er zuerst den Führerschein und dann das Abitur machte. Sein Weg führte ihn von den „St. Pauli Nachrichten“, „konkret“ und „pardon“ über die „Frankfurter Rundschau“, die „taz“, die ZEIT und den SPIEGEL zur „Welt“-Gruppe. Mitbegründer der Achse des Guten. In seiner Freizeit sammelt er Schneekugeln und Kühlschrankmagnete und pflegt seinen Migrationshintergrund. Hier sein Text:
Früher war alles besser. Ich auch.
Ich bekomme viele Zuschriften von Lesern, die sich über meine Texte ärgern oder freuen, die sich bedanken oder irgendetwas zurechtrücken wollen. Neulich habe ich in einem Artikel Robert Lembke mit Heinz Maegerlein verwechselt. Nicht schön, aber auch kein Beinbruch. Kann schon mal passieren, ich habe auch Mühe, Roberto Blanco und Andy Borg auseinanderzuhalten.
Hassbriefe bekomme ich so gut wie keine, einen bis zwei pro Woche. Sie sind meist ellenlang und enden fast immer mit dem gleichen Satz: „Sie sind es nicht wert, dass man sich mit ihnen beschäftigt!“ Oder: „Es wird Zeit, dass Sie nach Polen zurückgehen!“ Oder nach Israel. So lange sich da keine eindeutige Tendenz herausgebildet hat, fahre ich am liebsten nach Island oder an das Sneeker Meer in Holland.
Kollegen, die sich mit mir beziehungsweise dem beschäftigen, was ich schreibe, sind sich dagegen weitgehend einig. Früher war ich besser, viel besser, da habe ich mich für irgendeine gerechte Sache eingesetzt, ich war mal „ein journalistisches Genie“, während ich heute „falsch abgebogen“ bin. Bei einer solchen Gelegenheit verglich mich der delirierende Salonkommunist mit Albert Einstein, der sei, ebenso wie ich, auch ein „Genie“, allerdings ein überschätztes, gewesen. Es sei ihm nicht gelungen, „eine einheitliche Feldtheorie zu finden und so seine längst vollendete Karriere noch einmal zu bekrönen“. Ja, so geht es mir auch.
Was bedeutet es also, wenn mir immer wieder attestiert wird, ich sei früher „gut“ oder „besser“ gewesen, heute dagegen ein irrlichternder alter Mann? Habe ich zu viel „Dschungelcamp“ gesehen oder sind meine Rezensenten vom Roten Libanesen auf die Acker-Kratzdistel umgestiegen? Schauen wir einmal zurück.
Dabei war er früher doch einer von uns!
Als ich mich Ende Februar 1981 in der ZEIT (!) von meinen linken Freunden, die mehr oder weniger antisemtisch versaut waren, verabschiedete, waren die Reaktionen verheerend. Wie konnte ich nur brave Linke des vererbten Antisemitismus beschuldigen? Einen linken Antisemitismus könne es nicht geben, riefen sie mir im Chor zu, Antisemitismus sei immer „rechts“.
So tönte es mir auch entgegen, als 1986 „Der ewige Antisemit“ erschien. Unmöglich, dieser Broder, dabei war er früher doch besser, einer von uns! Es dauerte 24 Jahre, bis sich ein junger Linker zu einem verhaltenen Lob durchgerungen hatte, wobei er sich die Relativierung nicht verkneifen konnte, ich wäre „über das Ziel hinaus“ geschossen. Der Mann ist heute Minister in Meck-Pomm, also am Ziel seiner Träume.
Die Geschichte wiederholte sich wie ein Tag im Leben von Phil Connors. 1991, als DER SPIEGEL meinen Text „Unser Kampf“ gut genug fand, um ihn abzudrucken; 2002, als „Kein Krieg, nirgends: Die Deutschen und der Terror“ herauskam über die deutschen Reaktionen auf die Anschläge vom 11. September 2001; 2006, als die taz „Hurra, wir kapitulieren! Von der Lust am Einknicken“ zum Anlass nahm, über mich zu schreiben, Broder gehe „genau so vor wie ein islamistischer Scharfmacher, nur eben spiegelverkehrt“; 2011, als Patrick Bahners, Feuilletonchef der FAZ mich zu einem der „Panikmacher“ erklärte, die „Angst vor dem Islam“ schüren würden; und danach immer wieder aus beliebigen Anstößen.
Inzwischen bin auch ich davon überzeugt, dass ich früher besser war. Weil früher alles besser war. Die FAZ, die Politik, das Wetter, das Fernsehen, der Bommerlunder, Ostern und Weihnachten.
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