Redaktion / 06.04.2024 / 13:00 / 7 / Seite ausdrucken

Leserkommentar der Woche: Der Geschmack von künstlichem Fleisch

Besonders erfreulich sind Leserkommentare, die eigentlich selbst eigene kleine Texte sind. Und damit sie nicht alle in der Menge untergehen, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig den „Leserkommentar der Woche“.

Leserkommentare dienen nicht nur dem Gedankenaustausch, sondern ergänzen mitunter die dazugehörigen Texte um neue Aspekte und geben ein Bild der Stimmungslage. Leserkommentare sind dabei nicht repräsentativ für die Leserschaft, viele Achgut-Leser stehen beispielsweise im Berufsleben und haben gar keine Zeit oder haben Scheu, sich öffentlich zu äußern. Umso mehr freuen uns sachliche und im Ton konziliante Zuschriften, die entsprechend unserer Netiquette ruhig kritisch sein können, aber nicht verletzend sind. Die Redaktion freut sich dabei ganz besonders über Kommentare, die eigentlich selbst eigene, kleine Texte sind.

Und damit diese entsprechend gewürdigt werden, veröffentlichen wir an dieser Stelle regelmäßig „Leserkommentare der Woche“. Diesmal sind es drei Kommentare zu Peter Hellers Beitrag „Fleisch und Milch ohne Tiere? Nicht gleich abwinken!, in dem er dafür plädiert, der künstlichen Herstellung von tierischen Produkten eine Chance zu geben. Das Thema hatte in der Kommentarspalte für eine rege Diskussion gesorgt, sodass wir diesmal gleich drei Kommentare veröffentlichen.

Joachim Walter schreibt:

„Ein hochinteressanter Artikel, auch wenn der Teil meiner Persönlichkeit, der sich nach romantischer Harmonie sehnt, sich vor Erschauern schüttelt. Sehr wahrscheinlich kann es aber gar nicht anders laufen in einer Welt, in der Quantität – zumal jene einer sich exorbitant vermehrenden Weltbevölkerung – über Qualität steht. Der Mensch als 'Entropieschleuder' ist da ein hervorragend treffender Begriff. Und ja, wenn wir alles metaphysische Erleben beiseite lassen, dann ist das mit Sicherheit unter Effektivitäts- und Effizienzgesichtspunkten der richtige Weg. Nebenbei schaffen wir uns auch mit Sicherheit eine neue, andere, metaphysische Welt. Am Effizientesten sicher dann, wenn sich das dazugehörige Gehirn längst in eine Cloud 'upgeloaded' befindet und außer dem Strom der Hardware sowieso keine Ressourcen mehr benötigt. Am Ende ist der Geschmack eines Steaks auch nur eine Summe elektrischer Impulse, die sich hervorragend im Rechner zusammenstellen lässt. Wer braucht da noch einen Menschen aus Fleisch und Blut?“

Dieter Weiß schreibt:

„So optimistisch würde ich das nicht sehen, denn synthetische oder halbsynthetische Nahrungsmittel benötigen vor allem Energie und Rohstoffe, die wiederum aus einer energieintensiven Chemieindustrie kommen. Dann braucht es die nötige Technologie, Fermenter, Brutkästen, Nachschub an geeigneten Zellkulturen sowie Personal, das in der Lage ist diese Technologie zu beherrschen. Das mag auf dem Mars funktionieren, wo es keine Alternativen gibt, aber hier unten? Wir leben in einer Kulturlandschaft. Das Landschaftsbild ist geprägt vom jahrhundertelangen Wirken der Landwirte. Ohne diese gibt es dann nur noch Macchie, Gebüsche und letztlich irgend eine Form von Wald. Wir müssen uns dann auch von zahlreichen, an die offene Landschaft angepassten Tieren und Pflanzen verabschieden. Wollen wir das?“

Und Daniel Kirchner ergänzt:

„Synthetische Lebensmittel müssen günstiger werden, damit sie sich durchsetzen. Der grüne Weg wäre eine hohe Besteuerung der traditionellen Landwirtschaft, wodurch herkömmliche Lebensmittel unerschwinglich werden. Letztere Transformation ist bereits im Gange. Eine weitere noch recht neue Entwicklung ist die Automatisierung der Landwirtschaft durch Einsatz hochintelligenter Roboter. Es muss sich kein Mensch mehr auf den Acker machen. Unfälle sind nicht so bedrohlich wie in anderen Bereichen, wo Roboter eingesetzt werden. Die Schöne Neue Welt wird langsam Realität.“

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

netiquette:

Karsten Dörre / 06.04.2024

Ohne Chemie und künstliche Zusatzstoffe in der Nahrung gäbe es keine Supermärkte. Wer reine chemische Nahrungsmittel ablehnt, sollte auch auf semichemische Lebensmittel verzichten (Konservierungsstoffe, Farbstoffe usw.). Heutige produktive Landwirtschaft kommt ohne Chemie nicht aus, um uns satt zu machen.

L. Luhmann / 06.04.2024

Das Problem ist nicht der Synthesedreck, sondern die implizite Forderung, dass die Menschheit diesen sterilen Dreck fressen soll, damit die Lüge von der sog. “anthropogenen Klimaerwärmung” endlich zur unantastbaren Wahrheit wird. Synthetischer Fraß - synthetisches Denken! Es geht sozusagen um echte Freiheit vs. synthetische Freiheit! Man will unsere echte Freiheit durch eine vollständig kontrollierte und kontrollierende Freiheit ersetzen. - Ich vermute, dass erst dann die Gefahr eines totalitären, neofeudalistischen Regimes gebannt ist, wenn die Geimpften vom Massenversuchsuntermenschen wieder zum Menschen werden.

Holger Kammel / 06.04.2024

Aus den Augen verloren, prinzipiell halte ich synthetisches Fleisch für gut. Aber dann gäbe es diese Tiere nicht mehr. Ich habe ohne Gewissensbisse Tiere geschlachtet, die ich vorher über Monate gepäbbelt habe. Erstens ist es natürlich und 2. hatten die bei uns vorher ein besseres Leben als in der freien Wildbahn. Grausamkeiten sind nicht erlaubt, es muß schnell und schmerzlos gehen.  Schön war es trotzdem nicht.

Holger Kammel / 06.04.2024

Ich bin im ländlichen Raum großgeworden. Tiere halten und schlachten war völlig normal. Ein Wildkarnickel hat ein kurzes und grausames Leben. Wenn man einmal gesehen hat, wie ein paar Krähen ein Kaninchen jagen, erlegen und auffressen, kann man über Bambi nur lachen. Mein Nachbar hat gelegentlich spöttisch gemeint, meine Kaninchen würden in einem 5-Sterne- Hotel leben. Ich habe sie alle Wochen ausgemistet und mit frischem Stroh versehen. Meine liebste Samstagsbeschäftigung. Ich mußte damals noch auf die Schubkarre steigen, um an die oberen Boxen zu kommen. Unser Hund, ein deutscher Boxer,  saß mit geiferndem Maul daneben. (Geifern tun die meistens)  Gelegentlich ist ein Rammler abgehauen und wurde vom Hund gejagt. Einmal hat er ihn erwischt und von oben bis unten abgeschleckt. Ich habe einen klatschnassen Karnickel zurück in die Box geworfen. Nach 10 min war er schon wieder obenauf. Das habe ich damals fotografiert. Hund(Wolf) und Karnickel schauen sich gegenseitig ohne irgendwas dazwischen an. Die Schnauzen sind vielleicht 10 cm voneinander entfernt. Aus dem Abhauen des Rammlers und dem Jagen des Hundes haben die einen Sport gemacht. Dem Hund konntest du die Aufsicht über ein paar Kleinkinder übertragen. Der lag neben der Decke und wenn die Sprößlinge ihn maximal mit am Schwanz ziehen oder an den Ohren ziehen geärgert hatten, ist er aufgestanden und hat sich 2m weiter wieder hingelegt. Kam kein Fremder hinzu! Wer einmal eine Glucke mit 20 Küken auf dem ersten Ausflug erlebt hat, braucht keine Grünen. Die sind sowas von niedlich. Hat sich mein Hund auch gedacht, bevor er eine Glucke auf Nahdistanz kennengelernt hat.

Marco Schulz / 06.04.2024

Artikel und Kommentare haben die Sache beleuchtet, einen Aspekt habe ich aber vermisst: Die Frage, wo denn die Rohstoffe her kommen sollen. Da ist nicht unbedingt alles Bio und gesund, es wird auch recycelt, buchstäblich. Es gibt da schon lange ein Buch, das einen Eindruck vermittelt: “Katzen würden Mäuse kaufen: Wie die Futterindustrie unsere Tiere krank macht.” Weiters Beispiel: Verfütterung von Güllefeststoffen, Rindermast in der DDR, dazu findet man einen SPIEGEL Artikel.

Rainer Niersberger / 06.04.2024

Gute Kommentare, aber ich kriege den ” Sprung” von diesen zur Politik bzw deren Aenderung nicht ganz hin. Vor allem nicht nach dem aktuellen Artikel des Herrn Weiss gerber.  Offenbar reicht mein Verstand nicht aus, die laufende und in den Kommentaren zu Recht festgestellte Transformation mit der Wahl der richtigen Partei in eine logische Relation zu bringen. Aktuell sehe ich nur eine Partei, die verhindert, dass wir vom Regime ausgewählte Kunstprodukte als ” Nahrung” zu uns nehmen. Was aber natuerlich nur deshalb funktioniert, weil auch der homo nicht homo bleibt, sondern neu konstruiert wird. Wer vor diesem Hintergrund Artikel wie den erwähnten schreibt, duerfte die Lage bzw das, was laeuft, frei nach H. Maaßen noch nicht erkannt haben.

Dipl.-Ing. Erwin Obermaier / 06.04.2024

Soylent green läßt grüßen.

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