Ja, mancher behauptet wohl, es sei typische Frauenmusik. Darf man das heutzutage überhaupt noch sagen? Oder gilt das schon als frauenfeindlich? Wie dem auch sei, es geht um typische Frauenmusik. Schnulzige Melodien und noch schnulzigere Texte. Aber die Musik hat es in sich, sie hat Klasse und berührt. Entweder zum Tanzen oder zum Schmachten. Die Rede ist von Neil Leslie Diamond.
Der US-amerikanische Singer/Songwriter feiert am 24. Januar seinen 80. Geburtstag und mit ihm vermutlich die ganze (Frauen-)Welt. Schließlich komponierte der für vier Golden Globes und dreizehn Grammys nominierte Musiker – sowie ein Golden Globe und ein Grammy-Gewinner – nicht nur Welthits, sondern hütet schon seit über 50 Jahren die Bühne.
Hierzu gab der Weltmusiker 2017 sein Greatest Hits-Album „50“ heraus und tourte im selben Jahr um die Welt. Das Tragische hierbei: Diamond musste diese Welttournee aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Die Diagnose: Morbus Parkinson. Die Konsequenz: Der Weltmusiker beendete seine Konzert-Karriere. Das hält ihn aber nicht davon ab, weiterhin Musik zu machen. Dabei kam etwa 2020 eine Neuinszenierung seiner Greatest Hits mit dem London Symphony Orchestra heraus.
2008 ein erneuter Durchbruch
Doch zurück zum Anfang seiner Karriere. Neil Diamond, der bis heute über zwanzig Studioalben veröffentlichte, schaffte recht schnell den Aufstieg. Sein Song „I‘m A Believer“, der er für „The Monkees“ komponierte, wurde ein Welterfolg. Gleiches gilt für seine veröffentlichten Singles. Alleine drei von ihnen kamen in die Top Ten der US-Charts. „Cherry Cherry“, „Solitary Man“ und „You‘ll Be A Woman Soon“. Echte Klassiker.
Danach ging es für ihn Schlag auf Schlag. Während er tatkräftig weitere Songs auf die Platte brachte und sich auf den Bühnen austobte, erschien 1976 eines seiner erfolgreichsten Alben, „Beautiful Noise“. Zudem entstanden Welthits, wie „Sweet Caroline“, „Song Song Blue“ und „Cracklin‘ Rosie“. Unvergessen auch die Ballade „You Don‘t Bring Me Flowers“ mit der US-amerikanischen Sängerin Barbra Streisand (die, nebenbei gesprochen, mit Diamond in der Highschool im Schulchor sang), die 1980 bei der Grammy-Verleihung Premiere feierte.
Nachdem es etwas stiller um den Mann mit der Gitarre geworden war, gelang Diamond 2008 ein erneuter Durchbruch. Mit seinem 27. Studioalbum „Home Before Dark“ schaffte er es mal wieder in die US-amerikanischen Charts. Hierbei blieb sich der Singer/Songwriter seinen Wurzeln treu. Das ganze Album hindurch umweht ein typisch Diamond'scher, typisch amerikanischer Sound die Ohren.
Auch sogenannte Frauenmusik kann gut sein
Das ist nicht nur dem einprägsamen, rhythmischen Sound vieler Diamond-Songs zu verdanken, sondern insbesondere seiner einzigartigen Stimme. Sie sprüht nur so vor Wiedererkennungswert. Nirgendwo auf der Welt singt vermutlich irgendjemand wie der Singer/Songwriter. Seine Stimme besticht mit einer rauchig-tiefen, aber zugleich auch samtigen Basis.
Das Beste hierbei? Seine Stimme ähnelt einem guten schottischen Scotch, der mit zunehmendem Alter immer besser wird. Seine späteren Live-Performances bezeugen dies grandios. Ebengleiches gilt für das Instrumentalspiel. Anstatt einen Hit nach dem anderen zu spielen, entwickeln die Musiker raffinierte, spritzige Instrumentensoli. Somit kommen auch anspruchsvolle Musikliebhaber voll auf ihre Kosten.
Festzuhalten bleibt: Ob man nun Diamonds Musik mag oder nicht, man muss den Hut vor diesem Ausnahmetalent ziehen. Nicht umsonst coverten ihn etwa Musikgrößen wie Johnny Cash mit „Solitary Man“ oder Frank Sinatra und Elvis Presley mit „Sweet Caroline“. Diamond zeigte: Auch sogenannte Frauenmusik kann gute Musik sein. Nicht viele schaffen das.