Das Nomen Können, also: etwas zu vermögen (in geronnener, materialisierter Form: Vermögen als Reichtum, der wiederum möglich macht), ist im Deutschen verschränkt mit dem Begriff Kunst. Kunst bedeutet ein Können, ein Befähigtsein. Die alten Griechen sagten für Kunst τέχνη, Technik. Creator spiritus, Ingenieur. Konstrukteur. Meister. Die Blaue Moschee in Istanbul und der Goldene Dom in Jerusalem sind Beute-Kunst, kulturelle Aneignung durch islamischen Kolonialismus. Künstler machen Pläne. Glaube keiner, der Kölner Dom hätte seinen Ursprung nicht auf Pergament! Bildende Kunst basiert auf Abbildungen, Plänen, Vorwegnahmen, Manifesten. Und ebenso wurden Ideologien vor ihrer gesellschaftlichen Durchsetzung zuvor entworfen. Beispiel: Das Abbild der Göttin der Gerechtigkeit, Justitia, gehauen und geschliffen aus Marmor, war antiker Entwurf der Rechtsstaaten der Moderne. Kunst bedeutet Technik. Die aus dem Sachzusammenhang losgelöste spinnerte zeitgenössische Gruppe, die sich heute Künstler nennt, ist nicht deren tatsächlicher Stellvertreter. Waschechte “Künstler” alten Schlags arbeiten an materieller Wertschöpfung!
Im Prado in Madrid hängt ein faszinierendes 9 Meter-Schinken von Bartholomäus Strobel (1591- nach 1650). Das Fest des Herodes und der Kopf Johannes’ des Täufers (1642) stellt ein Panorama der führenden Persönlichkeiten des 30 jährigen Krieges dar, was in Anbetracht von Strobels Leben sicher kein Zufall ist. Johannes der Täufer trägt die Züge von Johann Christian v. Brieg (1591-1639), sicher kein Zufall. Dracula ist auch dabei, sicher kein Zufall. Die Kostüme und die Lichteffekte sind eine Augenweide. ***** Eine kontemporäre künstlerische Darstellung des EU-Parlamentes wäre wohl eine chaotische Schmiererei; was eine durchaus angemessene Würdigung wäre.
Die herrschende Kultur einer Gesellschaft ist die Kultur der herrschenden Klasse. Was war denn die herrschende Kultur im 19. Jahrhundert in der Musik? Beethoven, der Ländler, die Marschmusik oder, was auch geht, die Kombination aus allem in einem Stück? Ich vermute im 19. Jahrhundert herrschten verschiedene Kulturen und Herr Marx instrumentalisierte alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen war für seine Theorie. ggf wissen wir über das Bürgertum nur mehr als über andere Gruppen. Das Klavier förderte die Möglichkeit sich über den Kauf der Noten mit vielerlei Musik zu beschäftigen. Wenn die Stücke zu schwer sind waren sie ggf weniger erfolgreich. Sind schwer zu spielende Stücke zwangsläufig von höherer Qualität? Was ist denn der Maßstab? Die Arroganz der Kritiker? Dann gibt es noch die Normalverteilung im Bereich der Intelligenz, die ggf auch über die Lese.- und Verständnisfähigkeit von Texten entscheidet. Die größte Gruppe ist nicht Rechtsaußen. Die spannende Frage ist eher ob der Zeitgeist nach oben strebt. Beethovens 9. war und ist Musik für alle und der damalige Zeitgeist strebte nach höherem. Das hört man und man freut sich darüber und sie ist qualitativ Erstrangig und Populär.
Am schlimmsten ist die Diktatur der Architekten. Was diese elitäre Clique seit dem letzten Jahrhundert an ästhetischen Verbrechen gegen den menschlich immanenten Sinn für Schönheit begangen hat ist die grösste kulturelle Katastrophe der Menschheit.
Diese Probleme lösen sich oft auf eine recht einfache Art: Welche Kunst tatsächlich wertvoll ist, stellt sich meistens erst ein paar Jahrzehnte später heraus. Wenn die Welt sich dann noch daran erinnert und sie immer noch (oder dann noch mehr) wertschätzt, dann ist damit das Prädikat “Taugt was” verliehen.
Eine zeitgenössische Künstlerin, der einzige zeitgenössische Künstler dessen Existenz mir bekannt ist - den ich unbedenklich als Genie bezeichnen kann - den ich unbedingt als Genie titulieren muss, zeigte mir mal ein Werk. Ich brach in lautes Gelächter aus, bis mir die Tränen kamen. Sie sagte ich sei bisher der einzige der “richtig” auf das Werk reagiert habe. Alle anderen Künstler & Kenner hätten nur mit einer tief-ernsten Mine allen möglichen, tief-unsinnigen pseudo-philosophischen Schmarrn in das Werk hinein interpretiert. Das Kunstwerk war aber nur lustig gemeint, nicht mehr, nicht weniger. Die Künstlerin schenkte mir zum Abschied, ungefragt aber sichtlich mit innerem Widerstand & Trennungsschmerz kämpfend eines ihrer Werke, welches meine Sammlung älterer Meister als eine würdige Brücke ins 21 Jahrhundert geleitet. Ich bot diesem Werk die größtmögliche Wertschätzung, indem ich es neben einem Wilhelm Leibl platzierte.
Der Kontrakt des Zeichners (1982) von Peter Greenaway zeigt die zwielichtige Rolle des Künstlers bis ins 18 Jahrhundert. Im Film taucht manchmal ein grün-angestrichener, nackter Mann auf, der völlig unabhängig von der jeweiligen Szene im Bild herum hüpft, bis er verscheucht wird. Die Intellektuellen rätselten Jahrzehnte lang, welche tiefe Botschaft diese Figur versinnbildlicht. Als ich den Film das erste Mal sah erriet ich sofort ihre geheime Bedeutung: “Der Mann bedeutet gar nichts. Reine Effekthascherei, um die Intellektuellen zu albernen Theorien zu animieren.” Greenaway gestand später, dass ich richtig geraten habe. Das Beispiel bezeugt den des Kaisers neue Kleider-Effekt in der zeitgenössischen Kunst. Zeitgenössische Künstler stehen, wie Intellektuelle, im allgemeinen politisch links. Das erklärt die minderwertige Qualität ihrer Kunst.
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