Ramin Peymani, Gastautor / 02.07.2018 / 08:56 / Foto: Pixabay / 37 / Seite ausdrucken

Merkel beseitigt Obergrenze für die AfD

Gestern überschlugen sich die Ereignisse: Horst Seehofer will nicht mehr. Der bisherige Innenminister und CSU-Chef, der unlängst polterte, “mit der Frau nicht mehr arbeiten” zu können, weil sie unzuverlässig sei und die Unwahrheit sage, gibt auf. Damit hat Merkel freie Bahn für ihre Migrationsagenda. Ob ihr dies am Ende tatsächlich nutzt, bleibt abzuwarten. Immer mehr Wähler und selbst ein Teil der Journalisten verweigern ihr inzwischen die Gefolgschaft. Europa sowieso.

Der Berg kreißte – und gebar eine Maus. Selten hat die kriselnde Europäische Union ihre mangelnde Handlungsfähigkeit deutlicher unter Beweis gestellt als mit den Beschlüssen zur künftigen Asylpolitik. Heraus kam eine Absichtserklärung, bald miteinander darüber zu sprechen, wie man eine geordnete Zuwanderung organisieren könnte. Alles völlig freiwillig natürlich. Für Deutschlands Journalisten reichte dies, um zu verkünden, Europa habe sich auf eine Verschärfung seiner Asylpolitik verständigt.

Und die Kanzlerin phantasierte von mehr als einem Dutzend Zusagen anderer europäischer Länder, bilaterale “Rückführungsabkommen” für jene Asylbewerber zu schließen, die ihren Asylantrag nach geltendem Recht gar nicht in Deutschland stellen dürfen. Angeblich hätten vierzehn Staaten ihre Bereitschaft zu derartigen Abkommen erklärt, teilte Merkel den Koalitionspartnern stolz mit, obwohl dies offensichtlich nicht der Wahrheit entsprach. Ungarn, Polen und Tschechien ließen den perfiden Taschenspielertrick umgehend auffliegen. 

Der Asylkompromiss ist nichts als heiße Luft. Kaum ein europäischer Staat dürfte bereit sein, eines der angedachten geschlossenen Aufnahmezentren auf seinem Gebiet zu errichten und sich auf diese Weise Migrationsprobleme ins Land zu holen, die man künftig noch viel einfacher als bisher auf Deutschland abwälzen kann. Ohnehin ist die Dublin-Verordnung schon heute Makulatur, nach der ein Asylantrag in der Europäischen Union nur in jenem Land gestellt werden kann, in das ein Antragsteller eingereist ist.

Die Gipfelbeschlüsse sind eine Luftnummer

Mit der seit drei Jahren geübten Praxis, jedem Migrationswilligen die Tür aufzuhalten, hat Deutschland längst eine Sogwirkung entfaltet. Dabei führt die fehlende Kontrolle an den Grenzen zu einer beliebigen Einwanderung. Wo immer Zuwanderer das europäische Festland erreichen, hat die weit überwiegende Mehrheit von ihnen nur eines im Sinn: So schnell wie möglich in Deutschland ankommen, wo der am üppigsten ausgestaltete Sozialstaat wartet und Abschiebungen auch im Falle der Ablehnung kaum zu befürchten sind.

Der künftig wieder erlaubte Familiennachzug tut sein Übriges. Und auch weiterhin wird es trotz aller Absichtserklärungen keine wirksamen Maßnahmen gegen illegale Einwanderer geben. Da nutzt es wenig, dass die Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex mit weiteren Steuermilliarden gestärkt werden soll. Die Gipfelbeschlüsse sind eine Luftnummer. Dass die Kanzlerin zur Lüge greifen muss, um sie als Erfolg zu verkaufen, zeigt ihre ganze Verzweiflung.

Nach dem Vorbild der Rückführungsprämien, die seit langem hierzulande an abgelehnte Asylbewerber gezahlt werden, wenn diese in ihr Heimatland zurückkehren, erhält Griechenland demnächst übrigens Geld aus Deutschland dafür, dass es Asylbewerber zurücknimmt, die dort nach Recht und Gesetz ihren Antrag stellen müssen. Dies ist Teil des jüngsten Abkommens, auf das Angela Merkel so stolz ist. Zudem dürfen die Griechen nun ganz offiziell Zuwanderer nach Deutschland weiterschicken, die sich auf hier bereits gelandete Familienangehörige berufen. Gleiches gilt für Spanien, das ebenfalls schon zugesagt hat, das lukrative Abkommen mit Deutschland zu schließen. Unter dem Strich sorgt dies für nicht einen Migranten weniger, den Deutschland aufnimmt. Die weiteren geplanten Übereinkünfte dürften sich an diesen Rahmendaten orientieren.

Merkel wurde beim Gipfel vorgeführt. Lachend halten die Staats- und Regierungschefs der EU die Hand dafür auf, ihr den Stuhl zu retten. Ihren lästigen Innenminister und Dauerrivalen Seehofer ist sie nun los. Doch vielleicht hat sich die Kanzlerin diesmal verrechnet. Denn mit seinem Amtsverzicht setzt der bald 69-Jährige Merkel unter Druck. Zwar könnte sie im Falle des Ausscheidens der CSU-Fraktion aus der Regierungskoalition mit Duldung der Grünen auch ohne ihre Schwesterpartei weiterregieren, doch würde ihr neben der AfD dann ein politischer Gegner erwachsen, den ihre Hofberichterstatter nicht ins Reich der Nazis verbannen könnten. Sollte die CSU wegbrechen, könnte sich Merkels EU-Finte zur Entsorgung ihres Innenministers bald als Pyrrhussieg herausstellen.

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Leserpost

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Jörg Plath / 02.07.2018

“Was für eine Aufregung wegen ein paar Hundert Migranten monatlich!” meinte gestern di Lorenzo im Staazs-TV. Wenn ich mich richtig erinnere, sind es nach wie vor ca. 15.000 pro Monat. Wie diese Frau so groß werden konnte, ist mir ein Rätsel. Sie sollte bald mal Grenzen aufgezeigt bekommen. Von einem richtigen Mann und Politiker. Es ist ist einfach nur noch widerwärtig, wie diese Frau ihre Intrigen durchzieht und Leute kalt stellt, die ihrem Wahn im Wege sind.

B.Kröger / 02.07.2018

Fragen wir uns doch einfach mal, wem das ganze Chaos in Deutschland nützt.  Für wen ist es nützlich, das Deutschland und Europa ins Straucheln gerät, den wissenschaftlichen und technologischen Anschluss verliert und seine Sozialgesetzgebung, ausgeweitet auf die ganze Welt,  zerbrechen wird? Cui bono?

Günter Springer / 02.07.2018

Sehen wir immer noch nicht die Gefahr, die von der ungebremsten Flüchtlingsaufname auf uns zukommt? Kümmern wir uns ,wie zur Zeit, nur noch um die Probleme, die damit entstanden sind und noch immer weiter bestehen? Warten wir solange, bis man uns das Handeln total aus der Hand nimmt? Bereits Altkanzler Hellmut Schmidt hat auf die Gefahr hingewiesen, die durch die Einwanderung aus fremden Kulturen für unsere Gesellschaft entstehen kann, anschaulich täglich für alle die nicht Blind sind. Horst Sehofer hat recht!

Ulv J. Hjort / 02.07.2018

Alles schøn und gut,die bedenken und befuerchtungen sind allesamt berechtigt . ABER was geschieht wenn diese regierung wirklich zerbricht ? Bei neuwahlen kønnte die linksgruenen die nase vorn haben—-und dann ? Die SPD wird sich nicht nochmal mit den ehemals buergelichen einlassen , es wære ihr sicherer tod .Also scheint eine regierung SPD-GRUENE-KOMMUNISTEN und FDP durchaus møglich .Und diese gruppierung reisst dann die grenzen erst recht weit auf . Dann bekommt der deutschenhass freien lauf. Liebesgruesse aus Danmark und DENK MAL !

Hans-Peter Dollhopf / 02.07.2018

Der Merkel-Ohrwurm vom “nationalen Alleingang”, der einfach nicht sein darf, ist so eine typische Phrase, mit der sie alle funktionierenden Verbesserungsvorschläge im Keim erstickt, die nicht zu ihrer Master-Agenda der alternativlosen Hinführung unter das EU-Regime passen. Dabei macht die Frau am laufenden Band doch selbst Alleingänge, losgelöst von jeder Rechtsgrundlage.

Leszek Kolakowski / 02.07.2018

Nicht blöd von den Unionsparteien, die CSU ins eigenständige Leben zu entlassen, um der AFD rechts von der CDU das Wasser abzugraben.

Martin Landvoigt / 02.07.2018

Noch sind die Würfel nicht gefallen. Wir warten mit Spannung ab, wie es weitergeht. Immerhin geht es hier um mehr als beim Elfmeterschießen. Meine Vermutung: Wenn Seehofer zurücktritt und die CSU sich Merkel unterordnet, kann sie auch in Bayern nicht mehr mit Akzeptanz rechnen, ich glaube, dass sie bei den Landtagswahlen mit der 30 % Marke ringen wird. Ob Merkel das will?

Marc Kublun / 02.07.2018

Fr. Dr. Merkel ist offensichtlich darum bemüht, den in 2015 erreichten Zustand möglichst lange fortzuschreiben. Ihre Hilftruppen werden mit erheblichen Ressourcen geködert und deshalb plakativ als “Flüchtlingsindustrie” bezeichnet. Wenn es gilt: “Lachend halten die Staats- und Regierungschefs der EU die Hand dafür auf, ihr den Stuhl zu retten ”, dann sind auch die Staats- und Regierungschefs der EU Teil der Merkel’schen “Flüchtlingsindustrie”. In ihrem politischen Koordinatensystem wird Dr. Merkel sich sicher nicht als “vorgeführt” vorkommen, sondern als Erfolg verbuchen können, weiterhin Personen und Organisationen in ihr System eingebunden zu haben.

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