Thilo Schneider / 10.07.2018 / 06:25 / Foto: Jperrygodfrey / 51 / Seite ausdrucken

Jan und Klaas auf der Schlepper-Welle

Klaas Heufer-Umlauf hat es dick. Jährlich ertrinken fast 3.000 Menschen. In Europa. Ungefähr. Aber die interessieren den Klaas nicht. Die, die ihn interessieren, sind die, die sich absichtlich in Seenot begeben, in der Hoffnung, daraus gerettet und ins angenehme Europa (und nicht in das unmenschliche Urlaubsland Tunesien – und wer dort je zehn Tage All-inclusive-Hotelbuffet hatte, der weiß, was ich meine) verbracht zu werden. Die sind ihm wichtig, dem Klaas. Die anderen nicht so. Sind nur Europäer. Oder manchmal auch Flüchtlinge, die wegen der Abwesenheit von Wasser in den Herkunftsländern nicht die Notwendigkeit hatten, Schwimmen zu lernen. Oder deren Eltern es ihnen verboten haben, alldieweil das unzüchtig wäre. Die ertrinken dann in Europa in der Elbe, im Rhein oder in der Oder. Aber das sind dann Kollateralschäden. Um die sollen sich andere kümmern.

Wichtig sind dem Klaas, dem guten Menschen, die, die Seenot als Eintrittsticket in die EU lösen. Da ruft er gerne mal zu Spenden auf. Mit dem Jan, dem Böhmermann. Da kommen dann leicht mal 157.000 Euro oder 200.000 Euro zusammen. Für Hochwasseropfer in Trier haben aber der Klaas und der Jan und ihre begeisterten Unterstützer nicht so viel übrig. Genauer gesagt, lediglich 628 Euro oder, wenn es Flutopfer in Isenburg sind, 105 Euro. Da hat es die Band „Ravenous“ schon einfacher – die haben immerhin 1.443 Euro zusammenbekommen, um die Daten ihres Jahrhundertalbums rekonstruieren zu können. Das sind allerdings noch immer 800 Euro weniger als die LGBTIQ-Geflüchteten zusammengekriegt haben, damit sie in Thessaloniki „Safe Spaces“ haben, bevor es weiter geht. Wohin auch immer. 

Interessant bei diesem „Duell um die Welt-Rettung“ ist übrigens, dass Jan-Böhmermann-Fans augenscheinlich ärmer als Klaas-Heuer-Umlauf-Fans sind. Während die Böhmermänner einen Schnittbetrag von 22 Euro spenden, sind es bei den „Ja, ne, is Klaas“-Leuten satte 40 Euronen, damit weitere Afrika-Europa-Fähren gechartert werden können. Auch, wenn das der Klaas und der Jan jetzt sicher nicht so gerne hören, sondern lieber auf ihren moralisch hohen Seepferden in den Sonnen- und Abendlanduntergang reiten. 

Machen so lustige und gesellschaftskritische Sachen

Nur einmal am Rande sei erwähnt, dass eine Mitgliedschaft als SOS-Kinderpate 31 Euro im Monat kostet, beide lustigen Molche und ihre Entourage hätten also 950 Kinder ein sattes Jahr lang unterstützen können. Aber das wäre weit weniger publikums- und publicityträchtig gewesen, hätte vielleicht sogar die ein- oder andere „Fluchtursache bekämpft“ und dadurch zu weniger „Aus-Seenot-zu-Rettende“ produziert. 

Aber vielleicht machen das der Klaas Heufer-Umlauf und der Jan Böhmermann (die Sie beide aus dem Fernseher kennen, wo sie immer so lustige und gesellschaftskritische Sachen machen) ja auch, so insgeheim, und reden einfach aus der ihnen eigenen Bescheidenheit nicht drüber. Falls das so sein sollte, dann nehme ich natürlich meinen Vorwurf gegenüber den beiden „Scherzkeksen gegen Rechts“, Schleuserkriminalität unter dem Deckmäntelchen der Humanität zu unterstützen, vollumfänglich und mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück.

Außerdem geht es mich ja auch einen feuchten Kehricht an, wofür Prominente ihr Geld und das ihrer Lemminge ausgeben. Wobei mir da trotzdem, offen gesagt, ein ehrlicher Drogeneigenkonsum schon lieber wäre als das Zahlen einer Überfahrt ins gelobte Land. Da muss ich dann nämlich das Ergebnis mitfinanzieren – ob ich will oder nicht.

Andererseits – ich finanziere ja auch die beiden lustigen Clowns über meine Rundfunkgebühren mit. Also, was soll´s? Sollte übrigens das Beispiel „Entweder Ihr rettet mich aus Seenot nach Europa oder ich werde mich ertränken“ Schule machen, dann freue ich mich schon auf neue Formen des Trampens („Entweder Sie nehmen mich mit oder ich renne über die Autobahn“) und des  Raubüberfalls („Entweder Dein Geld her, oder ich nehme mir das Leben“) und ich kann ehrlich versichern, dass ich mich dann vor eventuellen Blutspritzern schützen werde. Aber ich bin da vielleicht auch zu wenig mitfühlend. Ich lasse mich eben nur ungern erpressen. 

Siehe zum gleichen Thema auch:

Der Klaas und die Grünen: Zwischen Seenot und U-Boot:

Wer ist eigentlich das politische Begleitorchester ist, dessen Trommler Heufer-Umlauf macht. Wer stellt die Strukturen, wer kennt die Leute, wer ist diese CIVILFLEET? Die Antwort führt direkt in die Bundesgeschäftsstelle der Grünen in Berlin, am „Platz vor dem Neuen Tor 1“... 

Foto: Jperrygodfrey CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Viola Heyer / 10.07.2018

Böhmermann geht für Medienpräsenz über Leichen.

Dolores Winter / 10.07.2018

Es ist plumpe Manipulation von Rettung zu sprechen. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger distanziert sich klar von dem Begriff der “Seenotrettung”  und spricht sogar von “Migrations- und Fluchthilfe”.

A. Witzgall / 10.07.2018

Die Smartphone gesteuerte Generation hat ihren Verstand längst den Apps überlassen. Ausserdem ist es chic und stylisch, irgendwas “mit Flüchtlingen” zu machen. Da gibt man halt mal gerne schnell n´paar Euros (App sei Dank) um nicht selber denken zu müssen. Wenn der Proll, der normal die Kohle nach Hause bringt, auf Nachtschicht ist, zieht man sich schon mal aus Langeweile diese “stylischen” Sendungen rein, sein ADS Syndrom kann man ja morgen in der Schule ausleben.  Da geht dann die Endzwanziger Generation lieber zum Chef (oder mit den Gewerkschaftsbrüdern auf die Straße) und verlangt nach einer Gehaltserhöhung, um die steigende Abgabenlast ausgleichen und noch ein paar Euros für die Gutmenschenmafia überweisen zu können. Die Arbeitskosten steigen, die (guten) Jobs werden rarer (das erledigt inzwischen der indische Kollege via Homeoffice) und bei der Miete konkurriert man dann mit denjenigen, welche man mit dem eigenen Geldbeitrag angelockt hat und mit weiteren laufenden Ausgaben alimentieren muss. Die vorherrschende Ursache für die illegale Einwanderung ist…......Geld. Damit werden werden Menschen zum Aufbruch (der Begriff “Flucht” trifft für mich hier nicht zu) regelrecht gelockt. Da die normale Reise nicht funktionieren würde bringt man sie in Gefahr, um sie anschließend daraus zu retten und der “Barmherzigkeitsmafia” Frischfleisch zu liefern. Wer kümmert sich eigentlich inzwischen um die tatsächlichen Flüchtlinge und sozial Schwachen? Erst wenn sich die Klaas-Böhmermann Fans mit ihren Gästen um Pfandflaschen prügeln, wird dieser Spuk in den Hirnen angekommen sein. Dann ist es allerdings schon lange vorbei, dass man noch etwas hätte ändern können. Das ist schon im Jahr 2018 mindestens 20 Jahre zu spät.

Judith Hirsch / 10.07.2018

Im Sinne der Ausgewogenheit wäre es nur fair, wenn im ZDF nun Künstler wie Helene Fischer, Andreas Gabalier oder Lisa Fitz zu Spenden für die Identitäre Bewegung aufrufen dürften.

Marla Arbogast / 10.07.2018

Unvorstellbar jemand würde im ZDF für die Bewaffnung und Besoldung von Frontex-Grenzwächtern oder für Abschiebungen von kriminellen Zuwanderern werben. Aber auf der linksgrünen Seite des gesellschaftlichen Spektrums darf man als Staatskünstler im Staatsfernsehen ganz selbstverständlich für das Einschleusen von Menschen Geld sammeln – also für Aktionen, die rechtlich und moralisch in einer Grauzone, wenn nicht in der Illegalität, stattfinden.

Michael Scheffler / 10.07.2018

Die Zwei sind - mit Verlaub gesagt - ohnehin nicht die hellsten Kerzen auf der Torte. Man sollte sie mit den Worten des Gefreiten Schlumberger aus „Es muss nicht immer Kaviar sein“ „gor ned ignorieren“.

Monique Basson / 10.07.2018

Interessanter ist doch die Frage, was Böhmernann macht, wenn der Kapitän verurteilt wird. Wenn er sich dann nicht von seiner Aktion massiv distanziert, setzt er sein persönliches Gerechtigkeitsempfinden über das der Rechtssprechung. Was für ein Signal für die Menschen in unserem Land. Immer schön die Werte aushöhlen und durch gefühlte Gerechtigkeit, bei der die eigene Position die “gute” ist. Er hat die Bedeutung von Verantwortung nicht verinnerlicht und betreibt unbeirrt seine selbstsüchtige, durch Zwangsabgaben finanzierte, Agenda.

Thomas W. Salzmann / 10.07.2018

Das ist an Zynismus kaum zu übertreffen. Was wären denn die derzeitigen Alternativen? Absaufen lassen oder die Libysche Kriegsmarine mit noch schöneren Booten ausstatten? Es geht immerhin um Menschen. Menschen denen Hoffnung gemacht wird, die aber auch offensichtlich einen Grund haben sich in derartige Gefahr zu begeben. Ich bezweifele allerdings, dass sich alle dessen wirklich bewußt sind. Schließlich werden denen die Retter quasi versprochen. Nun kann die Lösung nicht heißen, dass alle nach Europa kommen. Deshalb schwanke ich, zwischen “die kann man nicht einfach absaufen lassen” und der Frage nach einer Lösung. Frontex würde bei einer Rettung die Menschen ja genau so nach Europa bringen. Europa braucht eine gemeinsame Einwanderungspolitik und Deutschland noch viel mehr. Bis sich die Herrschaften sich bewegen, sind mir gerettete Flüchtlinge viel lieber, als Leichen am Strand. Mit Zynismus bewirkt man aber keine Änderung der Politik.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thilo Schneider / 30.01.2024 / 16:00 / 20

Jahrestag: Die Schlacht von Stalingrad geht zu Ende

Heute vor 81 Jahren ernannte Hitler General Paulus, der mit seiner 6. Armee in Stalingrad dem Ende entgegensah, zum Generalfeldmarschall. Denn deutsche Generalfeldmarschälle ergaben sich…/ mehr

Thilo Schneider / 26.01.2024 / 16:00 / 20

Anleitung zum Systemwechsel

Ein echter demokratischer Systemwechsel müsste her. Aber wie könnte der aussehen? Bei den Ampel-Parteien herrscht mittlerweile echte Panik angesichts der Umfragewerte der AfD. Sollte diese…/ mehr

Thilo Schneider / 18.01.2024 / 16:00 / 25

Neuer Pass für einen schon länger hier Lebenden

Ich will einen neuen Reisepass beantragen. Doch um ihn zu bekommen, soll ich den abgelaufenen mitbringen, ebenso meine Heiratsurkunde und Geburtsurkunde. Warum muss ich mich…/ mehr

Thilo Schneider / 16.01.2024 / 15:00 / 73

Zastrow-FDP-Austritt: „Ich will den Leuten noch in die Augen schauen können“

Holger Zastrow, Ex-Bundesvize der FDP, kündigt. In seiner Austrittserklärung schreibt er: „Als jemand, der in der Öffentlichkeit steht und durch seinen Beruf mit sehr vielen…/ mehr

Thilo Schneider / 11.01.2024 / 14:00 / 64

Was würden Neuwahlen bringen?

Kein Zweifel, die Ampel hat fertig. „Neuwahlen!“ schallt es durchs Land, aber was würden die angesichts der aktuellen Umfrageergebnisse bringen, so lange die „Brandmauer“ steht…/ mehr

Thilo Schneider / 10.01.2024 / 14:00 / 35

Das rot-grüne Herz ist verletzt

Die Leute begehren auf, vorneweg die Bauern. Es wird viel geweint. In Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. Aus Angst. Aus Angst, von den Futtertrögen des…/ mehr

Thilo Schneider / 24.12.2023 / 12:00 / 25

Meine Agnostiker-Weihnacht

Herrgottnochmal, ich feiere tatsächlich Weihnachten. Wenn es doch aber für mich als Agnostiker eigentlich „nichts zu feiern gibt“ – warum feiere ich dann? Die Geschichte…/ mehr

Thilo Schneider / 02.12.2023 / 12:00 / 15

Jahrestag: High Noon bei Austerlitz

In der auch „Drei-Kaiser-Schlacht“ genannten Schlacht in Mähren besiegt Napoleon Bonaparte am 2. Dezember 1805, genau ein Jahr nach seiner Kaiserkrönung, eine Allianz aus österreichischen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com