Nachtrag, auf die Überschrift bezogen: “Ist der Westen wirklich so dekadent?” Natürlich, wenn man sich die Stilblüten und den Niedergang der Kultur ansieht. Eine Gesellschaft, welche andauernd die eigene Bevölkerung demoralisiert, mit immer größerem Schwachsinn, erreicht den Punkt, an denen Korrekturen nicht mehr smart erfolgen können. Der Westen an m. M. n. die Schwelle überschritten. Danach läuft alles nur noch auf Destruktion und Negation heraus. Man könnte sagen, die Lügen nehmen überhand, irgendwann meldet sich die kalte Realität zurück.
Warum vergessen die Menschen immer so schnell? Hat der doch so überlegene Westen nicht 20 Jahre lang (!) gegen bärtige, leseunkundige Sandalenträger Krieg geführt und vor einem Jahr seine klägliche Niederlage einräumen müssen?
Lieber Herr Noll, wer im vermeintlich liberalen Westen seine politischen Systeme dominiert, ist an Freiheit nicht interessiert. Somit schafft der Westen sich konzertiert selbst ab.
Ich glaub man muss unterscheiden. Der Westen ist total dekadent. Reine Feststellung . Anderes Thema ist, welche Schlüsse man daraus zieht. Ist er deswegen militärisch leicht zu besiegen ? Sicherlich nicht. Noch zehrt er von seiner bisher angesammelten wirtschaftlichen und technologischen Macht. Der Niedergang des alten Roms zog sich auch über einen längeren Zeitraum dahin.
Bei der Lektüre des Textes musste an das Bild vom “Pfeifen im dunklen Keller” denken!
Mittlerweile glaube ich nicht mehr daran, noch ein Noll-Fan zu werden. Ich finde das zwar nicht alles verkehrt, aber ich hätte doch zuerst mal nachgeschaut, wie “Dekadenz” definiert ist. Es heißt: “kultureller Verfall und Niedergang ausgehend von einem Hochpunkt”. Gut, dann schauen wir zuerst mal nach dem Hochpunkt. Das Reich von Adenauer kann es nicht gewesen sein, das des großen kleinen Diktators auch nicht. Die goldenen Zwanziger? Der Kaiser Wilhelm? - Nä! Das muss schon länger her sein. Irgendwas zwischen Luther und Schopenhauer. Man findet freilich was, ganz sicher, aber einen Hochpunkt? Hat Luther schon mit Messer und Gabel gegessen? Hat Goethe ein Kondom benutzt? Haben die 68er Kulturrevolutionäre noch frech auf die Straße gespuckt? Oder schon wieder? Ich weiß es nicht. Alles fließt, sagt man, was für die einen Kultur und Zivilisation ist, gilt den anderen als Eitelkeit und Einbildung. Die Steigerung: Neurose. Die Fachleute sprechen von Ritualen, Gewohnheiten, Werten, Traditionen. Das Traditionen brechen ist manchmal etwas Gutes, manchmal wird es verteufelt. In den Künsten, etwa der Malerei sieht man gut, wie etwas zu Kultur erklärt wird. Wie sich der rhetorische Aufwand entwickelt zu einem konstruierten Gebirge der Begründungen. Weil man im Prinzip alles malen kann, was die Hände hergeben, der Mensch dahinter denkt immer, ob das gut ist, kann man das überhaupt ausstellen, werden die Leute schimpfen, mich verprügeln, oder auslachen. Das hat sich schon van Gogh so gefragt, und der war darüber oft verzweifelt. Ich glaube, man darf es sich nicht einfach machen, wenn man über Dekadenz schreiben will. Wer einen Teil seines Lebens in der DDR und mit der damaligen Propaganda verbracht hat, braucht nur in der Nacht gelegentlich die drittklassigen amerikanischen Filme zu schauen, die zur Unterhaltung in Deutschland heute gesendet werden. Wenn das Selbstdarstellung ist, und sei es zur Hälfte krankhafte Phantasie, dann ist der Westen dekadent. Inklusive der Zuschauer.
Lieber Herr Noll, jetzt fliegen Sie mal nach Moskau und steigen dort in die Metro. Dann fliegen Sie nach Frankfurt/M. und nehmen dort die U-Bahn. Letztere verursacht Übelkeit.
“Sie verändern sich ständig, in der ethnischen oder religiösen Zusammensetzung ihrer Bevölkerungen, in ihrer Außenpolitik und ihren Bündnissen, in ihrer inneren Struktur, im Zustand ihrer natürlichen und Umweltbedingungen.” Das nennt man Instabilität, Herr Noll. Das fehlende Subjekt im Satz sind die Verräter, Kriminellen, Räuber aus Wirtschaft und Politik, die die Völker als Beute ansehen. Die “Bevölkerung” ist ja kein Zustand, sondern ein Vorgang wie die Be-wässerung. Die westlichen Staaten, Verfassungen und das Völkerrecht werden mit Ausländerflutungen untergraben, die Völker von innen heraus von den selbstverliebten Parteioligarchen und Jubeljournalisten mit Halbwahrheiten, Unterstellungen, Verleumdungen und geschichtlichen Unwahrheiten zerstört. Die politische Pest macht nicht mal vor den Familien und Kinder halt.
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