Gastautor / 29.01.2022 / 16:00 / Foto: oger S. Duncan / 21 / Seite ausdrucken

Irrsinn Energiewende in Deutschland.

Von Johannes de Visser.

Ende 2022 wird Deutschland seinen Strombedarf nicht mehr selbst decken können, wenn Sonne und Wind fehlen. Unsere Politik und größtenteils auch unsere Medien ignorieren das Problem.

Zum Ende des Jahres wurden weitere Kraftwerke gemäß dem Atomausstieg und dem Kohleausstieg stillgelegt. So wurden drei der letzten sechs Kernkraftwerke direkt abgeschaltet, sowie 11 Kohlekraftwerke.

Um das Problem dabei zu verstehen, muss man wissen, dass unser Stromnetz so funktioniert, dass der Strom genau dann von den Kraftwerken erzeugt werden muss, wenn er gebraucht wird. Kohle- und Kernkraftwerke laufen dauerhaft, stellen damit die sogenannte Grundlast zur Verfügung. Gaskraftwerke können auf den Bedarf reagieren und, wenn benötigt, hochgefahren werden. Somit ist bislang sichergestellt, dass der Strombedarf weitestgehend gedeckt werden kann.

Windkraft und Solarenergie können dies nicht. Sie können nur dann Strom erzeugen, wenn auch Wind weht und die Sonne scheint. Sie sind keine verlässlichen Energiequellen und lassen sich nicht bei Bedarf anfahren. Es kommt vor, dass alle deutschen Windräder, an Land und auf See, zusammen weniger Strom erzeugen als ein einziges Kohlekraftwerk. Bei solch einer Flaute nützt auch der Ausbau der Windenergie wenig.

Mit jeder Abschaltung wird es enger

Ein aktuelles Beispiel:

Am 21. Dezember 2021 war praktisch den ganzen Tag Flaute. Die Windkraftanlagen in Deutschland leisteten gegen 14 Uhr gerade einmal 1,28 Gigawatt, weniger, als das Kohlekraftwerk Hamburg-Moorburg zu leisten vermag, was bereits im Sommer abgeschaltet worden war.

Um 17 Uhr war die Sonne bereits untergegangen, die Windkraft konnte nur 2,63 GW zur Stromerzeugung beisteuern, bei theoretisch über 64 GW installierter Leistung. Das entspricht einer Effektivität von 4 Prozent. Gleichzeitig stellten Kern- und Kohlekraftwerke mit zusammen 38,4 GW über 53 Prozent der benötigten Leistung von 71,69 GW zur Verfügung. Das sind die Kraftwerke, die wir gerade abreißen und mit Windkraft „ersetzen“.

Noch haben wir genug Kapazitäten an fossilen Kraftwerken, um die Stromversorgung bei solchen Dunkelflauten sicherzustellen. Aber mit jeder Abschaltung wird es enger. Aktuell stehen noch knapp 82 GW an Kohle-, Kern- und Gaskraftwerken zur Verfügung, gerade genug, um im Ernstfall den Strombedarf zu decken. Ende 2022 werden es nur noch 64,8 GW sein, schon dann wird Deutschland seinen Strombedarf nicht mehr selbst decken können, wenn Sonne und Wind fehlen.

Unsere Politik und größtenteils auch unsere Medien ignorieren das Problem. Es wird einerseits auf Wassersoff als Speicher verwiesen, obwohl es bisher keine einzige Anlage im Regelbetrieb gibt und die erforderlichen Kapazitäten angesichts des Tempos der Abschaltungen niemals rechtzeitig fertig werden. Andererseits wird auf Importe aus den Nachbarländern verwiesen.

„Die dümmste Energie-Politik der Welt“

Ob jedoch immer höhere Importe möglich sind, ist fraglich. Unsere Nachbarländer haben meist selbst keine riesigen Überschüsse, ob sie in der Lage sind, uns etwa 40 GW zu schicken, ist mehr als unsicher. Bereits am 23. Dezember 2021 stand im europäischen Verbundsystem nicht mehr genug Kapazität zur Verfügung, um teilweise Blackouts in Serbien und dem Kosovo abzuwenden.

Die Medien im Ausland sind nicht so zimperlich, das Wall Street Journal schrieb jüngst über „Deutschlands Energie-Kapitulation“ und „Die dümmste Energie-Politik der Welt“. Forbes spricht von „Europas selbstverschuldeter Energiekrise“ und stellt fest:

„Deutschland wird trotz aller Vernunft im nächsten Jahr fast alle Reaktoren stilllegen und auf Wind- und Solarenergie setzen und könnte bald gezwungen sein, vor Russland und damit vor Putin in die Knie zu gehen, indem es Nord Stream 2 zur Deckung seines Energiebedarfs in Betrieb nimmt.“

Was erwartet uns also?

In den deutschen Medien sucht man umfassende Analysen vergeblich, aber es finden sich immer wieder Puzzleteile. So schreibt die FAZ über vermehrte „Lastabwürfe“ wegen Strommangels in Deutschland, der Bundesrechnungshof warnt vor Versorgungslücken durch die Energiewende, und die WELT berichtet, dass im Januar 2021 abgeschaltete Kohlekraftwerke wieder angefahren werden mussten, um die Stromversorgung zu sichern. Was erwartet uns also?

Da die deutsche Politik und Öffentlichkeit trotz der oben genannten Tatsachen den Abbau von Kraftwerken nicht ändern will, wird sich Deutschland auf einen Blackout oder zumindest Brownout gefasst machen müssen. Wann dieser kommt, steht natürlich nicht fest, zumal die Kohlekraftwerke zunächst in Reserve gehalten werden, um bei Bedarf reaktiviert zu werden. Neben den bereits stattfindenden „Lastabwürfen“ von Großverbrauchern aus der Industrie ist aber zumindest ein Brownout zu erwarten, also das Abschalten größerer Landstriche, um einen kompletten Netzzusammenbruch zu verhindern.

Jeder mündige Bürger ist aufgerufen, sich selbst zu informieren. Die nötigen Informationsquellen sind öffentlich zugänglich, etwa bei der Bundesnetzagentur. Man braucht nur ein paar Zahlen aus offiziellen Quellen sowie die Grundrechenarten, um das Problem zu erkennen. Ich habe alles auch auf meiner Website zusammengestellt. Niemand wird sagen können, es wäre nicht absehbar gewesen.

Foto: Roger S. Duncan U.S Navy via Wikimedia

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Leserpost

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Olaf Weiss / 29.01.2022

Herr de Visser, Sie schreiben “Unsere Politik und größtenteils auch unsere Medien ignorieren das Problem.” Das mag sein, aber ist es nicht in erster Linie der Wähler, der das Problem ignoriert? Seit Fukushima im Jahre 2011 und dem endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie durch die Zerstörerin Merkel werden doch immer wieder die Parteien gewählt, die die Energiewende betreiben. Machen wir uns doch mal ehrlich: niemand benötigt ein Ingenieur- oder Physikstudium, um zu begreifen, dass sich bei Flaute keine Windmühlen drehen und nachts die Sonne nicht scheint. Daher bedarf es auch keiner besonderen Aufklärung durch Politik und Medien zu diesem Thema. Wer die verantwortlichen Parteien wählt ist schlicht und ergreifend dumm und Dummheit muß bestraft werden! Bald wird sich durch Blackouts ein alter Spruch aus den 90ern bewahrheiten: “Atomkraftgegner überwintern bei Dunkelheit mit kaltem Hintern”.

D. Schmidt / 29.01.2022

Wird höchste Zeit das in D. die Lichter ausgehen. Sonst kapieren es die Doppelnullen immer noch nicht. Spätestens dann wird das Thema Neuwahlen aus dem Hut gezaubert. Also dann, wenn es zu spät ist. Es kommen „lustige“ Zeiten auf D. zu. Wie gewählt so bekommen. Bitte schön. Wer sich dann noch beschwert sollte mal endlich die Pflaume im Kopf (genannt Hirn) einschalten. Es wird echt dringend Zeit diesem Spuk ein Ende zu bereiten.

Hans-J. Haupt / 29.01.2022

Was Sie hier beschreiben ist doch, bezüglich Windkraft und Solarenergie, eine alte Kiste. Wenn vor etwa 250 Jahren der Bauer sein Korn zur Mühle brachte und den Müller bat, es bis zum Sonnabend der nächsten Woche zu mahlen, dann antwortete dieser in der Regel: “Gern, aber nur, wenn der Wind weht!” Und nachts sowie an trüben Tagen scheint nun mal keine Sonne!

Heike Olmes / 29.01.2022

Der Strom kommt aus der Steckdose und das Geld von Papa oder aus der Druckerei. Die grünen “Wir-können-Politik-Irren” schaffen die Stromerzeugung ab und gleichzeitig fördern sie Wärmepumpen und E-Autos, was den Energiebedarf drastisch erhöht. Um diese Logik zu begreifen , muss man schon ein ungebildeter, realitätsferner,  überheblicher, leistungsverweigernder Schmarotzer sein. Oder dessen Wähler.

Klaus Keller / 29.01.2022

Wie werden Strom wohl importieren müssen. Das machen wir bei Bananen auch. Ich denke die Stromproduzenten in unserer Nachbarschaft werden uns nicht böse sein. Energie importieren wir im übrigen seit Jahrzehnten. Öl, Gas und Kohle hatten wir ja auch nie im Überfluss. Wahrscheinlich werden wir unseren Energieverbrauch senken müssen wenn wir nicht tiefer in die Tasche greifen wollen. Energieintensive Produktion wird man vermutlich aufgeben, was dritten nicht unbedingt schadet. Ich denke jeder hat das Recht sich selbst zu schädigen. PS Ich würde vom Autor noch Wissen wollen wie ich von diesem politisch gewollten Schwachsinn, persönlich profitieren kann.

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