indubio / 23.07.2020 / 12:00 / 23 / Seite ausdrucken

indubio – Spießiges Schwulsein

Ist Homosexualität mit der "Ehe für alle" zu der Normalität geworden, die sich die Schwulenbewegung gewünscht hatte? Die Achgut.com-Autoren Georg Etscheid und Julian M. Plutz diskutieren mit INDUBIO-Moderator Burkhard Müller-Ullrich über die Lust an der Besonderheit und die Sehnsucht nach Spießigkeit.

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herbert binder / 23.07.2020

“Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt” - ein Film von Rosa von Praunheim aus dem Jahr 1971. [RvP habe ich aber sofort abgeschworen, trotz meiner großen Liebe zum Experimental- und Avantgardefilm, als er meinte, andere, z.B. Biolek, öffentlich machen zu müssen. Das fand ich einfach nur billig. Soweit.]  Aber zum Thema.  Das Schwulsein wird, wenn überhaupt, erst dann in unserer Gesellschaft “angekommen” und “angenommen” sein, und den Status wohlfeiler Lippenbekenntnisse hinter sich gelassen haben, wenn dies nicht mehr als besonders erwähnenswert angesehen wird. Aber in jedem Artikel, in jeder Rezension u.ä., in dem es um einen Menschen dieser Ausrichtung, dieser Veranlagung geht, Schriftsteller, Forscher, Politiker und sonst, meint der Autor, wie aus einem “Zwang” heraus, dies erwähnen zu müssen. Klingt dann locker, verständnisvoll, tolerant, verrät aber nach meinem Verständnis eher eine gewisse “Befangenheit”. Jedenfalls habe ich noch nie wahrgenommen, er/sie sei hetero. (wenn sich der Moderator dieser Sendung auch mutig und selbstbewußt dahingehehend “outet”...kicher, kicher). Also, mich interessiert es nicht die Bohne, auf welche Weise Menschen Schiffchen versenken spielen.  So, jetzt aber noch schnell zu meinem Coming-out: Ich gehöre wohl eher zur Spezies der Überinterpretierer.          

Richard Loewe / 23.07.2020

wichtiges Thema und auch teilweise sehr unterhaltsamer und auf hohem sprachlichen Niveau gehaltener Podcast, aber zum Kern des Themas, der Moral, kam man nicht. Die Ehe ist ein wichtige moralische Institution, die Kinder schuetzt und das Fundament der Gesellschaft ist. Mit der ‘Ehe fuer alle’ ist die Ehe als Institution zerstoert worden, und ich wuerde sagen, die evangelische Kirche ebenfalls. Ich sass mal in einen evangelischen Taufe und hatte zwei unkirchliche Gefuehle in meiner Brust: Entruestung und Amuesiertheit. Der Pfarrerdarsteller mit Klampfe sang vor einer mit Regenbogenfahne umwickelten Taufkerze. Das war eine schwule Jugendweihe. Und zum Thema Pride: Stolz, wie es Herr Etscheid ja erkannt hat, auf etwas Angeborenes ist eine Untugend. Wenn man, wie die Schwulenbewegung, eine Untugend zu einer Tugend erklaert, indem man die Untugend feiert, ist man unmoralisch, ist boese. Und ich habe nicht den Eindruck, dass die beiden Herren boese sind.

Stefan Panter / 23.07.2020

Lieber Herr Entschheid und Lieber Herr Plutz und natürlich lieber Herr Ulrich Müller-Burkhardt, vielen Dank für dieses wunderbare Stück Radiosendung. Solche Gespräche sind im Öffentlichen undenkbar, was schade ist, spiegeln Sie doch eine für mich ferne Welt wider. Gerade die Ausführung der Befürchtung des Herrn Plutzes, was die Migration anging von Merkel, empfand ich als authentisch Herrn Entscheidts Veto gegenüber der Homoehe fand ich auch spannend und sympathisch, weil ich seine Haltung hier nachvollziehen kann.

Lucius De Geer / 23.07.2020

Nichts ist peinlicher oder langweiliger, als wenn vermeintlich tiefsinnig über bloße sexuelle Vorlieben “diskutiert” und versucht wird, diese auch noch zum Lebensprinzip zu erheben. Herrn Plutz - der noch an seiner Redegewandheit und Sprachdisziplin arbeiten sollte - ist zuzugestehen, dass er die urliberale Position gut vertreten hat, wonach es einem egal sein kann, was andere tun, solange man selbst dadurch nicht beeinträchtigt wird. Das war seinem Gegenüber offenbar nicht zu vermitteln, der wiederholt Anstoß an der Banalität öffentlich ausgelebten “Schwulseins” nahm, obwohl es schlicht zu den Grunderfahrungen des Daseins gehört, dass man mit den Macken der Mitmenschen leben muss. Hetero-Hochzeiten sind nun einmal i.d.R. geschmacklich grenzwertige Veranstaltungen, warum sollten sie bei Schwulen anders sein, die im Schnitt genauso dem Kitsch zuneigen (wenn nicht noch mehr)?

Volker Kleinophorst / 23.07.2020

Die Lust sowohl einzigartig zu sein als auch in einer Gruppe aufgehen zu wollen, ist doch nicht “schwul”. Das gilt für alle Menschen. Jeder möchte individuell sein aber eben auch nicht einsam. Selbst Corona-Schafe träumen von kleinen Fluchten und setzen ihre Sklaven-Masken als Büromaterial von der Steuer ab.

Andreas Müller / 23.07.2020

Mir hätte auch die eingetragene Partnerschaft ausgereicht. Diese ist aber ein eindeutiger Fortschritt. Ich habe noch einen Fall erlebt, da konnte der Partner nicht zu seinem schwer verletzten Freund auf die Intensivstation, weil er den persönlichen Bezug nicht nachweisen konnte. Was ist aber bitte an einer glücklichen Ehe spießig ? Ich kenne gut funktionierende Beziehungen, sowohl heterosexuelle wie homosexuelle und diese Leute sind verheiratet. Sie sind eine Bereicherung für das ganze Umfeld.  Ich habe mich zu Beginn der achtziger Jahre an der Uni einer großen Universitätsstadt in einem Schwulenreferat engagiert. Da wurde ich als spießig angesehen, weil mir das Leben mit ständig wechselnden Sexualpartnern ebenso wenig erstrebenswert erschien wie das Ausleben von Sexualität in dunklen Ecken oder Toiletten. Wie ich meine Beziehung leben möchte, das spüre ich aus mir heraus. Ein großes Kompliment, Herr Müller-Ullrich, für Ihre Gesprächsrunden.  Sie gehören zum Besten, was man in der Medienlandschaft gegenwärtig wahrnehmen kann und Sie sind ein excellenter Moderator !

S.Clemens / 23.07.2020

Die Position von Herrn Etscheid erscheint mir durchdachter und konsistenter während Herr Plutz ein wenig schwimmt : Eigentlich will er was besonderes sein aber dann auch wieder “Bestimmer” des Normalen.

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