indubio / 03.12.2020 / 12:00 / 57 / Seite ausdrucken

Indubio Folge 81 – Welche Wähler will die AfD?

Opposition in der Defensive?  Der Bundestagsabgeordnete Marc Jongen (AfD) und der Politikwissenschaftler Prof. Werner Patzelt (CDU) diskutieren über die Zerrissenheit der AfD nach der Brandrede ihres Parteivorsitzenden Jörg Meuthen. War das unnötige Selbstkasteiung oder ein Befreiungsschlag für die sich vielen bürgerlichen Sympathisanten entfremdende Partei? 

Diese indubio-Ausgabe wurde gesponsert von Fabian Brunner, Autor des Buches „Die Krise der Banken. Wie strategische Trends das Bankgeschäft der Zukunft verändern“.

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Jan-Hendrik Schmidt / 03.12.2020

Götz Kubitschek (Sezession.de) hat auf seinem Blog ein paar interessante Sätze geschrieben (Artikel “Meuthen, Parteitag, Höcke” vom 01.12.): ” Roger Köppel, einer der umtriebigsten rechtsoffenen Köpfe der Schweiz, hält Meuthen vor, dies zu tun, weil er in eine Falle getappt sei: Die Gegner hätten der AfD eine Stildebatte aufgedrückt, als sei dies das Problem der einzigen Opposition: sich nicht fein genug auszudrücken, sich nicht in jedem Halbsatz von allem zu distanzieren, wovon die Vergangenheitsbewirtschafter Distanz forderten. So ist es, kein Zweifel. Meuthen hat sich diese Pseudodebatte zu eigen gemacht und hebt parteiinterne Gräben mit Werkzeug aus, das ihm der Gegner in die Hand gedrückt hat. Stilfragen, einzelne, skandalisierte Wörter, zuviel Pathos hier, zuwenig historische Sensibilität da - sagt wer? Und worauf hofft Meuthen? Auf Zustimmung von Leuten, denen nichts lieber wäre, als würde es die AfD nicht mehr geben? Vermutlich, leider, ist es so”. Meiner Ansicht nach hat er damit den Kern getroffen: Hier versuchen Meuthen & Co. sich verzweifelt bei Leuten anzubiedern, von denen sie eigentlich verachtet werden, in der Hoffnung, es würden bedeutende Teile aus dem bürgerlichen CDU-/FDP-Lager noch zur AfD überlaufen. Wie realistisch ist das noch nach dem Kemmerich-Gate? Dafür verprellt man andere, die angeblich nicht salonfähig genug wären. Ich sage: Wer sich in der Politik permanent distanzieren muss, hat schon verloren, weil er permanent angreifbar ist. Meuthen & Co. haben die Illusion, dass man fair mit ihnen umgehen werde, wenn sie nur brav und artig sind. “What a fool”, würde der Brite sagen.

Werner Arning / 03.12.2020

So nah die AfD inhaltlich einer CDU/CSU früherer Tage stehen mag, so weit entfernt befindet sie sich inhaltlich von der heutigen CDU/CSU. Man will jeweils etwas grundsätzlich Unterschiedliches. Tatsächlich gleicht die heutige CDU/CSU den Grünen. Man scheint ähnliche Ziele zu verfolgen, unterscheidet sich nur in Nuancen. Nur mit relativ unbedeutenden Minderheiten innerhalb der CDU finden sich Schnittmengen. Natürlich könnte die AfD auf ein Zusammengehen mit dieser, eines Tages vielleicht erstarkenden Minderheiten in der CDU hoffen, doch erscheint es realistischer, den Schulterschluss mit der Bevölkerung außerparlamentarisch zu suchen. Die Presse und die anderen Parteien werden niemals, unter keinen Umständen, mit der AfD koalieren. Die AfD könnte so sachlich und vernünftig daherkommen, wie sie nur wollte. Man würde ihr nach wie vor das Stigma des Rechtsextremismus anhängen. Zu sehr fürchtet man die Konkurrenz der AfD. Das Establishment duldet keine Querulanten. Und als diese würden die AfD wegen ihrer inhaltlichen Anliegen stets gesehen werden. Es ginge also nur direkt über den Bürger, der sich von der etablierten Politik und den Medien entfremdet. Nur wenn eine Mehrzahl der Bürger das Gefühl bekommen würde, dass weder Politik noch Medien ihre Interessen vertreten, oder im Gegenteil, „gegen ihre Interessen“ handeln und berichten, nur dann besteht die Chance, dass sich die politischen Verhältnisse ändern könnten. Nicht der übliche Weg über die Partei, die in eine Regierungsverantwortung strebt, sondern die wachsende Erkenntnis seitens der Bürger, dass etwas grundsätzlich falsch läuft in Deutschland, kann Änderung bewirken. Sachlichkeit und Vernunft ist der einzige Weg, der am Ende zum Erfolg führen kann. Das Offensichtliche muss offensichtlicher werden. Weder Anpassung an andere Parteien noch Krawall sind eine Lösung. Einzig die Wahrheit zu wiederholen, kann helfen. Die Hysterie überlässt man besser den Anderen.

Volker Kleinophorst / 03.12.2020

Nie war es leicher Oppositionspolitik zu machen als heute. In einer solchen Situation muss man angreifen nicht um Anerkennung der politischen Gegner betteln. Aber ich stimme anderen Kommentatoren zu, die AfD ist von innen unterwandert. Das ist klassische Spaltungspolitik. Und davon versteht das Regime Merkel was. Wer spaltet, ist daher verdächtig. Und es schon gar nicht die Aufgabe eines Parteivorsitzenden, dies zu tun. Aber ich musste auch schon erkennen, die Beratungsresistenz betrifft nicht nur das Altparteienkartell.

Klaus Keller / 03.12.2020

Welche Wähler will die FDP? Hier am Ort gab es eine Stichwahl zwischen einer Kandidatin der SPD und einem Konkurrenten von der FDP. Völlig überraschend, oder auch nicht, wurde der Mann von der FDP gewählt. Ich vermute das es für ihn nicht so schlimm von Leuten gewählt zu werden die er lieber aus der Ferne sieht wobei es egal sein dürfte für wen diese Bürger früher gestimmt hatten. Mehr Demokratie wagen, könnte das Motto lauten und von Interesse wären alle Bürger die das aktuelle Hinterzimmerentscheidungsabnickungsprinzip ablehnen. Nehmen wir als Beispiel Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den Straßen. Nicht einmal bei so banalen Entscheidungen wendet man sich fragend an die Bürger. Vielleicht kommen wir ja dahin das Politiker Entscheidungsprozesse moderieren und nicht wie bisher in Hinterzimmern Entscheidungen treffen die der Bürger dann abnicken soll. So gesehen benötigt die AfD Wähler die gerne selber denken und an der Umgestaltung der politischen Landschaft selbst mitwirken wollen. PS ggf sollte sich die Partei umbenennen: Mein Vorschlag wäre ggf : Alternativen für Deutschland, gerne auch mit lokalen Gruppierungen. Deutschland war nur in seinen dunkelsten Phasen ein Zentralstaat, warum sollte man Parteien so organisieren. Die Union zeigte ja wie das funktionieren kann wenn eine Einheitspartei nicht den Bedürfnissen aller entspricht (CDU vs CSU)

Armin Reichert / 03.12.2020

Wenn “bürgerlich” heißt, zu Allem brav die Klappe zu halten und für alles zu zahlen, dann pfeife ich auf “bürgerlich”. Für Mitläufer und feige Opportunisten gibt es ja die CDU.

Klaus-Dieter Zeidler / 03.12.2020

Die AfD hat ihre Wähler und Sympathisanten im Osten. Der bräsige Herr Meuthen kann da nichts holen. Er hat kein Charisma. Die was holen konnten, waren den Westlern ein Dorn im Auge. Böse! Böse! Jetzt sind alle brav und die Wähler laufen weg. Das mürrische Altostland sollte eine Ostdeutsche Regionale gründen, mit richtigen Ossis. Da kriegen sie wieder 30% und haben Zugriff auf die Landesparlamente. Für mehr reicht es sicher nicht.

K. Schmidt / 03.12.2020

Eine wichtige Diskussion, zu der ich vom lieben Herrn Patzelt aber nur teilweise erwarte, dass er seine hier seine ganz ehrliche Meinung widergibt. Schon der Vergleich mit den Grünen bringt wenig, weil die Ablehnung der Grünen aus der SPD relativ schnell abgeklungen ist und diese in Schulen, Universitäten und Medien von Anfang an kaum vorhanden war. In der heutigen Diskussion hat außerdem ein Blick auf die GEsellschaft gefehlt. Wie kann man dieser konformistischen Gesellschaft die Augen öffnen?

Steffen Huebner / 03.12.2020

Die AfD als eine Art pflegeleichte Werteunion domestizieren? Herr Patzelt sollte sich mal fragen, was die “Werteunion” in der eigenen Partei überhaupt noch zu melden hat? Dann würde er feststellen müssen: Garnichts, die wird doch auch von den Merkelgetreuen ausgegrenzt. Opposition ist nun mal unbequem, wenn es um Grundsätzliches geht und die Medien von rotgrün gekapert wurden.

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