TRANSHUMANISMUS - Wird ein Menschenkind geboren, würd‘ man am liebsten statt der Ohren zwei Antennen ihm aufpflanzen, soll damit nach Pfeifen tanzen derer, die sein Programm gestalten und es dann wie ein Haustier halten. Wenn es dann nicht gehorchen will, schaltet’s ab der Gates, der Bill. – War das Kind doch artig immer, querer Denker nie und nimmer, dann steigt es auf in hohe Sphären, wo nur die Gutmenschen verkehren, die im Leben niemals schnallen, dass sie den Mächtigen gefallen, weil sie nach den Programmen leben, die von denen vorgegeben. – Treffen die mal auf Quergedanken, die bringen ihr Programm ins wanken, dann werden die Programmgestalter, wie ein normaler Haustierhalter, den Gutmenschen halten devot mit Peitsche, Spielen, Zuckerbrot. So lassen jetzt schon ohne Chips Menschen ausschalten ihren Grips. – Dass Menschen laufen nicht im Zaum, verzeih’n die Programmierer kaum, lassen dabei sich nicht aufhalten Fehlprogrammierte auszuschalten. Wird eingeengt das geist’ge Joch, mit analogen Mitteln noch, die seh‘ zurecht ich heut‘ schon an als nicht so wenig transhuman.
Es war schon lange “Programm”, das Land zur Spaßgesellschaft umzubauen. Wo früher nur gestandene Leute ihren berechtigten Auftritt bekamen, sind heute rundumdieuhr Comödians unterwegs. Selbst die banalste Kochsendung erntet ein tobendes Publikum beim zerschneiden eines Radieschens, als wäre Gas ins Studio geleitet. So ein Zuschauerschaft ist natürlich die beste, etwas ranzig im Kopf, aber gut zu führen. Das dumme Ventil, “soziale Medien”, mir träuben sich die Nackenhaare bei diesem Begriff, ist der Kompressor der Vollverblödung.
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