Manfred Haferburg / 10.04.2023 / 10:00 / Foto: Achgut.com / 36 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (10)

Noch 6 Tage Kernkraft in Deutschland: Deutscher Kernkraftabschied – die Dummen sind immer die Anderen. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Es gibt sehr viel Ungerechtigkeit auf Erden, denn Gerechtigkeit ist kein naturethisches Prinzip. Die Güterverteilung der Welt ist daher ungleich. Nur die Klugheit ist absolut gleichmäßig unter den Menschen verteilt. Woher ich das weiß? Nun ja, noch nie hat sich jemand beschwert: „Ach lieber Gott, warum hast du mich so doof und alle anderen Menschen klüger gemacht als mich?“ Der große deutsche Philosoph Dieter Bohlen ist daher vollkommen berechtigt seiner Meinung, wenn er sagt: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist“. 

Die Grüne Partei und die ihr angeschlossene Presse versuchen gerade, den 31 bekloppten kernkraftbetreibenden Ländern klarzumachen, dass sie sich gefälligst nach Deutschland zu richten haben, wenn sie es zu etwas bringen wollen. Unter den „Bekloppten“ sind immerhin die USA, Russland, China, Frankreich, Indien, Südkorea, Kanada und viele weitere Entwicklungsländer.

Die allerdümmste Energiepolitik weltweit betreiben die Japaner. Die sind einfach nicht von ihrem Kernkraftwahn abzubringen. Obwohl ein Tsunami im Jahre 2011 drei der sechs Reaktorkerne in Fukushima zum Schmelzen brachte, fahren sie ihre tsunamifest nachgerüsteten Kernkraftwerke sukzessive wieder an – zehn sind bereits wieder in Betrieb, sieben in Anfahrvorbereitung. Zwei neue Reaktoren sind in Planung.  

Wenn Reporterinnen nicht nachfragen

Jetzt nehmen die Japaner auch noch die Aomori-Roccasho-Wiederaufbereitungsanlage in Betrieb. Hier sollen ab 2022 jährlich 800 Tonnen Kernbrennstoff aus japanischen Kernreaktoren wiederaufbereitet werden, davon acht Tonnen Plutonium für Mox-Brennelemente. Fast 3.000 Tonnen benutzter Kernbrennstoff warten auf dem Gelände der Anlage auf ihre Wiederaufbereitung. In Deutschland ist Wiederaufbereitung zum Glück gesetzlich verboten. Schließlich „zerstörte“ der japanische Tsunami in Deutschland mehr Kernkraftwerke als in Japan.

Auch die Weißrussen müssen energiepolitisch weniger als minderbegabt sein, weil sie jetzt ihr erstes KKW angefahren haben. Die meisten Weißrussen haben einfach keine echte Atom-Angst. Das kann laut Deutschlandradio nur auf Propaganda des Informationsministeriums und auf KGB-Terror zurückzuführen sein. Bei ihrem einstündigen Radio-Feature lässt die Deutschlandradio-Reporterin Inga Lizengevic einen Atomkraftgegner zu Wort kommen, der den Weißrussen ein nicht nur kurzes Tschernobyl-Gedächtnis, sondern sogar andere geistige Defekte bescheinigt. Der Start des ersten neuen Kernkraftwerksblocks bei Astravets erfolgte im Juli 2020. Der zweite Reaktor ist ebenfalls fast fertig. 

Statt über das neue KKW zu berichten, wird im Deutschlandradio lieber Tschernobyl beklagt. 70 Prozent des Fallouts von Tschernobyl gingen angeblich über Weißrussland nieder. Der WHO-Bericht zu den Tschernobyl-Toten wird angezweifelt, und es werden tausende Opfer erfunden. Ein lokaler Arzt führt gar Kniegelenkserkrankungen bei jungen Menschen auf Tschernobyl-Strahlung zurück. 

Der Reporterin Inga Lizengevic ist nicht aufgefallen, dass es zwischen den RBMK-Tschernobyl-Reaktoren und den neuen Druckwasser-WWER-1200-Reaktoren sicherheitstechnisch fundamentale Unterschiede gibt. Aber das liegt womöglich daran, dass sie im Hauptberuf Theaterregisseurin ist.

Die spinnen, die Finnen – oder?

Strom aus Kernkraft ist laut der grünen Medien die teuerste Form der Stromproduktion. Wind und Sonne sollen angeblich schon viel billiger Strom produzieren. Und niemand stellt die logisch zwingende Frage, warum dann Deutschland trotz so viel billiger Stromerzeuger den Weltrekord im Strompreis hält, wenn man mal vom Zwergstaat Bermuda absieht. Genauso wenig wird gefragt, warum im Nachbarland Frankreich mit fast 75 Prozent Kernenergieanteil der Strom nur die Hälfte kostet. 

Die deutschen Medien überbieten sich in düsteren Prognosen über die düstere Zukunft der Kernenergie. Die Länder, die nicht aus der Kernenergie aussteigen oder gar neue KKW bauen, sind alle strunzdumm. 442 Kernkraftwerke sind weltweit in Betrieb, und fünfzig neue werden gerade gebaut. 

Welcher Debile macht denn so etwas? In dreißig Jahren ist das Uran sowieso weltweit alle – so die Medien – und dann stehen die Atomruinen nutzlos herum. Das Problem der radioaktiven Endlagerung kann keinesfalls gelöst werden und die Atomgläubigen sitzen auf todbringenden Müllhalden. Und überhaupt – Kernkraftwerke können nicht kostengünstig gebaut werden, das klappt nur bei deutschen Flughäfen, Kanzlerämtern, Opernhäusern und Windrädern. Deshalb muss Kernenergie im Gegensatz zu den Erneuerbaren angeblich subventioniert werden. 

Und dann sind da noch die Finnen, die spinnen. Ohne deutsche Journalisten zu fragen, wagen sie es, ihr Endlager für hochradioaktiven Müll Onkalo 2023 in Betrieb zu nehmen. Und das, obwohl der Bau eines Endlagers unmöglich ist. Für die deutsche Haltung zur Kernenergie haben die Finnen sogar ein eigenes Wort: „Besserwisser“ heißt auf Finnisch nämlich „Besserrrwisserr“. Von den Vorreitern in Deutschland hat noch gar keiner bemerkt, dass vor ihm am Horizont in Sachen Endlager die Finnen reiten. 

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gerd Maar / 10.04.2023

“ Germany’s Energy Surrender” schrieb das WSJ dazu. Wer Vernunft sucht, muss ausländische Presse lesen.

Jochen Lindt / 10.04.2023

In der Klimareligion spielt Kernkraft die Rolle von Sodom/Gomorra.  Während fossile Brennstoffe Sünden sind.  Eine wie auch immer geartete Erlösung (“frohe Botschaft”) gibt es in der Klimareligion nicht.  Insofern ähnelt sie dahingehend eher der Santería oder Voodoo, wo magische Blutopfer gebracht werden müssen, um die unvermeidliche Apokalypse hinauszuzögern.  Robert Habeck spielt dabei die Rolle des Baron Samedi (=> Ranghöchster Zauberer des Voodoo).

Thomas Schmied / 10.04.2023

Habe so langsam den Eindruck, der “Ausstieg aus der Kernkraft” (und der Kohlekraft und der Erdgaskraft und der Kraftfahrzeug-Kraft und der Grenzsicherungs-Kraft und irgendwie auch der “Ausstieg” aus der deutschen Manneskraft) soll dazu führen, dass es noch weitere Ausstiege gibt. Nämlich den “Ausstieg” Deutschlands als ernst zu nehmender wirtschaftlicher Konkurrent und den “Ausstieg” der letzten verbliebenen Leistungsträger aus dem Land Deutschland.

Klaus Keller / 10.04.2023

Zu Japan: Ein wichtiger Grund für Japan Krieg zu führen war der Mangel an Rohstoffen. Man kann sich heute mit Technologie ertüchtigen um sich an Kriegen um Energieressourcen zu beteiligen oder man kann Technologie ertüchtigen um von Energieimporten weniger abhängig zu sein. Die Japaner kennen nicht nur die Folgen von Havarien von Kernkraftwerken sondern auch die Zerstörung von Städten durch Atomwaffen aus eigener Erfahrung. Die Deutschen kennen beides nur theoretisch und haben sich entschieden an der nuklearen Teilhabe, also Atomwaffen, festzuhalten aber auf die friedliche Nutzung der Kernenergie zu verzichten. Aus Schaden wird man klug. Die Japaner schon. Wir nicht.

Chris Kuhn / 10.04.2023

Liebe Achse, bitte diese Serie in Absprache mit Herrn Haferburg am Ende zusammenheften und zum Download oder als Broschüre anbieten. Letztere wäre mir ggf. einige Euronen wert. Danke!

ingo heinzelmann / 10.04.2023

Man gewinnt den Eindruck,  diese Regierung betreibt die schnellstmögliche Abschaltung unseres Landes

Peer Doerrer / 10.04.2023

Das geplante Abschalten hat auch einen ” guten Kern ” . Die fehlende Strommenge an der Grundlast verschärft die Krise enorm und bei Ausbleiben von Wind und mangelnden Sonnenschein wird das ganze System irgendwann kippen . Passieren dann menschliche Fehler beim runterregeln und Lastabwerfen ist der erwartete Blackout mit allen seinen drastischen Folgen da . Das wäre das Ende für Rot / Grün die nächsten 100 Jahre ...und sie wissen es .

Ulrich Jäger / 10.04.2023

Tja, wie das halt so ist mit dem Geisterfahrer. Wieso einer? Mir kommen gerade Hunderte entgegen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Manfred Haferburg / 15.05.2024 / 06:00 / 73

Notre Dame: Eine Bilanz fünf Jahre nach dem Brand

Ich hoffe sehr, dass die Franzosen in Zukunft ein bisschen besser auf ihre Dame von Paris aufpassen. Ich bin so französisiert, dass auch ich eigentlich…/ mehr

Manfred Haferburg / 11.05.2024 / 15:00 / 28

Folgt Frankreich jetzt der deutschen Energiewende?

Nein, natürlich nicht, obwohl manch deutscher Journalist tatsächlich den Käse behauptet, die Franzosen nähmen sich energiepolitisch jetzt „Deutschland zum Vorbild“. Traum und Wirklichkeit verwechseln Meinungsbildner…/ mehr

Manfred Haferburg / 26.04.2024 / 06:00 / 176

Der Unschulds-Minister und der Atomausstiegs-Betrug

Es war die Nachricht des gestrigen Tages: Der Atomausstieg wurde entgegen der Empfehungen aus den zuständigen Ministerien durchgezogen. Minister Habeck aber soll von nichts gewusst haben.…/ mehr

Manfred Haferburg / 25.03.2024 / 12:00 / 107

ISAR 2: Das beste Kernkraftwerk der Welt wird zersägt

Die Rückbaugenehmigung für ISAR 2 ist erteilt, hieß es am Freitag. Der Betreiber Preussen Elektra könne den Rückbau unverzüglich durchführen. Eine wenig beachtete DPA-Meldung leitet…/ mehr

Manfred Haferburg / 08.03.2024 / 10:00 / 110

Bundesrechnungshof delegitimiert Habeck, Müller und Energiewende

Die Energiewende-Delegitimierer sitzen jetzt im Bundesrechnungshof. Ihr vernichtendes Fazit der Energiewende haben die Beamten sogar in einer Grafik (oben) karikiert. Der Bundesrechnungshof ist in der…/ mehr

Manfred Haferburg / 01.03.2024 / 06:00 / 61

Habecks Wetterwenden: Was, wenn Kernenergie wieder salonfähig wird?

Die Bundesegierung hat es sich angewöhnt, die alten Brunnen zuzuschütten, bevor es neue gibt. Jetzt erlaubt sie die bisher verteufelte CO2-Deponierung – und was ist,…/ mehr

Manfred Haferburg / 26.02.2024 / 06:15 / 101

Netzbetreiber warnen: Stromnetz kollapsgefährdet wie nie

Wie steht es um die Versorgungssicherheit, wenn die Stromerzeugung bis zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erfolgt? Ein Netzbetreiber hat sie jetzt beantwortet. Ein Blitzeinschlag…/ mehr

Manfred Haferburg / 06.02.2024 / 06:00 / 84

Die Kohle bleibt: Ampel halbiert Gaskraftwerks-Pläne

In der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung schrumpfen die geplanten Gaskraft-Kapazitäten wie eine Eiskugel im Sommerurlaub – und noch nicht einmal die wird es geben. Verdruckst…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com