Dirk Maxeiner / 25.09.2019 / 11:00 / Foto: Pixabay / 133 / Seite ausdrucken

Fridays For Hubraum

Gestern rief mich ein Kollege an und machte mich auf eine „skurrile“ Bewegung aufmerksam. „Die Ruhrbarone berichten über eine Facebook-Gruppe, die sich Fridays for Hubraum nennt“. Als bekennender Brumm-Brumm-Liebhaber war mir der Name gleich sympathisch. Die Ruhrbarone meldeten: „Mögen viele Medien sich in der Berichterstattung über Fridays for Future überschlagen, auf Facebook liegen die Petrolheads vorn. Spielend gelang es innerhalb weniger Tage der erst am 22. September gegründeten Facebookgruppe Fridays for Hubraum an ihrem ökologisch korrektem Gegenstück Fridays for Future mit 74.484 Mitgliedern zu 74.102 Followern vorbeizuziehen“, und sie fügten hinzu: „Der Spaß an Autos mit viel Hubraum steht im Vordergrund, wer Greta-Witze nicht erträgt, sollte die Gruppe meiden“.

Letzteres kann man als Warnhinweis oder auch als Empfehlung verstehen, die meisten verstanden es offenbar als Empfehlung. Heute morgen schrieb mir Achgut.com-Autor Gunter Weißgerber, als Landbewohner dringend auf etwas Hubraum vor der Blockhütte angewiesen:

„Ich bin Mitglied bei Fridays For Hubraum. FeineSahneDieselfilet sozusagen“. Und er meldete: "Seit zwei Tagen gibt es die Facebookgruppe Fridays For Hubraum kurz FFH. Aktuell steht diese Gruppe bei 228 700 Mitgliedern“. 

Stand 9 Uhr heute morgen sind es bereits 263.000 Mitglieder, also das Mehrfache der Gretajünger. Und dies, obwohl die Seite inzwischen zu einer geschlossenen Facebook-Gruppe umgewandelt wurde, was das Wachstum verlangsamt, sonst wären es noch mehr. Das hat man gemacht, weil sich natürlich auch eine Menge Idioten auf so etwas setzen wollen und mit Verbohrtheit und Ressentiments nur erreichen, dass dieses gar nicht mehr zarte Pflänzchen sofort auf den Parkplatz rechts von Dschingis Khan eingewiesen wird (Das Betreiben eines Verbrennungsmotor ohne schlechtes Gewissen ist ohnehin schon ein Ausweis rechter Gesinnung).

LZ Online schreibt über den Facebook-Shooting-Star: 

„Die Forderungen der Fridays-for-Future-Bewegung kommen nicht bei allen gut an. Nicht zuletzt Autofahrer fühlen sich in ihrer Freiheit bedroht – schließlich könnten durch die Proteste der Klimaaktivisten massive Einschränkungen auf sie zukommen. Auf Facebook versuchen die Gegner der Jugendbewegung nun gegenzusteuern und haben dafür eine eigene Facebook-Gruppe ins Leben gerufen. Ihr Name: Fridays for Hubraum. Ihr Ziel: in möglichst kurzer Zeit mehr Mitglieder zu haben als die offizielle Facebook-Seite von Fridays for Future Deutschland.“

Und das ist ihnen im Handstreich gelungen. Die Administratoren der Gruppe schreiben: 

"Wir sind mehr! Erstes Ziel ist, mehr Mitglieder als  "Fridays for Future Deutschland zu bekommen. Diese Gruppe möchte dem überhand nehmenden Klima-Wahn mit Spaß entgegentreten. Klimawandel gibt es schon seit bestehen der Erdgeschichte. Wir können in Deutschland nicht auf Kosten von tausenden Arbeitsplätzen die Welt retten. Die Umwelt sollte aber jeder so gut er kann schützen. Seid bitte nett in dieser Gruppe!“ 

Das riesige Echo auf diese Aktion lehrt gleich mehrere Dinge. Diejenigen, die in diesem Lande Steuern zahlen, täglich zur Arbeit fahren und das meist mit dem Auto, haben es satt, allenthalben als abgehängte Deppen und Klimasünder vorgeführt zu werden. Den Ton in diesem Lande geben mittlerweile winzige Gruppen von Leuten an, die Null zur Wertschöpfung und 100 Prozent zur Wortschöpfung beitragen. Und niemand setzt dieser Gesinnungs-Tyrannei etwas entgegen. Im Gegenteil. Die meisten Medien fühlen sich als Teil der Bewegung. Erst, wenn die letzte Autoanzeige ausbleibt, werden sie merken, dass man mit Gesinnungsethik kein Industrieland betreiben kann. Die Autoindustrie springt längst bereitwillig über jedes Elektroauto-Stöckchen, das man ihr hinhält. Und der ADAC läuft Gefahr, mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub verwechselt zu werden.

In Frankreich entstanden aus dieser Situation die Gelbwesten. Und auch in Deutschland sucht sich Protest und das Aufbegehren neue Wege. Was mich an „Fridays for Hubraum“ am meisten freut, sind der Humor und die Selbstironie, die schon im Namen stecken. Auf Fridays for Hubraum ist vor allem das zu lesen, was auf Facebook am besten funktioniert: Spott. Man muss den Irsinn einfach weglachen. Ein Nutzer postet das Video von gleich mehreren Traktoren, die enorme Rauchwolken ausstoßen – ein anderer macht sich über die Jugend lustig, die „nicht einmal einen Rasenmäher starten“ könne.

Humor war schon immer die schärfste Waffe des Zweifelnden und macht es dem politischen Gegner schwer die Moralkeule zu schwingen, weil er Gefahr läuft, dass er sich damit selbst vor den Kopf haut. Und vor allem: Humor ist für alle anschlussfähig. Bei den meisten Menschen, die sich von gegenwärtiger Politik und der veröffentlichten Meinung nicht mehr repräsentiert fühlen, handelt es sich mitnichten um abgehängte Dumpfbacken, sondern um offene Leute, die mitten im Leben stehen und ganz konkret und als erste die Auswirkungen von irrsinnigen Polit-Kampagnen zu spüren bekommen. „Fridays for Hubraum“ ist insofern ein Zeichen. Ich will das nicht überbewerten, aber es ist ein kleines Räuspern eines Elefanten, der schon länger im Raum steht. 

Auch in Deutschland ist die Sehnsucht nach einer für vernünftige Menschen anschlussfähigen Opposition riesig. Diese Sehnsucht wird sich Wege suchen, welche, weiß ich nicht, so etwas hängt oft an Zufällen und unvorhergesehenen Ereignissen. Aber wenn es dann soweit ist, geht es sehr schnell. In der Klimawissenschaft wird ja gerne von sogenannten „Kippeffekten“ geredet. Damit ist gemeint, dass ein komplexes System, das sehr lange stabil scheint, plötzlich und ganz schnell ins Rutschen gerät. Und das gleiche gilt für das politische Klima.

Nachtrag am 25. September um 18:15 Uhr: Inzwischen beläuft sich die Zahl der Mitglieder auf 394.349. 

Nachtrag am 25. September um 19:08: Fimico meldet„Fridays for Hubraum“ wurde heute mit fast 400.000 Mitgliedern in nur drei Tagen durch einen eigenen Administrator archiviert. Dies kann ein vorübergehendes Vorgehen darstellen. Nicht Facebook war es, das eingegriffen hat, sondern die Beteiligten selbst haben die Gruppe somit erst einmal geschlossen. Nach Beobachtungen unserer Redaktion sind in den vergangenen Stunden mehrere 10.000 Mitglieder hinzugekommen. Nachdem die Gruppe in den vergangenen drei Tagen ein weitreichendes Medienecho und einen riesigen Ansturm erlebt hat, liegt die Vermutung nah, dass man sich nun im Kreise der Administratoren erst einmal überlegen wird, wie man damit umgeht."

Nachtrag am 27. September 16:00: Die Seite von Fridays for Future ist wieder erreichbar. Stand: 415.000 Mitglieder

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Pixabay

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Peter Wachter / 25.09.2019

Ich bin dabei, habe zwar NUR den letzten 5-Zylinder 2,5L Turbodiesel T5, aber kein Fatze-Buch, wie kann ich trotzdem mitmachen? Auf der Heckklappe habe ich die Aufkleber: “Kein Balg mit Scheiss-Namen an Bord” + “Ich bin Badisch und NICHT unsymbadisch!”, jetzt fehlt nur noch Aufkleber:“Friday for Hubraum”! Bitte machen lassen!

Gerald Krüger / 25.09.2019

Wer sich nicht entblödet, “Klimaschutz”  ins GG schreiben zu wollen, der ist auch skrupellos genug, “Klimaleugnung” ins Strafgesetzbuch aufzunehmen.  Sobald die Gruppe die 500k - Mitglieder - Marke knackt, knackt FB die Gruppe. Und die Rädelsführer kommen in Aufforstungslager. Heil(t) Habeck!

Sigrid Miller / 25.09.2019

Ich habe zwar keinen mords Hubraumboliden (leider), aber ich bin leidenschaftliche Dieselfahrerin (2,2l) und Oldtimerfahrerin (die duften so schön, ohne Kat)  und habe es seit den 80gern erlebt, wie der Diesel immer wieder als hocheffizientes, sparsames Fahrzeug hoch gelobt wurde um kurz danach als Dreckschleueder mit teurer KFZ Steuer abgestraft zu werden. Hab ich keinen Bock mehr drauf! Rudolf Diesel und Carl Benz müssten sich im Grabe schon bis zur anderen Erdseite durchrotiert haben. Ich erwäge langfristig den Kauf eines (Diesel) Wohnmobils und schwärme leidenschaftlich für Unimogs älterer Bauart…habe aber eigentlich den Gedanken verworfen, nur für ein mobiles Heim mit 6 Tonnen durch die Gegend zu dieseln…weil es wirtschaftlich und komfortmäßig Blödsinn ist…aber mittlerweile…würde ich sogar zum Trotz damit zur Arbeit fahren!!! Aber leider habe ich keinen….. Mal schauen! Gruß von alter, weißer Frau mit Benzin (und Diesel) im Blut, die auf ihr Alltagsdieselchen angewiesen ist…denn Öffis fahren nicht wirklich zu meinem Arbeitsort in einigermaßen angemessener Zeit (20 min. Auto, Bus-Bahn-Bus min. 1,5h, in den Sommerferien komme ich nicht mehr heim…)

Robert Schleif / 25.09.2019

@Burkhard Mundt: Wie ich sehe, ist das Gegenteil vom Gutmensch schlicht der Bösmensch und vom kranken Klimahysteriker das asoziale Umweltschwein. Traurig, dass die Mitte langsam ausstirbt.

B. Rilling / 25.09.2019

Bisher habe ich mich konsequent geweigert, FB zu nutzen. Notgedrungen bin ich auf Twitter dabei. Kann mir mal jemand sagen, ob es solch eine Gruppe nicht auch auf Twitter gibt?

J.R. Huels / 25.09.2019

Hallo Petrol-Heads, bin dabei: V8-Zylinder mit 5,7 Litern (350 cui aka “Würfelzoll”, L48) in 77er Corvette, gefahren während meines (natürlich BWL!) Studiums. Ein Abschlepp-Wagen sozusagen, besonders die Kommilitoninnen der Sozialwissenschaften bereiteten sich gern wohlige Schauer durch das “Bad in der Gosse” als Mitfahrer. ” “Wanna take a ride?” She did, then me… Diesbezüglich inzwischen auf Entzug (gemeint ist der Hubraum) begnüge ich mich inzwischen mit den 2,0 Litern eines 120i, versuche aber, meiner CO2-Bringschuld mit einem 3,1 Liter 5-Zylinder Sternmotor in meinem nostalgischen Doppeldecker gerecht zu werden. Wir wollen ja nicht, dass die Pflanzen hungern müssen. oder?

Robert Schleif / 25.09.2019

Wer aus berechtigter Wut über die geplanten Schwindel-Steuern und die lügnerische grüne Propaganda dummdreist sein gutes Recht auf die und Spaß an der Umweltzerstörung demonstriert, handelt in etwa so intellektuell reif wie jemand, der aus Frust über die Massenmigration Hitler-Bilder aufhängt und Hakenkreuzflaggen hochzieht.

Belo Zibé / 25.09.2019

Dafür wird es bald Gretik hageln….

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