Dirk Maxeiner / 05.05.2024 / 06:15 / Foto: Montage achgut.com / 128 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Schiffbruch im Oderbruch

Katrin Göring-Eckardt wurde mit ihrem Dienstwagen von der Landbevölkerung stillgelegt. Das findet sie prinzipiell gut, nur nicht bei sich selbst.

Im Deutschen gibt es so schöne Worte wie Umbruch, Aufbruch, Ausbruch und Dammbruch. Außerdem haben wir den berühmten Arzt Doktor Ferdinand Sauerbruch, der eine künstliche Hand entwickelte. Und dann ist da noch das Oderbruch. Es wird von aktuellen Schulabgängern für eine weder männliche noch weibliche Art der Mathematik gehalten, weil bei das Oderbruch das Ergebnis mal so oder mal so ausfallen kann. 

Tatsächlich versteckt sich hinter dem Oderbruch aber eine Kulturlandschaft auf der unbeleuchteten Seite des Mondes, genauer gesagt im Osten des Bundeslandes Brandenburg an der polnischen Grenze. Von da ist es nur noch 600 Kilometer bis zum ersten Wisent. „Die ebene Landschaft ist eine ursprüngliche eiszeitliche Hohlform“, so berichtet Wikipedia, „in die sich der Fluss Oder eingegraben hat und ein Stromspaltungsgebiet ausbildete“. Seit der Trockenlegung und Urbarmachung gilt das Oderbruch als Beispiel der preußischen Binnendeportation, pardon, Binnenkolonisation des 18. Jahrhunderts. Im Zweiten Weltkrieg war es Schauplatz der größten Schlacht auf deutschem Boden. Es gibt mithin genügend Gründe, diese Gegend zu meiden.

„Stromspaltungsgebiet“, „Binnenkolonisation“, „Größte Schlacht auf deutschem Boden“. Da könnte man als Reisender eigentlich gewarnt sein. Das Geheimnis, warum es hier überhaupt menschliches Leben gibt, wurde indes von dem bekannten Investigativ-Organ Capital enthüllt: „Einfamilien- oder Doppelhäuser aus dem Bestand (älter als 3 Jahre) mit normaler Ausstattung werden zurzeit im Schnitt für 774 Euro pro Quadratmeter zum Kauf angeboten… Die Mietpreise für Häuser aus dem Bestand liegen im Schnitt bei 5,59 Euro pro Quadratmeter.“

Die indigene Minderheit des Stromspaltungsgebietes missionieren

Umso erstaunlicher, dass Katrin Göring-Eckardt, Bundestagsvizepräsidentin und prominente Grüne, am Samstag vor einer Woche mit ihrem Dienstwagen und dem dazugehörigen Chauffeur dorthin aufbrach, genau gesagt nach Lunow-Stolzenhagen, mit 1.211 Binnenkolonialisten die einzige Großstadt daselbst. 

Während ihre Kollegen Robert Habeck und Cem Özdemir vor einem Jahr in Brasilien das indigene Volk der Kambeba am Rio Negro aufsuchten, entschloss sich Frau Göring-Eckardt, die indigene Minderheit des Stromspaltungsgebietes mutig zu missionieren, schließlich leben hier schon seit rund 10.000 Jahren Menschen, mal länger, mal weniger lang. Oder wie es in einer alten Schrift heißt: „Es waren vielleicht gut geartete, aber jedenfalls rohe, in Aberglauben und Unwissenheit befangene Gemeinschaften, die trotz ihres christlichen Bekenntnisses mit den alten Wendengöttern nie recht gebrochen hatten“.

Auch die Klimakirche halten sich die autochthonen Ureinwohner nach wie vor vom Hals und betreiben stattdessen eine eigene Kultstätte, die sie schlau dem Umweltbundesamt untergejubelt haben: Im Geologischen Garten Stolzenhagen haben die Eingeborenen Findlinge versammelt und bieten einen bewusstseinserweiternden Einblick in eine Sandgrube mit Ablagerungen der Weichsel-Kaltzeit. Die begann vor 115.000 Jahren und endete vor 11.600 Jahren, da wurde es wärmer, weil das erste Porsche-Zentrum in Ostdeutschland eröffnet wurde und Fred Feuerstein anfing, autozufahren. Von leugnerischen Druiden verfasste Schriften beschreiben, wie Dünen, Gletscherbäche und Seen mit darauf schwimmenden Eisbergen die Landschaft geformt haben. 

Erfolgreich wie Deutschland beim European Song Contest 

Entsprechend bescheiden sind die Wahlergebnisse der Klima-Wanderprediger: Bei der Bundestagswahl entfielen in Lunow-Stolzenhagen 25 Erststimmen und 26 Zweitstimmen auf die Grünen, bei der Wahl zur Gemeindevertretung machten das „Aktionsbündnis Lunow-Stolzenhagen“, „die Allgemeine Interessengemeinschaft Lunow-Stolzenhagen“ und die „Wählergemeinschaft Feuerwehr Lunow-Stolzenhagen“ mit großem Abstand das Rennen. Etwas böswillig formuliert, könnte man die grüne Erfolgsspur im Oderbruch beschreiben wie das Wirken deutscher Barden beim Eurovision Song Contest: „Mit zehn letzten Plätzen (1964, 1965, 1974, 1995, 2005, 2008, 2015, 2016, 2022, 2023) ist Deutschland das Land, das am dritthäufigsten ganz hinten landete. 1964, 1965 und 2015 erreichten die deutschen Beiträge null Punkte“.

Frau Göring-Eckardt mied vorsichtshalber die in provokativer Absicht in der Gegend platzierten kaltzeitlichen Findlinge und suchte stattdessen einen Saal über dem örtlichen Kindergarten auf, um dort gegen Abend einem „Zukunftsdialog“ beizuwohnen, bei dem es um „wichtige gesellschaftliche Herausforderungen“ gehe. Die Grünen reden sehr gerne über die Zukunft und sehr ungern über die Gegenwart, weil man die ja überprüfen kann. Was Frau Göring-Eckardt auch feststellen musste, als sie den Zukunftsdialog verlassen wollte. Draußen in der Weichsel-Kaltzeit hatten sich etwa 50 Personen versammelt, den indigenen Bräuchen entsprechend „eine vielleicht gut geartete, aber jedenfalls rohe, in Aberglauben und Unwissenheit befangene Gemeinschaft“, die Frau Bundestagspräsidentin dialogisch und überhaupt herausforderten, aber ihr kein Haar krümmten. Unglücklicherweise hatte sie zu deren Beruhigung aber keine Glasperlen dabei und auch keine Benin-Bronzen wie Claudia Roth und Annalena Baerbock in Nigeria.

Wie man Autofahrer ausbremst, hatte die vorübergehend stillgelegte Präsidentin unlängst allerdings selbst empfohlen, als sie die sogenannten Klimakleber mitsamt ihren Straßenblockaden verteidigte: Die Debatte sei müßig „angesichts der vielen Staus, die durch Autofahrer entstehen“, sagte sie laut Die Welt. Folgerichtig setzte sich einer der Aufrührer vor die Berliner Staatskarosse und einer dahinter – und die beiden verursachten somit den ersten Stau in Lunow-Stolzenhagen seit der Schlacht um die Seelower Höhen

„Taxi Lochmann, Tel. 03336534999 Gratis anrufen!“

Um die Lage elegant und diplomatisch zu bereinigen, hätte es nun mehrere Möglichkeiten für Frau Göring-Eckardt gegeben, würdevoll das Weite zu suchen. Erstens: „Taxi Lochmann, Oderberger Str. 8, 16248 Lunow-Stolzenhagen, Lunow, Tel. 03336534999 Gratis anrufen!“ Zweitens: Bus 463 ab Lunow Kreuzung, dann Regionalbahn 3 nach Berlin, 1:24 Minuten. Drittens: Fahrrad 4 Stunden, 10 Minuten. Viertens: Zu Fuß 16 Stunden (alles laut Google Maps). Die beiden letzten Möglichkeiten sind übrigens die, welche die Grünen zukunftsdialogisch im Rahmen der Verkehrswende anstreben. 

Die Stillgelegte entschied sich aber für eine nicht-dialogische Fortbewegungs-Variante und rief die Polizei. Nur müssen die örtlichen Gendarmen mit der schlecht gelaunten Bevölkerung noch länger auskommen, ganz im Gegensatz zum Besuch aus dem fernen Berlin, warum ihr behördlicher Ehrgeiz begrenzt schien und sie erst einmal ortsfremde Verstärkung aus der Tiefe des ländlichen Raumes anforderten, was gemütliche 45 Minuten dauerte. 

Frau Göring-Eckardt zeigte nach ihrer Landpartie deutliche Anzeichen von Hypertonie: „Wir waren überrascht, wie sorglos die Polizei offenbar Hinweise in Nachrichtengruppen zum Aufruf von Gegenprotest... bewertet hatte", meinte sie, „das kann unser Rechtsstaat nicht hinnehmen", bei der Polizei müsse jetzt „ein anderes Bewusstsein her“. Ihr Resümee: „Wir können die ländlichen Räume nicht einem Mob überlassen." 

Ach ja, ich hätte da einen Vorschlag zur Güte. Wie wäre es, die Sicherheit von Frau Göring-Eckardt ab sofort an die darauf spezialisierte Einheit „United4Rescue“ auszusourcen? Es handelt sich dabei um ein Seenotrettungsbündnis, das vom deutschen Staat mit acht Millionen Euro finanziert wird. Bislang im Mittelmeer tätig, scheint mir eine Ausweitung des Operationsgebietes dringend geboten. Ab sofort sollte „United4Rescue“ auch für Schiffbruch im Oderbruch zuständig sein. Schließlich kennt man sich: Gründer und Vorsitzender der schnellen Eingreiftruppe ist Thies Gundlach, laut Bild.de Lebensgefährte von Katrin Göring-Eckardt.

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber von Achgut.com. Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

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Jürgen Fischer / 05.05.2024

Da fällt mir gerade noch ein, hat nicht so eine Linkswachtel*) mal gesagt, wir müssten täglich unser Zusammenleben neu aushandeln? Also bittschön, warum sollte ausgerechnet KGE davon ausgenommen werden? *) Ich glaube, es war Özoguz, bin aber zu faul, jetzt noch nachzuschauen ;-)

Sam Lowry / 05.05.2024

@Didi Hieronymus Hellbeck: Es gab gottseidank Augenzeugen. Im Mainstream wird es ja völlig anders dargestellt. Als guter Journalist sollte man sich mal den Polizeibericht anschauen, bevor man Bernd, Alice und Co. dafür verantwortlich macht. Ergo: Im Mainstream arbeiten keine…

Didi Hieronymus Hellbeck / 05.05.2024

Bei DANISCH las ich gestern (“Angriff auf Politiker”), dass im Ruhrpott (Essen) ein GRÜNES Politikmännlein gehauen wurde. Aber wohl von “arabischstämmigen” Männern. Passt nicht. Daher eher wenig Infos. Dafür hat der grüne NRW-Politclown Wüst (pardon, CDU) irgendwie die AfD als Nazis bezeichnet. Aber er hatte dabei die Haare schön (kommt gut an).

Peter Wagner / 05.05.2024

Für die Dilettierenden der Ampel werden Reisen in die Realität immer spannender. Und ich freu mich drauf!

Thomas Müller / 05.05.2024

Von Ihrer Google Maps Berechnung können Sie aber ruhig 50 km Richtung Berlin abziehen, womit sich die Fahrzeiten gewaltig verkürzen! Zumindest laut der Schnatterliesel, deren Wahlheimat Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken zum Oderbruch gehört!

Thomas Kurt / 05.05.2024

@Jens Gramann: Nicht zu vergessen: der sächsische Innenminister und de Maiziere von der CDU, gemeinsam hinter den Flaggen und Bannern der Rotfa. Da geht zusammen, was zusammen gehört. Sicherlich wäre auch der sächsische Statthalter aufgetreten, aber der wird wahrscheinlich gerade für seinen Auftritt heute bei Miosga geschminkt. Möglicherweise präzisiert er dort seine Prophezeihung von Oktober 23 bei Maischberger, wieso es mit der AfD zur LTW ganz ganz anders ausgehen wird, als wir alle uns das z.Z. vorstellen können? Leider werde ich die Sendung verpassen, aber sicher trotzdem alle Infos darüber erhalten.

Jovan Liapsarović / 05.05.2024

“Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf” So klang K.G.-E. als die “drastischen Änderungen” noch nicht Realität waren und ihr vielleicht ein CO2 -neutrales Multi-Kulti-Wolkenkuckucksheim vorschwebte; mal unterstellt, dass nicht das mögliche Abgreifen von 8 Millionen Euronen Steuergeld für “United4Rescue” der Grund zur Freude war. „Eine vielleicht gut geartete, (in ihren Augen) aber jedenfalls rohe, in Aberglauben und Unwissenheit befangene (rückwärtsgewandte Volks-) Gemeinschaft“ sah das damals schon anders, sah keinen Grund zur Freude und ist jetzt, angesichts der katastrophalen Ergebnisse bornierter Ideologie-Traumtänzerei und Heuchelei, stocksauer auf alle Grünen.

Chaim Noll / 05.05.2024

Danke! Habe herzlich gelacht. Das ist so wichtig für die Gesundheit… Muss morgen früh nach Deutschland fliegen, da braucht es ein heiteres Gemüt.

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