@ Olaf Weiss. Guter Kommentar. ++ M.E. ist der deutsche Obrigkeitsstaat zum einem großen Teil dafür verantwortlich. Dieser Obrigkeitsstaat wurde auch nach den Katastrophen der beiden Weltkriege nicht wirklich reformiert. Deutschland hat es nicht geschafft einen aufgeklärten, bürgerlichen Rechtsstaat aufzubauen. Im deutschen Bewusstsein hat der “Staat” eine merkwürdig abstrakte, idealistische, nahezu göttliche Stellung. Der Untertan nimmt den “Staat” als etwas gegebenes hin, er kommt gar nicht auf die Idee, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt einen “Staat” staatsrechtlich und institutionell aufzubauen.
Ein kurioses Beispiel an Pressefreiheit bietet heute das Blättchen BERLINER MORGENPOST. Sie macht mit dem Wirrologen (sic. ) Drosten auf und bietet den Lesern ein Interview, in dem dieser prophezeit, dass das erste Halbjahr 2021 kompliziert wird. So weit, so blöd. Aber so ganz nebenbei erwähnt die Chefredakteurin, dass Dorsten von den Lesern, WH : Von den Lesern!, und einer Jury der BM zum Berliner des Jahres “gekührt” wurde. Nachtigall ik hör dir trampeln. Ein Schelm, wer da womöglich meint, dass hier der “Pressefreiheit” mit einer zusätzlichen Regierungsspende an die BM mit einem ganz besonderem Schub zum Jahreswechsel genüge getan wurde. Drosten als Medienstar - man fasst es nicht !!! PS. Der Hackerangriff auf die Funke - Mediengruppe (BM) hat selbstverständlich nichts mit einer Protestaktion gegen regierungsabhängige Medien zu tun. Wir leben ja nicht in Absurdistan !
@ S. Schönfelder Ganz richtig. Der angeblich so deutsche Gehorsam ist auf der ganzen Welt zu finden. Weil Herrschaftsstrukturen gemeinhin Gehorsam verlangen, sonst gibt es was auf die Patscherchen. Auch in sogenannten Demokratien. Deutscher Gehorsam ist auch wieder so ein “Ich beschmeiss mich selbst mit Dreck”-Blödsinn. Und auch die “German Angst” ist längst globalisiert. Mit Angst, Gewalt, Geld und Lügen regiert man die Welt, Nicht nur in Deutschland. Und auch nicht erst seit gestern. Dazu sehr informativ: Pedro Banos; “So beherrscht man die Welt.” Klappentest: “Als ehemaliger Chef für Spionageabwehr und Sicherheit der europäischen Streitkräfte ist Pedro Baños ein international gefragter Experte zu Verteidigungsthemen, Geopolitik und Terrorismus. Erstmals führt der Insider jetzt in die undurchsichtige Welt der Machtspiele zwischen den politischen Eliten ein und deckt die Regeln auf, die diesen Machtspielen zugrunde liegen. Informativ und fesselnd wie in einem Thriller beschreibt Baños die Bildung strategischer Allianzen, Manipulation, Rivalität und psychologische Kriegsführung und enthüllt, was sich im Kampf um die Vorherrschaft der Welt hinter den Kulissen abspielt.” PS.: Man muss nicht die überteuerten Gebrauchten der zurückgezogegen Heyne-Ausgabe (Angeblich sei das Buch verschwörungstheoretisch und antisemitisch fand Poser Posner von der Welt. Ich habs es auch gelesen und fand es nicht.) kaufen. Gibt eine Neuauflage bei derschelm.
Abgesehen davon, dass es mit Extrapolationen und historischen Bezuegen immer etwas problematisch ist, weil Alles in eine und zu einer bestimmte(n) Zeit gehoert, koennte man aus den geschilderten Phaenomene auch herauslesen, dass “der gemeine Deutsche” (nicht zu verwechseln mit frueheren! Eliten) schon immer ein Problem mit “der Freiheit” hatte. Heute steht auch die “Elite” stramm links, wobei Motiv und Auspraegung der Antifreiheitlichkeit bei Elite und Masse jeweils unterschiedlich sind. Fakt ist, dass der Liberalismus heute nur noch in Reservaten existiert und extrem unpopulaer (gemacht) wurde, was angesichts der menschlichen Natur nicht gerade schwierig ist. Er eignet sich psychologisch hervorragend als Sündenbock. Dass der evolutionaer schwache oder geschwächte westliche Mensch sich bei vermeinticher Bedrohung sofort der angeblich schützenden Macht total! ausliefert, ist unstrittig, wobei es zwischen dem Jodkauf der Deutschen nach F. und der Reaktion anderer Gesellschaften Unterschiede gab. Die Frage ist, ob es beim “Deutschen” jenseits von Corona eine besondere Form der Unterwerfung, eine spezifische Antifreiheitlichkeit gibt, wobei die Freiheit selbst zu definieren waere. Die kleinen Luestchen moechte der letzte Deutsche schon praktizieren, mehr aber nicht. Auf “politische Freiheit” zur polit. (Mit) bestimmung legt er keinen Wert. Souverän möchte er nicht sein. Partys ja, mehr aber nicht. Nicht zufaellig regt sich hierzulande erst dann Protest, wenn es an den Hedonismus geht, obwohl vorher bereits die (liberale) Demokratie faktisch abgeschafft wurde. Bei aller verständlichen Hoffnung : Es laeuft, gut konditioniert, wie gehabt.
Herr Habermann, beim Lesen wollte ich darauf hinweisen: Umbedingt ein Buch daraus machen! Vor allem drei Dinge sind den meisten Deutschen (und vermutlich auch Lesern dieses Blogs) nicht bewusst: 1) Die rückwirkende Geschichtsklitterung von ideologisierten Geschichtsschreibern (mit dem Ziel uns dem zentralistischen Machtstaat zu verpflichten) 2) Die philosophischen Einflüsse der Neuen Linken (wie zb. Faucault, welcher in Deutschlands linken Seicht-und-Kostenlos-Philosophie-Studiengängen zum Heiligen erklärt wird) und welch immensen Einfluss dieser Überbau auf die Deutungshoheit von fast allem politischen hat. Scrutons Zeriss dieser Denker ist absolut lesenswert (Fools, Frauds and Firebrands). 3) Dass die freiheitsliebenden Aspekte deutscher Geschichte sich oft dort wiederfinden wo sie Linke als auch Rechte Zentralisten gerne vergraben sehen: Den Niederlanden und der Schweiz. Dass viele Deutsche ein Schweizer Modell als Staatsform bevorzugen ist kein Zufall. Und Hollands republikanische Tradition beeinflusste England derart stark, dass vieles was hierzulande Zentralisten aller Couleur als „Anglo-Sächsisch“ verdammen, in echt eng verknüpft ist mit unserer eigenen Geschichte.
Nachtrag: Die Verdoppelung in „monatelang lang“ habe ich aus Solidarität mit dem Autor der Betrachtung gewählt, dem ein origineller Umgang mit Umlauten gefällt.
@T. Schneegaß: An den Obrigkeitsgehorsam der asiatischen Völker reicht der deutsche “Untertanen”-Gehorsam bei weitem nicht heran. Von einer Nachbarin, die normalerweise eine Hälfte des Jahres in Spanien in ihrem dortigen Haus verbringt und die wegen Corona-Ausgangs- und Reisesperren monatelang lang dort tatsächlich eingesperrt war, während sie eigentlich in Deutschland sein wollte, höre ich, dass die Spanier sehr viel folgsamer sind als wir. Hätte sie nicht gedacht, und ich auch nicht.
Danke, Herr Habermann, für diese Horizonterweiterung! Es entbehrt nicht der politischen Logik, dass die Bundesregierung seit Jahren bestrebt ist, den Föderalismus auszuhöhlen und durch Zentralismus abzulösen. Die Corona-Krise wird nach Kräften dafür genutzt, mit massiver Unterstützung der Leitmedien, die stetig und lautstark den Föderalismus unter Beschuss nehmen. Auf EU Ebene ist es der politische Kampf gegen Autonomierechte der Mitgliedstaaten, um den Zugriff und die Aufblähung des Brüsseler Apparats zu stärken. Kulturelle, gesellschaftliche, historische Prägungen und Spezifika der einzelnen Länder + Nationen gelten damit als schädlich für den Zentralapparat und müssen plattgemacht werden. Ein autoritäres Herrschaftssystem braucht den Zentralismus. Die Weisung der Besatzungsmacht USA nach dem Ende des NS Regimes, dass eine neue deutsche Staatsgründung unabdingbar dem Föderalismus verpflichtet zu sein hatte, war weise, diente der Demokratie und konnte an Gegebenheiten der Geschichte Deutschlands anknüpfen. Die Vielfaltspropaganda der gegenwärtigen Polit- und Medienkaste - ob Multikultur, ob Gender, ob PC - ist ein Instrument der sozialen Atomisierung und der Entsorgung kultureller Wurzeln, mit dem Ziel der Homogenisierung hin zu einer lenkbaren Masse. Und das kann natürlich nicht gut ausgehen. Die Vielfaltspropaganda entlarvt sich täglich als demagogischer Taschenspielertrick, indem die Vielfalt der Meinungen, Erkenntnisse, Sichtweisen, Zweifel und Fragen hoch aggressiv bekämpft wird. In meiner Beobachtung und Erfahrung erlebe ich Deutschland in dieser Zeit nicht als totales Untertanen-Bravland (was Merkel bei ihrer internationalen Reputation zu schaffen macht). Die Gesichter hinter den Masken tragen nicht nur regierungsfromme Mienen. Neben stolz-aggressiven Frommen gärt und grummelt es durchaus, die Nischenbildung hat zugenommen.
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