Henryk M. Broder / 29.12.2019 / 12:00 / Foto: Degreezero / 76 / Seite ausdrucken

Fragen an Radio Vatikan

Bei einem ökumenischen Gottesdienst im Münchner Liebfrauendom sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, es sei „ein Skandal", dass Menschen an der Grenze zu Europa weiterhin zu Tode kämen: Ein Gemeinwesen, das sich auf christliche Traditionen berufe, dürfe das nicht hinnehmen, sagte Marx unter dem Applaus der Gottesdienstbesucher. Zudem dürfe niemand in ein Land zurückgeschickt werden, in dem Tod, Unglück oder Vergewaltigung drohe. Dies seien Prüfsteine für eine Gesellschaft, die sich nach christlichen Werten ausrichte.

Eine zweifellos richtige Feststellung, die allerdings weitere Fragen aufwirft. Ich wandte mich deswegen an den Leiter der Pressestelle der Deutschen Bischofs-Konferenz, Matthias Kopp, in München.

guten morgen, sehr geehrter herr kopp, ich habe eben diesen bericht auf der homepage des BR gelesen „Die Menschen, die im Mittelmeer ertrinken, sind Christus" und wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mir eine frage beantworten könnten: wie viele flüchtlinge aus afrika hat der staat Vatikan seit 2015 aufgenommen?

mit einem herzlichen Grüss Gott aus augsburg

ihr hb

Sehr geehrter Herr Broder,

Details müsste Ihnen der Heilige Stuhl erläutern. Papst Franziskus hat – bekanntermaßen – selbst Flüchtlinge bei einer seiner Reisen mit in den Vatikan gebracht (als er auf Lesbos war). Die von der italienischen Regierung akzeptierten „humanitären Korridore“ wurden auch vom Vatikan unterstützt, so dass die Basisgemeinschaft S. Egidio viele Flüchtlinge – auch durch den Vatikan – aufgenommen und auf Familien in Rom verteilt hat. Näheres müsste Ihnen – wie gesagt – Rom direkt sagen, da ich für den Vatikan nicht spreche.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz

sehr geehrter herr kopp,

vielen dank für ihre rasche antwort. könnte sie mir vielleicht die mail-adresse des Heiligen Stuhls geben? oder die der pressestelle? und haben sie eine übersicht, wie viele geflüchtete das bistum München-Freising aufgenommen hat?

haben sie ein erholsames wchenende

ihr hb

Sehr geehrter Herr Broder,

zu München müssten Sie sich bitte an München wenden. Die Pressestelle in Rom ist erreichbar unter press@salastampa.va.

Beste Grüße

Matthias Kopp

 

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Hans Kloss / 29.12.2019

Ich bin dafür dass sie alle gerettet werden. Wenn man noch dann sie sicher und ohne Zögern zurück bringt, wird der Zahl der Toten in Mittelmeer drastisch sinken. Dann also als erster Schritt: Frau Rackete direkt in den Knast wenn sie zurück aus dem Fernflieger aussteigt.

Hubert Bauer / 29.12.2019

@ Gabriele Klein: Jesus hat gesagt; “Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst und liebe Gott von ganzen Herzen”. Ich denke, Jesus hat bewusst diese Entscheidung getroffen und bewusst nicht gesagt “Liebe Deinen Nächsten mehr als Dich selber”. Jeder gute Erste-Hilfe-Ausbilder betont, dass man nur dann (soweit) helfen muss, wie das ohne Eigengefährdung möglich ist. Wir müssen also nur helfen, soweit wir uns nicht selbst gefährden. Keinesfalls sind wir nach irgendeiner weltlichen oder göttlichen Regel dazu verpflichtet Jeden bei uns aufzunehmen und bis an sein Lebensende zu alimentieren. Womit wir wieder bei der Regel von Jesus sind. Wenn bei uns in Deutschland Not herrschen würde, würde ich von reichen christlichen Ländern schon eine zeitlich befristete Nothilfe in Form von Essenspaketen u. ä. erwarten. Ich würde aber nicht erwarten, dass alle Länder der Welt alle Deutschen bei sich zuwandern lassen. Und was ich nicht im Traum von meinem Nächsten erwarte, kann auch der Nächste nicht von mir erwarten.

Margreet Krikowski / 29.12.2019

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges hat die Katholische Kirche bekanntermassen über die sog. Rattenlinie viele NS-Verbrecher zur Flucht aus Europa heraus verholfen. Der mutmassliche islamische Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz floh vor der tunesischen Justiz zunächst nach Italien, bevor er in Berlin seinen Hass freien Lauf liess. Insofern ist die Haltung der Katholischen Kirche konsequent, sich für Flüchtlinge einzusetzen.

Werner Liebisch / 29.12.2019

Bis heute werden pädophile (pädosexuelle) Kleriker auf Kinder losgelassen, oft mit Wissen der Oberen. Nur verständlich, dass es den Bischöfen/Kardinälen/Päpsten dann egal ist, ob sich unter den Migranten Leute befinden die hier für Tod und Vergewaltigungen sorgen. Colletaral Damage im Auftrag der Kirche. Vor allem bei Franziskus kommt mir vor, dass er meint Vieles gut machen zu müssen, was er in jungen Jahren verbockt hat. Leider zuviel des Guten.  

Gabriele Klein / 29.12.2019

@I.Grimm. “In meiner Bibel habe ich trotz jahrelangen Studierens kein Beispiel für religiösen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Selbstmord einer Nation gefunden.” Danke f. Ihren Kommentar. Vielleicht hilft Ihnen dies:  Ich entsinne mich einer Bibel Stelle wo vor dem Umdefinieren der Werte gewarnt wird. Genau das haben wir heute. Aus den Opfern werden Täter und aus den Tätern flüchtende “Opfer”.  Die betroffenen Christen hingegen bleiben auf der Strecke…...werden über Bord geworfen und wenn sie es je bis hierher schaffen, selbst in der Asylunterkunft von ihren Peinigern verfolgt.dafür sehe ich unsere religiösen Führungskräfte verantwortlich. Den evangelikalen Bible Belt der USA nehm ich aus. Die Christen scheinen mir nur eine Rolle bei Trump und Pence zu spielen der sich wie auch Farage u. andere für sie ausspricht um vermutlich genau dafür zum Bösewicht zu werden.  Aber die Meisten können 2 plus 2 noch addieren.

Frank Dom / 29.12.2019

Jesus war ein Sichselbstgefährdender? Und wollte in fernen Ländern sein weltliches Glück machen? Am besten auf Kosten anderer? OK, wieder was gelernt.

S. Marek / 29.12.2019

Liebe Herr Broder, im Vertrauen auf Ihre Kompetenz bei Anfragen gerichtet an die obersten Regierungsbehörden und Zuständigen für religiöse Angelegenheiten, hätte ich die eine oder andere Frage die ich gerne geklärt bekommen hätte. Im unter anderem im Bezug auf ...Zudem dürfe niemand in ein Land zurückgeschickt werden, in dem Tod, Unglück oder Vergewaltigung drohe. Dies seien Prüfsteine für eine Gesellschaft, die sich nach christlichen Werten ausrichte. ...”    1.) Darf man nach der Christenlehre Menschen in ein Land aufnehmen in dem Tod, Unglück oder Vergewaltigung drohe?  2.) Oder gilt das erst dann als “nach christlichen Werten ausrichte” Vorstellung wenn endlich Parität zwischen dem Ausgangsland und dem Aufnahmeland herrschen ?  3.) Werden deswegen zur 95% männliche potentielle Tod und Unglück bringende Vergewaltiger bevorzugt und die bereits Vergewaltigten und Unglücklichen, z.B Jesidische Frauen und Kinder wie auch Christen dieser Regionen, vom Segen unserer christlicher Gemeinschaften ausgeschlossen um auch hier die Leidensfähigkeit der Christen auf den Prüfstein zu stellen ?  4.) Kann die GoKOTZ per entsprechende Katholisch-Evangelische Fatwa die ein paar Juden, außer denen vom ZdJ im D inklusive deren die diese Unterstützen, von der Leidensfähigkeit Prüfung herausnehmen ?  Wenn das geklärt ist dann hätte ich noch ein paar Fragen zur Geschichte an die “regierende” Geistlichkeit, z.B.: Habt Ihr aus eigener Geschichte der letzten ca. 700 Jahre gegenüber islamischen Invasoren eine Verteidigungsstrategie die nicht im Unterwerfung mündet herausgearbeitet ?

Rolf Lindner / 29.12.2019

Drücken nicht alle, die ihre Gutmenschengeilheit befriedigen möchten, die Folgelasten der Allgemeinheit auf? Warum sollte der Vatikan da eine Ausnahme machen?

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