Henryk M. Broder / 08.03.2021 / 14:00 / Foto: Acgut.com / 58 / Seite ausdrucken

F.U.R.Z.

Erinnern Sie sich noch an den alten Kalauer aus den 70er-Jahren: Was bekommt man, wenn man.die FR und die UZ (Unsere Zeit, das Zentralorgan der DKP) zusammenlegt? Einen FURZ.

Die UZ erscheint noch immer, wenn auch nur als Wochenzeitung, während die FR ein Leben in der Schattenwelt der Untoten fristet. Ab und zu zeigt sie aber, wieviel UZ noch immer in ihr steckt. So zum Beispiel am 4.3. mit einem Kommentar über den Preis der Apartheid in Israel, das nur die eigenen Bürger gegen Corona impft und die Einwohner der besetzten Gebiete im Stich lässt.

Klickt man den dazugehörigen Link (https://www.fr.de/meinung/hoechstpreis-apartheid-90228113.html) an, wird einem mitgeteilt, es sei "ein Fehler aufgetreten", der Inhalt konnte "nicht gefunden" werden. 

Wäre die FR nicht das Drecksblatt, das sie ist, müsste es heißen: "Wir haben den Inhalt gelöscht, weil wir uns in eine antisemitische Sackgasse verrannt haben. Und wir haben es nicht mal gemerkt. Das nächste Mal werden wir es schlauer anstellen. Versprochen."

Der von der FR gelöschte Beitrag steht allerdings immer noch im Netz, wenn auch nur in einer kompakten Zusammenfassung, u.a. hierEine Ministerpräsidentin und ein Kanzler reisen trotz Lockdown nach Israel. Sie adeln damit einen Gastgeber als erfolgreichsten Corona-Manager der Welt, der wegen Korruption mit einem Bein im Knast sowie mitten im Wahlkampf steht. Wer würde nicht die Verzweiflung des Österreichers Kurz und der Dänin Frederiksen verstehen, die sie zum Treffen mit Netanjahu getrieben hat. Vollkommen unverzeihlich aber ist die neue Allianz als stillschweigende Anerkennung von Israels völkerrechtswidrigem Ausschluss fast aller fünf Millionen Palästinenser:innen in den besetzten Gebieten von Impfungen. In der Not frisst der Teufel Fliegen, heißt es. In der Corona-Not mal eben Apartheid zu schlucken, kann man dem Teufel nachsehen, nicht aber Frederiksen und Kurz.

Die FR wird es den Juden nie verzeihen, was sie den Deutschen im Holocaust angetan haben, und sie wird es dem Wiener Kanzler und der Kopenhagener Ministerpräsidentin nie verzeihen, dass sie nach Israel gereist sind, um einen Mann zu adeln, der wegen Korruption mit einem Bein im Gefängnis steht. Ginge es nach dem Volksgericht der FR, wäre er längst abgeurteilt und zur Zwangsarbeit in der FR-Kantine abgestellt.

Einen Tag später, kurz vor Mitternacht, wenn der gemeine FR-Leser schläft und von einem Urlaub auf Kuba träumt, erschien auf der Homepage der FR eine „Richtigstellung und Entschuldigung in eigener Sache". Die FR habe "eine lange Tradition im Kampf gegen Extremismus" und lehne "alle Formen von Sexismus, Rassismus und Antisemitismus" ab. Die FR sei auch "keine Quelle für Antisemitismus". Und: "Wir können für den Fehler nur aufrichtig um Entschuldigung bitten."

Ich nehme an, der Verfasser des Artikels wurde dazu verdonnert, einhundertmal "Ich bin kein Antisemit" auf einen Bierdeckel zu schreiben. Während der Chefredakteur an einem Leitartikel über die "Chancen einer ehrlichen Fehlerkultur" feilt, in dem es auch darum geht, wie Fehler rückgängig gemacht werden können.

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A. Engel / 08.03.2021

Sie haben den FR- Schmutz angemessen gewürdigt. Alle Ehre Herr Broder!!

Burkhard Mundt / 08.03.2021

Antisemitismus gibt es nur von Rechts. Die Linken üben Israelkritik. Ironie aus. Die FR setzte 2012 in Frankfurt am Main noch 44.800 Exemplare ab. 6 Jahre später waren es nur noch 14.140 Exemplare. Und heute?

Ricardo Sanchis / 08.03.2021

@Jakob Mendel ” @Ricardo Sanchis: Nach der Definition Alan Dershowitz’ (der besten, die ich kenne) ist Antisemitismus, wenn man an Juden andere Maßstäbe anlegt als an Angehörige anderer Völker. ” Danke! Das ist eine Definition die mir vernünftig vor kommt. Keine andere Maßstäbe an zu legen scheint man auf Grund “unserer” Geschichte weder von israelkritischer noch Israelverteidigener Seite wirklich hin zu bekommen.

Rebecca Kasimier / 08.03.2021

Nicht verschwiegen werden sollte, dass der Deutschlandfunk es sich nicht verkneifen konnte, den Dreck der Rundschau in seiner “Presseschau” zu verbreiten. Natürlich ohne in einer seiner vielen Kommentare kritisch darauf einzugehen.

Frances Johnson / 08.03.2021

Eine Freundin hat jetzt echt nix zu bedeuten. Linke Antsemiten haben immer “jüdische Freunde”: Nicht, dass ich jetzt was unterstellen will, ich heiße doch nicht Markle. Ich wollte nur auf die Diktion von linken echten Israelfreunden hinweisen. Der ultimative Rassist ist jetzt irgendwo in dem erweiterten Heim von QE. Da soll einer gefragt haben, ob Espresso kommt, Milch oder Café au lait. Ich hatte sofort auf PP getippt, doch der wurde heute ausgeschlossen. Also war’s vielleicht PP. Ich liebe Dementis.

Giacomo Leopardi / 08.03.2021

Wäre die FR nicht das Drecksblatt, das sie ist, müsste es heißen: “Was ist das für ein Staat, der seine Bürger mit Substanzen von zweifelhafter Wirkung und noch zweifelhafteren Nebenwirkungen impfen lässt? Wer damit nicht kontaminiert wurde, wie z.B. die, in diesem Falle, glücklichen Palestinenser, sollte seinem Gott und der Dummheit anderer danken, sich entspannt zurücklehnen und die Auswirkungen dieser Barbarei abwarten.”

andreas Dr. Gardé / 08.03.2021

der vollständigkeit halber sollte man ergänzen, dass die “entschuldigung” der “FR” nicht ganz “autonom” und aus der quälenden einsicht unlauter gehandelt zu haben, erfolgte, sondern erst auf einen offenen brief des frankfurter bürgemeisters uwe becker und einiger leserbrief-schreiber, erfolgte. und dass man in dieser “entschuldigung” es nicht versäumte sich als kämpfer an der vordersten front gegen antisemitismus zu präsentieren. ein witz.

Mathias Rudek / 08.03.2021

Wie ich diese widerliche linke Presse hasse, die so antisemitisch und israelfeindlich ist, stetig und zuverlässig rückwärtsgewandt, ohne sich nur einen Millimeter nach vorne zu entwickeln. Tragen die in der Redaktion eigentlich noch Palästinensertücher? Aber die FR ist ja ‘eh ein bizarrer Teil der TAZ.

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