Gastautor / 16.09.2023 / 10:00 / Foto: Pixabay / 33 / Seite ausdrucken

Kein Fleisch, nur sonntags Insekten!

Ernährungswende: Aus Klimagründen soll auch die Lebensmittelproduktion in Europa umgestellt werden. Globale Planwirtschaft soll die nationale und regionale Lebensmittelproduktion ersetzen. Auch Insektenzucht soll zu einem Big Business werden.

Bei Veranstaltungen im deutschen Landwirtschaftsministerium wird den Gästen nur noch vegetarische Kost serviert. Das hat Minister Cem Özdemir (Grüne) angeordnet. Das ist ein eindeutiges Signal: Fleischkonsum ist politisch unerwünscht, ungesund und klimaschädlich. 

Wie alle linken Großprojekte wird auch die sogenannte Ernährungswende über die Köpfe der Bevölkerung hinweg umgesetzt. Man gewöhnt die Menschen langsam an die weitreichenden, die Lebensqualität mindernden Einschränkungen, propagiert sie als überlebensnotwendig und alternativlos. Es geht bei der von linken Ideologen diktierten Umstellung der Lebensmittelproduktion und Essgewohnheiten einmal mehr um die Rettung unseres Planeten. Vegetarismus wird den Bürgern als neue Tugend und hipper Lifestyle verkauft, während Fleischesser als asozial und klimaschädlich diffamiert werden. 

Im Zentrum der Ernährungswende steht der Fleisch-Verzicht. So hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die von Bund und Ländern finanziert wird, einen radikalen Verzicht von Fleisch empfohlen. Die Bürger sollen nur noch 10 Gramm Fleisch pro Tag essen. Das ist etwa eine Bratwurst im Monat, also ein De-facto-Fleischverbot 

Fleisch als Luxusgut

Deutschland und/oder die EU werden trotz solch radikaler Forderungen zwar kein generelles Fleischverbot erlassen, aber Fleisch durch verschiedene Maßnahmen zu einem Luxusgut machen, durch die gezielte Verknappung des Angebots, strenge Auflagen bei der Produktion, Sondersteuern etc. Die Ernährungswende ist keine Idee der deutschen Grünen, sondern ein Projekt, das von EU, UN, NGOs und Kräften aus der Wirtschaft vorangetrieben wird. 

Die Europäische Union macht massiven Druck bei der Einhaltung ihrer Emissionswerte. Um das EU-Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen, müsste – so Berechnungen der Saxo-Bank – der Fleischkonsum vom derzeitigen OECD-Durchschnitt von etwa 70 Kilogramm pro Person und Jahr auf 24 Kilogramm gesenkt werden. In den Niederlanden hat diese linke Agenda zu massiven Protesten der Landwirte und der Gründung einer Bauernpartei geführt, die bei den anstehenden Parlamentswahlen stärkste Kraft im Land werden könnte. Ende vergangenen Jahres hatte die damalige Regierung ein entsprechendes Maßnahmenpaket vorgelegt, das für rund ein Drittel der Viehbetriebe das Aus bedeuten könnte. 

Offiziell geht es darum, den Stickstoff-Eintrag bis 2030 um die Hälfte zu verringern. Die irische Regierung denkt darüber nach, über 200.000 Milchkühe schlachten zu lassen. Die Tiere sollen gekeult werden, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Das Magazin Wired titelt: „Should we kill trillions of animals to save the planet?“ Unzählige Tiere sollen auf dem Klimaaltar geopfert werden. Landwirte in den Niederlanden, Irland, aber auch Deutschland protestieren gegen solche Pläne, damit sie weiter jene Lebensmittel produzieren dürfen, die wir täglich essen und zum Überleben brauchen. Auch das vom EU-Parlament durchgewunkene Renaturierungsgesetz wird Agrarflächen großflächig zerstören. 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Europäischen Union sollen, so der Willen der EU, „der Natur zurückgegeben werden“. 

Die Ernährungswende ist ein Auswuchs des grünlinken Klimawahns und Teil eines größeren Plans. Nutztierhaltung und Agrarflächen werden durch strenge Zielvorgaben und EU-Gesetze massiv reduziert. Die Folgen scheinen den linken Ideologen nicht bewusst oder egal zu sein: Wie soll man die Menschen künftig ernähren, zumal Fleisch auch aus ernährungstechnischen Gründen nicht ersatzlos gestrichen werden kann. Als eine wichtige Fleischalternative schlagen EU und UN Insekten vor. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schreibt: Insekten sind eine „nahrhafte und gesunde Nahrungsquelle mit hohem Fett-, Protein-, Vitamin-, Ballaststoff- und Mineralstoffgehalt“. 

Insekten als „Fleisch der Zukunft“

Auch die deutsche Bundesregierung bewirbt auf ihrer Webseite Insekten: „Sie brauchen weniger Platz und Wasser als Rinder, Schweine oder Hühner und verursachen weniger Treibhausgas-Emissionen. Auch in Sachen Nachhaltigkeit gewinnen Insekten.“ Die EU hat in diesem Jahr nach gelbem Mehlwurm, Wanderheuschrecke auch Hausgrille und Schimmelkäfer als Lebensmittel zugelassen. Das Pulver der Insekten kann und darf vielen Lebensmitteln beigemengt werden. Die Lizenz zum Produzieren von Insekten haben für fünf Jahre exklusiv jene Unternehmen, die sie bei der EU beantragt haben. Die Hausgrillen werden von einem Unternehmen in Vietnam produziert. Nicht nur aus politischen, ökologischen, sondern auch aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen ist die Umstellung auf das „Fleisch der Zukunft“, wie das deutsche Bundesumweltamt den Insekten bezeichnet, mehr als fragwürdig. Auch die enormen Massen an gezüchteten Insekten produzieren sogenannte Treibhausgase, ihre Produktion ist nur bei hohen Temperaturen, also in ganzjährig heißen Ländern – etwa in den Tropen – effektiv, nicht aber in europäischen Agrarstaaten wie Deutschland oder den Niederlanden. 

Zudem sind große Mengen an Antibiotika notwendig, damit die Tiere bei dieser Massenhaltung überleben, und ihre Fortpflanzung muss mit Hormonen gesteuert werden. Zwar bescheinigt die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass Insekten als Nahrungsmittel unbedenklich seien, allerdings basiert ihr Urteil auf den von den Produzenten vorgelegten Analysedaten. Warum setzt man die Bürger ohne jede Not den Risiken einer unerprobten Ernährungsweise aus? 

Ist die Ernährungswende ein Teil des Great Resets?. Zu diesem globalen Umbau gehört unter anderem die Absenkung des allgemeinen Lebensstandards der Bürger und die Zerschlagung lokaler und regionaler Infrastrukturen zugunsten globaler Netzwerke. So wie auch bei der Energiewende werden bei der Ernährungswende durch Verknappung des Angebots – weniger Fleischproduktion, weniger landwirtschaftliche Betriebe, weniger landwirtschaftliche Nutzflächen – die Preise für (hochwertige) Nahrungsmittel in die Höhe getrieben. Mit der Ernährungswende soll die Insektenzucht zu einem Big Business werden. Die niederländische Rabobank prognostizierte 2021, dass die weltweite Insektenproduktion bis 2030 auf 500.000 Tonnen pro Jahr ansteigen werde, gegenüber 10.000 Tonnen im Jahr 2020. Die Finanzseite Brokerdeal empfiehlt Investitionen in diesen neuen Agrarindustriezweig, denn bis „zum Jahr 2025 soll sich in der EU der Umsatz mit Insekten mehr als verhundertfachen.“

Zum Scheitern verurteilt 

Die verbliebene kleinteilige Landwirtschaft, die regionale Versorgung und die klein- und mittelständischen landwirtschaftlichen Betriebe, die hochwertige Lebensmittel produzieren, sollen durch eine globale industrielle Lebensmittelproduktion ersetzt werden. Die Nationalstaaten würden so auch bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln von globalen Strukturen und international agierenden Großkonzernen abhängig, trotz der negativen Erfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten während der Coronapandemie. 

Der in Deutschland hohe Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln mit etwa 87 Prozent würde durch die Ernährungswende massiv reduziert. Die Lebensmittelproduktion wird globalisiert und zentralisiert. Dieses wahnwitzige Vorhaben ist wie jedes andere planwirtschaftliche Experiment zum Scheitern verurteilt. Planwirtschaft hat die Staaten des real existierenden Sozialismus in den Ruin getrieben – die zudem immer auf Getreideimporte angewiesen waren –, sie lässt in Nordkorea die Menschen hungern. 

Die auf staatlichen Interventionen, sprich Planwirtschaft, basierende deutsche Energiewende hat die einst mächtige Industrienation innerhalb kürzester Zeit Richtung Niedergang geführt. Die Ernährungswende wird von denselben Protagonisten vorangetrieben. Sie ist ideologisch motiviert, ohne realpolitische Substanz und rationale Grundlage. 

Die Nahrungsmittelproduktion ist für das Überleben der Menschen von zentraler Bedeutung. Nun maßen sich linke Ideologen und Großkonzerne, die von solchen Maßnahmen profitieren wollen, an, die hochproduktive und gut funktionierende Lebensmittelproduktion unter dem Vorwand des Klimaschutzes durch ein zentralistisches, großindustrielles, planwirtschaftlich gesteuertes System zu ersetzen – mit allen damit verbundenen Risiken.

 

Werner Reichel ist Publizist und Buchautor.

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Leserpost

netiquette:

Wilfried Cremer / 16.09.2023

hi, wieviele Fruchtfliegen ergeben ein halbes Hähnchen? Mal so als alleinstehender Rentner mit Mindestrente gefragt.

Rainer Drexler / 16.09.2023

Ich sach nur „Soylent Green“ , wie der dazugehörige Hollywood Film heißt, ist mir leider entfallen. Allerdings Charlton Heston, war soweit ich mich entsinne einer der Hauptdarsteller. Also nochmals „Soylent Green“ und vorab „Soylent Yellow“

Jutta Schäfer / 16.09.2023

Es gilt, diese grünen Vollidioten einfach abzuwettern. Bis in ein paar Jahren wird sich das erledigt haben, weil die menschliche Vernunft nicht auf Dauer zu unterdrücken ist. Dann geht es an den Wiederaufbau der Tierbestände, die erneute Urbarmachung von verwilderten Ackerflächen, die Wiederinbetriebnahme der Kernkraftwerke, die Streichung der Gesetze aus der Zeit der grünen Tyrannei, den Wiederaufbau einer ertragreichen Landwirtschaft. Vor allem aber geht es um eine Abrechnung mit den Grünen. Gründlich und gnadenlos.

Else Schrammen / 16.09.2023

Ernährungswende hin zu “Soylent green”?

maciste rufus / 16.09.2023

maciste grüßt euch. mein weiterführender vorschlag seit langem: den kannibalismus neu überdenken. battle on.

Gerd Maar / 16.09.2023

Holt Gasgerd aus Moskau zurück um die deutsche Currywurst zu retten!

Lutz Herrmann / 16.09.2023

Die Europäische Union und die Freigabe von Gedöns anhand von Herstellerberichten. Das ist keine Erfolgsgeschichte.

Dr. Joachim Lucas / 16.09.2023

Das sind einfach nur noch Schwerverbrecher.

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