Ich mochte Horst Köhler. Er war ein Bundespräsident, der bei offiziellen Anlässen keine vogonischen Gedichte vortrug. Ich an seiner Stelle hätte beim Auszug aus Schloss B. vor der Schlüsselabgabe noch kurz irgendwo unter den Teppich gekackt.
Der Horst war eigentlich extra von Angela ausgewählt worden. Sie habe einen schwachen Präsidenten gewollt, was Köhler nicht war. Alt-Bundespräsident von Weizsäcker gab es Merkel später noch härter: “Das war ein Bubenstück aus Mädchenhand.” Das Kalkül, mit Köhler einen unauffälligen Mitstreiter im höchsten Amt zu haben, ging jedoch nicht auf. Köhler tat, was Merkel, inzwischen Kanzlerin, nicht erwartet hatte: “Er prüfte Gesetze sehr gewissenhaft, blockierte sie und lehnte sogar einige gänzlich ab, weil sie seiner Ansicht nach gegen die Verfassung verstießen.” Die Kanzlerin aber konnte keinen gebrauchen, “der bei aller Instrumentalisierung Der vermeintlich bequeme Köhler wurde unbequem. Er prüfte ein neues Gentechnik-Gesetz ungewöhnlich lange, verweigerte die Zustimmung zu den Lissaboner Verträgen, haderte mit dem Erbschaftssteuergesetz, das dann später vor dem Bundesfinanzhof scheiterte. In der Finanzmarktkrise lobte er Oskar Lafontaine für seine Kritik an der Bankenwelt, fand aber kein Gehör. Die Revanche des Kanzleramtes erfolgte umgehend. Das Presseamt meldete Köhlers Zustimmung zu einem Gesetz, mit dem Deutschland Milliardenkredite für Griechenland garantierte. Dabei befand sich Köhler zu diesem Zeitpunkt auf dem Rückweg von einer Afghanistanreise. Die Mitteilung des Presseamtes war falsch, Köhler stimmte dem Euro-Rettungsgesetz erst einen Tag später zu. Unter den gegebenen Umständen konnte er nicht, wie gewohnt, gründlich prüfen, weil Merkel ihn massiv unter Druck gesetzt hatte. Hans Olaf Henkel, Ex-Präsident des BDI und enger Freund Köhlers, wird mit den Worten zitiert: die erzwungene Unterschrift sei ein Motiv seines späteren Rücktritts gewesen. Denn mit der Zustimmung zum Rettungsgesetz habe Köhler “gegen sein Lebenswerk” verstoßen müssen. Was folgte, war ein bis heute umstrittenes Interview. Völlig aufgebuscht, besonders bei den Grünen (die jetzige Kriegstreiberpartei und dort besonders Jürgen Trittin) Und dann hat Sie ihn fallen lassen.
Lieber Herr Matthes, Sie gebrauchen in einem sonst sehr sinnvollen Artikel die Begriffe “rechts-” und “linksradikal” falsch, indem Sie sie mit “rechts-” und “linksextrem” verwechseln. Radikale sind nach einer als überholt geltenden, aber guten VS-Definition verbohrte, intolerante Ideologen, die aber noch einigermaßen verfassungskonform sind. Zurzeit sind z.B. das Magazin “Compact” und die meisten Flügelianer in der AfD in diesem Sinne rechtsradikal. Rechter, linker und muslimischer Terrorismus sind immer extremistisch und nicht nur radikal. Dass diese Unterscheidung völlig außer Gebrauch gekommen ist, hat sehr viel mit der beiderseitigen Polarisierung zu tun; hinzu kommt ein viel zu weit ausgedehnter Rechtsextremismus-Begriff auf der linken und woken Seite. Die Zeitung “Junge Freiheit” und die Mehrheit der AfD-Politiker sind konservativ. Sie sind nicht rechtsradikal und erst nicht rechtsextrem, wie oft auch immer sie so genannt werden. “Rechtspopulistisch” ist ohnehin ein reiner Propagandabegriff. Zu einem langsamen Abflauen der Aufregung und einem faireren Blick auf die jeweils andere Seite würde auch ein differenzierterer Umgang mit den Begriffen “radikal” und “extrem” gehören, trotz häufiger unklarer und Grenzfälle. Was ich mitbekomme, ist leider ein weiter verschärfter Umgang mit Kritikern. Inzwischen soll ja schon “rechtsextrem” sein, wer nicht als Versuchsmaus für eine Genmodifikation herhalten will. Die linke Seite ist wesentlich aggressiver als die rechte und politisiert viel stärker das an sich Unpolitische, zudem ist die radikale Linke noch weniger von der extremen abgrenzbar als die radikale von der extremen Rechten. Der Grund dafür ist wohl einfach der, dass die Linke das Sagen hat, und die eng mit ihr verbundene Wokeria ein Elitenphänomen ist.
Ihr Artikel kommt von Herzen, und er stellt die Frage nach der Zukuft Deutschlands scharf: “Denn ein Land ohne Grenzen, ohne Werte und ohne Interessen ist tot, ohne es zu wissen.” Es ist schlimmer: Die Politbürokratie hat aus der Bundesrepublik einen sozialistischen Zombie gemacht. Noch arbeiten sich viele - als Landwirte, Unternehmer, Ärzte, Handwerker, Selbständige und Fachleute in vielen Berufen - redlich ab, einen Staat zu finanzieren, der längst zur Beute im Kampf um die informelle Macht zugunsten ideologisch verpanzerter Minderheiten geworden ist. Das Problem: sie stellen das eigene Versagen nicht in Rechnung . Das gilt insbesondere für die Bessermenschen selbsternannter moralischer Instanzen hierzulande. Sie wollen nicht an Konflikten wachsen, sie wollen das Eiapopeia untereinander und die harte Faust am Gegner. Es funktioniert nicht. Egal welche Gruppen, Parteien, Organisationen: Wenn sie Deutungshoheit beanspruchen, werden sie blind für systemische und historische Zusammenhänge, ihre Mitläufer werden unfähig, Gegenpositionen und eigene Grenzen abzuschätzen. Die Duckmäuserei politisch korrekter Sprache, die dazu passende Meinungs-Führerschaft ihrer Erfinder zielt nicht auf Frieden, sie will Friedhofsruhe. Erst der Kollaps, das sichtbare Scheitern an den essentiellen Problemen von Ökonomie, Politik, Bildung und ja, auch Ökologie wird die Chance einer Wiederbelebung bringen. Wer dabei Pate stehen wird? Gott weiß es.
Ein hervorragender Artikel mit vielen Denkanstößen! Danke! Um mal ein bisschen in der Schärfe mitzuspielen - wer glaubt, in der Ukraine wird “auch unsere Freiheit und Demokratie” verteidigt zeigt m.E. nur politische Blindheit und militärische Ahnungslosigkeit. Unsere Freiheit und Demokratie wird in Berlin, Brüssel, Karlsruhe und in den Hauptstädtchen der Provinzfürsten geschliffen und die Russen die mal eben bis über die Elbe kommen… womit denn? Welche Strategie soll es sein, mit zu schwachen Kräften im Norden und Nordosten der Ukraine zu Scheitern, wenn man gleichzeit die Mittel hat um innerhalb von Wochen nach Deutschland vorzustoßen? Apropos Militär… Ein Satz hat mich gestört, da er ein Regierungsnarrativ kolportiert: “die Abschaffung der Wehrpflicht durch einen Parvenú”... Erstens ist sie nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt, zweitens… glaubt jemand ernsthaft, dass KTzG das alleine in einer Nacht- und Nebelaktion durchgezogen hat und nicht im Auftrag der Regierung? Ach, Bitte! Zum einen hat eben die Strack-Zimmermann-FDP seit Jahr und Tag mit teilweise blödestens Argumenten die Abschaffung der Wehrpflicht gefordert, zum anderen… wenn es eine Nacht- und Nebenaktion war - warum hat Lothar die Misere denn die Aussetzung nicht gleich wieder rückgängig gemacht? Durch diese dämliche Aktion hatte die Bundeswehr einen wesentlichen Teil - und es war nicht der Dümmste - des Personalnachwuchses unerreichbar verloren, denn große Teile der SaZ und Berufssoldaten hatten sich aus dem Grundwehrdienst heraus verpflichtet… und egal welche Farbanzeigen und schrägen Schnupperkonstrukte auch geschaffen wurden - die meisten von diesen Kandidaten bleiben unerreichbar verloren. Aber die Aktion macht Sinn, wenn man von einem Ziel ausgeht, die Bundeswehr in die komplette Nutz- und Handlungsfähigkeit zu bringen, so dass die glänzende Lösung eine Europäische Berufsarmee ist - eine skrupellose Söldnertruppe, die sich gewissenlos überall einsetzen lässt!
Oh ja, ich habe Interesse. Und zwar an einem starken Deutschland, in dem die Vernunft regiert. Nützt aber gar nix. Stattdessen wird dieses Land durch Klimapolitik, Einwanderung, Geldpolitik, Kriminalität und Ideologie mit Volldampf an die Wand gefahren .Interessiert die Verantwortlichen aber nicht die Bohne.
Merci, ein würdiger Nachruf. RIP Kohl war mein letzter Kanzler, auch wenn ich ihn nicht sonderlich mochte - er war ok. Dann kam Schröder und seit Merkel schaue ich von der Seitenlinie zu. Etwas mehr Ei… würden zur Zeit nicht schaden. Selbst die Asis hatten noch die Disziplin sich erst vor dem Etablissement zu kloppen und danach ein Bier zusammen zu trinken. Jedes Dorf hatte einen Bäcker oder einen Laden, der Bus kam pünktlich und der Dorfpolizist hat ältere Damen besonders beschützt : ) ...
Köhler war für mich lange Zeit einer der letzten anständigen Politiker. Aber heute sitzt er im Rat der Chinesischen WEF Version. Und Wokistan kämpft nicht gegen Bezos. Das ist nur für die Gallerie.
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