Ihre Darstellung findet sich in keiner halbwegs seriösen historischen Studie zum 2. Weltkrieg. Man kann Dummheit nicht mit Dummheit bekämpfen. Und noch die deftigste Formulierung ersetzt nicht den Blick auf die ja mittlerweile gesichteten Fakten. Selbstverständlich plante Stalin langfristig das, was er dann im Zuge des Krieges umsetzte, schon vor dem Überfall auf die UdSSR. Dadurch war Unternehmen Barbarossa gleichwohl, selbstredend, kein Verteidigung oder Präventivkrieg. Das schließt sich doch nicht aus. Und ebenso klar ist, dass sich die Nazis an Stalins Säuberungen, den Lagern und so fort durchaus ein Vorbild nahmen. Die Umsiedlungspolitik missliebiger Völker diente sicher auch nicht nur dazu, diesen Völker eine neue Heimat zu verschaffen, sondern zielte auf deren Vernichtung oder Russifizierung. Die verbrannte Erde in Russland fand bereits die Wehrmacht vor. Alles in allem war es ein Krieg neuer, nie zuvor gesehener Entmenschung und Grausamkeit. Verständlich ist daran nichts. Ihr Artikel befremdet.
Vielleicht hätten Sie, Herr Zeyer, statt den Abendschul-Crash-Kurs in der Geschichte des 2. WK am Montag zu besuchen, während der Corona Pause etwas von Glantz, Beevor oder sogar Suworow lesen sollen? Sätze wie “obwohl nach der verlorenen Schlacht um Stalingrad jedem völlig klar sein musste, dass dieser Krieg unter keinen Umständen zu gewinnen war” kommen nur einem Berufsstand in den Sinn, der in seiner Selbstwahrnehmung schon mit dem Löffel der Weisheit im Maul zur Welt gekommen ist. Von “Zitadelle” als Wendepunkt an der Ostfront haben Sie noch nie was gehört? Selten zu diesem wichtigen Thema soviel völlig aus dem Zusammenhang Gerissenes gelesen… Ich glaube nicht, dass man mit Geschichte des 2. WK auf Niveau der “Bäckerblume” oder dem Kinderkanal dem Thema annähernd gerecht wird. Auslöser für das Attentat am 20. Juli 1944 war nicht die Landung in der Normandie am 6.Juni (die war bis “Cobra” - erst ab 25.Juli - eher ein Lokalereignis), sondern “Bagration” im Osten (symbolträchtig genau ab 21.Juni). Zum Zeitpunkt des Attentats stand die Rote Armee 500 km weiter westlich. Geschichte sollte keine Kiste von Lego-Steinen werden, aus der sich jeder bedient, um irgendetwas für 60 Euro / DIN A4 zusammenzubauen…
Wenn der Autor das heutige Systemnarrativ zu 120% vertritt, wie hätte er wohl als Journalist im Dritten Reich agiert? Zeitgeist ändert sich, zentrale Charaktereigenschaften sind hingegen sehr stabil.
“Letztere vor allem deswegen, weil die deutsche Bevölkerung, blind und besessen, noch 1944 ein begeistertes Ja auf die Frage von Klumpfuss Goebbels grölte, ob man den totalen Krieg wolle. Man wollte, und der endete dann in der totalen Niederlage.”- Natürlich nicht “die Deutsche Bevölkerung”. Man muss nicht viel wissen über Geschichte, um sagen zu können, dass diese Generalisierung hier falsch ist, lieber René Zeyer. - Ach ja,und die Ruhmreiche Sowjetunion hat einen Krieg gewonnen, an dessen Entstehung sie einen nicht unerheblichen Anteil hatte. Denn die Zerstörung der Weimarer Demokratie war auch ein ausdrückliches Ziel der von der Sowjetunion gesteuerten Deutschen Kommunisten, dem diese mit erheblichem Eifer und erheblicher Brutalität gefolgt sind.
Und wieder sind wir Deutschen DAS Tätervolk. Nein werter Autor, dem ist nicht so. Und ich wende mich nur gegen diese Pauschalisierung, gegen diese Verallgemeinerung. Die auch offenbar nur für Deutsche gilt. Es ist bequem mit dem Wissen der heutigen Zeit sein Urteil zu fällen. Denn nach ihrer Denke müsste ja auch jeder Engländer, pardon, jeder Großbrite, weil er ja alles wusste, verantwortlich für die Greuel in so manchem Kolonialkrieg sein. Schauen Sie nur mal auf die Burenkriege. Bei den Franzosen oder Belgiern, bei den Spaniern oder Portugiesen und auch bei den Amis wäre das wohl kaum anders. Und ihr Satz “Das wusste jeder, der am Raub- und Mordzug gegen Osten teilnahm.” stimmt einfach nicht. Sie haben schlicht keine Ahnung, was in den Köpfen so manches Landsers vorging. Mein Vater war so einer. Jahrgang 27 und mit 17 zur Wehrmacht eingezogen. Ich weiß sehr genau, was er in diesem, noch fast kindlichen Alter dachte und wie er handelte. Die Verbrechen im Osten haben stattgefunden. Keine Frage. Aber nur zu. Immer schön draufhauen. Und das die Russen ihre Siegesparaden abhalten ist deren gutes Recht. Darum geht es hier gar nicht. Aber schauen Sie erstmal in den Lauf eines geladenen Gewehres. Betrachten Sie dies als Sinnbild. Dann reden wir gern weiter.
“es handle sich um den Sieg über den Hitler-Faschismus” ...und heute wird auch schon wieder von Merkel-Deutschland geredet. Alter Wein in neuen Schläuchen…
„Nach der UdSSR hatte übrigens China mit 20 Millionen Toten die zweitmeisten Opfer im Zweiten Weltkrieg zu beklagen, was in der Geschichtsschreibung gerne übersehen wird.“ Korrekt. Aber wie haben die Deutschen das nur geschafft? Per Gedankenübertragung? Teleportation? Oder gar mit Reichsflugscheiben? Oder könnte es gar sein, dass da noch andere Nationen sich so ein klitzekleines Bisschen die Hände schmutzig gemacht haben? Fragen über Fragen ...
Bei seiner Empörung vergisst der Autor, dass bei der entscheidenden, letzten freien Wahl im November 1932, die Hitler an die Macht brachte, die NSDAP (33,1%) nur von 25% der Wahlberechtigten gewählt wurde. Das bedeutet, dass 75% der Wahlberechtigten Hitler nicht wählten.
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