Dushan Wegner, Gastautor / 09.07.2021 / 10:00 / Foto: Seth Lemmons / 65 / Seite ausdrucken

Ein Stück von der Torte, die wir selbst bezahlt haben

Deutschland zahlt 95 Milliarden Euro in „Wiederaufbaufonds“ ein – und bettelt dann, um 25,6 Milliarden zurück zu bekommen. Wäre das Verhältnis von Deutschland und EU eines zwischen Menschen, würden Ämter einschreiten, um den Idioten vor sich selbst zu schützen.

Am ersten Tag seines Lernens, hatte der Meister dem Schüler aufgetragen, den Tee aufzugießen. Am zweiten Tag des Lernens sagte der Meister: „Heute wirst du etwas ganz Neues üben!“ Der Schüler freute sich: „Etwas Neues?“

„Ja“, sagte der Meister, „du bist ein neuer Mensch, nachdem du gestern geübt hast, den Tee aufzugießen, also sollst du etwas Neues lernen!“ Der Schüler wartete nähere Anweisungen ab. Der Meister sagte: „Heute sollst du dich darin üben, Tee aufzugießen!“

(Ja, damit wären wir bei den Nachrichten des Tages – und bald werden wir sehen, warum das so ist!)

Es regnet Geld!

Knapp 26 Milliarden Euro für Deutschland“, so titelte der vermaledeite deutsche Staatsfunk dieser Tage verzückt. Auch in der Einleitung lesen wir nur helles Lob: „Von der Leyen war persönlich nach Berlin gekommen, um die gute Nachricht zu überbringen. Bundeskanzlerin Merkel lobte das Tempo der EU und möchte die Zuschüsse in die Digitalisierung und den Klimaschutz investieren.“

26 Milliarden Euro, das ist kein Pappenstiel! – Wer würde das bezweifeln?!

Der „Pappenstiel“ in „kein Pappenstiel“ stammt wohl vom „Pfaffenblumenstiel“, sprich: vom Stängel des Löwenzahns. 26 Milliarden Euro, die sind mehr wert als der Stängel eines (zugegeben sehr hübschen) Unkrauts.

Hmm.

Ein vielleicht nicht ganz unwichtiges Detail haben die strammen deutschen Staatsfunker leider, leider bei ihrer ach so neutralen sogenannten „Berichterstattung“ vergessen. Dieses Detail erfahren wir bei jener Publikation, die Herr Maaßen einmal mit „Westfernsehen“ verglich, was diese in einer enttäuschenden, schleimigen Anbiederung ans Berliner Establishment dann wieder barsch zurückwies. Diese schillernde, zwischen Anbiederung ans Establishment und Mut zur Wahrheit oszillierende Publikation ergänzt aktuell durchaus wichtige Informationen zum „Wiederaufbaufonds“ der EU, dessen Geld die Skandal-Politikerin Ursula von der Leyen über der EU-Zone regnen lässt.

Bei der NZZ erfahren wir, dass Deutschland „der mit Abstand größte Nettozahler“ des „Wiederaufbaufonds“ ist. Deutschland zahlt 95 Milliarden Euro ein – und muss dann Anträge stellen, die erst bewilligt werden müssen, um 25,6 Milliarden Euro davon zurück zu erhalten. Wir schenken die Torte, und müssen dann darum betteln, selbst ein Stück davon abzubekommen. Wäre das Verhältnis zwischen Deutschland und der EU ein Verhältnis zwischen Menschen, wären längst Ämter eingeschritten, um den Idioten vor sich selbst zu schützen.

Man seufzt. – Ich bin guter Dinge, dass deutsches Geld viel besser in Spanien, Italien und Griechenland angelegt ist als in Deutschland. Natürlich können spanische, italienische und griechische Baufirmen das Geld klüger und auch sauberer investieren als die dummen deutschen Firmen, die es erwirtschafteten. Die EU bestimmt ja aufs Moralischste, wohin das Geld geht. Irgendwas mit Umweltschutz, höre ich. Wir ahnen: Geld wird aus Deutschland abgezogen, um irgendwo irgendwelche Bauruinen zu finanzieren, wo irgendwer erfolgreich das bürokratische Etikett „ökologisch“ draufkleben kann.

Es gilt die simple Gleichung: Was langfristig profitabel sein kann, das findet einen Investor – was aber keinen Investor findet, da ist mit aller Wahrscheinlichkeit das Geld weg. Die (wahrscheinlich ohnehin geliehenen) Milliarden sind fort und futschi. Hurra, lasst uns die EU preisen! (Ein „Dexit“ wäre klüger und weniger suizidal, also wird er nicht erlaubt werden, und wenn man zu dessen Verhinderung das ohnehin irrsinnige Staatsfunk-Budget verdreifachen muss.)

Konsens und Kokolores

„Immer wenn jemand ankommt und sagt 'die Wissenschaft sagt', ist man klug beraten, zu hinterfragen, was dieser gerade im Schilde führt“, so wird dieser Tage ein gewisser Armin Laschet zitiert (welcher wiederum damit explizit die AfD zitiert, siehe etwa hier). Natürlich ist es richtig: „Die Wissenschaft sagt“, ist eine Formulierung in ähnlicher Kategorie wie „Deus vult“. Selbst die Spezifizierung „der wissenschaftliche Konsens“ ist fragwürdig, denn in Zeiten, in denen Einstellung und Forschungsgelder von politischer „Haltung“ abhängen, ist es gut denkbar, dass dieser „Konsens“ kompletter Kokolores ist, aber eben das, was höhere Mächte hören wollen.

Ähnlich wie wir heute misstrauisch werden müssen, wenn etwas mit „die Wissenschaft“ begründet wird, so müssen wir misstrauisch werden, wenn eine Nachricht mit der EU zu tun hat. Wenn ein Politiker oder einer der Söldner in den Redaktionen etwas Gutes über die EU sagt, dann „ist man klug beraten, zu hinterfragen, was dieser gerade im Schilde führt“.

In dieser Woche wurde heiß darum gestritten, ob Staatsfunk-Mitarbeiter auf linksextreme Neigung hin überprüft werden sollen. Ein Freund des spaßigen Wortes könnte heute formulieren: Vielleicht ist etwas Antifa-Folklore in einigen verwirrten Köpfen noch das geringere Problem in jenen unseligen Abgründen.

Und ja, er lächelte

Ich begann diesen Essay ebenfalls mit einer kleinen Geschichte vom Meister und vom Schüler. Die Geschichte endet dort so:

„Es stürmt und wir trinken Tee“, sagte der Schüler.

„Was sonst sollten wir tun?“, fragte der Meister, und, ja, er lächelte.

In der heutigen Geschichte lernt der Schüler den Tee aufzugießen, das ist wahr, doch was er eigentlich lernt, ist die Wiederholung – und dass die Wiederholung etwas Neues sein kann.

Den Deutschen wird das Fell über die Ohren gezogen. Ja, das Fell wird uns bei lebendigem Leibe über die Ohren gezogen, aber immerhin nicht bei vollem Bewusstsein. Täglich wird uns eine neue Aufregung präsentiert, ein moralischer Skandal, ein „Anliegen“.

Ob Gendergedöns, Rechtspanik oder EU-Verklärung: Die Moral ist heute ein Anästhetikum, das den Patienten ruhigstellen (oder zumindest ablenken) soll, damit er weniger zappelt, wenn sie ihn häuten und ausnehmen.

Einmal derb und deftig

Bei und in all dem gelten jedoch weiterhin die simplen Wahrheiten, dass jeder Tag nur einmal kommt, dass Sie nur dieses Leben haben.

Gestern galt es, für sich einen Weg zu finden, am Irrsinn nicht selbst irre zu werden – und heute gilt es wieder.

Oder, einmal derb und deftig gesagt (und wenn der Goethe jenes böse Wort dem Goetz in den Mund schrieb, dann darf auch ich es hier setzen): Die Kunst des Lebens als braver Steuerzahler besteht heute darin, täglich von der Regierung verarscht zu werden, und sich doch nicht zum Arsch machen zu lassen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Dushan Wegner.

 

Dushan Wegner (geb. 1974 in Tschechien, Mag. Philosophie 2008 in Köln) pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Claudius Pappe / 09.07.2021

Ca. 25 % Rendite ist doch toll—ich bekomme demnächst nur ca. 1% Negativzinsen auf meinem Konto.

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