Dushan Wegner, Gastautor / 14.05.2023 / 16:00 / Foto: Edward Simpson / 16 / Seite ausdrucken

Drosten und sein West-Nil-Elefant

Deutschlands Starvirologe macht gerade aus einem Mückenvirus einen Elefanten. Es ist wie bei der Geschichte mit dem „Jungen, der ‚Wolf!‘ rief“, obwohl keiner da ist. Beim ersten Mal schenken die Leute ihm noch Aufmerksamkeit, doch irgendwann kommt keiner mehr.

Kein Hauch von Unsicherheit weht in meinem Geist. Überzeugt bin ich, granitfelsenfest, dass Herr Christian D. stets das, was er tat und tut, aus keinem anderen Grund tat und tut, als aus blankem Idealismus – keinesfalls etwa aus einer durchaus menschlichen Freude an nationaler Bedeutsamkeit. Doch, liebe Freunde des ehrlichen Wortes, von außen betrachtet wirkt die Angelegenheit … bisweilen anders. Von außen betrachtet bin ich nicht sicher, ob es mich an „Blut geleckt“ erinnert oder sogar an: „Der Junge, der ‚Wolf!‘ rief“.

Wir erinnern uns noch an Anfang 2020. Da versicherte uns Herr Drosten zum Thema Corona-Virus, dass „gerade bei nicht grunderkrankten Personen eher ein milder Verlauf“ zu erwarten sei, denn „andere Erreger und Krankheiten seien weitaus ansteckender oder gefährlicher“.

Der damalige Gesundheitsminister erklärte, dass nicht das Virus, sondern „Verschwörungstheorien“ seine „größte Sorge“ seien. Und auch der Staatsfunk beschwichtigte. Im BR höhnte eine Stephanie Probst, dass die Sache mit dem Virus doch bloß „Angstmache“ „aus dem rechten Spektrum“ sei – übrigens dieselbe Frau Probst, die 2018 die von Trump konstatierte Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie einem „Faktencheck“ unterzog (am 7.5.2023 noch online). Ich frage mich, was diese Leute für ihre wahre Jobbeschreibung halten. Auf jeden Fall gehen sie aggressiv und unter Missbrauch des Urheberrechts dagegen vor, per Video zitiert zu werden.

Im Staatsfunk erklärte Drosten, die Masken würden das Virus eh nicht aufhalten. In vielen Ländern sei es ohnehin so mild, dass man ohne die Tests gar nicht wüsste, dass die Leute das Virus tragen, und so weiter. Und dann passierte etwas. Christian Drosten wurde zu dem Christian Drosten, den wir heute kennen und schätzen – so sah es zumindest von außen aus. Ich bin aber davon überzeugt, dass Herr Drosten sich nicht wirklich verändert hat – es war der neue Stand der Wissenschaft, der ihn zu neuen Erkenntnissen gelangen ließ!

Ich glaube fest, dass er ein nüchterner Wissenschaftler blieb und nicht etwa Gefallen daran fand, von außen wie der Guru einer Panik-Sekte zu wirken, deren Anhänger dankbar jeden Anlass zur Panik und Einschränkung begrüßten, während er selbst der Regierung die Eingriffe in Leben und Alltag der Menschen (mit-)diktierte.

Doch da ist kein Wolf

Und dann war Corona weitgehend vorbei. Nicht aufgearbeitet, aber doch irgendwie abgehakt. Herrn Drostens Präsenz verblasste ein wenig. Aktuell lese ich nun die Schlagzeile: „Drosten warnt vor Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland“. Ein Comeback? Ach, nein. Meine erste Assoziation war tatsächlich eher die Geschichte vom „Jungen, der ‚Wolf!‘ rief“. Sie kennen ja die Story: Ein Junge hütet die Schafe. Ihm ist langweilig. Also beschließt er, „Wolf!“ zu rufen. Die Leute aus dem Dorf werden ganz aufgeregt und stürmen herbei – doch da ist kein Wolf. Der Junge hat die Aufmerksamkeit genossen und macht es noch mal. Und noch mal. Und irgendwann kommen die Leute nicht mehr.

Das „West-Nil-Virus“, so sagt Herr Drosten, wird von „Stechmücken“ übertragen. Und die „Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen.“ Diese neueste Panik, die da ausprobiert wird, hat allerdings noch einen charmanten, sehr zeitgemäßen Dreh: Die Ausbreitung dieser Stechmücken hängt mit dem Klimawandel zusammen! Nun mögen Sie vielleicht denken: „Ja gut, da hat er zwei Lieblingsthemen der Großprofiteure zusammengebracht, Viren und Klima. Das kann Zufall sein. Wenn es Propaganda wäre, müsste auch das dritte Superthema rein, ‚Kampf gegen Rechts‘!“

Nun, diese fiesen Mücken kommen nicht nur in Berlin, sondern auch „in einem großen Teil von Ostdeutschland vor“ – sprich: da, wo die Leute öfter die AfD wählen. (Jaja, dieser letzte thematische Schritt ist von mir, nicht von Herrn Drosten, doch wie sehr würde es uns wundern, wenn die Verbindung hergestellt würde? Es geschah ja in allen Stadien der Corona-Panik.)

Meine Gewissheit, dass Herr Drosten von nichts als Wissenschaft und nüchterner Sorge um unser aller Wohl getrieben ist, diese Gewissheit sei unerschütterlich wie der Felsen von Gibraltar, eine der Säulen des Herakles. Ist Herr Drosten etwas anderes als ein neuer Herkules im Heldenkampf gegen den Nemeischen Löwen, die neunköpfige Hydra, die menschenfressenden Rosse des Diomedes? Wenn jemand die Augiasställe unserer ignoranten Arglosigkeit ausmisten kann, dann dieser neue Olympier.

Doch bei aller Lust am satirischen Wort piekst mich eine durchaus ernsthafte, wenn auch metaphorische Mücke für die Kameras und dann war auch wieder gut. Wir müssen heute mit allen Möglichkeiten rechnen. Es kann sein, dass die Mücken ganz doll fies gefährlich sind, dass sie nicht „zum Elefanten gemacht“ werden. Aus der West-Nil-Virus-Mücke den West-Nil-Elefanten machen – haha! Vielleicht müssen wir nur einen „eher milden Verlauf“ befürchten und gesunde Menschen überhaupt nichts – zumindest so lange, bis ein Impfstoff lieferbar ist.

Keine Mördermücke

Ein Zyniker könnte vermuten, dass die Gefährlichkeit eines neu auftauchenden Virus sich proportional zur Profitabilität des begleitenden mRNA-Impfstoffs verhält. Und, ja, natürlich wird laut Herrn D. bereits am Impfstoff geforscht. Man glaubt es ja kaum, aber es gab eine Zeit, da haben die Öffentlich Rechtlichen über die Abhängigkeit der WHO berichtet (swr.de, 4.9.2020/archiviert: „Die WHO am Bettelstab: Was gesund ist, bestimmt Bill Gates“), oder über deren Alarmismus und das mögliche Aufbauschen einer angeblichen Pandemie: „Kritiker werfen der WHO vor, nur darauf gewartet zu haben, eine über Jahre aufgebaute Maschinerie in Gang zu setzen.“ (dlf.de, 21.3.2010)

Vielleicht wage ich ja, zum frühen Corona-Geist des deutschen Staatsfunks zurückzukehren, also dem von Anfang 2020, als man etwas kühler dachte, wenig fiebrig. Dann drehte man plötzlich um 180 Grad. Wer auch immer bei den Redaktionen damals anrief und sie überzeugte, das Gegenteil zu behaupten, bei mir hat er nicht angerufen, und überzeugt hat er mich also auch nicht. (Vielleicht hat er mir ja SMS-Nachrichten geschrieben, und ich habe sie wie Frau Dr. von der Leyen aus Versehen gelöscht – und zusätzlich vergessen.)

Ich bin kein Virologe, höchstens ein Logiker, und ich ziehe heute diesen logischen Schluss: Wenn es wirklich eine neue Mördermücke gibt und das nicht zum Elefanten aufgeblasen wird, dann kann mir diese Mücke vielleicht den Tag vermiesen. Wenn ich aber auf Herrn Drosten hören würde, würde mir das garantiert den Tag vermiesen. Ich wünsche Herrn Drosten viel Gesundheit und weiterhin gute Erfolge. Für mich aber beschließe ich: Panik hat ihre Zeit und Sorge hat ihre Gelegenheit, die Sache mit der Mücke aber ist weder noch.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Dushan Wegner.com.

Dushan Wegner pendelt als Publizist zwischen Berlin, Bayern und den Kanaren. In seinem Buch „Relevante Strukturen“ erklärt Wegner, wie er ethische Vorhersagen trifft und warum Glück immer Ordnung braucht.

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Willi Werner / 14.05.2023

Drosten befindet sich in der Vorwärtsverteidigung, so einfach!

Christoph Schriever / 14.05.2023

West-Nil-Virus? Was ist eigentlich aus dem Ost-Oder-Virus geworden, an dem letzten Sommer SÄMTLICHE Fische des Flusses verreckten? Keiner weiß bis heute was und warum das war. Liebe Herren Wirrologen, hätte man jene Begebenheit nicht ausschlachten können? Fotos gabˋs zuhauf. Wohl Gelegenheit verpennt, wie?

Dr. Klaus Rocholl / 14.05.2023

... ich möchte nicht besserwisserisch erscheinen - aber da ist ein Tippfehler drin: Es heißt “Star-WIRROLOGE” - das ist die korrekte “Berufs”-bezeichnung für Dr Osten !

Sam Lowry / 14.05.2023

Ich kann diesen Verbrechern keinen schönen Tag mehr wünschen; für 2 verlorene Jahre im Leben? NIEMALS!

Jürgen Fischer / 14.05.2023

Drosten ist die männliche Viren-Gretel.

A. Smentek / 14.05.2023

Mit Ende 60 lässt man sich nicht mehr so leicht vom nächsten Weltuntergangsszenario aus der Ruhe bringen. Wie oft haben sie uns mit Katastrophen gedroht, die nie eintrafen. Da gab es die “Grenzen des Wachstums”. Heute, 50 Jahre später, wissen wir: NICHTS von den damaligen Horrorprognosen hat sich bewahrheitet. Das wird mit der jetzigen Klimapanikmache und Herrn Drostens Virus nicht anders sein. NIEMAND weiß, was in ein, fünf, zehn oder gar 50 Jahren sein wird. NIEMAND! Das Virus lasse ich gelassen auf mich zukommen. Corona konnte mir nichts anhaben, obwohl oder wohl eher weil ich dankend auf die “Impfung” verzichtet und Masken nur getragen habe, wenn es sich gar nicht vermeiden ließ. Ich habe eine Menge Grippewellen und das Noro-Virus lebend überstanden. Vermutlich werde ich auch noch ein paar weitere lebend überstehen. Und wenn nicht: Irgendwann sterben wir schließlich alle. Nur eines will ich nicht: Ich will NICHT von einer übergriffigen Regierung vor dem natürlich Tod “gerettet” werden, indem man mich zwangsweise mit einer potentiell tödlichen Suppe “impft”!

A. Iehsenhain / 14.05.2023

Wenn Drosten mit der Killermücke die “London Underground Mosquito” bzw. “Culex pipiens molestus” meint, so gibt es die schon lange, von “C. pipiens pipiens” ist sie zudem relativ schwer zu unterscheiden und beide haben sich wahrscheinlich eh schon miteinander gekreuzt. Ob sie als Vektoren hierzulande ebenso für gewisse Viren funktional wären, ist zudem fraglich, wieso sonst müsste man mal wieder den “K-Wandel” heranziehen, den es in seiner herbeiphantasierten Form so gar nicht gibt (siehe den Herbstmonat Mai 2023). Eines haben alle bei uns vorkommende Stechmückenarten mit C. Drosten gemein - sie sind unheimlich lästig! Während man jedoch den einen Plagegeist sicher zuordnen kann (seit drei geschlagenen Jahren), ist es bei manchem Neuling unter den Gelsen schwieriger, z. B. Asiatischer Tigermücke und einheimischer Ringelmücke. Geht es nach dem K-Wandel, ist für ideale Blutsaugertemperaturen beim Wechsel der Jahreszeiten eigentlich eher das Thema Abkühlung heranzuziehen, vor allem langen Frost mögen Stechmücken zum Überwintern. Bei Zecken (unter geschlossener Schneedecke) anscheinend ähnlich, in warmen und schneearmen Wintern werden sie sonst meist von Fadenwürmern und Pilzen dezimiert. Nun, das sagen zumindest ein paar “wenige” Wissenschaftler (aber vielleicht ist ja die Dunkelziffer bei jenen höher, die lieber nichts davon erzählen). Stichwort Zecken - ich habe neulich erzählt bekommen, dass irgendeine Apotheke so Aufsteller zum Thema stehen hatte, so ein bisschen in Kindergartenlayout. Etwas kleiner in der unteren Ecke war das Logo des Designers abgebildet: Der stets freundliche Kindergartenonkel Pfizer…

Bernhard Piosczyk / 14.05.2023

Man kann auch noch AIDS aus der Mottenkiste rausholen. Es geht immer was. Mein Motto lautet:  “Bedenke, dass du sterblich bist”. Damit ist man immer auf der sicheren Seite.

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