Chapeau, Herr Zeyer!
Man kann so froh sein, wenn man in Deutschland lebt. Würden hier jedesmal, wenn eine Frau von einem geschenkten Menschen vergewaltigt wurde oder ein Mann totgemessert, die Städte in Flammen aufgehen, sähe es längst überall aus wie nach Bombenangriffen auf London oder Dresden.
Was wird passieren, wenn Trump abgewählt wird, sein Amt aber nicht herausrückt, sondern Wahlbetrug twittert? Davor habe ich Angst.
Eines frage ich mich bei diesen Tumulten, die ja offensichtlich mit der historischen Verantwortung bzgl. des Sklavenhandels angefeuert werden und Gerechtigkeit einfordern, immer wieder: Wären diese POCs & BLMs glücklicher, wenn ihre Vorfahren nicht von Arabischen Sklavenhändlern oder ihren konkurrierenden Stammesgenossen über den großen Teich versilbert worden, sondern vor Ort verblieben wären? Heutzutage als geschlechtsbeschnittene Kinderbraut in Nordnigeria, z.B.?
‘‘Ein Schwarzer in einem gehobenen Wohnquartier für Weiße: Ist das nicht deutlich erkennbar ein Handlanger, läuft er Gefahr, von der Polizei (oder der lokalen Bürgerwehr) zumindest angehalten zu werden.’‘ ‘Zumindest angehalten’? Soll sich der Leser da was im Kopf dazu ergänzen? Irgendwas mit Nilpferdpeitschen und brennenden Kreuzen? Ja, das klingt fast nach Rassendiskriminierung, aber zum Glück liefern Sie selbst ein paar Zeilen darunter ein paar sehr gute Gründe für so ein Vorgehen.
Der Deutsche hat es schwer: Der technischen und kulturellen Kreativität der USA hat er nichts entgegenzusetzen. Er fühlt sich minderwertig. Die Anglizismen machen das überdeutlich. Dies kompensiert er durch Maulheldentum moralischer Überlegenheit. Das ändert natürlich nichts an der Ausgangslage, und so muss es immer schriller werden.
Empfehlung: Back to Blood, der letzte Roman von Tom Wolfe (Fegefeuer der Eitelkeiten). Die Geschichte spielt in Miami in Florida und beschäftigt sich mit den sozialen Spannungen zwischen den „eingeborenen“ Amerikanern und den zahlreichen Einwanderungsgruppen, besonders den Kubanoamerikanern, jenen aus Haiti, Frankreich und Russland und wirft so eine deutliches Bild der US-Diversitätspolitik und warum sie scheitert: “Miami ist ein Schmelztiegel in dem die Steine nicht schmelzen. Sie prallen aneinander.” Könnte auch USA stehen. In Wolfs Miami prallen die Blutlinien des amerikanischen Traums aufeinander. Der Melting Pot USA besteht aus Paralellgesellschaften, Nationalitäten, Rassen und ethnische Gruppen. Die Stammeszugehörigkeit, das Blut, verschafft Jobs, Wohnungen, Identität und Respekt, Auf dieser Basis werden Freundschaften geschlossen und bleiben Feindschaft besiegelt. Multikulti heißt, den Tag überstehen in einer Welt voller Fallstricke. Übrig bleiben Geld, Sex und die unbehagliche Angst, dass der Ast bricht, der einen trägt. Die Welt ist ein Hurenhaus, in dem nur die Gerissenen und Verschlagenen überleben. Und selbst die haben manchmal einen schlechten Tag. Gewinner? Natürlich ist Wolfes letztes Werk “umstritten”.
Die Unruhen belegen einmal mehr, wie schwierig es ist, ethnisch und kulturell höchst unterschiedliche Gruppen in eine gemeinsame Gesellschaft pressen zu wollen. Die USA scheitern daran seit Hunderten von Jahren. Dass Europa dies nicht als Warnung nimmt, sondern einseitig als Versagen der Amerikaner auslegt, spricht für sich - diese Arroganz wird sich rächen und daran wird die europäische Kultur letztlich zerbrechen.
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