Als Taxifahrern mit (mehr oder weniger) akademischen Meriten kann man über den Umweg als Steineschmeißer immerhin noch Außenminister werden und später als Lobbyist die Kasse ordentlich klingeln lassen.
Im Russischen heißt Heimat “rodina”. Der Wortstamm ist der gleiche wie bei Radi oder Radieschen, meint also Wurzel. Ein Heimatloser ist demnach ein Entwurzelter, dem die Verbindung zu seiner Herkunft abhanden gekommen ist. Heimat wird über unsere Sinne erlebt, zum Beispiel auditiv. Bei Heine heißt es: “Und als ich die deutsche Sprache vernahm, da ward mir seltsam zumute; ich meinte nicht anders, als ob das Herz recht angenehm verblute.” Das hat keinen Anklang an Blut und Boden. Das ist die Muttersprache, die uns anrührt. Das Wort “Mutter” sollen wir ja auch verlernen. Was für Idioten haben bei uns zur Zeit das Sagen!
“Ubi bene ibi patria”, frohlockten die römischen Legionäre, wenn sie sich in einer der zahlreichen Kolonien des Imperiums wohl und - ergo - zu Hause fühlten. Wahrscheinlich hätten selbst diese kernigen Jungs heute bei dem weltumfassenden Lockdown ihre Schwierigkeiten. Wer fühlt sich zurzeit angesichts der unzähligen Einschränkungen und Verbote noch gut aufgehoben in seiner angestammten “Heimat”? In meiner näheren Umgebung gibt es niemanden, der der gegenwärtigen Situation etwas Positives abgewinnen kann. Auf der anderen Seite rechnen manche Vollblut-Optimisten damit, dass nach dem Ende dieser P(l)andemie das alte Leben, also der Status quo ante Corona, unverzüglich wieder Fuß fassen wird. Wer’s glaubt, wird selig. Denn post Corona wird erneut die Klimahysterie voll zuschlagen. Bill Gates hat schon entsprechend geunkt. Und mit dem Mann ist nun mal nicht zu spaßen. Wir werden uns also darauf einstellen müssen, dass unsere Heimat in Zukunft nicht mehr die Heimat sein wird, in der wir uns einst sicher aufgehoben fühlten. Jetzt ist Bescheidenheit angesagt. Denn auch ein “reduziertes” Zuhause ist Heimat. Wir müssen versuchen, das Beste daraus zu machen. Wenn’s auch sehr schwer fällt. Ich möchte jedem das Gedicht “Vereinsamt” von Friedrich Nietzsche ans Herz legen. Es endet mit den Worten: “Weh dem, der keine Heimat hat.”
Mein Heimatgefühl ist meine Stadt (65000 Einwohner) und dessen Umgebung im 15km-Radius, weil ich das alles ausgiebig mit Fahrrad in meinem Leben erkundet habe. Hier fühle ich mich heimisch, ich kenne den Menschenschlag und wenn ich nach einiger Zeit des Auswärtssein in den 15km-Radius reinkomme bin ich ” zu Hause”, weil vertraut. Jeder wird Heimat anders definieren. Es gibt welche, die definieren Heimat mit der verstehenden Sprache, gibt welche, die definieren Heimat mit Land oder Staat und welche, wo menschliche Wesen seien oder eine neue Liebe gewonnen. Die sozial-familiär Entwurzelten in Großstädten haben sicherlich ein Heimatproblem. Viele von ihnen haben kein intaktes Verhältnis zu urbanen Sozialkontakten und die Arbeitswege sind scheusslich lang, dass Heimatgefühl nicht aufkommen kann. So ist es nicht verwunderlich, dass man sich mit jeglicher Heimat nicht identifizieren kann und sich an Straßennamen abarbeitet, die nicht nachvollziehbare Unzufriedenheit zu Markte trägt und alles und jeden für verletzte Gefühle verantwortlich macht.
Für jeden Menschen ist vollkommen unabhängig von seiner persönlichen politideologischen Erkrankung entscheidend, dass am Ende des Tages was auf dem Teller liegt! “Unser täglich Brot gib uns heute”: Reproduktion ist diejenige menschliche Tätigkeit, die an jedem Tag im Terminkalender das letztendlich unabwendbare Absterben immer wieder nach hinten verschiebt. Wachsen oder Vergehen? Jeder Atemzug, jede ausgegrabene Kartoffel, jedes Entfachen eines Lagerfeuers, jede Geburt eines Kindes ist Reproduktion. Heimat ist eine historisch erprobte Versicherung, dass sich Reproduktion individuell wie gemeinsam zeitlos garantieren und entwickeln lässt. Die martialisch und antisemitisch interpretierte Entartung der Archetypen während der deutschen Kaiserzeitepoche, dem Nukleus der EU, führte in Europa wegen ihrer Ideologisierung der Symbole Blut, Boden, Volk und Heimat nun bereits mehrfach zu einem kulturspezifischen Zivilisationszusammenbruch bei den politischen Pflegekräften jeglicher Couleur der menschlichen Fundamente. Die “Systemüberwindung” der Heimat ist für die sie Betreibenden ebenso wie für alle davon Betroffenen zwar ursächlich deutbar, aber von einem irgendwie irgendwo irgendwann erwartbaren Nutzen her vollkommen sinnfrei.
Ein sehr schöner und nachdenklich stimmender Beitrag. Ich glaube, die Akademisierung des Berufslebens und die Zunahme von Absolventen von “Geschwätzwissenschaften” (ein phantastische Beschreibung für all Jene, die niemals auch nur ein Mensch in seinem Leben braucht) endet erst dann, wenn bei den akademisch graduierten Schwätzern massenhaft defekte Mischbatterien ihr Buchwissen zu ersäufen drohen und kein Klempner mehr kommt.
Bernd Maier: Ihre Lebens- und Schaffensorte sind also austauschbar. Das ist Entwurzelung und letztendlich egoistisch. Man ist heimatlos und gerade dort, wo es sich am besten lebt. Auch auf Kosten der anderen. Ein Leben ohne Gemeinschaft, ohne jegliches Ehrenamt, z.B. Freiwillige Feuerwehr. Gerade Individuen wie sie brauchen das gesellschaftliche Kindermädchen, welches sich um alles kümmert. Sie kennen nur nehmen ohne Gegenleistung. Das ist Entfremdung. Der Gemeinschaft geht so der Gegenpol zur machthabenden Politik verloren. Auf dieser Basis ist es einfach, Grundrechte auszuhebeln. Die Politik hat ein leichtes Spiel, wie wir derzeit leider erfahren müssen. So wird das Leben in einer divergierenden Gesellschaft dank fehlender Bindungen zu aus der Aufklärung resultierenden Ordnungsprinzipien chaotisch. Als Beispiel sei nur das Ausmaße annehmende Beschmieren und Bekleben fremden Eigentums durch Existenzen jenseits der Leistungsträgerschaft genannt. Besser kann man die vielseitig tolerierte Missachtung von Eigentum kaum ausdrücken.
Das viel dramatischere Problem ist aber ein ganz anderes: die falsche Bildungspolitik. Landauf, Landab wird den Steuerzahlern eingeimpft, gewaltige Summen müssen in die Schulbildung investiert werden. Man sagt, diese gewaltigen Investitionen sichern unsere Zukunft. Und dabei sollen den Kindern besonders Kompetenzen in Genderfragen, Klimapolitik und Kolonialgeschichte vermittelt werden. Das traditionelle Abitur mit den Anforderungen Mathematik, Physik oder Chemie soll aufgeweicht werden, vielleicht als Hochschulzugangsberechtigung ganz abgeschafft werden. Die unübersehbaren Fachhochschulen mit ihren sinnlosen Schwabbelabschlüssen auf dem Niveau von Spiegel oder taz erzeugen die zehntausenden Bewerber für Mitarbeiter der immer neuen NGOs und Onlineportale. Das ist der Hintergrund des sich selbsternährenden Kreislaufes. Natürlich ist es nicht wirklich selbsternährend. Der Steuerzahler füttert dieses parasitäre System…noch. Die einst auch international hochgeschätzten Berufsabschlüsse müssen jetzt jungen Asylanten nachgeschmissen werden, um jedem Rassismusverdacht zu entgehen. Allerdings können die neuen Fachleute die Anforderungen der betrieblichen Praxis nicht erfüllen. In der Exportindustrie läßt sich das nicht wie beim Bäcker um die Ecke mit Bio oder so kaschieren. Aus normalen Anforderungen an die Schüler und ihre Eltern wurde jüngst ein Zupflastern mit sinnlosen Geldgeschenken und eine Mitleidskampagne mit überforderten Schülern und ihren Eltern, die sogar Essen zubereiten müssen für die ihren.
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