In dem TAGESSPIEGEL-Kommentar “Warum habt ihr keinen Respekt?” vom 10.d.M. schreiben die Autorinnen Dagmar Dehmer und Andrea Dernbach: “Dabei ist diese Rape Culture, die offenbar die Kölner Silvesternacht geprägt hat, auch Teil der deutschen Kultur. Nicht nur in den ungeschriebenen Regeln. Das deutsche Strafrecht hat sie schwarz auf weiß fixiert.” Das ist eine ungeheuerliche und böse Darstellung, denn die deutsche Kultur kennt keine rape culture. Geht es vielleicht noch ein bißchen englischer? Wer die Sexualstraftaten, die in Deutschland zweifellos wie in allen anderen zivilisierten Ländern vorkommen – jede dieser Straftaten ist selbstverständlich eine zuviel -, mit dem gleichsetzt, was in der entsetzlichen Nacht in Köln und in vielen anderen Städten geschah, hat entweder ein abgrundtief verkommenes moralisches Koordinatensystem und ist in dem perversen deutschen Selbsthaß verwoben, der die Scheinintellektuellen des linken Spektrums unserer Gesellschaft auszeichnet, oder er ist debil. Es fragt sich, was schlimmer ist. Der zitierte Satz unterstellt, als habe unser Strafrecht eine Kultur der Vergewaltigung und Schändung von Frauen als Rechtsnorm implementiert und erhebe damit das Vergewaltigen zu einer neuen Volkssportart von Männern – Kultur eben. Was haben die jahrelang von der katholischen Kirche gedeckten Sexualverbrechen von Kirchenpersonal an Untergebenen und Abhängigen mit den Kölner Gewaltexzessen zu tun? Was haben die massenhaft in der Silvesternacht von einem enthemmten und vertierten Mob verübten Verbrechen mit den immer noch – zugegeben – vorhandenen Unzulänglichkeiten im deutschen Sexualstrafrecht zu tun? Es kommt einem vor, als rechtfertigten die TAGESSPIEGEL-Journalistinnen Dagmar Dehmer und Andrea Dernbach geradezu die Kölner Straftaten in dem Sinne, als geschehe es uns allen – Frauen und Männern – recht, wenn wir jetzt die Hucke voll bekämen, weil wir ja so sträflich langsam darin sind, die berechtigten Schutzforderungen von Frauen endlich in Strafrechtsbestimmungen zu kodifizieren. Weiter heißt es in dem TAGESSPIEGEL-Kommentar: “Dass sie [gemeint sind die Nordafrikaner] die Urangst des älteren weißen Mannes – die nehmen uns unsere Frauen weg – auf der Domplatte in der Silvesternacht ausagiert haben, war die größtmögliche Provokation einer Gesellschaft, die sie nicht aufnehmen will.” Nicht nur ältere weiße Männer entwickeln Ängste, sondern die Empörung geht quer durch das Land, und selbst im westlichen Ausland ist das Entsetzen ob des Angriffs zu spüren, der, was seine psychische Effektivität angeht, in nichts dem Pariser 13.11.2015 nachsteht. Ist der mögliche Umstand, daß man Nordafrikaner nicht aufnehmen will – was in der Pauschalität, die Frau Dehmer und Frau Dernbach an den Tag legen, nicht stimmt – Rechtfertigung und Exkulpation in einem, massenhaft Frauen zu terrorisieren, zu traumatisieren und zu neurotisieren? Glauben Dagmar Dehmer und Andrea Dernbach etwa, daß es auch nur einen Übergriff in Köln und anderswo weniger gegeben hätte, wenn all das schon verwirklicht wäre, was sie – zu Recht – anmahnen? Damit die beiden lernen, was eine wirkliche Kultur der Vergewaltigung - welch eine schändliche Verwendung des Kulturbegriffs - ist, schließe ich mich dem guten Ratschlag Henryk M. Broders an. Ein Aufenthalt in Rakka hätte einen enormen pädagogischen Wert für die beiden zur Folge und hielte sie davon ab, den geballten Schwachsinn vom 10.d.M. zu wiederholen.
Focus-Online war so freundlich, mich auf diesen Beitrag aufmerksam zu machen. Besten Dank dafür an die “empörte Redaktion” und natürlich auch an Sie, werter Herr Broder, dass Sie in so zutreffenden und knackigen Sätzen das auf diesen hanebüchenen Unsinn erwiderten, was mir nur nach mehrmaliger Rücksprache mit einem daraufhin um Jahre gealterten Anwalt möglich gewesen wäre. Gerade diese “Individuen weiblichen Geschlechts”, Damen oder Frauen mag mir nicht in den Sinn kommen, die in einer solch intellektuellen Zwangsjacke zu stecken scheinen, sind augenscheinlich nur durch bitterste und verdammenswerteste Erfahrungen in der Lage, ihre ideologische Einbahnstrasse zu verlassen. Sie zeigen aber auch sympthomatisch, woran dieses Land seit vielen, vielen Jahren krankt. Derengleichen haben den Ist-Zustand maßgeblich zu verantworten und haben, so meine feste Überzeugung, ebenso in Köln und andernorts “mitgegrapscht”, wie sie an den erwartbaren Reaktionen darauf eine gehörige Mitschuld tragen (werden). Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt, um einen lange überfälligen Paradigmenwechsel herbeizuführen und daher Köln als Zäsur zu begreifen. Es gibt viel zu tun, packen wir es an. Und lassen wir uns nie wieder von den Hollsteins, Lafontains, Prantls, Maas’, Becks, Roths, und wie sie nicht alle heißen, ins Bockshorn jagen.
Und jetzt regen sich die linken Schreiber im FOCUS auch noch über die Brodersche “Taktlosigkeit” auf. Aber solch eine Unterstellung: “Womöglich sind aber auch Frauen dabei, die gar nicht Opfer geworden sind, sondern aus politischer Überzeugung der Meinung waren, dass die Täter mit Migrationshintergrund oder die Flüchtlinge, die das Chaos auf der Domplatte für sexuelle Übergriffe ausgenutzt haben, abgeschoben gehören. Das hoffen sie womöglich mit einer Anzeige zu beschleunigen” ... die hält man beim FOCUS nicht für eine Taktlosigkeit. Der linke Mainstream ist inzwischen ins Absurde abgedriftet.
Sie wissen nicht, was Sie dazu noch sagen sollen? Herr Broder, Sie enttäuschen mich! Oskar Lafontaine plädiert hier einfach dafür, den Nahen Osten aus Deutschland heraus ausreichend mit Bomben und Raketen zu versorgen. Offenbar steht er kurz davor, Sahra und die Linke entnervt hinter sich zu lassen und eine Leitungsfunktion bei der AFD zu übernehmen. Aber ganz im Ernst: Ich kann Sie gut verstehen. Einigen Politikern und Publizisten kann man vernunftgeleitete Rede nicht mehr unterstellen. Ich habe langsam Angst, dass es auf einen selbst abfärbt, sich mit sowas täglich befassen zu müssen. Ersatzweise warte ich auf die Fortsetzung Ihres Tagebuchs, damit ich mir das alles in kompakter Form reinziehen kann, ich liebe ja auch dann und wann einen Horrorfilm. Bleiben Sie stark!
Lieber Herr Broder, auch wenn die “Qualitätsmedien” wieder geifern, bleiben Sie so, wie Sie sind. Danke! Der Kommentar im Tages"lügel” zeugt von einer Ignoranz, die schon wehtut. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. So war das schon immer und so wird das auch bleiben. Beste Grüße Barbara Brandner
Der verstorbene Vorsitzende des Kurt-Schumacher-Kreises Hermann Kreutzer (SPD) hat vor Jahren bei einer Veranstaltung in Mielkes Trutzburg seinen Zuhörern geraten, bei gewissen Leuten genau hinzuhören, da sie irgendwann ihre wirklichen Gedanken und absurden Pläne preisgeben würden. Leider tun das viel zu wenige!Beim “Tagesspiegel” ist es seit den neunziger Jahren so, als dieses einst etwa betuliche , aber seriöse -vom “Spiegel” als rechtsliberal bezeichnet- Blatt zielgerecht unterwandert wurde und seitdem die schlimmen Realitäten ausblendet und stattdessen nur noch “braun” sieht und in geradezu absurder Weise überall “rechte Taten ausmacht. Die Äußerungen von Lafontaine sind typisch für ihn und seine “rote Rosa”, beweisen sie doch, dass beide gar nicht auf den Gedanken kommen, dass ein erfolgreicher Staat rechtliche und personelle Strukturen sowie die Schaffenskraft der Bevölkerung benötigt und nicht Gewalt, Hassreden und Selbstmordattentate.
Natürlich ist die Betrachtung von gesellschaftlichen Feindbildern Teil einer auf Dialektik beruhenden Betrachtung. Auch diese wildgewordenen Sexualstraftäter und ihre willigen Unterstützer haben einen Anspruch darauf. Haß gegen Bevölkerungsgruppen ist der Nährboden des politischen Verbrechens. Darin sind sie alle gleich: von Pegida über den IS bis zu rechten und linken Extremisten. Das 1,1 Millarden Muslime eine prinzipiel frauenfeindliche Einstellung verinnerlicht haben möchte ich als Teil der Menschheitskultur akzeptieren um im Dialog diese jahrtausendalte Verwirrung strategisch und im freundlichen Dialog zu bekämpfen. Dieser Dialog ist übrigens in der Bundesrepublik in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich gewesen. Lieber Hendryk - Cafe Buchwald und die Turmstraße passen bestens zusammen! In jeder Gesellschaft kocht der Irrsinn! Paralellgesellschaften und religiöser Fanatismus begleiten die Menschheitsgeschichte von Anfang an. Es kommt nur darauf an wie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen funktionieren. Im internationalen und historischen Vergleich leben die Menschen hier in Moabit (als Beispiel) in vorbildlicher Weise zusammen!
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