Henryk M. Broder / 14.04.2020 / 13:03 / 36 / Seite ausdrucken

Die Kollateralnutzer der Corona-Krise: Teil 3 – Edeka in Baden-Baden

Über keinen Aspekt der Corona-Krise wurde so ausführlich berichtet wie über den Run aufs Klopapier, den ersten Artikel, der zeitweise vergriffen war. Wobei die Reporter vor Ort – bei Aldi, Lidl, Edeka, Netto, Norma und Kaufland – noch mehr Einsatz zeigten als die Käufer, die sich auf Monate hinaus bevorrateten. Sogar so anspruchsvolle Programme wie aspekte, brisant und ttt unterschritten lustvoll ihr Niveau und machten sich das Thema zu eigen. 

Ich fand das ganze mehr als seltsam, geradezu rätselhaft, gilt doch das Klopapier als „die dünne Schicht, welche den Menschen vom Tier trennt". Vielleicht ist es auch der Punkt, an dem Kultur in Zivilisation übergeht. Dann wären Japaner die zivilisatorische Avantgarde. In keinem Land der Welt ist die Toiletten-Kultur so ausgeprägt wie in der Sushi-Monarchie.

Egal. Jedenfalls war ich mehr als ergriffen, als mir ein Kollege erzählte, in Baden-Baden würden jetzt Torten in Form von Klopapierrollen angeboten. Ich dachte, er nimmt mich auf den Arm. Torten! Wer kommt auf so eine Idee? Zwei Brüder, Betreiber zweier Edeka-Läden, die sich von Eisdielen in Rastatt und Gaggenau inspirieren ließen.

Das ist Dekadenz in ihrer reinsten und natürlichsten Form, ein perfektes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft und dafür, wo eine Gesellschaft, die Abfallverwertung, Flaschenpfand und Recycling zu einem Imperativ erhoben hat, am Ende ankommt. 

Corona bringt es an den Tag.

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Leserpost

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Walter Haller / 14.04.2020

Fazit: zuwenig Papier - zuviele Arschlöcher. So einfältig ist es halt,

herbert binder / 14.04.2020

Apropos Edeka. Was ich total vergessen hatte, lieber Herr Broder: Hoffentlich übersteht diese Innovation den Test ohne Beanstandungen, in diesem Fall wünscht man sich sogar ausnahmsweise einmal kein “positiv”.  Dann, und nur dann gibts nämlich das begehrte Gütesiegel, das da heißet Gut&Günstig.

Karl-Heinz Vonderstein / 14.04.2020

Kenn auch so einen Kollateralnutzer der Corona-Krise, von der Seite Facebook.Derjenige engagiert sich vehement gegen die AfD in vielen seiner Posts und Kommentare.Vor drei Wochen etwa postete er über diesen Run auf das Klopapier in Deutschland und fand das lächerlich.Bis hier fand ich es ja noch in Ordnung, aber dann schaffte er es die AfD, sein Lieblingsthema, ins Spiel zu bringen und da stand, warum denn die Deutschen kein Klopapier gebunkert hätten seit die AfD im Bundestag sitzt, da wäre es doch viel nötiger.Dazu muss man wissen, dass für ihn die AfD so was wie die Wiederauferstehung der NSDAP ist und er befürchtet 1933 könne sich wiederholen.

herbert binder / 14.04.2020

Ein Ekeleffekt, evtl. über reflexartige Gedankenverbindungen, vulgo Assoziationen, will sich bei mir nicht einstellen - ganz im Gegenteil, das sieht alles sehr appetitlich aus. Wenn dann auch noch die Füllung stimmt und nicht stinkt - warum eigentlich nicht? Allerdings müßte das Angebot noch etwas vielfältiger sein…kommt aber wohl noch, wenn diese Kreation erst einmal den Weg in die Herzen der Verbraucher gefunden hat [natürlich im übertragenen Sinn, hat dieses Zentralorgan bekanntlich keine Körperöffnung] Also, ich steh’ auf Käse.

Udo Latteck / 14.04.2020

Ich habe das nie verstanden, warum man sich über das Hamsterverhalten der Deutschen amüsiert hat. Sicherlich, auch ich ärgere mich, wenn das alltäglichste aller Hygieneartikel plötzlich nicht mehr zu haben ist. Aber der Deutsche hat die Situation einfach besser erfasst als soviele Politiker, die Grenzen gegen den gesunden Menschenverstand partout offenlassen wollen, oder die Leute in den Karneval schicken müssen wider besseren Wissens. Er wusste halt was kommt, bevor die Ausgangssperren und Eingangskontrollen in Superläden installiert wurden. Der Mechanismus wie ein Regal leer wird, gleicht einer Kaskade, die vom ersten ausgelöst wird und nach hinten durchgereicht wird - mit anderen Worten, den Letzten beißen buchstäblich die Hunde! Der Deutsche wusste, es wird hart, es kann dich treffen, man nimmt dir Geld, Arbeit, Möglichkeiten des sozialen Austausches, und wenn es ganz schlimm kommt, hast du nicht mal mehr Papier zum Kacken. Das ist entwürdigend, da baut man vor. Es wurden aber auch andere Produkte wie dull gebunkert: Damenhygieneartikel, Mehl, Zucker, Hefe, Konserven, Nudeln, halt alles, was man im Bunker so braucht. Statt dieses vorausschauende Verhalten zu loben, hackt man auf ihm herum, nichts kann er richtig machen, der dumme Naz. Aber umgekehrt möchte man nicht wissen, wieviele reinigungsgeile, geschäftstüchtige Migranten ihren Clan in den Discounter geschickt habe, um die Regale leerzuräumen und dann später das kostbare Gut überteuert auf Ebay zu verticken. Sieht man ja auch jetzt im gelobten Land, wie dort Mohammeds Nachkommen von einem Moment auf den anderen in völliger Panik die Läden berennen.

Dov Nesher / 14.04.2020

Herrlich. Dekadenz in Reinform ist allerdings, wenn aspekte, brisant und ttt die Speerspitzen des Qualitätsjournalismus über Klopapier berichten und damit (wie zu vermuten ist) ihr Niveau deutlich heben anstatt zu senken. Dabei hat der österreichische Psychologe Rafael Bonelli es treffend analysiert: Angst (egal ob vor dem Virus oder vor den Folgen des Lockdowns) verursacht Durchfall.

Horst Kruse / 14.04.2020

Der Run auf das Klopapier hat schon seine Berechtigung : Es wird unglaublich viel Scheiss gebaut , und es gibt verdammt viele Arschlöcher !

S. v. Belino / 14.04.2020

Bis zu meiner glücklichen Repatriierung am Dienstag vergangener Woche musste ich 13 Tage strengsten Lockdowns in meinem heiß geliebten Südafrika absitzen. Erstaunlicherweise war auch dort ein Run auf das kostbare Gut, welches Toilettenpapier nun einmal darstellt, zu beobachten. Da aber in diesem schönen Land die Qualität, d. h. die Anzahl und Dichte der Lagen, im allgemeinen deutlich unter der hierzulande meist üblichen liegt, rate ich hiermit jedem, der sich im Falle einer zukünftig hoffentlich nicht zu erwartenden Ausnahmesituation in diesem herrlichen Land aufhalten sollte, sich unbedingt mit der doppelten Rollenzahl einzudecken. Es würde gewiss nicht schaden, sich auch in dieser Angelegenheit nach dem so ungeheuer klugen südafrikanischen Motto zu richten “Better safe than sorry”!

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