Vera Lengsfeld / 27.05.2019 / 09:06 / Foto: Sanofi / 93 / Seite ausdrucken

Die CDU sitzt in der Merkel-Falle

Der gestrige Tag hat das befürchtete Desaster der Unionsparteien klar bestätigt. Mit gerade 28 Prozent erzielten sie das schlechteste Wahlergebnis aller Zeiten. Sogar die bisherige Tiefstmarke von 31 Prozent von 1949 wurde noch unterboten. Das Verhängnis hat einen Namen: Angela Merkel. 

Niemand weiß besser als die Kanzlerin selbst, dass ihre Politik gescheitert ist. Deshalb hat sie bereits ihren Parteivorsitz abgegeben, damit ihrer Nachfolgerin die Blamage der Europawahl angeheftet wird. Merkels scheinbarer Kritiker und heimlicher treuester Verbündeter Wolfgang Bosbach, der 2015 den einzigen Antrag von etwa 70 Bundestagsabgeordneten der Union gegen Merkels Grenzöffnung zu Fall gebracht hatte, hat schon Tage vor der Wahl seine Kritik an Annegret Kramp-Karrenbauer den Medien zu Protokoll gegeben. Weitere Merkel-Vertraute werden folgen, um von der eigentlichen Verursacherin der Unions-Misere abzulenken. Für die CDU wird es überlebenswichtig, ob sie sich endlich eingesteht, dass sie von Merkel ihrer eigentlichen Inhalte beraubt und auf einen stramm grün-linken Kurs geführt wurde. 

Natürlich gehören immer zwei dazu: einer, der in die Irre leitet und einer, der sich in die Irre leiten lässt. Die CDU hat sich nur zu willig gezeigt. Das lag auch an ihrer eklatanten Personalschwäche. Merkels Kontrahenten, die Jungmänner vom sogenannten Andenpakt, deren südamerikanische Höhenträume an ihrer eigenen Schwäche scheiterten, sind namentlich kaum noch in Erinnerung. Es lohnt sich auch nicht, sie aus der Vergessenheit zu holen. Der wieder als Hoffnungsträger gehandelte Friedrich Merz will zum Jagen getragen werden, statt selbst um die Position zu kämpfen, die ihm seiner Meinung nach zusteht. Von einem Menschen mit solch einem Egotrip ist jedenfalls keine Erneuerung zu erwarten. 

Merkels unaufhaltsamer Aufstieg, erst zur CDU-Spitze, dann ins Kanzleramt, war möglich, weil es keine Alternativen zu ihr gab. Nur deshalb konnte sie ihr erstes Wahldebakel als Spitzenkandidatin 2005 überleben. Damals fuhr sie mit 35,2 Prozent das schlechteste Wahlergebnis für die Union seit Gründung der Bundesrepublik ein. Am Wahlabend brauchte sie etwa eine Dreiviertelstunde, um nach Verkündung der ersten Hochrechnung vor die Kameras zu treten. Dass sie dennoch eine Regierung zustande brachte, lag vor allem am Macho-Gehabe des scheidenden Bundeskanzlers Schröder, der so unklug war, Merkel im Fernsehen zu bescheinigen, dass sie keine Regierung würde bilden können. Nach diesem Akt der Selbstentmachtung war der Weg für Merkel frei.

Abräumen ohne Not

Mit der ersten Großen Koalition entwickelte Merkel ihren charakteristischen Politikstil. Die Regierungsbeteiligung der SPD hatte sie sich mit weitestgehenden Zugeständnissen an den Koalitionspartner erkauft. Keines der großen Projekte – Steuerreform, Gesundheitsreform, Rentenreform –, mit denen sich Merkel politisch profiliert hatte, fand auch nur ansatzweise Eingang in den Koalitionsvertrag. Selbst Positionen, die sie problemlos hätte halten können, wie die Frage nach dem Verbandsklagerecht, das uns heute schwer zu schaffen macht, weil es Vereinen wie der Deutschen Umwelthilfe die Möglichkeit gibt, Fahrverbote zu erklagen, räumte Merkel ohne Not.

Zur Erinnerung: Im Wahlkampf 2005 hatte Merkel versichert, es würde mit ihr nur eine Umsetzung der EU-Richtlinie 1:1 geben, im Gegensatz zur SPD, die eine Ausweitung der EU-Vorlage wollte. Im Koalitionsvertrag stand dann sogar ein Verbandsklagerecht, das weit über die Vorstellungen der SPD hinausging. Nur dank der einzigen Rebellion, die es in der Unionsfraktion je gegen die Kanzlerin gab, wurde das Vorhaben abgemildert. Aber wichtig ist dieses Beispiel, weil es zeigt, dass es Merkel nie um Inhalte ging, sondern nur um Macht.

Die erste Große Koalition war die Umsetzung sozialdemokratischer Politik. Der Union wurde das schmackhaft gemacht mit der Formel, man würde die Themen der Sozialdemokraten besetzen. Irgendwie schien das zu klappen, denn die Sozis konnten nicht davon profitieren, dass ihre Vorstellungen das Regierungshandeln bestimmten. Sie befinden sich seit 2005 im kontinuierlichen Fall. Aber auch die CDU-Wählerschaft goutierte die Politik der Kanzlerin nicht so recht. Im Jahr 2009 unterbot Merkel mit 33,8 Prozent das schlechteste Unions-Wahlergebnis aller Zeiten noch einmal.

Dank des überragenden Ergebnisses der FDP konnte sie dennoch weiter regieren, wenn auch nicht mit ihrem Wunschpartner, wie die Medien damals meinten, sondern mit den ungeliebten Liberalen. Wieder verdankt Merkel ihr Überleben der eklatanten Schwäche eines Mannes. Diesmal war es der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle, der mit Merkel die Politik der GroKo im Wesentlichen fortführte, wofür die FDP 2013 verdient aus dem Bundestag flog. 

Von da an ging es nur noch bergab 

Gewinnerin dieser Wahl war Merkel, die 41,5 Prozent holte. Erstmals erschien ihr Politikstil als Erfolgsmodell. Wie sich herausstellte, war es ein Scheinsieg, denn von da an ging es nur noch bergab. 

Nach den sozialdemokratischen übernahm Merkel auch die grünen Themen, um für die Ökopartei koalitionsfähig zu werden. Beschleunigter Atomausstieg, Energiewende, nun auch Braunkohleausstieg sind die Wegmarken dieses Prozesses. Anfangs machte das den Grünen Probleme, aber nun sind sie die strahlenden Profiteure der Merkelschen Politik. Keines dieser drei Projekte hätten die Grünen selbst durchsetzen können. Das ging nur dank Union. 

Innerparteilich gab es immer Widerspruch gegen Merkels Linie, aber der wurde von Anfang an rigoros bekämpft. In Merkels CDU wurde nicht diskutiert, sondern auf Linie gebracht. Andersdenkende wurden ausgegrenzt und verschwanden in der Versenkung. Inzwischen ist das die politische Unkultur im ganzen Land. Das erschreckenste Ergebnis Merkelscher Politik ist, dass laut einer Allensbach-Umfrage 82 Prozent der Bevölkerung meint, dass kontroverse Themen nicht mehr öffentlich angesprochen werden können – aus Furcht vor Sanktionen. Das ist ein alarmierender Befund, denn ohne Meinungsfreiheit und offene Diskussion gibt es keine Demokratie.

Wo es keine Sachdiskussionen mehr gibt, haben Influenzer-Kampagnen, wie die mit Rezo, einen unheilvollen Einfluss. In der Unfähigkeit der CDU, diese Kampagne als das zu entlarven, was sie war – eine professionell gesteuerte Werbung für die Grünen und die Linken, kritiklos befördert und gestützt von vielen Medien –, zeigt sich das Dilemma, in das die Union, einst Garant für das Erfolgsmodell Bundesrepublik, von Merkel manövriert wurde. Dem Vorwurf, grüne Politik nicht mit aller Konsequenz durchzusetzen, hat sie nichts zu entgegnen. Solange die Partei auf dem Klimazug sitzt, wird sie von Verlust zu Verlust fahren. Kramp-Karrenbauers hilflose Reaktion auf das Wahldesaster ist dafür Beweis. 

Die eigenen Positionen verunglimpfen

Einige Stimmen behaupten, diese Wahl wäre vor allem ein Sieg von Propaganda-Medien gewesen, die mit dem Greta- und dann dem Rezo-Hype dafür gesorgt haben, dass die wirklich wichtigen Themen und Probleme unseres Landes kaum noch wahrgenommen wurden. Das ist zwar richtig, dieser Propaganda-Effekt war aber nur möglich, weil die ehemals bürgerlichen Parteien Union und FDP als Korrektiv ausgefallen sind und die AfD, die im Wesentlichen das Programm der CDU von 2002 vertritt, als Nazi-Partei verteufelt wird, auch von der Union, die damit ihre eigenen Positionen verunglimpft.

Da ist es nicht wirklich verwunderlich, dass man keine Argumente gegen ein Werbe-Produkt wie Rezo hat. Wundert sich Paul Ziemiak wirklich, dass Rezo seiner Einladung zu einem Gespräch nicht nachkommt? Er war doch nur der Schauspieler und müsste mit seinen Regisseuren anrücken. Das wäre nicht gut für sein Image. Nicht gut für das Image von Ziemiak ist, dass er mit dieser Einladung die Legende, es handele sich bei Rezo um einen zornigen jungen Mann, der seinem Herzen Luft machen musste, unnötig zementiert.

Statt mit Kunstprodukten zu sprechen, sollte sich Paul Ziemiak stattdessen das Video eines authentischen jungen Mannes gegen Rezo anschauen. Da könnte er sehen, wie man argumentieren kann und dabei gleich lernen, wohin sich die CDU bewegen muss, wenn sie wieder Glaubwürdigkeit erlangen will.

Zusätzlich wäre ein Blick in Richtung Werteunion hilfreich, dem am 25.03.2017 gegründeten bundesweiten Zusammenschluss konservativer Initiativen innerhalb der Union, die als bisher einzige Vereinigung der Union den Finger in die Wunde legt. In einer Presserklärung zur Europawahl fordert die Werteunion eine Umbildung des Kabinetts. 

Ein Politikwechsel sei insbesondere in der Einwanderungspolitik, der Wirtschaft- und Finanzpolitik, aber auch in der Sozial- und Umweltpolitik erforderlich: Wir brauchen jetzt einen ehrlichen Blick auf die Ursachen, sprich die Versäumnisse der letzten Jahre und entsprechende Konsequenzen... Ein einfaches "weiter so" darf es nicht geben, sonst drohen unserem Land irreversible Schäden und der Union weitere empfindliche Wahlniederlagen... Sollten sich die Bundeskanzlerin und/oder der Koalitionspartner SPD gegen diese dringend notwendigen Veränderungen stellen, muss sich die Union ernsthafte Gedanken über das baldige Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel und der GroKo machen.“

Je eher sich die Union sich dazu entschließt, desto besser für Deutschland. Sollte sie zu feige sein, hat sie das Vertrauen endgültig verspielt.

Lesen Sie zum gleichen Thema auch"Union, was ist nur aus Dir geworden?"

Foto: Sanofi

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Burkhard Mundt / 27.05.2019

Die CDU sitzt in der Merkel-Falle Und Merkel sitzt in der GRÜNEN - Falle.

Sophie Siemonsen / 27.05.2019

Die Frage muss aber erlaubt sein, wieso akzeptierte die ehemals konservative CDU eine ex SED AgitProp Kommunistentochter als Parteivorsitzende und schauten staunend zu, wie diese die CDU stück für stück entkernte und zu einer inhaltslosen Partei macht? Weil es so gut lief, weil die CDU immer noch Hauptpartei war, also besser keine Fragen stellen?

Martin Müller / 27.05.2019

Die Merkel-CDU hat selbst die Dämme eingerissen. Und die Grünen (und Linken) haben jetzt den richtigen Zeitpunkt abgepasst, ungeniert mit Hilfe von politisch links-grün dominierten Medien,  NGOs, Umwelt- und Sozialverbänden und sonstigen Hilfskräften das politische Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Und natürlich hat man seit Jahren in den Schulen einen links-grünen Geist hofiert, der jetzt aus der Flasche eilt. Obendrauf noch die von den Medien zur Klimagöttin verklärte Greta. Und nicht zu vergessen, im urbanen Umfeld lebt jetzt ein fetter Bevölkerungsteil , den man Neu-Deutsche nennt. Weltrettung und Klimarettung ist zum Lebenselixier der jungen Generation geworden - auf den den Trip gesetzt. Mit einer gendergerechten Sprache neu verbal eingekleidet Und alles, was da nicht mitmachen willen, wird in die rechte Ecke geschoben. Und jetzt hat Rezo es mit einem banalen Video mit wirren, undifferenzierten Inhalt sogar geschafft, die Union selbst in die Ecke von Gestern zu lancieren, auf die moralische Anklagebank zu setzen. Es kommt längst nicht mehr darauf an, was richtig und falsch ist, denn dann müsste man ja offen und ehrlich um die besten Argumente streiten. Heute wird der offene gesellschaftliche Diskurs von Gut und Böse bestimmt. Und wer da mitmachen darf, bestimmen die (selbsternannten) Guten, wie sie ebenso bestimmen, wer der Böse ist. Die politische und moralische Deutungshoheit haben heute die Links-Grünen in Politik und Medien. Man kann auch schon Gesinnungsdemokratie nennen. Und die misst man daran, ob man noch seine Meinung offen sagen kann, ohne hinterher mit Sanktionen rechnen zu können.  

Bernhard Freiling / 27.05.2019

Weder beim besten noch beim schlechtesten (je nach Sichtweise) Willen kann ich mir vorstellen, daß die CDU je wieder zu ihren konservativen Wurzeln zurück findet.////Nach “Konrads Erbens ist die “Werteunion”  nun innerhalb kurzer Zeit die mindestens 2. Vereinigung, die innerhalb der CDU angeblich innerparteiliche Kritik übt.  Ich meine sogar, es müßte der 3. Verein sein - aber dessen Name will mir partout nicht einfallen - er geisterte parallel zu “Konrads Erben” durch die Gazetten.//// Die Werteunion hat 70 Mitglieder? Wie viele hatten “Konrads Erben”? Wie viele dieser 3. Verein, dessen Name mir entfallen ist? Nur zur Erinnerung: Die gesamte Union verfügt über 246 Abgeordnete im Bundestag. Sollten die fast alle der innerparteilichen Opposition angehören? Da frage ich mich: “warum sitzt Merkel noch immer im Kanzlersessel?”//// Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker. Ist mir egal.  ;-) In meinen Augen ist das Alles nur Teil der Camouflage, die Merkel als in der Wolle gefärbte Agitpropse auf das trefflichste beherrscht. Die Leute “an der Front” beginnen am Konservativismus der CDU zu zweifeln? Dann laß uns schnell einige “kritische Konservative” aus dem Hut zaubern - nicht nur ein Mal, nein, mindestens zwei Mal, möglicherweise auch drei Mal - die die Zauderer bei der Stange halten können. ////”.....hat sie das Vertrauen endgültig verspielt.” 2005 wählte ich Merkel, weil ich glaubte, eine Physikerin könne gerade aus denken, weil ich hoffte, ein Kanzlerin,, dazu noch aus dem Osten, könnte die noch bestehenden Gräben Ost/West zu schütten. Erste Risse gab es anläßlich der EFS/ESM/Griechenland-Machenschaften. Evident wurden die bei der Teilenteignung der Energiekonzerne. Alles was dann folgte, waren nur noch viele, viele “Tüpfelchen auf den iiiiis”. Bei mir gibt es kein Vertrauen mehr, welches diese Frau verspielen könnte.

Marion Sönnichsen / 27.05.2019

Dieser Leserbrief, den jemand schon vor einiger Zeit veröffentlicht hat, lohnt, an dieser Stelle noch einmal wiederholt zu werden. Ein großes Lob an den Verfasser! Hier ist er: „Die CDU befindet sich schon auf dem italienischen Weg! Ähnlichkeiten in der politisch-ideologischen Entwicklung der einst großen, aber 1994 untergegangenen italienischen Volkspartei Democrazia Christiana (DC) und der deutschen CDU sind frappierend. Die 1943 von bedeutsamen Persönlichkeiten wie Alcide de Gasperi, Aldo Moro, Amintore Fanfani, Giulio Andreotti u.a. gegründete DC, die sich als gemäßigte katholische Volkspartei der Mitte verstand, in ersten Jahrzehnten 40–45%-ige Wahlerfolge erzielte und zwischen 1945 und 1993 fast alle Ministerpräsidenten Italiens stellte, öffnete in den 60-er und 70-er Jahren nach links und schloss 1973 den sogenannten „historischen Kompromiss“, der eine direkte Zusammenarbeit mit der reformierten, eurokommunistischen Partei Enrico Berlingeurs ermöglichte. Zugleich verstrickte sie sich in zahlreichen Korruptionsfällen. Im Ergebnis dieser Entwicklung verlor die DC einen bedeutenden, hauptsächlich konservativen Teil seiner Wähler und sank ihr Stimmenanteil auf nahe 30%. Mit einer Fünfparteienkoalition in den 80-er Jahren konnte sie ihren Untergang auch nicht mehr aufhalten, der am 29. Januar 1994 mit der Auflösung der DC besiegelt wurde. Von den anschließend durch verschiedene Flügel der DC gegründeten Parteien existieren heute keine mehr. Zur gleichen Zeit entstanden rechtsgerichtete Parteien, wie die „Forza Itala“ und die „Lega Nord“, in die viele der ehemaligen Stammwähler der DC abwanderten, was den Untergang der DC noch beschleunigte. Ob die CDU der Gegenwart aus den Fehlern der ehemaligen DC lernen wird? Zunächst gibt es dafür m.E. noch keine Anzeichen.“  (Quelle und Autor kann ich achgut.com jederzeit nennen).

Sabine Schönfeld / 27.05.2019

Die Grünen haben hier wieder erfolgreich das alte Rezept der katholischen Kirche angewendet: Man macht den Menschen Angst vor der Hölle (die Erde “verglüht” infolge des CO2s) und bietet Abhilfe durch Taufe, Sterbesakramente, Beichte und Ablasshandel (Grüne wählen) mit dem Versprechen auf Rettung und machen dabei fette Beute in Form von Macht und Geld. Es ist ganz klassisch alles dabei, Greta (Maria) als Klimaheilige und Rezo ist ihr Prophet. Und ich hatte schon die Hoffnung, dass die Aufklärung und die Moderne die Menschen langfristig in eine bessere Welt führen würde. Es ist einfach nur noch zum Weinen, ich hatte schon lange befürchtet, dass mit dem Niedergang der Bildung im Land auch die Vernunft und Denkfähigkeit der Menschen leiden würde, aber so extrem habe ich es mir nicht vorgestellt.

Marion Sönnichsen / 27.05.2019

Hat sich Merkel nicht vor kurzem noch hingestellt und behauptet, sie habe die CDU vor dem Weg, den die Democrazia Cristiana in Italien gegangen ist, gerettet? Es ist genau das Gegenteil.

Albert Pflüger / 27.05.2019

Ich bin sicher, daß in der Union keine Mehrheiten mehr zu organisieren sind, die Veränderungen bewirken könnten, die tief genug angelegt sind, um aus dem Sumpf wieder herauszukommen. Man hat das ganze Land weg vom Leistungsgedanken gesteuert und setzt eher auf Gleichstellung durch Quoten. Man hat sich ein mehrheitlich weibliches Führungspersonal herangezogen, das mit den Frauen aus anderen Parteien um feministische Positionen ringt. Der Nachwuchs wird auf solche Kriterien festgelegt. Damit ist eine Bestenauslese unmöglich geworden, selbst wenn man unterstellt, sie würde anderenfalls gut funktionieren. Möglicherweise ist Politik heutzutage nichts für die Besten, wendet sie sich doch in Demokratien auch lediglich an die Mehrheit, ohne Aspekte wie Klugheit besonders zu berücksichtigen. Es zählt für die Meisten (Wähler!) eher das Ausmaß an Unterstützung, das eine bestimmte Position genießt, es wird heuristisch auf deren Stichhaltigkeit und Nützlichkeit geschlossen. Deshalb ist die Propaganda der Rundfunksender und Zeitungen so wirksam: Viel Unterstützung bei den Leuten, die man täglich “im Wohnzimmer” hat, wenn man denn einschaltet, also bei den Talkshows und O- Tönen aus dem Publikum, ändert weniger die eigenen Überzeugungen, man wählt aber “richtig” , nämlich so, wie die (falsch) eingeschätzte Mehrheit. Die logischen Brüche in der Politik, Unvereinbarkeiten etc. werden nur von analytisch veranlagten Menschen erkannt. Sie sind nicht in der Mehrheit. Sie sind intelligent. Das macht sie nicht gerade beliebt, man läuft lieber denen hinterher, die nicht so schwer zu verstehen sind. Einfache Parolen. Obwohl ja Europa angesichts des Ergebnisses der SPD nicht unbedingt auf die Fragen die Antwort ist, die die Bürger hören wollen. Weltuntergangsvermeidung war den weiblichen Wählern viel wichtiger, die überproportional der sympathischen Annalena ihre Stimme gegeben haben, Ihr wird zugetraut, sich mit weiblicher List ausreichend Hilfe zur Problemlösung zu organisieren.

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