Ramin Peymani, Gastautor / 21.08.2018 / 13:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Die ARD trimmt ihre Zuschauer auf Vorschulniveau 

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist der frühe Sonntagabend für die Politik reserviert. Nicht, dass es an allen anderen Wochentagen anders wäre. Die Politik hat im Grunde immer den ersten Zugriff auf das Programm. Doch am Sonntag zur Abendbrotzeit wird ihr die ganz große Bühne aufgestellt. Dann drängt die ARD mit dem altehrwürdigen “Bericht aus Berlin” in die Wohnzimmer, dessen Titel daran erinnert, dass hier früher Journalistisches geboten wurde, als der Bericht noch aus Bonn kam.

Beim ZDF, das einstmals mit “Bonner Perspektiven” aufzuwarten wusste, heißt der zwanzigminütige Werbeblock der Politik längst ganz profan “Berlin direkt”. Die beiden Formate unterscheiden sich nur wenig. Stets geht es darum, links-grüne Parteienvertreter hochleben zu lassen und deren konservative Gegenüber in die Pfanne zu hauen. Das immer gleiche Drehbuch sieht außerdem kurze Einspielfilme vor, in denen dem Zuschauer gesagt wird, was er gut zu finden und welche Politik er zu unterstützen hat.

Seit einiger Zeit haben die beiden Magazine das Internet entdeckt. Und so gehört inzwischen auch ein Facebook-Auftritt dazu. Der “Bericht aus Berlin” hat es bis heute allerdings gerade einmal auf rund 25.000 Abonnenten geschafft – nicht besonders viel für eine Sendung, bei der regelmäßig mehr als eine Million Zuschauer einschalten. Offenbar hat die “Generation Tagesschau” mit dem Internet nicht viel am Hut. Sie meidet Facebook & Co. – und erhält sich so ihren Glauben an die öffentlich-rechtlichen Wahrheiten.

Die Nachrichtenkonsumenten der ARD sind offenbar nicht nur besonders leichtgläubig, sondern auch ausgesprochen infantil. Das jedenfalls scheinen die Senderverantwortlichen zu denken. Wie sonst wäre es zu erklären, dass sich der “Bericht aus Berlin” für seine Facebook-Seite ein Filmchen ausgedacht hat, in dem die Moderatorin ihren Zuschauern in Teletubby-Manier erzählt, warum man Gefährder nicht abschiebt. Irgendwo zwischen Waldorfschule und Kinderkanal angesiedelt, stimmt sich eine der Welt entrückt wirkende Frau mit albernem Grinsen und angedeutetem Klatschen, das an die Bespaßung von Säuglingen erinnert, auf ihren denkwürdigen Auftritt ein.

Nur noch Kinderprogramm?

Sie hat selbstgeschriebene Stichworttäfelchen mitgebracht, weil sie die Zuschauer offenbar für zu doof hält, den einminütigen Beitrag ohne optische Hilfen zu begreifen. Es ist weniger der Inhalt des Vortrags, der den Betrachter fassungslos zurücklässt, als vielmehr seine Form. Was geht in den Köpfen von Journalisten vor, die der Überzeugung sind, ihr Publikum nur noch als Kinderprogramm zu erreichen? Schließt man da vielleicht von sich selbst allzu schnell auf andere? Und was hat es mit der Unsitte auf sich, die wichtigsten Stichworte in Erklärstücken immer auch noch einmal geschrieben mitzuliefern? Ist die Angst, der Unterricht könnte seine Wirkung verfehlen, wirklich so groß? Ganz nebenbei – und vom Sender wohl eher nicht beabsichtigt – kommt der Zuschauer aber doch zu einer Erkenntnis. Abschiebungen sind bei uns im Grunde gar nicht vorgesehen – bei Gefährdern sowieso nicht, und bei Straftätern nur ab und zu.

Doch zurück zum Teletubby-Auftritt. Warum akzeptieren wir, ohne mit der Wimper zu zucken, dass eine bestimmte Berufsgruppe uns beharrlich das Gefühl vermitteln will, wir seien Idioten? Nur weil jemand als Journalist beim Staatsfunk arbeitet, hat er noch lange nicht das Recht, uns Mitbürger wie unmündige Kleinkinder zu behandeln. Würden Sie an der Supermarktkasse so mit sich umspringen lassen? Oder beim Friseur? Oder gar an der Rezeption Ihres Urlaubshotels, wo man Ihnen klarmachte, dass man Sie lediglich für ein zahlendes Dummerle hält? Natürlich nicht.

Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund gestehen Deutschlands Bürger ihren Staatsbediensteten eine Unverfrorenheit und Selbstherrlichkeit zu, die sie im Alltag niemandem sonst durchgehen lassen würden. Tun Sie dies nicht länger! Akzeptieren Sie nicht mehr, dass Sie vom Staat und seinen Angestellten unverschämt und herablassend behandelt werden. Wählen Sie die Unverschämtheit konsequent ab, bei jeder Wahl – von der Kommune bis zum Bundestag. Schalten Sie um, wenn der öffentlich-rechtliche Zeigefinger Sie wieder einmal gängeln will. Verschaffen Sie sich in Leserbriefen an die Redaktionen und in Protestschreiben an die Abgeordneten Gehör, wenn sich selbstgerechte Medien- und Politikvertreter über Sie erheben wollen. Denken Sie immer daran, dass die meisten dieser Sonderlinge Ihnen vermutlich das Wasser nicht reichen können und außerhalb ihrer Staatsblase scheitern würden. Sie wären sonst nicht dort, wo sie sind. Vielleicht macht dieser Gedanke das Ganze ein wenig erträglicher.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Liberale Warte

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Leserpost

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Peter Korne / 21.08.2018

Gucki - gucki - Flüchti - Flüchti - schmusi - schmusi - Brodi - Brodi - bösi - bösi ......T’schuldigung, kommt wohl daher, dass ich leider viel zu oft die ARD Nachrichten konsumiert habe und nachts auch die Kommentare der Deutschen Welle.

Uta Buhr / 21.08.2018

Volle Zustimmung, Herr Peymani! Allerdings muss ich Sie desillusionieren, was Briefe und Mails an Abgeordnete und Leserbriefe an Zeitungsredaktionen betrifft. Von ersteren erhält man - wenn überhaupt - nichtssagende Wischiwaschi-Antworten und letztere werden gar nicht erst gedruckt. Ausnahme bilden verschiedene Objekte wie z.B. Tichys Einblick, Junge Freiheit und hin und wieder auch Cicero. Allerdings werden diese vernünftig argumentierenden, die Leser nicht für blöd verkaufenden Medien entweder von den merkelhörigen Objekten verhöhnt oder als faschistisch denunziert. Was bleibt? Ich boykottiere schon seit langem die ÖRs, ihre realitätsfernen Nachrichten- und dümmlichen Quizsendungen sowie das unerträgliche Erziehungsfernsehen. Letzteres hat sich inzwischen den sonntäglichen Tatort voll unter den Nagel gerissen. Hier kreisen die Volkserzieher immer um dasselbe Thema: Irgendwer wird ermordet, in Verdacht gerät ein Migrant mit dunkler Hautfarbe, der von allen - inklusive Polizei - für schuldig befunden und gejagt wird. Und zum Schluss stellt sich stets heraus, dass der Täter ein böser weißer Mann - ein Deutscher, na klar doch - und der arme Flüchtling lammfromm und unschuldig wie frisch gefallener Schnee ist. Wer sich diesen Schwachsinn noch reinzieht, ist selbst schuld. Dem kann nicht mehr geholfen werden. Ich handele nach dem Motto: Heute bleibt die Glotze kalt, ich gehe lieber in den Wald. Schade, dass es das Testbild nicht mehr gibt. Es wäre allemal die bessere Alternative zu dem Bullshit, den die Öffentlich Rechtlichen liefern und deren Zwangsbezahlung sich auch noch “Demokratieabgabe” nennt.  Quousque tandem - ja, wie lange lassen sich die Bürger dieses Landes von den unerträglichen Politikerdarstellern noch so schamlos verarschen. Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen. Und zwar bald.

Werner Geiselhart / 21.08.2018

Das Filmchen steht doch ganz im Einklang mit der aktuellen Schulpolitik: Umwandlung des dreigliedrigen Schulsystems in Einheitsschulen/Gemeinschaftschulen, dadurch zwangsläufiges Absinken des allgemeinen Bildungsniveaus, schwache Schüler sollen sich nicht benachteiligt fühlen. Die angedachte Gegenrichtung, das Anheben des Niveaus der schwachen Schüler zu den guten Schülern hin, ist natürlich absoluter Schwachsinn, wie jeder noch nicht durchideologisierte Lehrer bestätigen kann: Was nicht geht, das geht nicht, sie können keinem Stein das Schwimmen beibringen. Zur Trendverschärfung tragen noch die Inklusion sowie die Zuwanderung bei, welche ein mehrfaches an spezialisiertem Lehrpersonal benötigen würden, um das Niveau wenigstens ansatzweise halten zu können. Auch hier geschieht eher das Gegenteil, in Berlin gibt es über 40% angelernte Lehrer! Um zum Thema zurückzukommen: Das Filmchen hat durchaus Ansätze, diesem Trend der allmählichen Verblödung gerecht zu werden.

Karla Kuhn / 21.08.2018

Herr Frank Box, Sie beleidigen große Teile einer ganzen Generation. Ich bin im Rentenalter !  Seit 1985 !!, nachdem ich meinen Künstlerberuf an den Nagel hängen mußte und mich weiter “geschult” habe, arbeite ich am Computer. Ein paar Jahre später habe ich den “Computerführerschein” (Drei Monate) absolviert und von Anfang an arbeite ich mit dem Internet. Alle meine Freunde und Bekannte, die ebenfalls im Rentenalter sind, haben Computerkurse besucht und sind fast täglich im “Netz.” Und sehr gut über die politischen Ereignisse informiert ! Meine älteste Bekannte(89) hat mit über 70 einen Laptop von ihrem Sohn bekommen, sie holt sich sämtliche Neuigkeiten aus dem Internet. Aber ich vermute mal,  daß es eher die Generation “Schneeflöckchen ” ist, die zwar mit dem Internet großgeworden ist aber viele davon sich für Politik wenig bis gar nicht interessieren. Spiele in allen Varianten scheinen angesagt !

Harald Kreher / 21.08.2018

Des Lemmingmichels Tiefschlaf darf nicht gestört werden. Klingt komisch, ist aber so. Politik- und Gesellschaftskunde nach GEZ-Art. Mit flippig-coolen Moderatoren und sympathisch tiefgestapelten Hilfsmitteln. Schildchen; wow, wie supi ist das denn? So harmlos und unterhaltsam wie die gesamte “Flüchtlings”- und “Migrations”-Politik. Alles ein Heidenspaß, wenn man denn nur bei den richtigen Erklärbären brav zuhört und nickt. Fast hätte ich KGE mit Brille im Aufklärfilmchen nicht erkannt. Ein bisschen ist es wie beim Henne-Ei-Problem. Was kommt zuerst? Die Debilität oder das Fürdummverkaufen? Die Realitätsferne und -leugnung ist in diesem, unserem Wohlfühl-auf-Befehl-“indula”-“fedidwgugl”-Land auf derart rautenhaft-wunderbare Weise realisiert, dass man gespannt der Erklärung der Funktionsweise des Zitronen faltenden Zitronenfalters harren darf. Wenn’s die Nachrichten nicht schaffen, könnte doch der Nachrichten-erfahrene Herr Seibert weiter aus dem Märchenreigen des großen Buches der Raute teleprompterhaft vorlesen. So, liebe Bürger, gebt fein acht, ich hab euch auch was mitgebracht ... Wenn einem so viel Gutes wird beschert, dass ist schon keine Nachricht wert ...

Karla Kuhn / 21.08.2018

Mein Fazit: Kiste aus, weder das “Erste” noch das “Zweite” will ich noch sehen !!  Ich mache mir nämlich meine Welt, wie sie MIR !! gefällt.  Da haben diese Sender und andere keinen Platz mehr. Kann es sein, daß Leute, die andere belehren wollen, selber nicht wissen, WAS Sache ist ??

Joachim Lucas / 21.08.2018

Ich schaue keinen ÖR-Funk mehr, aber könnte das “Die Sendung mit der Maus” gewesen sein, die Sie beschrieben haben oder man will das vielleicht noch auf KiKa verwenden? Meine Mutter, Ü80-Generation, schaut um diese Zeit immer Fernsehen 1 oder 2, schläft aber jedesmal ein und ich sage ihr immer, es ist besser du schläfst so ein, als mit Schlaftabletten. Also insofern erfüllen diese Sendungen durchaus einen guten Zweck. Das war’s aber dann auch. Aber zur GEZ-Geschichte: Diese Monopolstellung und Selbstgleichschaltung des Fernsehens als Voraussetzung für plumpe Propaganda verdanken wir Kuddel Beck, dem damaligen Ministerpräsidenten von RP und Vorsitzenden der Rundfunkkommission der Länder . Dieser gab ein Gutachten an eine damalige Kurz-Lichtgestalt der CDU “diesen Professor aus Heidelberg” (Schröder; gemeint war Paul Kirchhoff) in Auftrag zur Reform der GEZ. Und der kam dann zu diesen sensationellen und wahrscheinlich bestellten Ergebnissen, die wir heute genießen dürfen und die u.a. zu solchen Kindersendungen für Erwachsene im Abendprogramm führten. So klappt der Filz. Hilft nur abschalten, Mails landen wahrscheinlich beim “Prakti”, der sie dann löscht.

Roland Stolla-Besta / 21.08.2018

@Reinhard Schilde. Da ich mich mit 71 Jahren der von Ihnen angesprochenen „Generation Silberrücken“ zugehörig fühle, möchte ich doch eine Lanze für eben diese Generation brechen. In meinem Bekanntenkreis gibt es etliche meines Alters und darüber hinaus, die sehr wohl kritisch eingestellt sind, was die öffentlich-rechtlichen Verlautbarungen angeht. Die meisten von ihnen vermeiden das öde Einerlei von Kochsendungen, Tierfilmen, Plapper-Talk-Shows und 08/15-Krimis. Nachrichten schaut man sich nur an, um sich nachher darüber aufregen zu können. Das Facebook-Filmchen jener herzigen Moderateuse kam im Kreis meiner Bekannten denkbar schlecht an, der Tenor: „Man verarscht uns!“ Somit teilen diese durchaus Ihre treffenden Bemerkungen zum ÖR.

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