Dirk Maxeiner / 02.06.2019 / 06:29 / Foto: Friederike Reinhold, / 50 / Seite ausdrucken

Der Sonntagsfahrer: Jetzt wird zurückgeklaut!

Ich weiß gar nicht, was die Aufregung soll. Die grüne Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, hat ein Video verbreitet, auf dem vorgeführt wird, wie man Leihräder knacken kann. Na und? So etwas nenne ich Bürgernähe und ausgleichende Gerechtigkeit. Warum sollen immer nur die Anderen klauen dürfen? Angela Merkel klaut den Grünen die Themen und vergisst, die Folgen zu bezahlen, Familienministerin Franziska Giffey klaut ein Drittel Ihrer Doktorarbeit, der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert will reihenweise Wohnungen klauen. Der Gebildete nennt das nur anders. Wohnungen werden in der talkenden Klasse „enteignet“ oder „verstaatlicht“, Doktorarbeiten „angeeignet“. Aus Gründen der Abwechslung können auch die Begriffe „sozialisieren“ und „vergesellschaften“ angeführt werden.

Die kommende CO2-Steuer, von vereinzelten Widerständlern auch "Daseinssteuer" genannt, wird dann dazu führen, dass es absolut keine Lebenssituation mehr gibt, in der  man vor staatlichen Kleptomanen sicher ist. Die erste Hälfte des Jahres ist Klauen in Deutschland ja ohnehin schon offizielle Regierungspolitik. Schätzt zumindest der Bund der Steuerzahler, der  jeweils im Sommer den „Steuerzahlergedenktag“ ausruft. Bis zu diesem Tag arbeitet der Bürger ausschließlich für die staatlichen Langfinger, danach darf er seinen Lohn behalten. 1960 fiel der Steuerzahlergedenktag auf den 1. Juni, vergangenes Jahr auf den 18. Juli. Wir werden also inzwischen 6 Wochen länger beklaut als in den goldenen Sechzigern. Angesichts dieser Tatsache wird der gemeine Bürger ja wohl noch ein Leihfahrrad vergesellschaften dürfen. Für die detaillierte Video-Anleitung mein aufrichtiger Dank! Zumal der Schritt zur Sozialisierung der Drahtesel aufgrund anderer Berliner Regierungs-Aktivitäten demnächst ohnehin notwendig sein könnte. Beispielsweise für Leute, denen der Staat gerade ihren alten Diesel weggenommen hat. Ab jetzt wird zurückgeklaut, besonders in Berlin.

Regine Günther beispielsweise, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, überrascht immer wieder mit kreativen Vorschlägen zur vollständigen Stilllegung der Hauptstadt. Eigentlich will sie die den Leuten die Autos komplett klemmen, sie nennt das „ein neues Konzept für urbane Mobilität“. Bei dem dient das geklaute Fahrrad als innovative Mobilitäts-Drehscheibe. Ihre Idee vom finalen Autoklau wurde allerdings nur mit verhaltener Begeisterung aufgenommen, weshalb Frau Günther jetzt auf eine noch bessere Idee kam: Berliner Autofahrer sollen vor dem Autofahren als Citymaut erst ein Nahverkehrsticket kaufen, zur Strafe sozusagen. Der Wirksamkeit dieser Methode steht freilich die Berliner Generalstaatsanwältin im Wege: Die will die Gerichte der Stadt entlasten – und den Straftatbestand des Schwarzfahrens abschaffen. Autofahrer, die ohne BVG-Ticket erwischt werden, gehen also ohne Fahrschein straffrei aus. Da haben wir nochmal Glück gehabt.

Warum klauen Russen immer zwei Autos?

Die Idee des Bike-Sharing sollte man indes weiterentwickeln, beispielsweise indem man Monika Herrmanns Fahrrad mitgehen lässt. Die ist ganz stolz darauf, dass es in ihrem Bezirk keine „personenbezogenen“ Dienstwagen mehr gibt. Man beachte die Wortwahl: Es gibt in Friedrichshain-Kreuzberg durchaus noch Dienstwagen, nur keine „personenbezogenen“ mehr. Das „personenbezogene“ Automobil kommt in Berlin inzwischen ohnehin aus der Mode, denn In keiner Stadt werden so viele Autos gestohlen wie in Berlin. Bislang lautete ein gruppenspezifisch diskriminierender Witz: „Warum klauen Russen immer zwei Autos? Weil sie auf dem Rückweg durch Polen kommen“. Die künftige Version heißt: „Warum klauen Russen immer drei Autos? Weil sie auf dem Rückweg durch Polen kommen. Und das erste in Berlin vergesellschaftet wurde“.

Ein überklebtes Porsche Werbe-Plakat an der Urania brachte die gesellschaftliche Pionierleistung der Kleptomanen unlängst auf den Punkt: „Klaut Autos statt Fahrräder“. Das sei „gut fürs Klima, top fürs BIP und einfach sympathisch“. Gezeichnet: „Bundesministerium für alle und den Menschenverstand“. Fußnote: „Klauen mit Verantwortung. Teilnahme ab 18 Jahren“. Das hat sowohl mein linkes als auch mein rechtes Herz höher schlagen lassen.

Früher beschäftigte mich in meinen Tagträumen die Frage, welches Auto ich mir gerne kaufen würde. Jetzt träume ich davon, welches Auto ich gerne klauen würde. Ich finde, diese Veränderung beschreibt recht gut die Hinwendung zu einem zukunftsgewandten Deutschland, in dem dein Besitz täglich neu ausgehandelt wird. Da muss man einfach dabei sein. Die nachgeborenen Gretas und Kevins müssen sich jedenfalls ob der Anpassungsfähigkeit der älteren Generation warm anziehen. Frei nach dem Kalauer:  „Klauen Deine Eltern? Du siehst so mitgenommen aus.“ 

Von Dirk Maxeiner ist  in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er) Portofrei zu beziehen hier.

Foto: Friederike Reinhold,

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Helmut Steinig / 02.06.2019

Nach den neuesten Umfrageergebnissen (und der aktuellen Entwicklung in der SPD) ist ja damit zu rechnen, dass wir bald einen Grünen als Bundeskanzler haben. Dann kommen hoffentlich von der neuen Regierung paar handfeste Tipps, die sich etwas mehr lohnen, um an das Eigentum anderer ohne große Arbeit ranzukommen: wie man mal ein Auto (Fahrzeugbrief umschreiben), eine Wohnung (Grundbucheintrag neu gestalten) oder ein gut gefülltes Onlinekonto ( TANs veröffentlichen) an neue Inhaber umwidmen kann. Da wird man sich doch hoffentlich nicht mehr mit irgenwelchen popeligen Fahrrädern aufhalten; das macht ja für die Neueigentümer `ne Menge Arbeit und bringen tuts auch nicht so ganz viel.

Gabriele Schulze / 02.06.2019

@Andreas Rochow: bin Ihrer Meinung. Das ist definitiv nicht mehr witzig. Es wird immer schwieriger, Humor zu generieren. Selbiger basiert ja auf dem wohlwollenden Aspekt der “comédie humaine”. Bei Machtfragen fällt er flach.

Andreas Mertens / 02.06.2019

Das sich Politiker oft nicht um die Gesetze scheren die sie ihren Untertanen aufoktroyieren ist hinlänglich bekannt Derer Schandtaten füllen ganze Bibliotheken. Sie tun und taten dies aber zumeist hinter vorgehaltener Hand. Unter dem Überwerfen des fadenscheinigen Deckmantels des “Anstandes”. Selbst der größte Schuft ist sich bewusst das es eines Mindestmaßes an Anstand bedarf um ein Schuft zu sein zu können. Selbst die Mafia besitzt ihren eigenen Ehrenkodex. Wenn allerdings die Politik anfängt sich jenes fadenscheinigen Mäntelchens zu entledigen, wenn das reine “Leckt uns am Arsch .. wir haben die Macht” regiert, dann ist die letzte Hemmung gefallen. Dann gilt Nichts mehr. Dann muss denen da Oben aber auch klar sein: Der Souverän, das sind Millionen. Der Souverän stellt “eure” Krankenschwestern, “eure” Polizisten, “eure” Fahrer, “eure” Ärzte, “eure” Verkäufer, “eure” Bodyguards, “eure Köche” etc.  Schreibt es euch hinter die Ohren: Der Souverän muss Garnichts! Er muss euch nicht bekochen, beschützen, pflegen oder euch operieren. Wenn der Souverän es will, seid Ihr völlig allein. Der Souverän muss in keinster Weise seine Hand gegen Euch erheben. Es reicht Euch völlig in Acht und Bann zu stellen und keine Herrscher erlebt das nächste Jahr.

Markus Schmidt / 02.06.2019

Ich stelle mir vor, ein AfD Politiker würde ein Video verbreiten, in dem er vorführt, wie man Leihfahrräder knackt. Ich glaube, da würde die ARD um 20:15 Uhr einen “Brennpunkt” einschieben.

Karsten Dörre / 02.06.2019

Früher zerbrach man sich den Kopf, wie der Alltag einfacher zu gestalten werden konnte. Heute zerbricht man sich den Kopf, wie man den Alltag erschweren könne. Im Grunde will die Öko-Grünen-Religion einen Kommunismus durch die Hintertür: Landwirtschaft alter Tradition ohne Hungerjahre (Missernten) auszukommen, Mobilität auf das Geringste reduziert, Meinungsgleichschaltung und nebenher die fixe Idee Natur einzuschränken, indem z.B. das Klima sich nicht ändern dürfe.

Christa Born / 02.06.2019

Da hat’s der kleine Kim von Nordkorea besser. Er hat alles vergesellschaftet, er nimmt für sich selbst nur was er wirklich braucht, und er darf hinrichten wen er nicht mag (Unterhändler, Konterrevolutionäre, auch Klimaleugner wenns ihm denn passt). Stalin war übrigens auch supi, Mao sowieso. Soweit sind wir noch nicht wieder, da ist ja noch diese Scheindemokratie, aber einsperren wär mal ein guter und mittlerweile mehrheitsfähiger Anfang, wenns z. B. um Klimaleugner geht. Im (wahren) Sozialismus gibts bekanntlich keine Verbrechen mehr, ausser natürlich die Leugnung desselben.

Lef Kalender / 02.06.2019

Komischerweise merkt keiner (auch nicht Dirk), dass es genau das Gegenteil ist, was beworben wird. Ein Leihfahrrad klauen, ist genau das Gegenteil von Vergesellschaftung: Es wird gerade das Fahrrad, das allen zur Verfügung stehen soll, privatisiert.

Michael Plössner / 02.06.2019

“Der Mord in den Analen”... Sehr witzig.

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