Der Sonntagsfahrer: Es lebe das deutsche Meldewesen!

Deutschland ist ein Abgrund aus Hassrede, Rassismus, Sexismus und dergleichen. Wir brauchen daher dringend eine Meldequote! Ferner sollte flankierend eine Jubelquote eingeführt werden.

Nachdem ich gestern hier auf dieser Seite von Hubertus Knabe über die Fortschritte im deutschen Meldewesen informiert worden bin, habe ich beschlossen, mich diesbezüglich voll einzubringen. Ich bin nämlich der Meinung, dass die Bundesregierung ihr Vorhaben viel zu zögerlich angeht. 100.000 Meldestellen, bei denen Beschäftigte Hinweise auf Straftaten melden können, sind angesichts von 83,2 Millionen Einwohnern einfach viel zu wenig. Das Hinweisgeberschutzgesetz verdient eine wirklich lückenlose Meldestellen-Infrastruktur, wobei sich Public-Private Partnerships ja bereits bewährt haben.

So könnte man die Zahl der Meldestellen unbürokratisch verdoppeln, indem man die etwa 100.000 Ladestellen für Elektroautos in das Meldewesen miteinbezieht, da die Betroffenen dort meist genügend Zeit für ein oder zwei Meldungen zwischendurch haben. Man sollte dort Meldebriefkästen aufstellen, in die anonyme Meldebriefe eingeworfen werden können. In Anlehnung an die sogenannte Babyklappe könnte man diese Einrichtung „Meldeklappe“ nennen. 

Ich bin sicher, dass auf diesem Gebiet zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen werden: Die Meldestellen-Industrie ist die einzige Industrie, die in Deutschland rapide wächst, der ifo-Geschäftsklimaindex wird in diesem Bereich bald stark nach oben ausschlagen. Ich finde es deshalb sehr bedauerlich, dass der Gesetzgeber Meldestellen in Betrieben erst ab 49 Beschäftigten vorschreibt, hier entsteht eine Meldelücke, die starke Zweifel an der Meldegerechtigkeit in diesem Lande aufkommen lassen. 

Nach der Meldeparty melden wir uns gegenseitig

Als solo operierender Freiberufler fühle ich mich stark benachteiligt, ich kann mich weiterhin nur bei mir selbst beschweren, respektive bei meiner privaten Meldestelle. Die heißt Sabine und hat diese Aufgabe aus altruistischen Gründen übernommen. 

Nicht verheiratete oder nicht in einer Partnerschaft lebende Freiberufler und Inhaber von Kleinbetrieben haben praktisch keine Möglichkeit, sich bei Anfällen von Hassrede, verstecktem Rassismus oder Sexismus unbürokratisch selbst zu melden. Deshalb bedarf es eines finanziellen Anreizes, damit sie diese Aufgabe übernehmen. Ich schlage eine steuerfreie Meldepauschale von 2.500 Euro vor, für alle jene, die sich die Mühe machen, sich selbst zu melden. Um das Meldeaufkommen noch weiter zu stärken, könnten die Kommunen auch sogenannte Meldepartys veranstalten, bei denen sich mehrere Freiberufler oder Kleinunternehmer bei einem Freibier treffen, um über die Mitglieder der Bundesregierung zu sprechen und sich anschließend gegenseitig zu melden.

Auch der Bereich für Spontanmeldungen scheint mir unterversorgt, schließlich kann sich Meldedruck überall und jederzeit aufbauen. Deshalb sollten sämtliche Feuermelder auf diese Zusatzfunktion umgestellt werden. Per einfachem Knopfdruck kann dann eine Meldung über einen entsprechenden Verstoß übermittelt werden. Bei dieser Form der Meldung weiß die Meldestelle nicht, wer gemeldet hat und auch nicht, wen er gemeldet hat. Der Melder muss bei seiner Meldung auch keine konkrete Person im Sinne haben, da ja in diesem Land ständig irgendjemand etwas sagt, das geeignet ist, den Staat und seine Repräsentanten zu delegitimieren. Der Missetäter wird deshalb nach dem Erklingen des Feueralarms im Losverfahren vom Einwohnermeldeamt ermittelt, weiß also nicht, warum er von wem verpfiffen wurde. Er muss lediglich seine Unschuld beweisen. 

Auch die Fundbüros scheinen mir geeignet

Ähnlich wie die Feuermelder sollten auch Notrufsäulen an den Autobahnen und öffentliche Sanifair-Toiletten in das deutsche Meldesystem einbezogen werden, damit wir in die internationale Spitzenversorgung vorstoßen. Auch Zugbegleiter und Taxifahrer, Angehörige der Pflegeberufe, Ärzte und Arzthelferinnen, sowie alle Angehörigen des öffentlichen Dienstes sollten sorgfältig geschult werden, damit sie unbürokratisch Meldungen entgegennehmen können. Auch die Fundbüros scheinen mir für den neuen Aufgabenbereich geeignet.

Um das allgemeine Meldebewusstsein zu stärken, sollte auch unbedingt über sogenannte „Incentives“, also Belohnungen nachgedacht werden. Schließlich sind die Meldestellen gehalten, auch von sich aus initiativ zu werden. Ähnlich wie bei der Stärkung des Impfgedankens könnte pro Meldung ein Gutschein für eine Bratwurst oder eine Tüte Gummibärchen überreicht werden. Alle Meldungen könnten darüber hinaus in eine große Jahresendtombola gegeben werden, die sogenannte „Meldespirale“, bei der als Hauptgewinn eine Sofortrente in Höhe von 10.000 Euro pro Monat winkt, damit der Gewinner sich fortan vollkommen seiner Meldetätigkeit widmen kann.

Nun gibt es, ähnlich wie bei den Impfmuffeln, auch Meldemuffel, die sich dem Meldewesen hartnäckig verweigern. Hier empfiehlt es sich, den bisherigen Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zu folgen und eine entsprechende gesetzliche Meldequote einzuführen. Denn wer nicht meldet, ist unsolidarisch und macht sich der unterlassenen Meldeleistung schuldig. Vorschlag für eine entsprechende Kampagne: „Wer nicht meldet, darf nichts mehr zu melden haben!“ 

Die gesetzliche Meldequote sollte ferner von einer Jubelquote begleitet werden. Hierbei melden Bürger in einem gesonderten Formular herausragende Leistungen der Bundesregierung, positive Wirtschaftszahlen und gesellschaftliche Durchbrüche wie das Selbstbestimmungsgesetz, um ein Zeichen zu setzen. Als vorbildlich auf diesem Weg dürfen die Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten angesehen werden, deren Jubelquote schon heute deutlich über 90 Prozent liegt. 

 

Dirk Maxeiner ist einer der Herausgeber der Achse des Guten.Von ihm ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

Foto: Montage Achgut.com/Pixabay/Imago

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Ulrich Viebahn / 27.08.2023

Lach. Aber wir müssen auch etwas praktisches tun: Kann man sich nicht Falschmeldungen ausdenken? Und die Ämter damit fluten?

Angela Seegers / 27.08.2023

Das Denunziantentum erlebt immer wieder Hochzeiten. Es ist nie verschwunden, nur überdeckt. Ein ängstlicher Mensch fürchtet sich in der Regel, vor vielem. Um dem zu entkommen, denunziert er, um sich als der Gute zu fühlen. Mit Corona fing eine neue Hochzeit der Denunzianten an. Am eigenen Ohr vernommen. Der gemeine Deutsche mit seiner German Angst ist zurück. So einen Wahnsinn noch mal zu erleben, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Ingo Schöler / 27.08.2023

Die Vorteile des Meldesystems können noch viel weiter gefaßt werden: Sämtliche öffentlichen Toiletten in Innenstädte, Ämtern und Behörden so wie die Toiletten in Unternehmen über 49 Hanseln könnten abgeschafft werden, weil sich die Leute ja gegenseitig anscheißen können. Auch für den Bundestag und die Regierungsgebäude wäre das zu prüfen. Was für ein Segen für die Klärwerke.

Talman Rahmenschneider / 27.08.2023

Das mache ich Ihnen, Herr Maxeiner, die deutsche Hassrede: Der Bayer ist von einer seltenen Einfalt, wie man sie nicht einmal im Wald hinter Bludenz oder der Deutschschweiz wiederfindet. Wenn er damit sein Vieh hütet, ist er gut aufgehoben, denn das kanner. Gefährlich wird der Bayer erst, wenn er zu Geld kommt, denn dann sieht er nur noch Geld und wird raffgierig. Es gibt großartige, auch prominente, Beispiele der Einfalt, die König Ludwig I mit seinem Eisenbahnbau und wirtschaftlichen Aufschwung nicht beseitigen konnte. Die Landschaft kann nix dazu, sie ist halbwegs schön, nicht so schön wie die Tauern, das Berner Oberland oder die Dolomiten, aber ein bisschen schön. Daher hat der Bayer etliche Fremde, die er Zugroaste zu nennen pflegt, deren Geld er liebt, die er aber heimlich verachtet, weil sie den Lugana oder den Primitivo dem Maßkrug vorziehen und nicht schuhplattlern können. Wir Deutschen sind daher ein glückliches Volk, da uns der Bayer, bzw, der Franke, an der Spitze des Staates erspart blieb. Wir bekamen nur das zweitschlimmste Übel. Dem hier Geschriebenen kann man nur entgegenhalten: Dem ist eine Laus über die Leber gelaufen, und fürwahr, so war’s. Ein bayerisches Weib von seltener Einfalt, die jeden Bauern toppt, den wir trotz allem gelten lassen wollen, auch wenn er samstags bei Kaiserwetter mit seinem Odel jede Einladung verdirbt, ist die Laus. Servus. Ach ja, sagt man Servus zum Bayern oder gar pfiati, antwortet er auf hochdeutsch. Also: Mühe geben lohnt gar nicht. Das bayerische Weib hat oft Haare auf den Zähnen und zuviel Holz vor der Hüttn, und vielleicht ist der Don Alfonso deswegen unverheiratet geblieben, vorsichtshalber.

Armin Reichert / 27.08.2023

Ich habe letztes Jahr(?) Sarah-Lee Heinrich (Grüne) bei der Staatsanwaltschaft Köln wegen Volksverhetzung und anderen Straftaten angezeigt. Wurde abgeschmettert. Die 14-seitige Begründung kann ich der Redaktion gerne zur Verfügung stellen, hab mir das von der StA Köln zusichern lassen.

Wilfried Cremer / 27.08.2023

...oder Misstrauen & Unglaube.

Jürgen Fischer / 27.08.2023

@T. Schneegaß, »Es ist überhaupt sehr schön zu beobachten, wie sich der Sport dem Niedergang dieses Landes anschließt.« Und diesmal – bei der Leichtathletik-WM – ganz ohne Regenbogen-Armbinden und sonstigem Gehabe, das muss man erstmal schaffen.

Armin Reichert / 27.08.2023

@A. Ostrovsky Natürlich habe ich das gemacht und zwar auf dem Portal: “Hessen gegen Hetze”

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Dirk Maxeiner / 28.04.2024 / 06:15 / 84

Der Sonntagsfahrer: Ich sage nur China, China, China

Der chinesische Geheimdienst weiß in jedem Fall besser Bescheid über deutsche Regierungsvorlagen als der von der Berliner Falun-Gaga-Sekte informierte Wirtschaftsminister.  In Deutschland leben etwa 150.000 chinesische…/ mehr

Dirk Maxeiner / 21.04.2024 / 06:15 / 121

Der Sonntagsfahrer: Fahrverbote und Gesetze, die niemand einhalten kann

EU und Bundesregierung verabschieden immer weltfremdere Gesetze und schreiben Lösungen vor, die es schlicht nicht gibt.  Der sogenannte Klimaschutz wird dabei immer menschenfeindlicher, der Bürger willkürlich…/ mehr

Dirk Maxeiner / 14.04.2024 / 06:15 / 62

Der Sonntagsfahrer: Der Augsburger Gasballon

Augsburg ist eine Stadt von Friedensfreunden. Die schritten vergangene Woche aber zur Generalmobilmachung. Grund: Das Gasnetz soll früher oder später weg. Wenn es um Friede,…/ mehr

Dirk Maxeiner / 07.04.2024 / 06:00 / 119

Der Sonntagsfahrer: Betteln um die Pleite

Trotz der gescheiterten E-Auto-Wende betteln einflussreiche Autohersteller darum, das Verbrennerverbot nicht infrage zu stellen. Die Wünsche der Kunden sind längst egal. Wer hält länger durch? Die…/ mehr

Dirk Maxeiner / 31.03.2024 / 06:15 / 58

Der Sonntagsfahrer: Ich will nachhause telefonieren

Der erhobene Zeigefinger liegt schon länger voll im Trend. Nationalspieler Antonio Rüdiger machte den ET und auch allerhand weitere Berühmtheiten gestikulieren, bis der Arzt kommt.…/ mehr

Dirk Maxeiner / 24.03.2024 / 06:15 / 88

Der Sonntagsfahrer: UN verbietet VW-Up

Handelt es sich bei einigen Autos, darunter beliebte Volkswagenmodelle, um gemeingefährliche Cyberwaffen? Nach UN-Vorschriften ja. Deshalb dürfen sie ab Juli in Europa nicht mehr verkauft werden. Was…/ mehr

Dirk Maxeiner / 17.03.2024 / 06:15 / 72

Der Sonntagsfahrer: Glückskekse von Habeck

Die Äußerungen führender Ampelpolitiker wirken wie die Botschaften, die in chinesischen Glückskeksen enthalten sind. Der Konfuzius dieser Stilrichtung ist Robert Habeck und sein treuer Knappe…/ mehr

Dirk Maxeiner / 10.03.2024 / 06:05 / 57

Der Sonntagsfahrer: Das Verbrenner-Aus-Aus

Die EU will das Verbrenner-Aus beenden und der Bundesrechnungshof charakterisiert die Energiewende als Blindgänger. Das Aus-Aus wird zum direkten Nachfolger des Doppelwumms. Als Zweikreisbremsanlage wird…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com