Parallelgesellschaften in Deutschland? Gibt es nicht, sagen die einen. Gibt es doch, bekommen andere zu spüren: krankenhausreif geschlagen oder zu Tode geprügelt, wie der in Augsburg "zu Tode gekommene" Feuerwehrmann.
Eine randalierende Gang, sieben junge Männer im Alter von 17 bis 20 Jahren, war das Opfer angegangen. Tödlich getroffen von einem Faustschlag gegen den Kopf ging der 49-jährige Familienvater zu Boden. Der Haupttäter Halid S. wurde danach schnell dingfest gemacht und noch schneller als „Deutscher“ identifiziert.
Wie seine Kumpane soll er in Augsburg geboren sein. Alle hätten sie, so die Augsburger Allgemeine unterdessen, einen „Migrationshintergrund“. Neben dem deutschen verfügt Halid S. über einen türkischen und einen libanesischen Pass. Von „anderen Staatsangehörigkeiten“ sprach die Süddeutsche Zeitung gewohnt zurückhaltend.
Weniger verschwiemelt heißt das: Außer einem Italiener entstammen die Täter dem Milieu der arabisch-islamischen Zuwanderer. Aufgewachsen sind sie in einem familiären und gesellschaftlichen Umfeld, das die moralischen Vorstellungen der Urväter bewahrt. Dass das nicht für alle gilt, nicht einmal für die Mehrheit, steht außer Frage. Ebenso liegt aber auf der Hand, dass die Zahl derer wächst, die sich ihr vermeintliches Recht schon auf den Schulhöfen gewalttätig verschaffen.
Alte Tradition oder blanke Barbarei
Abgeschottet im autoritären Klima der religiösen Herkunft handeln die jungen Moslems, wie sie von den Alten erzogen wurden, nach dem Faustrecht überkommener Verhältnisse. Wenn sie sich in der „Ehre“ verletzt fühlen – und sei es nur durch die Aufforderung, sich in der Öffentlichkeit etwas gesitteter zu verhalten –, üben sie Rache nach der Vorfahren Art.
Das kann man so oder so betrachten, als eine enge Verbundenheit mit der Tradition oder als einen Ausbruch blanker Barbarei. Es ändert nichts an der Existenz einer Parallelgesellschaft, die sich zur Bedrohung der Zivilisation auswächst. Wer das übersieht, macht sich, bewusst oder unbewusst, der Vertuschung schuldig.
Wenn Leute wie Halid S. zuerst und juristisch korrekt als „Deutsche“ identifiziert werden, ohne dass ein Wort über deren geistige Existenz in einer Community jenseits des bürgerlichen Rechtsstaates verloren wird, dann läuft das auf die moralische Anerkennung ihrer abgesonderten Gesellschaft innerhalb der bürgerlichen hinaus.
Wer das für geboten und richtig hält, sollte aber auch kein weiteres Wort über die Verteidigung „unserer Werte“ verlieren, wie es etwa Markus Söder nach der Ermordung des Augsburger Feuerwehrmannes tat. Besser wäre es, wenn er kurz darüber nachdenken würde, wie es sein kann, dass ein 17-Jähriger, der hier geboren wurde, keine Ahnung hat, wo er lebt.