Wir sind aber noch nicht am Ende. Der Film läuft noch.
Was hat sich wirklich seit 80 nach Christus (Eröffnung des Kolosseums in Rom) verändert? Brot und Gladiatorenspiele erfreuen sich auch heute größter Beliebtheit, sind lediglich unblutiger aber im Kern dasselbe geblieben - Seien es Sportveranstaltungen, Superhelden-Filme oder die Galadiatorenspiele der Pokemon-Kreaturen. Das einzige, was sich wirklich bis heute weiterentwickelt hat, sind unsere Werkzeuge.
Progressive stechen meiner m.M nicht selten durch genau jene Denkweisen und Handlungsformen heraus, die sie glauben im Fortschrittsprozess hinter sich gelassen zu haben. Und exakt dieser Glaube steht einer unentbehrlichen Selbstreflexion im Wege, die es ermöglicht zu erkennen, dass z.B Faschismus nicht im alten , sondern im antifaschistischen Gewande zurückkehren kann.
Ideengeschichtlich ist die Idee eines permanenten Fortschrittes im Sinne von “Besser” eine höchst moderne und weitgehend auf den “Westen” beschränkte Sichtweise. Übrigens hat Fukujama, trotz des reißerischen Titels, in seinem bekannten Werk nie behauptet das es nicht zu schweren zivilisatorischen Rückschritten in jeder beliebigen Region kommen kann. Für Länder wie Afghanistan war er sich sogar sicher. Seine Aussage war eine Andere. Er hat die Frage behandelt ob heute noch die Idee von Freiheit und individueller Autonomie global wieder vollständig verschwinden kann, wir das bereits mehrfach passiert ist. Er hat die Auffassung vertreten das das heute unwahrscheinlich ist, sofern nicht eine Superkatastrophe wie ein globaler thermonuklearer Krieg eintritt. Er hat das auch gut begründet. Im Ergebnis bedeutet das, dass “dunkle Zeitalter” zwar auch in Zukunft kommen können und kommen werden aber räumlich und zeitlich relativ begrenzt sein werden. Was er nicht gesehen hat (ich auch nicht) ist das sich die gesamte “freie” Welt tatsächlich in einen vollständig synchronen Selbstvernichtungsprozess begeben könnte. Das Einige durchknallen ist eine Binse das alle gleichzeitig und in die selbe Richtung durchknallen hat er sich nicht vorstellen können.
Erich Kästner, Die Entwicklung der Menschheit, letzte Strophe: ....so haben sie mit dem Kopf und dem Mund den Fortschritt der Menschheit geschaffen. Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet sind sie im Grund noch immer die alten Affen.
Warum sollten dumme Eltern kluge Kinder bekommen? Für die Intelligenz der Menschheit gilt die Gauß’schen Normalverteilung: Wenig ganz Blöde, jede Masse Durchschnitt und ganz wenig Kluge. Da Intelligenz kein Selektionskriterium ist, also ganz Intelligente nicht mehr Kinder durchbekommen (Darwin hat beispielsweise 3 seiner Kinder begraben), kann die Menschheit nicht intelligenter werden. Und dadurch sind Aberglaube und Unwissen heute nicht seltener als anno dunnemals. Ganz einfach.
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