Henryk M. Broder / 20.07.2019 / 12:00 / Foto: Andrea Schaufler / 58 / Seite ausdrucken

Der deutsche Urwald

Der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller – nicht zu verwechseln mit dem Fußballer gleichen Namens – hat Brasilien bereist und noch vor Ort an die brasilianische Regierung appelliert, „neue Rodungen im Amazonas-Regenwald zu stoppen“, das „sei zentral für den weltweiten Klimaschutz“, so hieß es in der Tagesschau, die ein Team mit auf die Reise in den Regenwald geschickt hatte.

Anders als der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit will der brasilianische Ministerpräsident, der – wie es wenig später hieß – der Agrarlobby nahesteht, „weitere Rodungen aus wirtschaftlichen Gründen zulassen“, um Platz für Ackerbauern und Rinderzüchter zu schaffen. Damit ist der deutsche Minister gar nicht einverstanden, denn Deutschland investiert bereits „für den Schutz des Urwalds und indigener Völker“.

Man könnte sagen: So wie die deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigt wird, so schützt Deutschland auch das Weltklima am Amazonas. „Der Regenwald ist von herausragender Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität und insbesondere des Weltklimas“, sagt der Minister.

Entwaldungsfreie Lieferketten für Soja

Deswegen fordert Müller einen „nachhaltigen Handel, besonders bei Soja“, beim Handel mit Brasilien und anderen südamerikanischen Staaten werde es „darum gehen, entwaldungsfreie Lieferketten zu vereinbaren; der Druck von Sojaanbau und Rinderhaltung darf nicht weiter in den tropischen Regenwald hineingetrieben werden“. 

Unter normalen Umständen würde man eine solche Stellungnahme eines deutschen Ministers als Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines souveränen Staates ansehen. Aber die Umstände sind eben nicht normal.

Richtete sich der deutsche Ehrgeiz mal darauf, im Handel „Exportweltmeister“ und im Fußball „Weltmeister der Herzen“ zu sein, so will man heute eine „Führungsrolle“ beim Klimaschutz und bei der Aufnahme von Flüchtlingen übernehmen. Kein Politiker sagt zwar „Germany first“, aber genau das ist gemeint, wenn von einer „Führungsrolle“ die Rede ist. Mit weniger geben sich deutsche Politiker nicht zufrieden.

Mögen daheim Wälder für den Anbau von Windrädern geopfert und tausende von Vögeln geschreddert werden, wir schützen den Regenwald am Amazonas und sorgen uns um den Lebensraum der Eisbären in der Arktis.

Zuerst erschienen in der Zürcher Weltwoche

Foto: Andrea Schaufler CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Andreas Kleemann / 20.07.2019

Öko-marxistische Missionare aus Deutschland im brasilianische Urwald, die dem Präsidenten eines der größten Länder der Erde erklären, was zu tun ist. Und zu Hause nicht mal nen Flughafen mehr bauen können. Das ist Monty-Python Realsatire, oder?

Fridolin Kiesewetter / 20.07.2019

Man kann froh sein, daß wenigstens die von uns belehrten ausländischen Politiker genug Takt besitzen, derartige Anmaßungen stillschweigend und diplomatisch über sich ergehen zu lassen. Sie werden sich ihr Teil denken.

Wolfgang Kaufmann / 20.07.2019

Wir danken Gott, dass wir eine Nation von geborenen Führern sind und nicht so Untermenschen wie die da im Busch. Soweit die Selbstwahrnehmung unseres Volkes. – Für die 195 anderen Völker dieser Welt sind wir nichts als ein Haufen ungehobelter Rüpel, die sich an keinerlei Regeln und Absprachen halten. Wohlstandsverwahrlosung im Endstadium.

B.Klingemann / 20.07.2019

Volltreffer, Herr Broder! Als ich jüngst die Bilder von Müller mit offenem Hemd durch den Regenwald stapfend sah, ahnte ich, was kommen sollte. Ich glaube, Sie sagten es neulich: Die rauchen alle dasselbe Zeug…

Anders Dairie / 20.07.2019

Gerd MÜLLER/CSU   hat kürzlich 500 Mio. Euro in Afrika investiert.  Wurde rückversichert,  dass das Geld ausnahmsweise mal nicht auf Schweizer Nummern-konten landet ?  Oder doch eher,  wie immer ?  Dem doch ziemlich tatkräftigen Staatspräsidenten,  BOLSONARIO, vorzugeben, was mit deutschen Geldern zu machen ist,  ist zumindest frech.  Weil diese Nachricht nicht für brasilianische, sondern für deutsche Ohren bestimmt war.  Eine deutsche Abordnung wollte wohl ihren Auslandseinfluss darstellen.  Was geschehen wird ?  Sie werden das geschenkte Geld nehmen und sich einige Lacher erlauben:  Über Herrn Gerd Müller. Wenn daraufhin einige Bestellungen bei deutschen Firmen eintreffen,  ist es doch verlorene Kohle.

S. v. Belino / 20.07.2019

Natürlich tut es auch mir um jeden Hektar Urwald, der der ‘Kettensäge zum Opfer fällt, entsetzlich leid. Dennoch sollten wir uns hierzulande fairerweise eingestehen, dass auch das Gebiet, die sich heute Deutschland nennt, einmal flächendeckend mit Urwäldern überwachsen war. Im Laufe der Jahrtausende, dann der Jahrhunderte, wurden auch diese, unsere Wälder kontinuierlich abgeholzt. Holz war und ist ein enorm wertvoller Rohstoff. Er trug und trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung und damit zum Wohlstand unserer Gesellschaft in hohem Maße bei. Während man das Holz vielfältig nutzte, entstanden gleichzeitig willkommene Weide- und Anbauflächen. - Es gab eine Zeit, in der z. B. der heutige Schwarzwald fast gänzlich abgeholzt war. Ursprünglich war er ein Mischwald, und heute bemüht man sich, ihn zumindest teilweise als solchen wieder herzustellen. - Erfreulicherweise ist Deutschland heute noch zu etwa einem Drittel von Wald bedeckt. Urwälder sind es nicht mehr, sondern zum weitaus größten Teil Wälder, in denen eine nachhaltige Forstwirtschaft betrieben wird. Dieses verbliebene Drittel wird also durchaus auch wirtschaftlich genutzt. Zahl und Fläche der “noch einigermaßen echten, also der sich weitgehend selbst überlassenen, deutschen Ur-Wälder” ist - ausnehmend euphemistisch ausgedrückt - überschaubar. - Angesichts unserer eigenen Holz-Geschichte steht es uns also absolut nicht an, gegenüber anderen Ländern der Erde den Ökomoral-Apolstel zu mimen und ein peinlich oberlehrerhaftes Verhalten an den Tag zu legen. Wir haben keinerlei Rechtsanspruch, irgend jemandem auf der Welt diesbezüglich Vorschriften oder gar Vorwürfe zu machen. Erpressungsversuche ziemen sich angesichts unzähliger eigener “Sünden” nicht. Wenn man meint, dass die wenigen verbliebenen Urwälder auf der Welt um jeden Preis zu schützen sind, muss man konsequenter Weise den wirtschaftlichen Verlust der “Eigentümer-Länder” kompensieren. Mit anderen Worten, man muss zahlen. Und zwar kräftig.

alberto lopez / 20.07.2019

da kommt so eine schlauer Herr aus Deutschland und meint über solche Länder urteilen zu können Kennt da aber weder Mentalität noch die Probleme z.b das unfassbare Bevölkerungswachstum z.b das die Kleinbauern fast nicht von ihren Produkten leben können z.b ich habe selber so eine kleine Farm ,man bezahlt mir 1.5 euro für 40 Kilo Bananen oder 10 cent für ein Kilo Avocados ja ,das problem wäre lösbar indem man die Bauern eben Subventionen bezahlt ,damit es wenigstens zum leben reicht zudem geht es bei der Abholzung wenn sie nicht von Grosskonzerne gemacht wird wie eigendlich fast immer ,darum sich Land anzueigenen auf das man Rinder stellen kann und dass mit der Zeit auch Wert gewinnt jeder Quadratmeter Regenwald den man sich aneignet bringt auf die Dauer eben viel Geld Der Regenwald ist ja ansich herrenlos und holzt man aber kümmert das niemand

Sepp Kneip / 20.07.2019

Wenn es mit der Wirtschaft nach unten geht, fliegt dieser ganze grüne Schwindel auf. Mir ist es einfach unerklärlich, dass der Bürger in Deutschland dieser Heuchelei der Grünen erliegt. Dabei meine ich nicht nur die Grünen bei den Grünen, sondern auch die Grünen in den anderen Parteien. Widerlich.

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