Die in diesen Text eingeflossenen Gedanken von Thomas Rietzschel sind allemal mehr wert als die stundenlange Ausbreitung artiger Vermutungen mit einem Hinweis auf “die Geschichtsschreibung in 10 Jahren” (zweimal gehört in den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten). Das würde bedeuten: Abwarten und Tee trinken. In der Zwischenzeit kann der Ex-General Kujat das Putschen als Straftat erklären und prominente muslimische Islamerklärer darlegen, dass “die Kurden” und “das Ausland” dahinter stecke. Die Schnelligkeit, in der sich Erdogan sicher fühlte und von einem “Gottesgeschenk” jubelte, spricht eine andere Sprache. Die knapp 300 und vermutlich weitere Todesopfer sind noch nicht zugeordnet. Der nächtliche “Antiputsch” tausender Türken - auch in Deutschland - weist auf gut funktionierende Organisation hin. Kein Wunder im Zeitalter der flash mobs.
Mich hat stutzig gemacht, dass Erdogan seine Untertanen ermutigt hat, sich gegen die Panzer zu stellen, was einige besonders Mutige theatralisch darzustellen wussten. Sinngemäß schob er noch nach, dass von den Putschisten nichts zu befürchten sei. Der Regisseur hat alles im Griff und er weiß, wovon er spricht. Dass es dabei dennoch Tote gab, ist wahrscheinlich nicht dem Durchsetzungswillen der Putschisten geschuldet, sondern eher Missverständnissen und maskuliner Überhitzung seiner Anhänger zuzuschreiben, die politisch gesehen noch an den Weihnachtsmann glauben. Und wo und wie sind denn so viele Leute umgekommen? Ich habe nur ein paar Särge gesehen und Militär, was ständig in die Luft geschossen hat. Sorry, aber da haben die Bilder vom Maidan 2013 bei mir einen ganz anderen Eindruck hinterlassen. Aber es wäre ja schön, wenn die Anzahl der Toten ebenfalls nur “getürkt” sind.
Also ich schließe mich dem Kommentar von Johannes Fritz an: Plausibler ist, dass ein echter Putsch geplant war, Egowahn rechtzeitig durch den Militärgeheimdienst davon Kenntnis bekam und das zu seinem Vorteil nutzte. Ähnlich wie Roosevelt 1941 von seinen Geheimdiensten rechtzeitig im Vorfeld vom Angriffsplan der Japaner auf Pearl Harbor informiert war aber nichts unternahm (außer die Flugzeugträger unter einem Vorwand rechtzeitig auf Manöver zu schicken) damit er einen Grund vorweisen konnte, um sein Volk davon zu überzeugen, dass die USA in den 2. Weltkrieg eintreten.
Schlechte Witz? Das war Erdogans Reichstagsbrand. Und wie damals wurden auch sofort tatsächliche und vermeintliche Gegner verhaftet. Die Listen waren wohl auch schon lange vorbereitet. Ich bin gespannt, wann die Verfassung den Wünschen des Führers (darf man das schon sagen?) angepasst wird.
Danke, Herr Rietzschel. Soweit ich es überblicke, sind Sie der erste, der das Offensichtliche abseits der Kommentarspalten unmißverständlich benennt.
Soweit, so schlecht. Doch Erdogan ist bestimmt kein Autist. Das sind kranke Menschen, die sich das nicht ausgesucht haben. Diese Bemerkung ist überflüssig!
Dass die Sache ein - wie der Schwabe sagt - Gschmäckle hat, ist klar. Plausibler jedoch als die Inside-Job Erklärung scheint mir, dass der Lideri von Putschplänen Wind bekam und, dumm ist er nicht, sie für seine Sache nutzte. Es wird berichtet, dass die Putschisten verfrüht losschlugen, weil sie Angst bekamen, dass die Sache durchgesickert war. Es ist von Tagen und Wochen die Rede. Zeit genug also, ein ordentliches “Geschenk Allahs” daraus zu machen.
eventuell erspart es uns die Türkei Visafreiheit und den EU Beitritt… wenn es dennoch dazu kommt ..weiß man klar welche Art von Politikern bei uns am Ruder sind…
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.