Das Volk habe sich von der Politik entfernt, entrüstete sich kürzlich in einer Talkrunde ein Elite-Vertreter. Der Gedanke, dass sich die Politik vom Volk entfernt hat, kam ihm gar nicht. Sind diese Meinungsführer überhaupt noch zur Selbstreflexionen in der Lage? Mir erscheint mittlerweile “nein”. Der Elite-Körper, an dem das 24-Stunden-Umfeld nagt und der sich selbst Verfolgung aussetzt, erscheint mir ausgesprochen krank. Das sich die gesamte Hierarchie bei den Zwangsgebührensendern mittlerweile im Paralleluniversum angelangt ist, liegt daran, dass man Karriere dort nur aalglatt hinbekommt - mit einer schlafwandlerischem, opportunen, meinungsgeglätteten politschen Korrektnis. Einen ähnlichen Effekt beobachtet man bei den “etablierten Parteien”. Ich weiß nicht, vor wem ich mehr Angst haben muss: Vor Zeigefinger-Typen und dämagogisierenden Verdächtigern wie Heiko Maas, oder dem besorgten Bürger, der begründet Zustände ausspricht und damit verhindert, dass zur Verhinderung dergleichen gleich eine Revolution ausbrechen muss.
“Aber ganz besonders bezeichnend ist diese Headline von SPIEGEL ONLINE (SpOn): „Clinton landesweit mehr Stimmen als Trump“. Eine glatte Lüge, weil SpOn im Artikel selbst eingeräumt hat ...” Und genau deshalb werden derartige Medien als “Lügenpresse” bezeichnet. Und sie scheinen sich darüber auch noch zu wundern und weisen es empört von sich.
Es wird noch weiter polarisiert, ausgegrenzt und mit simplen Feindbildern operiert werden, bis die ersten 5% ggf. den Geruch aufnehmen, daß sich der Wind der Tendenzen dreht und die 95% nicht mehr sicher davon ausgehen können mit purer Gesinnungsschreibe ihre Ciabatta Brötchen zu verdienen. Bis dahin gibt es Signale aus einer bizarren Parallelwelt, die sich jedem einigermaßen integren Intellekt verschließt. Informationsdienstleister ist den Selbstgefälligen viel zu profan, Volkserzieher doch viel erhabener fürs Selbstwertgefühl…
Danke für diesen guten, unaufgeregten und die traurige Wahrheit unseres Qualitätsjournalismus treffend beschreibenden Artikel. Ich habe die Faxen dicke und werde mein ZEIT-Abo kündigen.
Sehr guter Beitrag! Clinton hat übrigens über alle Bundesstaaten gerechnet tatsächlich mehr Simmen geholt als Trump. Das ist aber völlig irrelevant, da das Amerikanische Wahlrecht etwas anderes vorgibt. Daher mal die Gegenfrage stellen: Welche Wähler haben bei uns Merkel oder Gauck gewählt? Antwort: niemand! Der Präsident und der Kanzler werden in unserem Wahlsystem von den Parteien ausgekungelt!
Ich bin wirklich der Letzte, der den SPIEGEL verteidigen will. Aber derzeit hat (laut cnn) Hillary fast 600 000 Stimmen Vorsprung. In Arizona müssten (ebenfalls laut cnn) jetzt noch gut 500 000 Stimmen bei der Auszählung fehlen. Je weiter die letzten Tage die Stimmenauszählung fortgeschritten ist, desto größer ist der Vorsprung von Hillary beim popular vote geworden. Donald Trump ist nicht von der Mehrheit der Wähler (und schon gar nicht von der Mehrheit der Amerikaner) gewählt worden, daran ist nicht zu rütteln. Wenn schon fact-checking, dann bitte richtig.
Wow! Einfach genial gedacht und geschrieben lieber Ben Krischke. Jeder Satz ein logischer Volltreffer! Eine erfrischend geerdete Logik, die ich so schmerzlich bei den sogenannten Qualitätsmedien vermisse, die leider seit langem jegliche Qualität und Substanz vermissen lassen. Ihre Bitte: “Make journalism great again” kann ich nur unterschreiben und sämtlichen Redakteuren und Journalisten ans Herz legen - auf dass sie ihr Herz und ihren Verstand wieder entdecken!
An Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten: Das aktuelle Titelbild des früheren Nachrichtenmagazins “Spiegel”. Der als riesenhafter Komet mit flammendem Feuerschweif stilisierte Kopf Trumps rast, mit geöffnetem, fressbereiten Mund, auf einen winzigen kleinen Erdball zu. Überschrift: “Das Ende der Welt (wie wir sie kennen)”. Da ist jemand aber ganz schwer getroffen - und schlägt nun wild um sich! Wenn mein Vorrat an Fremdschäm-Hormonen nicht seit letztem Jahr schon aufgebraucht wäre ...
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