Volker Seitz / 21.04.2021 / 17:00 / Foto: Pixabay / 17 / Seite ausdrucken

Das Elend afrikanischer Zwangsprostituierter

Benin City im Südwesten Nigerias (nicht zu verwechseln mit dem Nachbarstaat Benin, früher Dahomey) gilt als Drehkreuz für Menschenhandel. Die meisten Opfer der Zwangsprostitution kommen aus Benin City. Einer der Gründe, weshalb junge Frauen auf Schlepper hereinfallen, ist das Elend der Familie. Sie werden gedrängt, ihre Verwandten zu unterstützen. Es lastet auf den Mädchen erheblicher Druck, für ihre in Armut lebenden Familien Geld zu verdienen.

Juju-Priester, die mit den Menschenhändlern zusammenarbeiten, nehmen den jungen Frauen vor deren Abreise einen Schwur ab, dass sie ihren neuen Arbeitgebern in Europa gehorsam sind. Oft wissen die Frauen nicht, dass sie in der Prostitution landen, sondern denken, sie würden als Kindermädchen arbeiten oder ähnliches. Man nimmt ihnen Haare ab und bewahrt sie in einem Schrein auf. Über diese Körperteile, sagt der Juju-Zauber, habe man jederzeit Zugriff auf die Person, sogar über die Kontinente hinweg. Wenn sie nicht gehorsam sind, droht den Mädchen und ihren Familien der Tod.

Joana Adesuwa Reiterer heiratete einen in Österreich lebenden Nigerianer und merkte nach kurzer Zeit, dass er mit nigerianischen Frauen aus ihrer Heimatstadt Benin City handelte. Sie fand Visa und Reisepässe, ausgestellt auf Namen, die sie kannte, mit Fotos, die nicht dazu passten. Ihr Mann brachte Mädchen nach Österreich, übergab sie der Obhut von nigerianischen Zuhälterinnen, Madames ­genannt, und schickte sie auf den Strich. Man schätzt, dass es in Europa 500.000 Zwangsprostituierte gibt, davon stammen etwa 100.000 aus Nigeria. Allein in Italien sollen rund 40.000 Prostituierte aus Nigeria leben.

Die Banden scheuen keine Gewaltanwendung und Bestechung

Nach ihrer Flucht und Scheidung lernte Reiterer einen österreichischen Mann kennen. Sie gründete den Verein „Exit“, der Frauen hilft, die Opfer von Menschenhändlern und Zwangsprostitution geworden sind. In dem Buch von Corinna Milborn und Mary Kreutzer „Ware Frau: Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa“ wurden die brutalen Lebensverhältnisse der Frauen, sei es in Benin City oder auf dem Straßenstrich in Europa, geschildert. Mit Joana Adesuwa Reiterer haben Milborn und Kreutzer teils undercover ermittelt, mutig auch in Nigeria recherchiert und neben Opfern auch Täter wie Schlepper, Freier und Beamte befragt, um verschiedene Aspekte zu eröffnen. Ihr eigenes Schicksal hat Reiterer in mehreren Büchern, zum Beispiel in „Die Wassergöttin: Wie ich den Bann des Voodoo brach“, geschildert.

Das schreckliche Geschäft mit Zwangsprostitution aus Afrika ist weiterhin ein Thema. Die F.A.Z. schrieb am 15. April 2021: „Perfides Geschäft mit schwangeren Frauen.“ Der Artikel berichtet über 387 Frauen aus Nigeria und 504 aus Ghana, allein in Bremen. Alle sind schwanger und müssen offenbar weiter Schulden bei der nigerianischen Mafia abbezahlen. Die Frauen hatten zuvor als Prostituierte in Italien gearbeitet und wurden später altersbedingt nach Deutschland weitergereicht. Die WamS ergänzte am 18. April 2021, dass die schwangeren Frauen mehrere tausend Euro an meist mittellose deutsche Männer bezahlen, die die Vaterschaft für die ungeborenen Kinder übernehmen. Auf diese Weise bekommen Mütter und Kinder ein Aufenthaltsrecht. Neben Bremen gibt es – nach Recherchen der WamS – die meisten Verdachtsfälle in Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg.

Die Banden agieren international, scheuen keine Gewaltanwendung und Bestechung. Sie erzielen hohe Gewinne mit dem Leid der Opfer und werden selten hart bestraft. Die Opfer kommen meist aus einfachen Verhältnissen und sind nicht gut ausgebildet. Juju ist ein enges soziales Netz der gegenseitigen Kontrolle, sagt die Religionswissenschaftlerin Gabriele Lademann-Priemer. Die Juju-Riten hätten eine große Suggestivkraft, und die Priester griffen tief in die Persönlichkeit der Menschen ein. Die Opfer würden manipuliert und in große Angst versetzt.


Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Foto: Pixabay

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Wolfgang Richter / 21.04.2021

Kann nicht so schlimm sein, wie beschrieben. Ich weiß, daß dies böse provokant ist und den Opfern nicht gerecht wird. Aber solange die Staatsmacht kindliche Rodler von den Pisten jagt, Schlittschuhlaufende mit dem Polizeihubschrauber von der Eisfläche treibt oder einen abklatschenden Jugendlichen in einem Hamburger Park fast mit dem Streifenwagen umfährt, um nicht verhältnismäßige und willkürliche Plandemiezwangsmaßnahmen umzusetzen, die Liste ließe sich auf Buchformat verlängern, so lange sind die Prioritäten der Staatsgewalt doch für Jedermann offen erkennbar. Und Zwangsprostitution, Zuhälterei, Menschenhandel (mit den diversen “Spielarten” der diesem Milieu zwangsläufig anhängigen Deliktsfelder) gehören offenbar nicht zu den Themen, die Priorität haben und deren Handelnde der Justiz zuzuführen wären, ggf. sie sodann aus der EU “auszuschaffen”. Dazu kommt noch, daß die entsprechenden Rechtsvorschriften vor Jahren von linksgrün ideologisierten Nichtmännern entschärft wurden, um Prostitution zu einem “normalen” Beruf zu erklären, mit der Behauptung, den in diesem Metier tätigen Frauen Gutes zu tun. Deutschland das Land der Fakten ausblendenden Phantasten.

Dirk Piller / 21.04.2021

Und noch eine kurze Ergänzung: so einen Text kann nur ein Mann schreiben (die armen werden geleckt und sind Opfer), Frauen wissen ganz genau, dass diese Frauen es auch wissen. Sie bevorzugen lieber aber die europäischen Verhältnisse. Wie gesagt: begrenztes Bis kein Mitleid, mehr Sorge um Europa

Dirk Piller / 21.04.2021

Bei Zwangsprostitution handelt es sich NICHT um Sklaverei, sondern um eine weniger schlimme Freiheitsbersubung. Sobald die Frauen zur Polizei gehen sind sie frei. Es tut mir leid, aber ich kann nur wenig Mitleid aufbringen. Und sind es wirklich Österreicher, die diese Frauen hier auf den Markt bringen? Wohl eher Afrikaner, die den ersten Zugriff nehmen.

PALLA Manfred / 21.04.2021

+ + + ZDF-Doku um 00:45 (Do) genau zum Thema - “Die Schwarze Axt - Nigerias Mafia in Deutschland” - Ob dabei auch die “Über-Population” angesprochen wird ?!? - könnte wetten: - NEIN -  ;-)

Hans-Peter Dollhopf / 21.04.2021

Bleibt mir vom Leib mit solcherlei Storys. Is ‘ne Hausnummer zu hoch für einen strukturell rassistischen AWM. Das weiß ich spätestens seit der Übersetzungsaffäre um das Gedicht “The Hill We Climb”. Sich mit dem elenden Leben von Afrikanerinnen zu befassen, bedarf fachgerechter identitätspolitischer Anleitung. Das übernehmen normalerweise Fachkräftlys Kübra Gümüşay und Hadija Haruna-Oelker. Da soll sich mal die woke Annalena ab September schlau machen. Vorab mag Helge Lindt pro forma ne Entschuldigung wegen Kolonialismus und so abdrücken.

Peter Herrmann / 21.04.2021

Die ersten den Europäern bekannte Berichte gibt es aus dem 16. Jahrhundert über grassierende Prostitution im heutigen Nigeria. Dafür, dass die Deutschen in Kamerun den Soldaten den Kontakt mit „einheimischen“ Mädchen verboten, weil man die aus Nigeria herüberschwappende Prostitution nicht haben wollte, wird ihnen posthum heute Rassismus unterstellt. Schon in den 1980ern war das Passgeschäft mit 5.000 DM sehr lukrativ und schon damals wussten Westafrikaner, ob Drogen oder Nutten, wenn es Schwierigkeiten gibt, Rassist Rassist schreien. Hier in Togo weiß eine 18jährige und ihre Freundinnen über deutsches Scheidungsrecht besser Bescheid als eine Deutsche und wie sie einen Yovo, einen Europäer, vor Ort aufs Kreuz legen können, ist hier ständiges Gespräch hier wie auch der Austausch über Telefon mit den Schwestern, die es schon geschafft haben. Sie alle kennen die Verdienstmöglichkeiten und Tarife und im GoetheInstitut ist ein hoher Frauenanteil der deutsch lernt. Gummiboote sind für Männer. Frauen bevorzugen das Flugzeug. Natürlich wird auch mal ein Dummchen hereingelegt, aber ich bin sicher, das ist eine kleine Minderheit im Geschäft. Man sollte sich die afrikanische Frau etwas weniger als Opfer und mit mehr Intelligenz denken, - dann werden nicht so viele helle Männer hereingelegt. Gruß aus Togo.

Wolfgang Kolb / 21.04.2021

@Christian Sporter Sie scheinen ja ein intimer Kenner der afrikanischen, besonders der vielfältigen nigerianischen Kultur zu sein, wo es nach Ihrem Dafürhalten höchstes Ziel eines jeden Mädchens ist, Prostituierte zu werden. Wirklich? Ich habe selten so einen Stuss aus dem Munde eines (aufgeklärten?) Menschen gehört. Noch erschreckender ist jedoch, dass BLM, Emma und Frau Schwarzer, selbsternannte Tugend- und Moralwächter, Grüne, Linke,Krawall-Antifa und Migranten-NGO’s sowie unsere selbsverliebten Kirchenfürsten auffallend schweigen. Das ist der eigentliche Skandal.

B.K.Kopp / 21.04.2021

Unser rechtlicher und politischer Ansatzpunkt ist wohl nur der deutsche Mann, der gegen Geld eine Vaterschaft anerkennt und damit der Frau Aufenthalt und Sozialleistungen ermöglicht. Es müsste sehr leicht nachzuweisen sein, dass er nicht der biologische Vater ist, und dass er die Vaterschaft nur zum Sozialbetrug und zur Verhinderung der Ausweisung der Frau anerkannt hat. In all diesen Fällen sollte also nicht nur der Mann so abgeurteilt werden, dass die Rechtsfolgen abschreckend auch auf andere wirken. Darüber hinaus natürlich die Ermittlungen der Kontakte und Netzwerke der Frau, die all dies nicht alleine machen konnte. Sie ist selbst ein bedauerliches Opfer. Täter suchen und finden !!!

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