H.J. Schellnhuber, Gründer und viele Jahre Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, tritt für ein Verbot der Inlandsflüge ein. Trotzdem kommt es vor, dass er das Flugzeug der Bahn vorzieht. Aber nur in wirklich wichtigen Fällen. Und unter bestimmten Voraussetzungen, die er definiert.
Dass Menschen, die selber gerne im Schaumwein baden, anderen zum Kaltduschen raten, ist keine neue Erkenntnis. Von Erich Honecker zum Beispiel weiß man, dass er daheim, in seiner Wandlitzer Hütte, gerne Pornos schaute, die ihm der Antiquitätendealer Schalck-Golodkowski gegen Westgeld beschafft hatte, während das gemeine Volk allenfalls Helga Hahnemanns voluminöse Polsterung im „Kessel Buntes“ bewundern durfte.
Und nun hat es Hans Joachim Schellnhuber erwischt, den „renommiertesten deutschen Klimaforscher", sofern man „renommiert“ überhaupt steigern kann, Gründer des renommierten „Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)“, Mitglied des renommierten Weltklimarates und Berater der renommierten Kanzlerin Merkel in Fragen des Klimawandels.
Schellnhuber wurde nicht in der CD-Abteilung eines Beate-Uhse-Ladens in flagranti ertappt, sondern beim Einchecken für einen Inlandsflug von Berlin nach München, was nicht weiter bemerkenswert wäre, wenn nicht ausgerechnet er, den alle respektvoll den „Klimapapst“ nennen, sich für ein Verbot von Inlandsflügen einsetzen würde.
Nur, solange es kein Verbot solcher Flüge gibt, muss er sich auch nicht daran halten. Und sollte es jemals eines geben, würde der „Klimapapst“ Mittel und Wege finden, es zu umgehen, getreu dem Spruch: Quod licet Iovi, non licet bovi. Er würde sagen, dass er „aus familiären Gründen innerhalb eines halben Tages von Potsdam nach Fürstenfeldbruck und zurück“ musste.
Mit CO2 zurück in die Zukunft
Außerdem wäre er „mit Vortrag und Podiumsdiskussion beim ‚Zukunftsforum' des bayerischen Schreinerhandwerks engagiert“ gewesen, wo er über das Thema referierte, wie man „das Baugewerbe CO₂ reduzieren und sogar CO₂ wieder aus der Atmosphäre holen kann – mit mehr Holzbau statt Stahlbeton“. Und so ein sperriges Thema lässt sich nicht per Skype, Teams oder Zoom abfeiern.
Zu seiner Entlastung würde er ferner ausführen, er sei „kein Klimaheiliger“, aber er gebe sich Mühe, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Er nutze „privat“ Ökostrom, fahre ein E-Auto und investiere „alles verfügbare Geld in die energetische Sanierung eines alten Anwesens“.
Schließlich würde er zu seiner Entlastung noch darauf hinweisen, dass „der Flugverkehr nur... für 2 bis 3 Prozent der globalen CO₂‑Emissionen verantwortlich“ ist, das „Siedlungswesen“ dagegen „für fast 40 Prozent“.
Wenn aber der ganze Flugverkehr nur für zwei bis drei Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, wie hoch wäre dann der Anteil innerdeutscher Flüge am globalen CO2-Ausstoß? Vielleicht 2 bis 3 Promille? Und was würde ein Verbot innerdeutscher Flüge dann bringen?
Dennoch würde er, H.J. Schellnhuber, „jede Petition“ zur Unterstützung der Idee unterschreiben und sich „selbstverständlich daran halten“, vorausgesetzt, „dass mehr Geld in die Schiene fließt und schnellere und vor allem zuverlässigere Hochgeschwindigkeitsverbindungen in Deutschland und Europa entstehen“.
Bis es so weit ist, wird der renommierteste deutsche Klimaforscher weiter ein Verbot der Inlandsflüge fordern, selber aber von einem Inlandsflughafen zum anderen düsen, wenn nötig auch von Münster/Osnabrück nach Rostock-Laage, um bei einem „Zukunftsforum“ der Strandkorbvermieter darüber zu referieren, wie man die Atmosphäre energetisch sanieren kann.