Henryk M. Broder / 21.07.2023 / 15:00 / Foto: Stefan Klinkigt / 37 / Seite ausdrucken

Bedeutende Heuchler und Heuchlerinnen der Gegenwart - H.J. Sch.

H.J. Schellnhuber, Gründer und viele Jahre Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, tritt für ein Verbot der Inlandsflüge ein. Trotzdem kommt es vor, dass er das Flugzeug der Bahn vorzieht. Aber nur in wirklich wichtigen Fällen. Und unter bestimmten Voraussetzungen, die er definiert.

Dass Menschen, die selber gerne im Schaumwein baden, anderen zum Kaltduschen raten, ist keine neue Erkenntnis. Von Erich Honecker zum Beispiel weiß man, dass er daheim, in seiner Wandlitzer Hütte, gerne Pornos schaute, die ihm der Antiquitätendealer Schalck-Golodkowski gegen Westgeld beschafft hatte, während das gemeine Volk allenfalls Helga Hahnemanns voluminöse Polsterung im „Kessel Buntes“ bewundern durfte.

Und nun hat es Hans Joachim Schellnhuber erwischt, den „renommiertesten deutschen Klimaforscher", sofern man „renommiert“ überhaupt steigern kann, Gründer des renommierten „Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)“, Mitglied des renommierten Weltklimarates und Berater der renommierten Kanzlerin Merkel in Fragen des Klimawandels. 

Schellnhuber wurde nicht in der CD-Abteilung eines Beate-Uhse-Ladens in flagranti ertappt, sondern beim Einchecken für einen Inlandsflug von Berlin nach München, was nicht weiter bemerkenswert wäre, wenn nicht ausgerechnet er, den alle respektvoll den „Klimapapst“ nennen, sich für ein Verbot von Inlandsflügen einsetzen würde. 

Nur, solange es kein Verbot solcher Flüge gibt, muss er sich auch nicht daran halten. Und sollte es jemals eines geben, würde der „Klimapapst“ Mittel und Wege finden, es zu umgehen, getreu dem Spruch: Quod licet Iovi, non licet bovi. Er würde sagen, dass er „aus familiären Gründen innerhalb eines halben Tages von Potsdam nach Fürstenfeldbruck und zurück“ musste.

Mit CO2 zurück in die Zukunft

Außerdem wäre er „mit Vortrag und Podiumsdiskussion beim ‚Zukunftsforum' des bayerischen Schreinerhandwerks engagiert“ gewesen, wo er über das Thema referierte, wie man „das Baugewerbe CO₂ reduzieren und sogar CO₂ wieder aus der Atmosphäre holen kann – mit mehr Holzbau statt Stahlbeton“. Und so ein sperriges Thema lässt sich nicht per Skype, Teams oder Zoom abfeiern.

Zu seiner Entlastung würde er ferner ausführen, er sei „kein Klimaheiliger“, aber er gebe sich Mühe, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Er nutze „privat“ Ökostrom, fahre ein E-Auto und investiere „alles verfügbare Geld in die energetische Sanierung eines alten Anwesens“. 

Schließlich würde er zu seiner Entlastung noch darauf hinweisen, dass „der Flugverkehr nur... für 2 bis 3 Prozent der globalen CO₂‑Emissionen verantwortlich“ ist, das „Siedlungswesen“ dagegen „für fast 40 Prozent“. 

Wenn aber der ganze Flugverkehr nur für zwei bis drei Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, wie hoch wäre dann der Anteil innerdeutscher Flüge am globalen CO2-Ausstoß? Vielleicht 2 bis 3 Promille? Und was würde ein Verbot innerdeutscher Flüge dann bringen?

Dennoch würde er, H.J. Schellnhuber, „jede Petition“ zur Unterstützung der Idee unterschreiben und sich „selbstverständlich daran halten“, vorausgesetzt, „dass mehr Geld in die Schiene fließt und schnellere und vor allem zuverlässigere Hochgeschwindigkeitsverbindungen in Deutschland und Europa entstehen“. 

Bis es so weit ist, wird der renommierteste deutsche Klimaforscher weiter ein Verbot der Inlandsflüge fordern, selber aber von einem Inlandsflughafen zum anderen düsen, wenn nötig auch von Münster/Osnabrück nach Rostock-Laage, um bei einem „Zukunftsforum“ der Strandkorbvermieter darüber zu referieren, wie man die Atmosphäre energetisch sanieren kann.

Foto: Stefan Klinkigt

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Ilona Grimm / 21.07.2023

Ach, H@rr Ostrovsky, regen Sie sich doch nicht so auf. Auch wenn dieser abscheuliche Heuchler die ganze Welt mit seinen Kippunkten terrorisiert und tyrannisiert, so weiß er doch nicht, wie nahe er selbst an einem solchen steht. Gold und Jade und andere Preziosen warten ganz bestimmt nicht auf ihn. Mich tröstet das! Schelmhubers Porträt von Stefan Klinkigt wollte ich mir auch schon mal kaufen. Aber dann dachte ich, es wäre Masochismus, es in meine schöne Wohnung zu hängen. Und im Gästeklo ist kein Platz mehr dafür, da hängen schon andere…

Werner Geiselhart / 21.07.2023

Na ja, ein Papst ist er nicht, es kann ja nur einen geben, und der Job ist schon vergeben. Aber ein Heiliger ist er schon, wenn auch nur ein Scheinheiliger. Doch diese Berufung füllt er voll und ganz aus, der Klimaschlingel.

T. Henrich / 21.07.2023

Das ist ja witzig, denn am Anfang des Jahres hat Hr. S. noch vorgeschlagen, dass man den Normalsterblichen ein CO2-Kontingent pro Jahr aufoktroyieren solle: 3 t/(a*cpt), das wär’s dann… Wenn das Ganze nicht so zum Heulen wäre, könnte man bei diesem Pseudowissenschaftler eine ganz große mentale Dysfunktionalität beim Abgleich “Realität - eigene Wahnvorstellung” diagnostizieren.

Bertram Scharpf / 21.07.2023

Hoffentlich geht der Planet bald vollends den Bach runter. Dann sind solche Leute wenigstens auch weg.

Harald Hotz / 21.07.2023

Der Herr Schellnhuber ist halt doch ein Schelm! Wahrscheinlich haben bisher in der modernen Wissenschaftsgeschichte nur wenige auf Basis von so viel Phantasie Karriere gemacht.

Wilhelm Lohmar / 21.07.2023

Herr Broder, wie können Sie sich nur an diesem Leuchtturm der Weltrettung vergreifen? Schließlich ist Prof. Schellnhuber doch der Gröklaz, der größte Klimaexperte aller Zeiten.

Robert Korn / 21.07.2023

Der Herr ist ja gar kein “Klimaforscher”. Er ist Klimafolgenforscher. Also wenn ich das recht verstehe, dann erforscht er, was aus angenommen vorausgesetzten Änderungen folgen mag. Ich finde, das eröffnet völlig neue “Forschungsfelder”. Zum Beispiel Migrationsfolgenforschung oder Inflationsfolgenforschung oder Dummheitsfolgenforschung. Das Angenehme an diesen Forschungen ist, daß das zu Erforschende an Voraussetzungen geknüpft ist, deren Ursache als gegeben und unabänderlich hingenommen wird. Da lässt sich dann gut “forschen”. Ich kann gar nicht so viel forschen, wie ich kotzen möchte…

A. Ostrovsky / 21.07.2023

Vielen Dank an Herrn Klinkigt für das Bild. Die im Text dargestellte Petitesse, dass Schellnhuber ein scheinheiliger Luftflieger ist, kann mich nicht beeindrucken. Es ist unwichtig, ob er fliegt und wohin. Sein Verbrechen ist viel größer und das begeht er fortwährend ein paar Meter über Normalnull. Wenn es Gedankenverbrecher gibt (1984), dann trifft es auf ihn zu. Er terrorisiert und tyrannisiert die ganze Welt mit seinen Kippunkten. Und er fordert für sich, als herausragender Persönlichkeit der Weltenrettung, dass er in der Sänfte getragen wird. Die Inlandsflüge sind nur ein profaner Ersatz für die Sänftentragung in Gold und Jade.

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