Henryk M. Broder / 29.01.2021 / 15:30 / Foto: Acgut.com / 64 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: C.K.

Bei der Feier zum 76. Jahrestag des Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee sagte die Holocaust-Überlebende und Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, u.a. diese Sätze: Verehrte Damen und Herren, ich stehe vor Ihnen als Mutter, Großmutter, Urgroßmutter, Münchnerin, Bayerin, Deutsche, stolze Deutsche, Europäerin, Jüdin, als Mensch... Ich bitte Sie: Passen Sie auf auf unser Land. Diese Worte richte ich explizit nicht an die ganz rechte Seite des Plenums. Ich kann nicht so tun, als kümmerte es mich nicht, dass Sie hier sitzen. Ich spreche Sie nicht pauschal an. Vielleicht ist die Eine oder der Andere noch bereit zu erkennen, an welche Tradition da angeknüpft wird. Zu den Übrigen in Ihrer Bewegung: Sie werden weiter für Ihr Deutschland kämpfen - und wir werden weiter für unser Deutschland kämpfen. Ich sage Ihnen: Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren.

Yeap! Eine schlimmere Verharmlosung derjenigen, die vor 76 Jahren "ihren Kampf" verloren haben, hat es lange nicht mehr gegeben, schon gar nicht im Hohen Haus des deutschen Volkes. Wenn die heutige AfD eine Wiedergeburt der NSDAP ist, dann war die NSDAP ein recht harmloser Haufen. Weder das Alter noch ein schweres Trauma rechtfertigen eine solche Entgleisung. 

Dass im Plenum des Bundestages die Vertreter einer Partei sitzen, die ihren Kampf erst 1989 verloren hat, die Israel dämonisiert, zum Kampf für die Befreiung Palästinas von der zionistischen Okkupation aufgerufen und Terroristen gefördert hat, die ihrerseits gestandene Judenhasser waren, das alles hat Frau Knobloch, die von ihren Freunden zärtlich "Tante Charly" gerufen wird, nicht gestört. Auch nicht, dass unter allen Gefahren, denen Juden heute ausgesetzt sind, die bedrohlichste nicht mal erwähnt wurde: die iranische A-Bombe. Wäre ja unhöflich, daran zu erinnern, wo doch der Erste Mann im Staate, der den Ayatollahs zum Jahrestag ihrer Revolution gratuliert hat, gleich neben Frau Knobloch Platz genommen hatte.

Wie nennt man so etwas? Selektive Wahrnehnung? Nein. Taktische Empörung. Nie war die deutsch-jüdische Symbiose so authentisch wie heute.

Foto: Achgut.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Hubert Bauer / 29.01.2021

Nach einem drei viertel Jahrhundert Gedenken ist Alles gesagt und zwar von Jedem. Da interessieren die sechs Mio ermordeten Juden soviel wie erfrorene Eskimos oder ertrunkene Japaner oder verhungerte afrikanische Kinder. Aber seit 2018 kann man diesen Gedenktag wunderbar instrumentalisieren um über die AfD herzuziehen.

S. Miller / 29.01.2021

Frau Knobloch hat sich ja schon des Öfteren blamiert, aber das ist doch meschugge. Was stimmt da mit der Wahrnehmung nicht? Was läuft da? Ein Wettbewerb der peinlichsten Präsidenten des ZdJ? Knobloch, Schuster…Kann mich nicht erinnern, daß Spiegel einmal sowas von sich gab. Adoptiert sie den Gysi jetzt, weil der so lieb gucken kann? Oder lädt sie den Bartsch samt Mohamed Ali für ihre Pro-Israel-Haltung zum Tee ein? Knuddeln mit Habeck und Ringelpietz mit Roth? Nee, nee, nee…..

Wiebke Ruschewski / 29.01.2021

Ich habe die wesentlichen Sätze der Knobloch-Rede erst heute morgen im Radio gehört. Der Begriff “Entgleisung” trifft es tatsächlich sehr gut. Ein Trost ist immerhin, dass man Frau Knobloch nicht unbedingt unterstellen kann, dass sie die Meinung der Mehrheit der in D lebenden Juden vertritt. Nur leider wissen das noch nicht alle. Frau Knobloch muss die AfD nicht mögen. Um sie mit der NSDAP gleichzusetzten muss man aber schon mittelgradig einen an der Waffel haben. Aber heute sind Fehltritte dieser Art ja normal und gehören quasi zum guten Ton bei öffentlichen Auftritten. Ein großes Problem sind natürlich auch die finanziellen Abhängigkeiten. Da muss man mit dem Strom schwimmen und darf den Brötchengeber nicht vergraulen. Wenn man es so sieht, war das Gesagte vielleicht sogar durchaus vernünftig.

Sebastian Weber / 29.01.2021

Peng. Das hat gesessen. Vielen Dank für Ihre klaren Worte, sehr verehrter Herr Broder.

Sabine Schönfelder / 29.01.2021

Hahahahaha, KlausD.@ Weber,.... Knobloch wäre Pelosi!! Köstlich, und assoziativ verständlich naheliegend! Zwei aufgetakelte Fregatten voller Abscheu für Meinungsabweichler. Die Masken werden modisch abgestimmt, passend zum Outfit gewählt; das Haar bitte frisch waschen und legen! Gepflegt sollte er schon wirken, der Haß, den die schicken Omis während ihrer selbstgerechten Präsentationen versprühen. Eitle Selbstgefälligkeit im Dienste politischer Agitation. Man sollte gehen, wenn es am Schönsten ist. Jetzt!

Silas Loy / 29.01.2021

Wäre die Knobloch katholisch, könnte man ihr wenigstens die Beichte empfehlen.

Karla Kuhn / 29.01.2021

Wolfgang Pfeiffer, “Wo dieser Bundespräsident dann - ansonsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufrechter Kämpfer gegen den Antisemitismus -  den Palästinenserführer Jassir Arafat, wahrscheinlich einer der schlimmsten Judenmörder nach 1945, mit einem Kranz an dessen Grabmal ehrte.  Mir ist nichts bekannt davon, dass sich Frau Knobloch nach dieser Kranzniederlegung unter Protest aus der Delegation von Steinmeier entfernt hätte:”  Aber ich bitte Sie,  dieser BP muß doch über alle Zweifel erhaben sein, was ist da schon ein “Kranz für einen Judenmörder ?” Martin Müller, absolut treffend !!

Peter Thomas / 29.01.2021

An Richard Loewe und Wolfgang Pfeiffer: herzlichen Dank!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Henryk M. Broder / 03.04.2024 / 12:00 / 120

Kein Freibrief von Haldenwang

Von „Verfassungshütern“ wie Thomas Haldenwang geht die größte Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie in unserem Land aus. Wenn die Bundesrepublik eine intakte Demokratie wäre, dann…/ mehr

Henryk M. Broder / 12.03.2024 / 14:00 / 62

Christian Wulff: Liechtenstein? Nein, danke!

Unser beliebter Ex-Präsident Christian Wulff hat Angst, Deutschland könnte auf das Niveau von Liechtenstein sinken. Das kleine Fürstentum hat auf vielen Gebieten längst die Nase…/ mehr

Henryk M. Broder / 07.03.2024 / 16:00 / 19

Aserbaidschanische Kampagne verhindert Armenien-Debatte

Eine in Berlin geplante Buchpräsentation und Diskussion über bedrohtes armenisches Kulturgut konnte aus Sicherheitsgründen nur online stattfinden. Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. (DGAP)…/ mehr

Henryk M. Broder / 04.03.2024 / 14:00 / 23

Michael Blume: Vom Zupfgeigenhansl zum Ersten Geiger?

In der Dienstzeit des Antisemitismus-Beauftragten Michael Blume hat die Zahl antisemitischer Straftaten in Baden-Württemberg erfolgreich zugenommen. Aber der Mann hat andere Sorgen. Ende Dezember letzten…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 12:15 / 35

Eilmeldung! Herr Schulz ist aufgewacht!

Im Büro der Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann war nach einem Bericht von Achgut.com die Luft heute morgen offenbar besonders bleihaltig. Richtet man…/ mehr

Henryk M. Broder / 24.02.2024 / 06:00 / 125

Frau Strack-Zimmermann hat Cojones, ist aber not amused

Es spricht für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ), dass sie mein Schaffen verfolgt. Deshalb hat sie noch eine Rechnung mit der Achse offen. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hat…/ mehr

Henryk M. Broder / 22.02.2024 / 10:00 / 80

No News aus Wolfsburg in der Tagesschau

In Wolfsburg stellt sich der VW-Chef auf die Bühne, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Die Belegschaft hat derweil andere Sorgen. Die Tagesschau meldet, auch an diesem Wochenende hätten tausende…/ mehr

Henryk M. Broder / 18.02.2024 / 11:00 / 57

Eine Humorkanone namens Strack-Zimmermann

Ja, wenn einem deutschen Politiker oder einer deutschen Politikerin nichts einfällt, irgendwas mit Juden fällt ihm/ihr immer ein. Dass immer mehr Frauen in hohe politische…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com