Sehr geehrter Herr Geißler, in das Lob des Dachdeckers stimme ich ein, studieren „musste“ ich wegen zweier linker Pfoten, was dann noch so zum Kassenarzt gereicht hat. Zu Steiners Zuordnungen von Brüderlichkeit, Gleichheit, Freiheit und den von Ihnen dazu kreierten Variationen finde ich leider keinen intellektuellen Zugang. Hurz!
Woran mag es nur liegen, dass eine ehemalige - deutlich jüngere - Kollegin von mir ihre Kinder auf die Waldorfschule geschickt hat, selbst aber nur an staatlichen Schulen unterrichtet /hat? Nun - Geld und eine sichere Pension stinken halt nicht - da kann man eben gut mit einer Doppelmoral leben.
@Harald Unger: Geschlossene Lehre. Nicht ganz falsch, gilt auch für Hegel, Marx und Augustinus: Ganz unrecht haben die alle nicht gehabt. Aber im Hinblick auf “schwärmerische” Bejahung und Unterdrückung der Schüler würde ich Ihnen auf jeden Fall widersprechen. Obwohl, shit happens everywhere. Auch der Habermassche Diskurs, auf die Schule angewendet, landet halt letztendlich in einem gewissen Bureaukratismus, wie unser ganzes System. Dagegen wollte ich eigentlich argumentieren. Nichts für ungut, Hubert Geißler
Echt witzig, das Lob des Dachdeckers, wir hatten da mal einen als Regierungschef, der konnte Millionen von Leuten seinen Namen tanzen lassen, wenn er gewollt hätte, auf deutsch und auf russisch. Aber so richtig gut war der glaube ich nicht mal auf dem Dach. Trotzdem hatte der sich häufig zu Fragen der Erziehung und Bildung geäußert, nicht wegen der Margot, sondern er hielt sich selbst für kompetent. Der Arbeitsplatz der Dachdecker ist ja immer etwas abgehoben mit einem guten Überblick, und drum ist es nicht verwunderlich, dass die sich quasi automatisch so von oben herab für kompetent halten, sei es als Bürgermeister oder Vereinsvorstand. Ich weiß nicht viel von Steiner und seinen Lehren, aber ich glaube, das war genau so ein Typ, ja genau wie Honecker einer war. Ernster möchte ich das auch nicht nehmen. Die wichtigste Lehre aus meiner eigenen Jugend und Schulzeit war für mich später, dass man auf keinen Fall zu viele Bücher lesen sollte. Das meiste, was aufgeschrieben wird von solchen Leuten, die sich für kompetent halten, sind nämlich Irrtümer. Aber an Irrtümern hat man normalerweise selber genug. Ein Beispiel dafür ist ein Buch, das hier auf der Seite beworben wird, es heißt “Verbotene Erfindungen” und ist von einem promovierten Physiker verfasst, der doch lebenslang ein Scharlatan und Schaumschläger geblieben ist. Und wenn einer immer versagt hat, das Gefühl kenne ich genau, dann muss man sich rechtzeitig fragen, ob man das gebündelte Versagen noch zu einem stolzen Preis um die Ohren gehauen bekommen möchte. Einem echten Dachdecker wäre das nicht passiert.
Bildung bringt gesellschaftlichen Aufstieg, brachte es zumindest. In meiner Familie war ich der erste der jemals aufs Gymnasium ging, Abitur machte, studierte inkl. Magister. Für mich hat es geklappt. Die Vorgängergenerationen arbeitet jedenfalls noch unter Tage, im Straßenbau, als Hilfsarbeiter… Volkschule war das Abitur des kleinen Mannes. Doch früher wurde in der Ausbildung auch gesiebt, nur die Besten kamen durch. Die “Wir sind alle Sieger”-Kultur macht letztlich alle zu Verlierern. PS.: Gilt nicht nur für mich, bei meinen Mitschülern ist es auch ziemlich gut gelaufen mit der Bildung.
Strukturell, also in der geschlossenen Lehre angelegt, ist Waldorf, mehr noch als die übrige Bildungslandschaft, eine autoritäre und kollektivistische Pädagogik, die dem Kind die individuelle Entwicklung abspricht. Was jedoch durch die schwärmerische Bejahung seitens der Eltern gut verdeckt bleibt.
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